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Würfel bilden in den meisten Pen-and-Paper-Rollenspielen einen essenziellen Bestandteil. Deshalb darf nicht vernachlässigt werden, wie man die eigenen Würfel behandelt. Ein gewisses Know-how ist unerlässlich, wenn die Spielabende durch erfolgreiche Würfelergebnisse gesegnet sein sollen. Denn glückliche Würfel sind der Weg zum Würfelglück.

Disclaimer: Dieser Artikel befasst sich auf humorvolle Art und Weise mit dem Umgang von Rollenspiel-Würfeln. Allerlei Aberglaube rund um den Würfel wird hierbei aufgegriffen und vielleicht finden sich manche hierbei wieder.

Ob W6, W20 oder W100 – Würfel sind individuell, haben gewisse Bedürfnisse und möchten entsprechend behandelt werden. Sie sind eigensinnig und können Spieler*innen bei der falschen Behandlung während des Spielens in Schwierigkeiten bringen. Wenn man jedoch weiß, wie man mit ihnen umgehen muss, dann können sie wahre Retter in der Not sein.

Würfel sind ein großer Bestandteil der meisten Pen-and-Paper-Rollenspiele. Der richtige Umgang ist daher besonders wichtig. Foto © blackregis2

Die Wahl der Würfel

Würfel ist nicht gleich Würfel, das muss allen Rollenspieler*innen vor der Anschaffung klar sein. Umso wichtiger ist es, sich vor dem Kauf einen Plan zurechtzulegen: Wofür brauche ich die Würfel? Wie viele Würfel brauche ich? Welche Würfel brauche ich? Diese Fragen müssen auf jeden Fall beantwortet werden.

Die Wahl der Würfel erfolgt nach unterschiedlichen Kriterien. Zuerst ist die persönliche Präferenz etwa für Farbe, Muster oder Material zu nennen. Ähnlich sieht es bei der charakterspezifischen Wahl aus. Hierbei werden die Würfel passend zum gespielten Charakter ausgewählt. So passen etwa Würfel in Grün- und Gelbtönen zu einem naturverbundenen Charakter oder rote Würfel zu Feuermagier*innen.

Ebenso ist es sinnvoll, für die Rolle als Spielleitung Würfel zu benutzen, die man nicht als Spieler*in verwendet. Zum einen werden an diese Würfel andere Anforderungen gestellt. Von ihnen wird häufig nicht das beste Würfelergebnis erwartet, sondern ein Ergebnis, das für den größten Spielspaß sorgt. Zum anderen werden sich die restlichen Würfel ihnen gegenüber misstrauisch verhalten und nicht mit ihnen zusammenarbeiten wollen.

Insbesondere Würfelsammler*innen besitzen mehr Würfel, als sie zum Spielen bräuchten. Wenn die Würfel nicht nur als Sammelobjekt dienen, sondern eingesetzt werden sollen, dann wird eine Lösung benötigt, bei der die Würfel nicht eifersüchtig werden. Eine Möglichkeit ist, die Würfel zufällig auszuwählen. Alternativ ist das Festlegen einer Reihenfolge denkbar. Ratsam ist außerdem ein regelmäßiges Wechseln der verwendeten Würfel, zum Beispiel an jedem neuen Spielabend.

Wenn man einen Lieblingswürfel hat, der oft verwendet wird, dann muss der Grund dafür auch für die anderen Würfel nachvollziehbar sein. Etwa, dass besagter Würfel ein Veteran ist oder besonders außergewöhnliche Leistungen erbracht hat. Dies führt dazu, dass sie ihn respektieren und nicht eifersüchtig reagieren, wenn er bevorzugt wird.

Die Auswahl an Würfeln ist groß und sollte gründlich durchdacht sein. Foto © blackregis2

Ein schlimmer Fauxpas ist es, dieselben Würfel für Rollenspielsysteme zu verwenden, deren Regeln entgegengesetzte Zahlen als besonderen Erfolg oder besonderen Misserfolg werten. Als Beispiel seien hier Das Schwarze Auge und Dungeons & Dragons genannt. Bei DSA ist eine mit einem W20 gewürfelte Eins gut und eine Zwanzig schlecht. Bei D&D ist es genau umgekehrt. Es grenzt also schon fast an Verantwortungslosigkeit, hierfür dieselben Würfel zu benutzen. Insbesondere, wenn Würfel es seit Jahren gewohnt sind, Einsen würfeln zu müssen und eine Zwanzig den*die Spieler*in verärgert. Wie kann man dann von ihnen verlangen, plötzlich das Gegenteil zu tun? Auf die Spitze wird dieser Missstand getrieben, wenn das System immer wieder gewechselt wird und die Würfel sich jedes Mal von Neuem anpassen müssen. In diesem Fall dürfen sich Spieler*innen nicht wundern, wenn die gewünschten Ergebnisse ausbleiben.

Der richtige Umgang

Neue Würfel müssen zuerst einmal eingewöhnt werden. Besonders wichtig ist dabei die Bindung an ihre*n Spieler*in. Mit dem Kauf ist man zwar Besitzer*in des Würfels, das heißt aber noch nicht, dass dieser die gewünschten Ergebnisse bringen wird. Ein erster Schritt ist das Zusammenbringen mit bereits erfahrenen Würfeln, falls vorhanden, und das am besten sowohl direkt nach dem Kauf als auch während ihrer ersten Spielabende. Auf diese Weise erfahren die Neulinge schon einmal, was von ihnen erwartet wird. Das allein genügt selbstverständlich nicht, es benötigt auch Konditionierung durch Bestärkung und Bestrafung seitens der Besitzer*innen. Ein erwünschtes Würfelergebnis wird etwa durch lobende Äußerungen zu einem positiven Erlebnis für den Würfel, das er wiederholen möchte. Weitere positive Effekte lassen sich beispielsweise durch geschicktes Präsentieren gegenüber fremden Würfeln erzielen. Dies stärkt sowohl das Selbstbewusstsein der Würfel als auch ihre Bindung zum*r Besitzer*in.

Unerwünschte Würfelergebnisse sollten zu einer Bestrafung führen. Von Beschimpfungen sei jedoch abgeraten, da Würfel sehr nachtragend sein können. Wie genau die Strafe aussieht, ist den Besitzer*innen überlassen, aber sie sollte sich danach richten, wie lange ein Würfel bereits verwendet wird. Ein neuer Würfel sollte lediglich mit Worten gemaßregelt werden. Für ältere Würfel sind auch andere Methoden denkbar, wie das Isolieren von den anderen Würfeln oder ein kurzer Aufenthalt im Gefrierfach. Dabei darf nie vergessen werden, dass man während des Rollenspiels auch immer von der Gnade der Würfel abhängig ist. Eine zu übertriebene Bestrafung ist somit nicht ratsam.

Als Spieler*in kann man den Würfeln zusätzlich helfen, ein besseres Ergebnis zu erreichen, indem man sie während des Spielens auf die unerwünschte Seite legt. Bei einem Würfel, der für DSA benutzt wird, wäre das die Zwanzig und die Eins liegt somit oben. Durch diese Methode sinken die Moleküle im Würfel nach unten, sodass er dort schwerer ist. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Würfel beim Würfeln mit der Zwanzig nach unten und der Eins nach oben landet. Zusätzlich tritt beim Würfel ein weiterer Lerneffekt ein, welche Zahlen gut und welche schlecht sind. An dieser Stelle sollte auch noch einmal klar geworden sein, warum es keine gute Idee ist einen DSA-Würfel plötzlich für D&D zu verwenden und umgekehrt.

Die Haltung

Nicht jeder Würfel kann auf die gleiche Weise gehalten werden. W6 und W20 sind recht gesellig und fühlen sich in kleineren, aber auch größeren Gruppen ihresgleichen wohl. W100 hingegen sind monogam und sollten unter keinen Umständen von ihrem Partner getrennt werden. W4, W8 und W12 sind eher einzelgängerisch veranlagt. Eine weitere Möglichkeit ist die Haltung in einem Set. Hierbei sollte aber darauf geachtet werden, dass jede Würfelart nur einmal vorhanden ist.

Unbedingt zu vermeiden ist das Halten von Würfeln unterschiedlicher Materialien in einem Behältnis. Plastik-, Holz- und Metallwürfel vertragen sich nicht sonderlich, weder beim Würfeln noch im Beutel.

Eine Unsitte, die leider immer wieder Verwendung findet, muss an dieser Stelle noch erwähnt werden: das Halten von Würfeln zusammen mit Bleistift und Radiergummi. Auch wenn alle drei Gegenstände sind, die man für das Rollenspiel braucht, so ist dies keine artgerechte Haltung für Würfel. Zusammen mit schnöden Büroutensilien eingepfercht zu sein, stellt für sie eine grobe Beleidigung dar.

Hat man dies alles beachtet, so ist die Art der Haltung fast schon egal. Wer den Würfeln jedoch ein gewisses Maß an Komfort bieten möchte, ist beispielsweise mit einem gemütlichen Würfelsäckchen besser beraten als mit einem einfachen Plastikbeutel. Auf diese Weise können die Würfel sich ausruhen und sind beim nächsten Spielabend wieder bereit für den Einsatz.

Die Haltung in einem Beutel oder Säckchen ist für Würfel besonders komfortabel. Foto © Knurrhahn

Fehler vermeiden

Wenn man nichts dafür tut, darf man nicht verwundert sein, falls die eigenen Würfel keine Höchstleistungen vollbringen. Wie bereits erwähnt, können Würfel sehr nachtragend sein. Das betrifft vor allem zwei Fehler, die immer wieder gemacht werden, obwohl sie leicht zu vermeiden sind. Da Würfel geschwätzig sind, spricht sich eine schlechte Behandlung schnell herum.

Der erste schwerwiegende Fehler ist das Fallenlassen eines Würfels, sei es aus der Hand auf den Boden oder wenn er während des Würfelns vom Tisch rollt. Jeder Würfel wird das seinem*r Spieler*in übelnehmen. Durch den Sturz werden sie desorientiert und mit dem Boden befinden sie sich in einer Umgebung, für die sie nicht geschaffen sind, wodurch ein sofortiges Unwohlsein eintritt. Als Spieler*in sollte man es in einem solchen Fall tunlichst vermeiden, das Ergebnis des auf dem Boden liegenden Würfels für gültig zu erklären.

Um diesen Fehler besser vermeiden zu können, sei das Verwenden einer Würfelunterlage oder einfach weniger ausladendes Würfeln angeraten.

Der zweite unbedingt zu vermeidende Fehler ist das Verleihen der eigenen Würfel. Dies ist insbesondere dann zu unterlassen, wenn bereits eine Bindung zu den Würfeln aufgebaut wurde. Sie werden es nicht verstehen, warum sie plötzlich verliehen werden und fühlen sich bei jeder anderen Person unwohl, die nicht ihr*e Besitzer*in ist. Da sie es übelnehmen, verliehen zu werden, führt dies zu schlechten Würfelergebnissen, sowohl bei der ihnen fremden Person als auch bei ihrem*r Besitzer*n, wenn sie wieder zurückgegeben wurden. Man sollte sich also schnell etwas einfallen lassen, um die Würfel wieder milde zu stimmen. Ein warmes Bad und das Zeigen aufrichtiger Reue wären hierbei angebracht.

Dieser Fehler kann durch das Benutzen von „wilden“ Würfeln vermieden werden. Diese Würfel haben sich nie an eine Person gebunden und lassen sich somit verleihen. Es sind zwar nur moderate Würfelergebnisse zu erwarten, aber das ist immer noch besser als die Alternative.

Weitere häufige Fehler sind das Bevorzugen einzelner Würfel ohne einen für die anderen Würfel ersichtlichen Grund, falsche Haltung oder gar das Vergessen der eigenen Würfel, sodass andere ausgeliehen werden müssen.

Würfel sollten gut behandelt werden, wenn sie Höchstleistungen vollbringen sollen. Foto © Valerii_Honcharuk

Einwürfeln – ein kontroverses Thema

Manche Spieler*innen praktizieren die Methode des Einwürfelns. Ganz banal kann es hierbei um das Warmwürfeln gehen. Die Würfel wurden eventuell etwas länger nicht mehr benutzt und müssen sich erst wieder daran gewöhnen, gewürfelt zu werden. Ein weiteres Ziel bei dieser Methode ist jedoch auch das Herauswürfeln von schlechten Würfen, bevor der Spielabend beginnt. Auf diese Weise soll die Wahrscheinlichkeit, gute Würfe zu erhalten, für die Momente steigen, in denen es wichtig ist.

Andere Spieler*innen halten nicht viel von dieser Methode. Ihr Hauptargument ist, dass man nicht unnötig und aus Spaß würfeln sollte. Zum einen ist es dann für die Würfel schwieriger zu erkennen, wann es ernst ist, zum anderen besteht die Gefahr, dass beim Einwürfeln zu viele gute Würfe verloren gehen.

Ein weiteres kontroverses Thema unter Spieler*innen ist das Benutzen eines Würfelbechers. Hierzu sei gesagt, dass man sich die Würfel dazu ganz genau aussuchen sollte. Denn nicht viele mögen es, in einem dunklen Becher wild umhergewirbelt und dann mit einem lauten Knall auf den Tisch geschleudert zu werden. Das Würfeln mit der Hand erfordert etwas mehr Koordination seitens der Spieler*innen, um die Würfel nicht vom Tisch rollen zu lassen. Trotzdem ist dieses Vorgehen in aller Regel für die Würfel angenehmer.

Schlusswort

Das Verhältnis zwischen Besitzer*in und Würfel ist ein Geben und Nehmen. Würfel tendieren zwar dazu, ihren Besitzer*innen gefallen zu wollen, aber sie sind auch edle Geschöpfe und das ist ihnen durchaus bewusst. Aus diesem Grund braucht es eine starke Bindung und ein gewisses Maß an Gegenleistungen, wenn das Würfelergebnis positiv ausfallen soll. Denn eines muss immer bedacht werden: Nicht man selbst, sondern der Würfel entscheidet das Ergebnis.

Artikelbilder: © aelice, © blackregis2, © Knurrhahn, © Valerii_Honcharuk | depositphotos.com
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Katrin Holst

2 Kommentare

  1. Hihi… sehr schöner Artikel!
    Mich würde nur der Einfluss anderer Mitspieler auf das Karma des eigenen Würfels interessieren. Zu häufig passiert es bei uns in einem kritischen Wurf, dass gesagt wird:
    „Jetzt nur keine 1!“
    oder
    „Bloß kein Patzer…“
    Und schwupps, es liegt die 1….

    Durch diese unheilvollen Ausrufe, Beschwörungen oder Flüche der Mitspieler scheint die sorgsame Pflege und „artgerechte“ Haltung der eigenen Würfel nutzlos zu werden.
    Kennt jemand potente Abwehrmittel gegen die Herbeirufung von so viel Pech und Unglück?

  2. Hervorragender Artikel. :D Sehr amüsant. Du bist eindeutig der Heinz Sielmann der Würfel. Jetzt wünsche ich mir eine Doku über das Leben der Würfel in freier Wildbahn, bevor sie domestiziert, gebunden und in einen Beutel mit vielen anderen Würfeln gesteckt werden.

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