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Die Charaktererstellung ist fast abgeschlossen. Werte, Ausrüstung und alles, was dazu gehört, wurden zugewiesen. Aber eines fehlt noch: der Name. Die Benennung eines neuen Charakters kann sich als schwierig erweisen. Welche Möglichkeiten gibt es, um dieses Problem zu lösen und was sollte man beachten?

Der Name eines Charakters begleitet ihn oder sie im besten Fall das ganze Abenteurerleben lang und auch darüber hinaus. Als Person, die diesen Charakter erstellt, sollte man deshalb nicht einfach leichtfertig einen Namen vergeben, sondern sich Gedanken darüber machen. Hat der Name eine tiefere Bedeutung oder ist er passend zu einer charakterlichen Eigenschaft? Es gibt viele Möglichkeiten und Wege, wie und warum man einen geeigneten Namen finden kann und sollte.

Auf das System kommt es an

Welchen Namen der Charakter am Ende erhält, hängt zum Teil von dem System ab, in dem gespielt wird. Ein John Doe passt ebenso wenig in die mittelalterliche Fantasywelt von Das Schwarze Auge, wie eine Iomel Windgeflüster in ein Cthulhu-Setting der 1920er Jahre. Auf eine gewisse Übereinstimmung mit systemeigenen Arten von Namen sollte deshalb geachtet werden. Nicht zuletzt, da es die anderen SpielerInnen immer wieder aus ihrer Immersion werfen kann, wenn sie einen der Charaktere mit einem Namen ansprechen müssen, der so gar nicht in die Welt passen will. Als Verantwortliche/r darf man sich dann nicht wundern, wenn die anderen schnell einen Spitznamen für den betreffenden Charakter finden.

Es ist also ratsam, einen für die Welt passenden Namen zu wählen. Hierzu bieten Systeme wie Das Schwarze Auge Vorschläge an, welche Namen in bestimmten Regionen der Welt üblich sind. Davon kann man sich entweder einfach einen aussuchen oder man lässt sich davon inspirieren und kreiert einen ähnlichen Namen. Vielleicht reicht es schon, nur einen Buchstaben eines vorgeschlagenen Namens zu ändern und schon hat man den passenden für den eigenen Charakter gefunden. 

Die Möglichkeiten sind vielfältig

Einen Namen zu finden, kann der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleichen. © Depositphotos | belchonock

Aber auch unabhängig vom System gibt es viele verschiedene Wege, auf denen der neue Charakter zu seinem oder ihrem Namen kommen kann. Neben den systemeigenen Namenslisten in den entsprechenden Regelbüchern gibt es im Internet Namensgeneratoren. Diese können sogar auf ein bestimmtes Rollenspielsystem ausgelegt sein, wobei sie meist noch mehr Namensvorschläge haben als die Bücher. Hier kann man sich durchklicken, bis ein Name auftaucht, der zum Charakter passt. Oder man überlässt dem Zufall die Wahl und nimmt den ersten vorgeschlagenen Namen, wobei letztere Variante dem Charakter nicht unbedingt gerecht wird. Ein bisschen mehr Mühe sollte er oder sie verdient haben. Aber vielleicht findet sich so ein Name, der im Spieler oder der Spielerin das Gefühl auslöst, dass er einfach zum Charakter passt, sei es der Klang oder welche Vokale vorhanden sind.

Aber es gibt noch viele andere Inspirationsquellen. Einen Anfang bilden Namen aus Filmen und Büchern. So kann man seinen Zwerg Gimli nennen, wie den Zwerg aus Der Herr der Ringe, oder man erhält Ideen für einen zwar ähnlich klingenden, aber zum eigenen Charakter passenderen Namen. Bei Marvel sind Charaktere mit Namen beliebt, die eine Alliteration bilden. Demnach sind die Anfangsbuchstaben von Vor- und Nachname gleich, so zum Beispiel Peter Parker alias Spider-Man oder Bruce Banner alias Hulk. Diese gleichen Anfangsbuchstaben können einem Namen einen bestimmten Klang verleihen, der dann auf diese Weise zum passenden für den eigenen Charakter wird.

Vielleicht gibt es einen Namen, der dem Spieler oder der Spielerin des neuen Charakters schon immer gut gefallen hat. Oder man nennt den Charakter beispielsweise Albert, weil man sich viel mit Albert Einstein beschäftigt hat und ihn und seine Arbeit bewundert.

Es besteht auch die Möglichkeit, dass der Charakter einen neuen Namen annehmen musste. Sei es aus Schutz oder um der Strafverfolgung zu entgehen.

Ein passender Name kann helfen, einem Charakter Persönlichkeit zu verleihen. © Depositphotos | aarrows

Zuletzt kann man sich aus anderen Sprachen bedienen, um einen Namen beispielsweise exotischer klingen zu lassen. Das funktioniert allerdings dann am besten, wenn niemand am Spieltisch die gewählte Sprache versteht. Ein Herr Malvado mag, je nach Darstellung, für die SpielerInnen nach einem mysteriösen Mann klingen. Für eine Person, die der spanischen Sprache mächtig ist, heißt er einfach nur „Herr Bösewicht“. Für Charaktere wie Elfen aus Das Schwarze Auge bietet sich ein Blick in ein Sindarin-Wörterbuch an, eine der Sprachen der Elben aus der Feder von J.R.R. Tolkien. Auch wenn man wohl besser, im Gegensatz zu Tolkien, davon absehen sollte, seinem Elf einen Namen wie den des Elbs Celeborn auf Sindarin zu geben.

Eines sollte jedoch bedacht werden: Man kann und sollte bei der Namensvergabe kreativ sein, dabei aber nicht vergessen, dass man selbst, die anderen SpielerInnen und die Spielleitung den Namen auch aussprechen können und sich merken müssen. Insbesondere Namen, die von der arabischen Sprache inspiriert sind, bestehen nicht nur aus einem Vor- und Nachnamen, sondern weisen noch einige weitere Namen auf. Auch Namen der Achaz aus Das Schwarze Auge können eine Herausforderung darstellen, wenn man sie aussprechen möchte, da die entsprechende Sprache zu großen Teilen auf Vokale verzichtet und sich fast nur der Konsonanten bedient.

Der Vorname

Mit dem Vornamen – oder Namen, falls kein Nachname existiert – identifiziert sich jede Person wahrscheinlich am meisten. Er nimmt also einen hohen Stellenwert ein und sollte gut überlegt sein. Der Vorname wird zwar von der spielenden Person des Charakters ausgewählt. Im Spiel jedoch, also für den Charakter selbst, sind meist die Eltern dafür verantwortlich. Denkbar wäre also, dass der Charakter sehr stolz auf den eigenen Vornamen ist, da er eine bestimmte Bedeutung hat. Umgekehrt kann der Charakter aber auch mit dem Namen hadern oder ihn gar verabscheuen. Ein solcher Charakter kann beispielsweise auf einen Spitznamen aus Kindertagen, einen eigens ausgedachten oder eine mögliche Kurzform des eigentlichen Namens zurückgreifen. 

Der Nachname

Die Wahl des Nachnamens erfolgt meist nach der Wahl des Vornamens. Aber andersherum kann man es auch angehen. Systeme wie Cthulhu, die auf der Erde spielen und sich ihre Geschichte teilen, können eine weitere Inspirationsquelle bieten. Denn hier ist es möglich, einen Verwandten einer berühmten Persönlichkeit zu spielen. Es sind also Nachnamen wie Disney, von Braun oder Curie denkbar. Es hängt jedoch etwas davon ab, wie realistisch eine Rollenspielrunde es haben will, da die entsprechende berühmte Persönlichkeit nie ein solches Mitglied in der Familie hatte. Auch sollte man auf das Machtverhältnis zwischen den Spielercharakteren achten. Denn die Schwester von Neil Armstrong wird auf viele NSCs eine andere Wirkung und Einfluss haben als Hugo Miller, der „einfache“ Arbeiter. Um etwas Abhilfe zu schaffen, kann ein entfernteres verwandtschaftliches Verhältnis geschaffen werden oder man sucht sich eine Persönlichkeit aus, deren Lebzeit etwas weiter in der Vergangenheit liegt. Aber ein Nachname wie Bismarck wird selbst in einem in Deutschland zur heutigen Zeit angesiedelten Setting Reaktionen hervorrufen. Diese Möglichkeit kann einen der wenigen Fälle darstellen, in denen der Name eines Charakters existiert, bevor der Charakter selbst erstellt wurde.

Eine weitere Möglichkeit für die Vergabe des Nachnamens bietet der Beruf des Charakters. Wenn die Familie seit Generationen aus Jägern besteht, dann liegt es nahe, ihnen den Nachnamen Jäger zu geben. Auch eine bestimmte charakterliche oder körperliche Eigenschaft, eine Tat aus der Vergangenheit oder der Ort der Herkunft kann, je nach System, den Nachnamen bilden: So zum Beispiel Großfuß oder Drachentöter. Eine solche Bezeichnung kann auch als Beiname verwendet werden, also „Gerund von Dunkeltann der Drachentöter“. Ebenso kann sich der Nachname verändert haben, wenn der Charakter bereits vor Beginn der Abenteurerzeit geheiratet und den Nachnamen des Partners oder der Partnerin angenommen hat. In diesem Fall kann man sich als SpielerIn Gedanken darüber machen, wie der Nachname das Charakters vor der Hochzeit lautete.

Man sieht also: Die Wahl des Namens kann durchaus zur weiteren Gestaltung des Charakterhintergrundes beitragen.

Ein kampfstarker Barbar braucht einen entsprechenden Namen. © Depositphotos | ooGleb

Kleiner Exkurs: Auch NSCs haben mehr verdient

Auch Nebencharaktere sollten ein gewisses Recht auf einen Namen haben, der mehr ist als die schon zu häufig verwendeten Alrik, John oder Jack. Diese Namen können passend sein, wenn die Gewöhnlichkeit des Charakters aufgezeigt werden soll. Aber ansonsten sollte man sich als Spielleitung etwas mehr Gedanken bei der Namensvergabe machen. Eine eingehende Beschäftigung, wie bei der Benennung eines eigenen Charakters, muss hierbei zwar nicht sein. Doch schon die Nutzung eines Namensgenerators bringt schnell eine Vielfalt von möglichen Namen zum Vorschein. Eine weitere Möglichkeit ist es, dem Charakter einen Vor- oder Nachnamen zu geben, der auf den Beruf oder ein herausstechendes Merkmal hinweist. Dies ermöglicht den SpielerInnen, sich später besser an den betreffenden NSC zu erinnern und einzuordnen, da sie den Namen mit einer weiteren Information über sie oder ihn verknüpfen können.

Falls während des Spielens ein vom Szenario nicht vorgesehener NSC auftaucht und er oder sie somit keinen Namen besitzt, kann man als Spielleitung diesem Problem vorbeugen, um nicht ratlos dort zu sitzen, sich krampfhaft einen Namen auszudenken und am Ende wird es doch wieder Jack. Eine sehr gute Möglichkeit ist es, im Vorfeld eine kleine Liste mit Namen anzufertigen, aus der man sich, wenn es nötig wird, einen aussucht.

Zu guter Letzt: Die Anrede

Ist ein passender Name schließlich gefunden, sollte man sich noch darüber Gedanken machen, wie der Charakter angesprochen werden möchte. Ist er ein offenherziger Typ, der am liebsten sofort mit allen per Du ist? Ein solcher Charakter wird sich vermutlich vorrangig mit seinem Vornamen vorstellen und auch mit diesem angesprochen werden wollen. Oder hat er schon immer ein Problem mit seinem Namen und möchte am liebsten bei seinem Spitznamen genannt werden? Dann wird er sich vermutlich nur mit diesem Spitznamen anderen Personen vorstellen oder darauf bestehen, so genannt zu werden. Vielleicht ist sie aber auch stolz auf ihren Doktortitel oder ihren geschichtsträchtigen Nachnamen. Eine solche Person wird es vorziehen, mit ihrem Nachnamen und eventuell vorhandenen Titel angeredet zu werden. Aber vielleicht ändert sich mit der Zeit ihre Einstellung und die anderen Spielercharaktere dürfen die Frau Doktor irgendwann bei ihrem Vornamen nennen.

Die Wahl eines Namens für den eigenen Charakter ist also nicht immer einfach und sollte gut überlegt sein. Aber es gibt viele Möglichkeiten, dennoch einen zu finden. Die Suche nach einem passenden Namen kann dabei durchaus Spaß machen und hat das Potenzial, etwas zur Persönlichkeit oder dem Hintergrund des Charakters beizutragen.

 

Artikelbilder: © Depositphotos | AndrewLozovyi
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Jessica Albert

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