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Wenn der Wunschcharakter nicht das gleiche Geschlecht hat wie mensch selbst, kann mittels ein paar Kniffen und Tricks die Illusion erzeugt werden, dass mensch ein anderes Geschlecht hat. Dieses sogenannte Crossplay greift dabei auf Techniken zurück, die auch trans* Personen nutzen. Ist das eine sinnvolle und respektvolle Art zu cosplayen?

Das Geschlecht ist eine Kategorie, die in unserer Welt immer noch erhebliche Teile unserer Außen- und Selbstwahrnehmung bestimmt. Gerade in Medien wird oft sehr deutlich nach Geschlecht differenziert und die Wahrnehmung weiblicher und männlicher Charaktere weicht sehr stark voneinander ab.

Doch schon die Annahme, dass es nur und ausschließlich „männlich“ und „weiblich“ gibt, ist nicht wahr. Sowohl das biologische, aber insbesondere auch das soziale Geschlecht eines Menschen muss nicht eindeutig sein und das biologische und das soziale Geschlecht können auch komplett auseinandergehen.

In der „Crossplay“ genannten Unterart des Cosplay wird mit der Überschreitung von Geschlechtergrenzen gearbeitet. Crossplay geht dabei über einfaches „Crossdressing“, also sich die Kleidung anzuziehen, die einem anderen Geschlecht zugeordnet wird, oft weit hinaus.

Wir wollen in diesem Artikel zwei Themen behandeln – einerseits, was Crossplay ausmacht, wer es in der Szene betreibt und mit welchen Motivationen. Andererseits wollen wir auch auf den Aspekt eingehen, wie trans* Personen Crossplay sehen. Schadet oder hilft Crossplay bei der Akzeptanz von trans* Personen? Hat Crossplay für trans* Cosplayer*innen eine Rolle im eigenen Leben gespielt?

Begriffserklärungen:

In diesem Artikel verwenden wir einige Begriffe, die nicht jede*r Leser*in geläufig sein müssen. Sie stammen aus der Forschung zur und aus dem etablierten Sprachgebrauch der trans* Community.

Biologisches Geschlecht: Das biologische Geschlecht ist das nach Chromosomen, Hormonproduktion und sichtbaren Geschlechtsmerkmalen am Körper feststellbare Geschlecht eines Menschen, im Englischen mit „sex“ umschrieben. Dieses wird grob in drei Kategorien eingeteilt: Weiblich, männlich oder intersex. Auch das biologische Geschlecht ist längst nicht immer eindeutig, weil es auch ein komplettes biologisches Spektrum gibt.

Soziales Geschlecht: Das soziale Geschlecht ist die mit sozialen Erwartungen verknüpfte Präsentation des Geschlechts in der Gesellschaft, im Englischen „gender“ genannt. Dieses kann in der Selbst- wie in der Fremdwahrnehmung vom biologischen Geschlecht abweichen.

Trans* Person(en) sind Menschen, bei denen das biologische Geschlecht vom sozialen Geschlecht abweicht. Trans* wird in diesem Artikel als Adjektiv verwendet.

Cis- ist eine Bezeichnung für Menschen, bei denen das soziale Geschlecht mit dem bei der Geburt zugewiesenen biologischen Geschlecht übereinstimmt. Üblicherweise in der Form „cis-Frau“ oder „cis-Mann“ gebräuchlich.

Ftm steht für „female to male“ und bezeichnet einen Menschen, der biologisch dem Geschlecht Frau zugeordnet wurde, aber eine männliche Geschlechtsdarstellung zeigt.

Mtf steht für „male to female“ und bezeichnet einen Menschen, der biologisch dem Geschlecht Mann zugeordnet wurde, aber eine weibliche Geschlechtsdarstellung zeigt.

Passing beschreibt die erfolgreiche „Verwandlung“ eines Menschen, sodass die Menschen, mit denen interagiert wird, nicht wahrnehmen, dass das biologische Geschlecht vom aktuell präsentierten sozialen Geschlecht abweicht. Die Person „geht so durch“. Viele trans* Personen legen Wert auf ein erfolgreiches Passing, damit sie im Alltag nicht zufällig mit falschen Pronomen angesprochen werden oder ihre Eigenschaft als trans* dauernd thematisiert wird.

Transition ist der Begriff, der den Prozess zur rechtlichen und ggf. körperlichen Angleichung an das soziale Geschlecht eines Menschen beschreibt. Im Rahmen der Transition lassen Menschen die Geschlechtsbezeichnung in ihren amtlichen Dokumenten ändern, nehmen oft einen dem neuen Geschlechtseintrag entsprechenden anderen Vornamen an und nehmen meist auch auf körperlicher Ebene Änderungen vor, z. B. mittels Hormontherapie und operativer Anpassung der äußeren Geschlechtsmerkmale.

Transmann ist eine Bezeichnung für einen Mann, dem bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde. Der Begriff ist teilweise umstritten, da er auch als abwertende Fremdbezeichnung benutzt wird. Der Begriff ist hier gelistet, weil er aktuell auch in amtlichen Texten in Deutschland Verwendung findet. Wir verwenden im Text trans* Mann mit trans* als Adjektiv.

Transfrau ist eine Bezeichnung für eine Frau, der bei der Geburt das männliche Geschlecht zugewiesen wurde. Der Begriff ist teilweise umstritten, da er auch als abwertende Fremdbezeichnung benutzt wird. Der Begriff ist hier gelistet, weil er aktuell auch in amtlichen Texten in Deutschland Verwendung findet. Wir verwenden im Text trans* Frau mit trans* als Adjektiv.

Da sich die rechtlichen und tatsächlichen Bedingungen für trans* Personen stetig wandeln, und die Debatten über den besten Umgang sich auch innerhalb der trans* Szene immer weiterentwickeln, können diese Begriffe, die in diesem Artikel alle wertneutral verwendet werden, ggf. in kürzerer Zeit zu unerwünschten Fremdbezeichnungen werden oder gar zur Beleidigungen absinken. Informiert euch bitte eigenständig immer wieder, welche Begriffe Betroffene in eurem Umfeld als respektvoll empfinden. Das kann auch von Person zu Person unterschiedlich sein – aber ebenso, wie es die Höflichkeit gebietet, sich den Namen eines Menschen richtig zu merken, ist es auch eine Frage der Höflichkeit, Menschen mit dem erwünschten Personalpronomen anzusprechen und ihren Wünschen nach respektvoller Sprache nach bestem Wissen nachzukommen. 

Was ist Crossplay?

Als Crossplay wird weit überwiegend eine Art des Cosplays bezeichnet, bei der das biologische Geschlecht des/der Cosplayer*in nicht mit dem biologischen oder sozialen Geschlecht des dargestellten Charakters übereinstimmt. Der davon am weitesten verbreitete Fall ist, wenn sich cis-Frauen als männliche Charaktere verkleiden.

Dabei bedienen sich viele Cosplayer*innen Methoden und „Tricks“, die auch trans* Personen nutzen: Brustabbinder (auch Englisch „Binder“ genannt), die für trans* Männer entwickelt wurden, werden inzwischen sehr häufig getragen, dazu kommt Kontur-Make-up („Contouring“), das eine andere, „männlicher“ wirkende Gesichtsform simuliert. Schulterpolster und ggf. auch weitere Polster in der Kleidung lassen die Körpersilhouette anders erscheinen. Fersenkissen („Lifts“) in den Schuhen geben unauffällig einen Zentimeter mehr Körpergröße. Und mit einem sorgfältig geknüpften Bart ist die cis-Frau hinter dem Kostüm dann kaum noch wieder zu erkennen.

Auch für die – erhebliche selteneren – cis-Männer, die weibliche Charaktere cosplayen, gibt es viele aus der Drag- und trans*-Szene übernommene Methoden. Hier spielt starkes, feminines Make-up eine besonders große Rolle, aber auch Brust-Attrappen oder künstliche Einlagen für BHs sind gebräuchliche Hilfsmittel. Zur Verstärkung des Make-ups werden teilweise auch Hautpartien im Gesicht mittels Klebestreifen etwas verzogen („Taping“), um die Gesichtskonturen noch stärker zu verändern.

Der Begriff Crossplay hat sich erst mit der Zeit im Cosplay verbreitet. In der Anfangszeit der deutschen Szene wurde diese spezifische Spielart noch nicht eigens benannt. Praktiziert wurde Crossplay aber schon sehr früh, wenngleich die Raffinesse sich wie im gesamten Cosplay seitdem immens weiterentwickelt hat.

Warum tun die das?

© Fotofänger
© Fotofänger

Für einen erheblichen Teil der Crossplayer*innen ist Crossplay eine Möglichkeit, Cosplay wunschgemäß zu betreiben. Wenn der Lieblingscharakter „zufällig“ ein anderes Geschlecht hat, ist mit Crossplay auch dieses Wunsch-Cosplay umsetzbar. Das, zusammen mit der erheblich größeren Affinität von cis-Frauen für Cosplay allgemein, erklärt auch, warum Frau-zu-Mann-Crossplay so weit verbreitet ist: Interessante Identifikationsfiguren in Medien sind immer noch zu ganz erheblichen Teilen männlich, wohingegen die Frauenfiguren häufiger platte Accessoires der männlichen Protagonisten sind. Eine cis-Frau, die (auch) Crossplay betreibt, hat eine erheblich breitere Palette interessanter Charaktere zur Auswahl.

Durch die kulturelle Abwertung von Weiblichkeit, die sich in vielen Details noch immer durch unsere Welt zieht, ist es für cis-Männer erheblich stärker mit Tabus behaftet, die Geschlechtergrenze in die andere Richtung zu überschreiten. Doch auch bei den cis-Männern, die Crossplay betreiben sind die Motivationen oft getrieben von dem Wunsch, einen Lieblingscharakter zu cosplayen und dadurch die Wertschätzung für den Charakter auszudrücken.

Und wie funktioniert das?

In den frühen Jahren der deutschen Cosplay-Szene, insbesondere in den frühen Nullerjahren, war der betriebene Aufwand noch erheblich geringer. Insgesamt war damals Cosplay in der Breite noch erheblich simpler – farblich passende Stoffe wurden zu formtechnisch ähnlich aussehenden Kleidungsstücken vernäht, bunte Perücken waren am Anfang noch so teuer und schwer zu bekommen, sodass viele Cosplayer mehr schlecht als recht mit ihren eigenen Haaren vorliebnahmen. Im frühen „Crossplay“ wurde oft nur marginal auf die Anpassung des eigenen Körpers geachtet, ein Sport-BH für etwas kleinere Brüste musste reichen, Male-Contouring war ebenso wenig verbreitet wie generell aufwendiges Make-up für Cosplay.

Das hat sich inzwischen erheblich weiterentwickelt. Crossplayer*innen haben weit überwiegend den Anspruch, dass ihre Cosplays keinen Eindruck von „Crossdressing“ erwecken, dass also ihr biologisches Geschlecht im Cosplay hinter dem dargestellten Charakter verblasst.

Dabei werden heutzutage viele Techniken aus der trans*-Szene übernommen. Im ftm-Crossplay sind Brustbinder aus trans* Shops inzwischen absolut Usus, der amerikanische Hersteller gc2b ist vielen crossplayenden Frauen ein Begriff, und neben Cosplay-spezifischen Make-up-Tutorials werden auch für die Veränderung der Gesichtskonturen mittels Contouring-Make-up Tutorials aus dem Bereich trans* benutzt. Eine nicht unerhebliche Präsenz von trans* Männern in der Community sorgt für eine recht schnelle Übernahme der Hilfsmittel von der trans*- in die Cosplay-Szene.

Generell wird hier viel auf Männerkleidung oder Männer-Schnitte zurückgegriffen, die teilweise die „weibliche“ Silhouette der Cosplayerin bereits ausreichend kaschieren, um ein „männliches“ Image des Charakters ausreichend zu stützen.

Cis-Männer, die mtf-Crossplay betreiben, greifen viel auf Referenzen aus dem Bereich Drag und trans* zurück. Gerade Drag-Queens haben eine lange Tradition im Bereich Make-up, um „männliche“ Gesichtszüge in sehr „weibliche“ zu verwandeln. Mittels Brustprothesen unterschiedlicher Art wird dann die Körpersilhouette verändert, sodass ein „weibliches“ Körperimage erscheint. Cis-Männer müssen im Bereich Schuhe und Unterwäsche öfter auf Spezialanfertigungen zurückgreifen, da es für ihre Körpermaße oft keine passenden Damenschuhe oder Damenunterwäsche gibt.

In beiden Spielarten machen sich immer mehr, aber dennoch nur ein gewisser Anteil der Cosplayer*innen die Mühe, auch „mannerisms“, die für das dargestellte Geschlecht üblich sind, anzueignen. Die meisten Crossplayer*innen sind mit einer möglichst überzeugenden Optik zufrieden, im trans* Bereich für das Passing wichtigere Dinge wie die Anpassung der Stimme, aber auch der Körpersprache, spielen eine sehr geringe Rolle. Doch gerade die Körperhaltung kann auf Fotos einen entscheidenden Unterschied ausmachen, weswegen einige Cosplayer auch hier auf Techniken, die in der trans* Szene geläufig sind, zurückgreifen.

Problematische kulturelle Aneignung?

Wie erläutert, werden viele Techniken aus der trans* Szene übernommen und angewandt. Das ist allerdings nicht ganz unumstritten – erst kürzlich hat die Fernsehshow „Queen of Drags“ immense Wellen geschlagen, weil dem Fernsehsender die Ausbeutung der Drag-Subkultur vorgeworfen wurde, da Model- und Fernsehstar Heidi Klum als cis-hetero-Frau Hauptmoderatorin und -jurorin der Show ist.

Es gibt auch in der trans* Szene Stimmen, die es kritisch sehen, dass cis-Frauen und cis-Männer die zur eigenen mentalen Stabilisierung und Vorbereitung einer Geschlechtsangleichung entwickelten Techniken der trans* Szene für ein Verkleidungs-Hobby wie Cosplay nutzen. Der Vorwurf ist dabei letztlich auch, dass cis-Frauen und cis-Männer sich eine trans* Identität temporär aneignen, ohne die vollen Konsequenzen des trans* Daseins adäquat nachfühlen zu können.

Bei der Recherche zu diesem Artikel haben wir nach Stimmen aus der Community gesucht, die uns ihre Sicht der Dinge schildern können, wie sie Crossplay persönlich empfinden und ob sie negative Erfahrungen mit Crossplayern gemacht haben.

Auf unsere Kontaktanfrage (Danke übrigens für über 100 retweets!) haben sich einige trans* Männer gemeldet, die alle selbst Cosplayer sind oder waren. Ihre Einschätzung war relativ klar: Sie alle empfinden Crossplay nicht als problematisch. Die meisten von ihnen haben vor ihrer Transition Crossplay betrieben, einige berichten auch, dass Crossplay und die Cosplay-Szene ihnen wichtige Anstöße zur eigenen Selbsterkenntnis gegeben haben, sodass ihnen bewusst wurde, dass das oft langjährige Unbehagen mit dem eigenen Körper damit zusammen hängt, dass die Bezeichnungen „weiblich“ und „Frau“ nicht zur eigenen geschlechtlichen Identität passen.

Was ebenfalls von vielen betont wurde ist, dass Crossplayer und die komplette Crossplay-Szene als aufgeschlossen und unterstützend wahrgenommen wurden. So wurde berichtet, dass die männlichen Pronomen ohne Probleme angenommen wurden, da über Nicknames und Charakternamen sowieso schon immer Akzeptanz für eine selbstgewählte Anredeform bestand. Ein anderer Gesprächspartner verwies darauf, dass der amerikanische Cosplayer und trans* Mann twinfools für ihn die entscheidenden Anstöße gab, um selbst mit der Transition zu beginnen.

Konsens aller war, dass sie persönlich bei und seit ihrem Outing in der Szene nicht trans*feindlich behandelt wurden.

Die Cosplayer, mit denen wir gesprochen haben, sehen daher keinerlei Veranlassung, die als Verbündete der trans* Community empfundenen Crossplayer negativ zu betrachten. Da sie selbst auch oft von Quellen für gute Brustbinder und anderen Techniken aus der Cosplay-Szene heraus erfahren haben, ist es für sie eine eher positive Sache, da niederschwelliger Zugang zu den Techniken und Mitteln ermöglicht wird. Ein trans* Mann, der sich gegenüber der Familie zum aktuellen Zeitpunkt nicht outen kann oder will, kann sich durch den Verweis auf Crossplay vor unerwünschten Fragen schützen, wenn z. B. ein im Internet bestellter Brustbinder in der Familienwohnung eintrifft.

Leider konnten wir bei unserer Recherche keine mit der Cosplay-Szene vertrauten trans* Frauen erreichen, die uns ihre Ansichten schildern wollten, sodass wir diese Perspektive nicht umfassend einbinden können.

Negative Erscheinungen

Leider haben unsere Gesprächspartner uns auch von ein paar negativen Begleiterscheinungen im Rahmen von Crossplay berichten müssen. Sie selbst waren dabei keine Opfer trans*feindlicher Äußerungen oder Handlungen, haben aber solche beobachten müssen. Dabei leider prominentes Phänomen: Für cis-Männer ist – auch aufgrund der gesellschaftlich verbreiteten Herabwürdigung des Weiblichen allgemein – „Crossdressing“ als Frau oft eher ein Witz als eine akzeptierte Spielart des Cosplays.

Einer unserer Gesprächspartner berichtete von einem jungen Mann, der sich einen Scherz daraus gemacht hat, ein weibliches Cosplay aus Love Live (Idol-Serie über Highschool-Schülerinnen) zu tragen. Dabei hatte er durchgehend ein Schild mit Aufschrift „It‘s a Trap!“ bei sich. „Trap“ ist ein insbesondere in Nordamerika verbreiteter Schmähbegriff für trans* Frauen, der einerseits suggeriert, trans* Frauen seien keine „echten“ Frauen und andererseits auch unterstellt, trans* Frauen würden Männer in eine „Falle“ locken. Der Begriff ist beleidigend und explizit trans*feindlich. Er wird dennoch immer wieder als vermeintlich „beschreibender“ Begriff – ähnlich dem deutschen „Transe“ – in Übersetzungen verwendet.

Unser Gesprächspartner hatte vor diesem Vorfall Kontakt zu dem jungen Mann, hat diesen danach aber abgebrochen. Die trans*feindliche Beleidigung blieb dauerhaft in Erinnerung.

An einigen Stellen, an denen wir auf mtf-Crossplayer gestoßen sind, war leider immer wieder von „Scherzen“ und „Späßen“ als Ursprung des Crossplay-Wunsches die Rede. Ähnlich wie auch bei Junggesellenabschieden Crossdressing als erniedrigender „Spaß“ eingesetzt wird, können sich offenbar viele mtf-Crossplayer initial nicht dazu durchringen, ihren Crossplay-Wunsch ernsthaft im Freundeskreis zu kommunizieren und fühlen sich gezwungen, sich davon „ironisch“ zu distanzieren.

Das offenbart leider die benannte Geringschätzung sowohl von trans* Frauen als auch cis-Frauen, denn dass ein cis-Mann nicht „ernsthaft“ wollen kann, sich auch mal als Frau zu präsentieren, sagt eine Menge aus.

Derartige Vorfälle machen – wie unser Erfahrungsbericht eindrücklich zeigt – auch einen ansonsten sehr guten Eindruck der Unterstützung für trans* Personen in der Szene schnell zunichte. Leider konnten wir keine Stimmen von trans* Frauen aus der Szene einholen, wenn sich eine von euch vom Artikel angesprochen fühlt und uns hierzu kontaktieren möchte, würden wir uns freuen!

Fazit

Als Fazit bleibt: Crossplay ist eine sehr verbreitete Spielart des Cosplays. Die besonderen Techniken, um als Crossplayer überzeugend die Darstellung eines anderen Geschlechts zu transportieren, sind inzwischen weit ausgereift und werden in der Szene auch mittels Tutorials und Workshops gerne weitergegeben.

Das Thema betrifft aber auch eine in der Vergangenheit und Gegenwart benachteiligte und verfolgte Minderheit, sodass bei der Ausübung daran gedacht werden sollte, wie man dem Thema respektvoll begegnet. Ein rücksichtsvoller Umgang mit trans* Personen schmückt da jeden Einzelnen und auch die Szene, die zum Glück bereits jetzt als trans*freundlich empfunden wird. Doch solange bestimmte Begriffe noch immer gedankenlos verwendet werden, wird immer wieder ein Klima geschaffen, das auch den noch nicht geouteten, in unserer Mitte lebenden trans* Personen ein Gefühl der Unsicherheit vermittelt.

Wer Crossplay betreibt, ist es sich selbst und der Szene schuldig, trans* Personen mit Respekt zu behandeln, sie insbesondere nicht zu beleidigen und sich offen zu zeigen für die Unterstützung ihrer Rechte.

Fotografien: Karsten Zingsheim | Fotofänger

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