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Im Kinofilm Black Adam legt sich der von Dwayne Johnson gespielte Antiheld gleich mit einem ganzen Superheld*innen-Team an. In Black Adam – Die Justice Society-Akten stellt Panini nicht nur die Justice Society, sondern auch die Hintergrundgeschichte von Black Adam vor. Lohnt sich der Blick in die Vorgeschichte des DC-Films?

Handlung

Zuerst das vielleicht Wichtigste: Black Adam – Die Justice Society-Akten enthält keine Spoiler für den von Black Adam – Finstere Herrschaft inspirierten Kinofilm. Die Geschichten geben den Charakteren Kontext und bereiten den Film vor, ohne etwas im Voraus zu verraten. Das ist um einiges besser als die Comics zu den Marvel-Filmen der letzten Jahre, die wenig mehr waren als eine bloße Zusammenfassung dieser.

Black Adam – Die Justice Society-Akten enthält insgesamt fünf Geschichten. Eine für jedes Mitglied der Justice Society, dem namensgebenden Superteam, und eine, die die Vorgeschichte von Black Adam und seinen modernen Verbündeten erzählt.

Die erste Geschichte stellt Hawkman vor. Der Mann in der geflügelten Rüstung ist ein klassischer Superheld mit Geheimidentität, der seine Heimatstadt St. Roch beschützt. Als ein Dieb aus dem St. Roch-Museum ein Artefakt stiehlt, ist er sofort zur Stelle, um die Verfolgung aufzunehmen. Diese Geschichte ist ein geradliniges, klassisches Superheld*innen-Abenteuer. Wer diesen Stil mag, wird damit sicherlich gut unterhalten. Außerdem werden hier Grundlagen für den Film gelegt: Der Dieb wurde von Intergang, der kriminellen Organisation, die im Film die Widersacher darstellt, angeheuert, um ein Artefakt aus dem magischen Metall Eternium zu stehlen, das den mythischen Volksheld des nahöstlichen Landes Kahndaq darstellt: Black Adam.

Die zweite Geschichte geht um Maxine Hunkel. Die junge Frau war ihr ganzes Leben lang Fan der Justice Society und träumt als Erwachsene immer noch davon, dem Team beizutreten. Doch auch, wenn man wie sie Superkräfte hat, ist es immer noch ein großer Schritt, eine Heldin zu werden. Maxine Hunkel, auch bekannt als Superheldin Cyclone, wird sehr sympathisch vorgestellt. Da sie als Ich-Erzählerin fungiert, kann man ihren Charakter gut nachvollziehen. Anders als der etablierte, erfahrene Held Hawkman zweifelt Maxine an sich und ist im Umgang mit ihren Kräften unerfahren. Hier werden Superheld*innen eher aus der Sicht normaler Leute gezeigt, deren Meinung zu ihnen nicht immer positiv ist.

Die dritte Geschichte um Al Rothstein kommt aus der genau entgegengesetzten Richtung. Al ist der Neffe des in Rente gegangenen Justice Society-Mitglieds Atom Smasher und will in dessen Fußstapfen treten. Übermotiviert, aber unerfahren, zieht er in einem hausgemachten Anzug als der neue Atom Smasher los, um das Verbrechen zu bekämpfen. Diese Geschichte ist ein schöner Kontrast zur zweiten. Wie Maxine idolisiert Al die Justice Society. Anders als Maxine ist er aber übermütig, überschätzt seine Kräfte und stürzt sich in den Kampf. Diese Geschichte ist daher deutlich actionlastiger.

Die vierte Geschichte um Dr. Fate zieht ganz andere Seiten auf. Kent Nelson ist ein Archäologe, der einen magischen Helm fand, der ihn zum Supermagier Dr. Fate macht. Dr. Fate ist ein Gründungsmitglied der Justice Society, nach Jahrzehnten des Kampfes aber deutlich altersmüde. Eines Tages beschwören ein paar Kinder im Spiel versehentlich einen Dämon und der alte Recke muss noch einmal ausreiten. Diese Geschichte ist tatsächlich eher ein Horrorcomic. So grausig wie bei Itô Junji geht es hier freilich nicht zu, ein deutlicher Unterschied zu den vorherigen Geschichten ist aber zu merken. Kent Nelsons Abgekämpftheit wird hier effektiv zum Ausdruck gebracht, ebenso wie der Preis, den der Helm von Nelson fordert, wenn er ihn in Dr. Fate verwandelt.

Die fünfte und letzte Geschichte spielt sich auf zwei Zeitebenen ab. Einmal wird die Vergangenheit von Black Adam gezeigt, der 2600 Jahre vor Christus in Kahndaq unter dem Namen Teth-Adam mit seinem Sohn Hurut lebt. Während Teth-Adam sich um die Sicherheit seines Sohnes sorgt, ist dieser unzufrieden mit dem tyrannischen König Ahk-Ton, der sein Volk unterdrückt. Zum anderen sieht man in der Gegenwart Adrianna Tomaz, eine Archäologie-Professorin, die im modernen Kahndaq lebt, das von der kriminellen Organisation Intergang besetzt ist. Die Geschichte wandelt geschickt zwischen zwei Graten, einer Actiongeschichte in der Gegenwart und einer eher charakterfokussierten Vergangenheit.

Insgesamt sind die Geschichten professionell gemacht. Sie sind sehr unterschiedlich, präsentieren die Charaktere und sind für sich durchaus unterhaltsam. Den Anspruch eines Vorgeschichten-Comics zum Kinofilm hat Black Adam – Die Justice Society-Akten damit sicherlich erfüllt. Darüber hinaus merkt man den Geschichten aber stark an, dass sie nur Vorgeschichten sind und die tatsächliche Geschichte, der Film, noch folgt. Black Adam – Die Justice Society-Akten ist daher nur begrenzt empfehlenswert für Leute, die den Film nicht schauen wollen.

Zeichenstil

Die fünf Geschichten wurden auch von fünf verschiedenen Zeichner*innen gezeichnet. Insgesamt liefern alle solide Arbeit ab, genretypisch farbenfrohe Superheld*innencomics. Heraus sticht zum einen Jesus Merinos‘ Dr. Fate-Geschichte, die deutlich düsterer koloriert wurde und so den Horror-Einschlag passend unterstreicht. Zum anderen Travis Mercers‘ Atom Smasher-Geschichte. Die anderen vier Zeichner*innen benutzen alle einen realistischen, gerundeten Stil, Mercer zeichnet jedoch eher von 90er-Jahre-Comics oder Mangas inspiriert eckiger und etwas stilisierter. Der Unterschied ist jedoch stilistisch, nicht qualitativ.

Dafür, dass Black Adam – Die Justice Society-Akten einen Film adaptiert, sind die Schauspieler*innen allerdings erstaunlich schlecht getroffen. Allein Dwayne Johnson als Teth-Adam/Black Adam ist eindeutig zu erkennen. Hawkman und Maxine/Cyclone sehen sich ihren Vorlagen nur in manchen Panels ähnlich und dass Dr. Fate im Film von Pierce Brosnan gespielt wird, erkennt man an den Zeichnungen nicht. Am schlimmsten ist aber Atom Smasher, der mit seinem absolut leeren Standard-Gesicht seinem Darsteller Noah Centineo überhaupt nicht ähnlich sieht.

Erscheinungsbild

Verarbeitung und Druck ist nicht zu beanstanden. Das Titelbild sieht ansprechend aus und zeigt die Justice Society sowie Black Adam aus dem Film.

© Panini Comics

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor*in(nen): Bryan Q. Miller, Cavan Scott
  • Zeichner*in(nen): Jesus Merino, Marco Santucci, Maria Laura Sanopo, Scot Eaton, Travis Mercer
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 180
  • Preis: 22 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Black Adam – Die Justice Society-Akten macht insgesamt einen guten Eindruck als Vorgeschichte zum Kinofilm. Die wichtigsten Charaktere werden eingeführt, vorgestellt und mit etwas mehr Tiefe versehen. Dazu sind die fünf Geschichten solide gezeichnet, abwechslungsreich erzählt und durchaus unterhaltsam geschrieben.

Insgesamt merkt man aber doch zu deutlich, dass Black Adam – Die Justice Society-Akten eine Vorgeschichte und kein eigenständiger Band ist. Die Geschichten sind zwar nett, aber wirklich nur Vorgeschichten. Dafür bleibt die titelgebende Justice Society auch seltsam mysteriös. Man erfährt zwar, dass es das Superheld*innenteam seit Jahrzehnten gibt und es weltweit bekannt und bewundert wird, aber nicht mehr. Es wird nicht einmal als Easter-Egg für Comic-Fans angedeutet, welche Superheld*innen außer Dr. Fate, Hawkman und dem alten Atom Smasher in der Vergangenheit Mitglieder waren. Da will DC sich wohl alles für eine mögliche Fortsetzung offenhalten.

Abschließend bleibt zu sagen, dass Black Adam – Die Justice Society-Akten seinen Job als Vorgeschichte sehr gut macht. Wer Black Adam schon gesehen hat oder noch sehen wird und etwas mehr über die Figuren erfahren will, bekommt hier genau das. Wer kein Interesse an dem Film hat, braucht hier aber nicht zuzugreifen.

  • Nette Einzelgeschichten

  • Erfüllt die Funktion, den Film zu erweitern

  • Abwechslungsreich

 

  • Sehr kurze Geschichten

  • Deutliche Vorgeschichten

  • Schauspieler*innen schlecht getroffen

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Jessica Albert
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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