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Endspurt bei Gideon Falls, der eindrucksvollen Horrorreihe von Erfolgsautor Jeff Lemire. Im fünften Band erforschen wir die Welten des Bösen, wodurch frischer Wind in die Handlung gebracht wird, ohne die Tugenden der Vorgänger zu vernachlässigen. Kann Gideon Falls abermals die Bestnote ergattern?

Jeff Lemires subtile Horror-Reihe Gideon Falls konnte bisher in allen vier Bänden überzeugen. Lemire lässt sich zu Beginn der Geschichte Zeit, die Charaktere und Handlung aufzubauen. Das Resultat ist ein Spannungsbogen, der im Laufe der Erzählung immer mehr zum Mitfiebern einlädt. In den folgenden Bänden lüftet sich schrittweise der Schleier um die Ereignisse der Schwarzen Scheune, bis die Action im vierten Teil ihren bisherigen Höhepunkt erreicht. Die Horroratmosphäre wird von Andrea Sorrentinos herausragenden Zeichnungen und der stimmungsvollen Kolorierung von Dave Stewart gestützt.

Band Fünf trägt den Titel Welten des Bösen und liefert den Auftakt zum Ende der Reihe. Werden die Held*innen dem Treiben der dunklen Macht Einhalt gebieten können?

Weiterlesen auf eigene Gefahr: Wenngleich im folgenden Kurzcheck so gut wie möglich auf Spoiler verzichtet wird, werden einige Details der bisherigen Handlung von Gideon Falls

Handlung & Charaktere

Nachdem in Das Pentoculus die Schwarze Scheune zerstört wurde, müssen sich die Protagonist*innen mit den Konsequenzen auseinandersetzen. Der scheinbare Sieg über das Böse in Form des Lachenden Mannes hat das Multiversum aus den Fugen gerissen und die tapferen Kämpfer*innen in unterschiedliche Realitäten geschleudert. So findet sich Pastor Wilfred in einer dystopischen Cyberpunk-Welt, während Polizistin Clara in den Wilden Westen katapultiert wurde. Am schlimmsten hat es Angela erwischt, die in einem totalitären und brutalen Überwachungsstaat festsitzt. Was mit Norton passiert ist, kann im Moment niemand sagen.

Doch das sind nicht einmal die schlimmsten Neuigkeiten: Der mächtige Bösewicht wurde mitnichten besiegt, sondern kann nach der Zerstörung der Scheune vollends die Macht über die verschiedenen Welten von Gideon Falls erlangen. Mit Schrecken müssen Fred, Clara und Angela feststellen, dass ihre neuen Welten überrannt zu werden drohen, und nach einer Lösung gegen die Finsternis suchen.

Welten des Bösen liefert genau ab, was man sich anhand des Titels versprechen kann. Nachdem der große Feind in den bisherigen Bänden im Verborgenen agiert hat, geht der Lachende Mann nun in die Großoffensive. Seine Gegenspieler*innen müssen sich nicht nur mit den unbekannten Welten auseinandersetzen, sondern ebenso mit der zunehmenden Einflussnahme des Lachenden Mannes. Der zu Beginn der Reihe subtile Horror ist nun offensichtlich geworden, und ein wahrer Überlebenskampf beginnt.

Der Verlauf dieses fünften Bandes ist nervenaufreibend, wobei Charaktermomente in ruhigen Pausen den Protagonist*innen Tiefgang verleihen. Lemire gelingt es zudem, in all der Dunkelheit noch Hoffnung auf einen positiven Ausgang durchschimmern zu lassen. Doch bereits jetzt ist klar, dass ein Triumph am Ende einen hohen Preis fordern wird.

Zeichnungen & Kolorierung

Wie schon in den Vorgängern wird Lemires erzählerisches Geschick durch die Zeichnungen von Andrea Sorrentino und die Kolorierung von Dave Stewart harmonisch ergänzt. Ausdrucksstarke Mimik und Gestik bringen die Emotionen der Charaktere besonders gut zur Geltung.

Im Vergleich zu den ersten vier Bänden zeichnet sich Welten des Bösen durch die Vielfalt der Handlungsorte aus. Der totalitäre Überwachungsstaat, in den es Angela verschlagen hat, ist in ein permanent trübes Grau gehüllt, das lediglich von einzelnen Farbklecksen unterbrochen wird. Die meisten davon sind jedoch das Rot der Sicherheitskräfte, die mit gnadenloser Härte gegen Verstöße vorgehen. Der hell gestaltete Wilde Westen und die grelle Cyberpunk-Gesellschaft stechen farblich heraus, vermitteln aber ebenso einen verdorbenen Eindruck.

Die Quelle des Verderbens wird visuell ersichtlich, sobald die Schöpfungen des Lachenden Mannes auf die Bühne treten. Anspielungen an Zombie-Geschichten wie The Walking Dead sind offensichtlich. Andrea Sorrentino und Dave Stewart fahren die Gewalt im Vergleich zum vierten Band Das Pentoculus etwas zurück, doch blutige Momente finden sich in dieser Graphic Novel immer noch.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Splitter
  • Autor*in: Jeff Lemire
  • Zeichner*innen: Andrea Sorrentino, Dave Stewart
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Hardcover
  • Seitenanzahl: 144
  • Preis: 22,00 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Welches Lob kann ich für Gideon Falls aussprechen, das ich nicht bereits bei den Vorgängern erwähnt habe? In Welten des Bösen, dem fünften Band der Reihe, führen Lemire, Sorrentino und Stewart ihre herausragende Arbeit fort, die Gideon Falls zu einem solch wunderbaren Lesevergnügen macht.

Die Invasion der Parallelwelten von Gideon Falls durch den entfesselten Lachenden Mann stellt interessante Schauplätze vor und bringt die Bedrohung durch den Schurken auf eine neue Ebene. Lemire gelingt das Kunststück, gleichzeitig die scheinbar unaufhaltsame Macht des Bösen darzulegen und dennoch den Schimmer der Hoffnung am Leben zu erhalten. Unterstützt durch die abwechslungsreiche und atmosphärische visuelle Gestaltung des Bandes wird ein fesselndes Horrorerlebnis geschaffen.

Die Reisen nach Gideon Falls enden im Dezember 2021. Ich kann es kaum erwarten, was Das Ende bereithält.

  • Spannende neue Schauplätze bereichern die Handlung
  • Plan des Bösewichtes nimmt Gestalt an und verschärft die Spannung der Handlung
  • Abwechslungsreiche visuelle Gestaltung mit düsterem Horror-Flair
 

  • keine

 

Artikelbilder: © Splitter
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Simon Burandt
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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