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Die Jahrhundertwende winkt und mit ihr der Fortschrittsgeist, neue Errungenschaften und dank Massenproduktion Hosen und Röcke für alle! Wie schwer es aber sein kann, eine Nation zu Ruhm, Erfolg und einer Lebenserwartung älter als vierzig zu führen, möchte Victoria 3 hartgesottenen Strategie-Fans präsentieren. Diese sollten vor allem eines mitbringen: Zeit.

Wenn im heutigen Internetzeitalter die Rede von der zweiten großen industriellen Revolution ist, soll in einem verschwindend kurzen Zeitraum das Vorstellungsvermögen des Publikums für unvorstellbare Umwälzungen im eigenen Leben geöffnet werden. Das Internet, Echtzeit-Kommunikation, Automatisierung und Daten als wertvolles Gut – all diese Veränderungen schaffen global für Milliarden Menschen neue Verhältnisse, ermöglichen bis vor zwanzig Jahren noch ungeahnte Fortschritte in Kultur oder Technik und bringen ebenso zuvor unbekannte Gefahren mit sich. Ein kolossaler Wandel, dem sich niemand langfristig wirklich entziehen kann.

Mit einem Austausch unserer 00er Jahre gegen die vorherige Jahrtausendwende können die Herausforderungen, Fortschritte und Gefahren der industriellen Revolution ohne große Ergänzungen stehen bleiben – und umreißen perfekt den spannenden historischen Hintergrund vor dem Victoria 3 sein hochkomplexes Simulationsgerüst hochzieht. Denn auch das Dampfzeitalter ließ ganze Weltregionen zusammenwachsen, brachte in kürzester Zeit riesige Umbrüche für alle Bewohner*innen dieses Planeten und stellte die Menschheit vor neue Probleme und Herausforderungen. Und dieser Zeit des Umbruchs auf allen Ebenen will der neue Titel der Paradox Development Studios nun als komplexe Simulation gerecht werden, die den Spielspaß nicht aus den Augen verliert.

Die Grafik schlägt keine großen Wellen, bietet aber gute Übersicht und nette Details
Die Grafik schlägt keine großen Wellen, bietet aber gute Übersicht und nette Details

Simons zweite kleine Revolution

Dass die Titel aus dem Hause Paradox Interactive (zu?) tiefe Simulationsmonster sind, war nie ein Fehler, sondern ein Feature der Reihe und dürfte damit genauso viele Strateg*innen abgeschreckt wie Fans dauerhaft an die hauseigenen Marken gebunden haben. Wer feudale Fehden zu Zeiten der Kreuzzüge ausfechten möchte, fand ebenfalls immer eine Heimat wie galaktische Möchtegern-Imperatoren oder Feldherren in der Hearts of Iron-Reihe. Und obwohl jeder Titel eigene Schwerpunkte setzt, haben diese über die Breite dennoch viele Gemeinsamkeiten: Simuliert wird fast immer die gesamte Weltkarte, Spieler*innen werden Entscheidungen bis in kleinste Ebenen hinunter abverlangt – und der Einstieg in die Spiele-Universen ist aufgrund unzureichender Tutorials zuerst einmal ein Crash gegen die Wand. Es hilft, andere Titel aus dem Hause Paradox gespielt zu haben und doch muss man jedes Mal erneut massig Zeit und eine Faible fürs Lernen mitbringen.

Zur Einordnung, ich hatte mich bereits einmal an Hearts of Iron III versucht, nachdem ich an den Crusader Kings II krachend gescheitert war. Gelockt hatte mich letzterer mit seinem Versprechen eines Game of Thrones zum selber Intrigieren. Aufgrund des harten Einstiegs erschien Hearts of Iron III und das japanische Kaiserreich des Zweiten Weltkriegs dann aber als zugänglicher. Mit einigen Tutorial-Schleifen mehr konnte ich, in voller Konzentration auf nur einen Frontverlauf in China unter Ausblendung allen anderen Geschehens, erstmals an der Spaßoberfläche und Faszination dieser tiefen Simulationen kratzen. Bevor mir mit dem Kriegseintritt der USA die Komplexität förmlich um die Ohren flog.

Ihr seid zwar auch Bauplaner*in eurer Nation, Politik, Steuern und Gesellschaft  spielen aber eine viel größere Rolle
Ihr seid zwar auch Bauplaner*in eurer Nation, Politik, Steuern und Gesellschaft  spielen aber eine viel größere Rolle

Jahre später sollte es dann gerade Stellaris sein, welches mich zurücklocken konnte – diesmal mit externen Tutorial-Videos bewaffnet und dem Willen, in dieses faszinierende Sternenmeer und seine selbst generierten Geschichten eintauchen zu wollen. Und tatsächlich, mit genug Neustarts sowie Lesewillen konnte ich diesen Titel erstmals beherrschbar machen, wenn auch nicht in seiner vollen Tiefe meistern – was nichtsdestotrotz genügt, um in die volle Faszination der selbst erschaffenen Imperien und politischen Konflikte eintauchen zu können. Bei mir als Rezensenten handelt es sich also nicht um einen blutigen Anfänger, aber ich bin auch noch weit weg vom Paradox-Profi – wieso ist das aber für die Betrachtung von Victoria 3 so wichtig?

Aller Anfang ist abschreckend

Victoria 3 stellt nach Weltkriegen, Sternenimperien oder mittelalterlichen Intrigen diesmal die wirtschaftlichen und sozial-politischen Herausforderungen in den Mittelpunkt und dieser Fokus erschwert den Einstieg, auch für Strateg*innen mit Vorerfahrung, noch einmal deutlich. Preise für dutzende Handelswaren, vom Stahlträger über das Segelschiff bis hin zum Luxusmobiliar, werden im Sekundentakt als Weltmarkt simuliert. Bevölkerungsgemeinschaften nicht nur nach Bedürfnissen abhängig von ihrer Klasse, Religion oder Herkunft unterteilt, sondern bis auf die regionale Ebene hinunter simuliert. Selbst im überschaubaren und homogenen Schweden gibt es also nicht nur die verarmten Viehbauern als eine von zahlreichen Interessengruppen – sondern diese gleich gesondert für jede Region als eigene Bedarfsgemeinschaft, sogenannte „Pops“.

Kleine Tutorials versuchen die Flut an Fragen von Spieler*innenseite einzudämmen
Kleine Tutorials versuchen die Flut an Fragen von Spieler*innenseite einzudämmen

Die Weltkarte unterteilt sich nur auf den ersten Blick in die zu erwartenden Nationen, in den Ebenen darunter finden sich Kolonien, eingegliederte Marionettenstaaten oder Territorien, welchen geopolitisch natürlich leicht veränderte Rollen zukommen. Kolonialmacht Spanien herrscht zu Beginn des Spiels 1830 noch über die kubanischen Inseln. Frei bestimmen, Bauaufträge erteilen oder Edikte veranlassen, die zum Beispiel die Infrastruktur stärken, können Herrscher*innen über das in die Nation eingegliederte Kuba aber nicht.

Diese Liste an Verschachtelungen ließe sich noch etwas weiterführen, soll an dieser Stelle aber nur veranschaulichen wie unzugänglich sich Victoria 3 zu Beginn gibt. Wie auch in vorherigen Paradox-Titeln sollte man sich hier keine Illusionen machen, dass die rudimentären Tutorials wirklich beim Einstieg helfen, diese können nur absolute Grundlagen schaffen. Stattdessen empfiehlt das Spiel Startnationen mit eigenen Schwerpunkten, beispielsweise das schon erwähnte Schwedische Königreich oder das gebirgige Chile mit Herausforderungen an die Infrastruktur. Über Quests soll hier mit einer Stoßrichtung geholfen werden – 20 Prozent der Nation urbanisieren, eine erweiterte Technologie erforschen oder ein neues Gesetz zum Fortschritt der Gesundheitsversorgung auf den Weg bringen. Fast jeder Spielbegriff kann per Maus-Over mit einer kurzen Erklärungsbox dienen und das grundsätzliche Interface überfrachtet sich nicht, wo es kann, sondern versucht kontextabhängig alle wichtigen Informationen zu liefern, beispielsweise per Klick auf eine der eigenen Regionen.

Keine neue Erkenntnis eigentlich, aber – die Welt ist ziemlich groß. Auch in Victoria 3
Keine neue Erkenntnis eigentlich, aber – die Welt ist ziemlich groß. Auch in Victoria 3

All dies ist aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein und vieles verschließt sich sehr lange dem eigenen Verständnis. Zusammenhänge werden nur schwer erkennbar. Externe Wikis oder Tutorials aus der Community können hier ebenfalls nur abfedern. Einerseits gehen die Quests nicht weit genug, erklären Mechaniken – wie das diesmal eher rudimentäre Führen von Kriegen – nicht ausreichend. Andererseits verstecken sich wichtige Anzeiger hinter zig Verschachtelungen. Die Bedürfnisse der „Pops“ beispielsweise, entscheidend für eine blühende Nation und sprudelnde Steuereinnahmen sind hinter so vielen Menüs verborgen, dass es selbst bei ersten aufkeimenden Revolutionen schwer nachzuvollziehen ist, an welcher Stelle denn nun etwas falsch gelaufen ist, welcher Teil der Bevölkerung keine Arbeit hat, unter zu hohen Warenpreisen und warum unter Wohlstandsverlust leidet. Dies macht es leider schwierig, Victoria 3 von Anfang an zu mögen und sich vom Spiel eingeladen zu fühlen. Stattdessen fühlt man sich viel zu oft an eine Schulstunde erinnert, in der die oder der Lehrende auch auf die dritte Nachfrage keine bessere Erklärweise zur Hand hat und man selbst das Thema lieber unverstanden abhakt, als hier weiter den Unterricht aufzuhalten. Der Einstieg ist also ein ziemliches Brett, die Abschreckung groß, die Verwirrung noch größer – und doch kann Victoria 3 frustresistente und neugierige Herrscher*innen nach dem ersten Schock in seinen Bann ziehen.

Viva La Population

Einerseits ist die grafische Aufmachung für ein Globalstrategiespiel gelungen; die Grafik haut nicht vom Hocker, läuft aber auch auf älteren Setups sehr gut und zeichnet hübsche Landschaften auf die Weltkarte, verziert mit rudimentären Effekten wie dem Rauch über einer katalanischen Kohlemine. Die spartanische Weltkarte überfrachtet damit nicht noch weiter, sondern findet einen guten Kompromiss aus Übersicht und Atmosphäre, der Soundtrack lässt hier wuchtige Ohrwürmer beispielsweise eines Anno 1800 vermissen, langweilt aber auch nicht und fügt sich dezent in den Hintergrund ein. Lediglich die Soundeffekte sind zu mager. Über die kurzen Klangschnipsel für umblätternde Seite, abfeuernde Kanone oder kurzes Geplapper in der Menge beim Erlassen neuer Gesetze kommt das Spiel kaum hinaus.

Die Bedürfnisse eurer Bevölkerung entscheiden über Sieg und Niederlage – und sind nur unsäglich schwer auszumachen und zu verstehen
Die Bedürfnisse eurer Bevölkerung entscheiden über Sieg und Niederlage – und sind nur unsäglich schwer auszumachen und zu verstehen

Andererseits lockt das Spiel nach dem Durchsteigen der wichtigsten Mechaniken mit interessanten Puzzeln und rein aus der Simulation heraus entstehenden Bildern im Kopf und Herausforderungen. Der Schlüssel zum Vorankommen ist im Vergleich zu anderen Strategiespielen nicht das schlagkräftige Heer, die pralle Staatskasse oder die meisten Fischereibetriebe, sondern das Wohl der eigenen Bevölkerung. Wie auch die wirkliche industrielle Revolution durch Fortschritte bei Medizin, Nahrungsversorgung und Massenproduktion den Lebensstandard für Millionen von Menschen in ungeahnte Höhen stiegen ließ, gilt es auch in Victoria 3 die Lebenserwartung der eigenen Bürger*innen zu verlängern, niedrige Preise für Verbrauchswaren zu ermöglichen und Arbeitsplätze mit guten Löhnen zu schaffen. Diese damit verbundenen Herausforderungen stellt Victoria 3 an seine Spieler*innen und gibt freie Hand, sie zu lösen.

Für neue Gesetze müssen Interessengruppen miteinander versöhnt und gegeneinander ausgespielt werden
Für neue Gesetze müssen Interessengruppen miteinander versöhnt und gegeneinander ausgespielt werden

Alle anderen Spieleelemente werden damit zu willkommenen Erfüllungsgehilfen für diese Aufgabe. Geostrategische Interessen werden nicht im Klein-Klein geregelt, sondern als sogenanntes „Diplomatie-Spiel“ abgehandelt. Will man eine portugiesische Region seinem spanischen Königreich einverleiben, geschieht dies nicht per Kriegserklärung und Überfall. Stattdessen stellt man Forderungen, bezieht Bündnispartner mit ein und achtet auf den eigenen internationalen Ruf. Im Kriegsfall wird der Frontverlauf von den eigenen Generälen abgehandelt, abhängig von ihren Fähigkeiten, militärischerer Präsenz und Technologie. Mit dem Fokus auf Wirtschaft und Bevölkerung entfällt in Victoria 3 jedes tiefere Kampfsystem.

Auch das Einbringen neuer Gesetze zielt letztendlich auf die Verbesserung der Lebensqualität ab. Dafür müssen Interessengruppen wie Großgrundbesitzer*innen, Intellektuelle, der Klerus oder Arbeitende entweder per Dekret geschwächt oder gestärkt werden. Abhängig von den eigenen Schwerpunkten unterstützen diese neue Gesetzesvorhaben. Eine grundzuständige Krankenversorgung, welche besonders über eine neue Besteuerung für Großgrundbesitzer*innen abgebildet werden soll, wird vom Block der reichen Viehzüchter*innen kaum mitgetragen werden. Eingestreute Events geben dabei die Möglichkeit, bestimmte Strömungen zu begünstigen oder einzuschränken – der gesellschaftliche Skandal einer politischen Führungspersönlichkeit kann unter den Teppich gekehrt und der Schaden für seine Interessengruppe damit klein gehalten werden. Oder man lässt für ein tiefes Loch in der Staatskasse eine künstlerische Blütezeit durch die eigenen Lande ziehen und steigert das diplomatische Prestige der Nation. Auch hier hakt und stolpert es aber immer wieder unnötigerweise, wenn sich plötzlich ein Wert eklatant verschlechtert ohne, dass man dies spieler*innenseitig sauber nachvollziehen kann. Oder wieso hat sich der komplette Beamtenapparat der Nation plötzlich abgewandt und damit die Verwaltung der riesigen spanischen Handelsarmada lahmgelegt?

Die Weltformel(n)

Das Spielen an diesen Stellschrauben gibt Spieler*innen die Möglichkeit, die Fahrtrichtung der eigenen Nation zu bestimmen. Mit konsequentem Kurs können so Arbeiterrepubliken entstehen, tyrannische Unterdrückungssysteme oder intellektuelle Hochburgen und eben diese Freiheit ist ein großer Reiz des Spiels. Floriert das leere und verarmte Nordschweden nach dem Schaffen von Infrastruktur, Migrationsanreizen und einer weltweit konkurrenzfähigen Holz- und Viehindustrie nach vielen Spielstunden endlich, ist dies genauso der eigene Verdienst wie das Errichten eines weltweiten Handelsnetzes, das sicher und kostengünstig die gigantischen Ressourcenmenge für die eigene Industrie herankarrt und schifft. All dies geschieht zwar nur in Tabellenform und Forschungsbäumen, Warenpreise sind rote und grüne Pfeile, Gesetzeszustimmungen ein Prozentwert, aber Victoria 3 schafft es hier, in solchen Momenten grandioses Kopfkino zu erzeugen.

Gemeisterte Herausforderungen belohnt Victoria 3 mit überraschend gutem Kopfkino
Gemeisterte Herausforderungen belohnt Victoria 3 mit überraschend gutem Kopfkino

Dies kann sich stellenweise sogar zu einem unerwarteten Aha-Moment für Zusammenhänge in politischen und gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit verwandeln, den simplere Spiele wie ein Civilization oder die Anno-Reihe aufgrund ihres anderen Fokus niemals liefern könnten. Wenn der weltweite Kohlepreis durch die Decke geht, weil ein Krieg auf dem amerikanischen Kontinent – mit dem man selbst gar nichts zu tun hatte – die Nachfrage für Eisen und Stahl hat in die Höhe schießen lässt und gleichzeitig die Versorgung mit Tuch- und Kleidung zusammenbricht, sieht man sich schnell einem unlösbaren Problem gegenüber. Bestehende Bedürfnisse und geschaffene Lebensstandards der eigenen Bevölkerung können nicht einfach per Mausklick wieder ausgeschaltet, Löhne nicht flächendeckend subventioniert oder ganze Industriezweige rentabel gehalten werden. Trotz der fast gottgleichen Macht, Bauvorgänge landesweit in Auftrag geben und die eigene Regierung umbauen zu können, ist man hier als Spieler*in zum reinen Reagieren statt Agieren, zum Verwalten und Aussitzen und hoffen auf Besserung verdammt. Bis eine Krise umschifft ist und die nächste sich bereits am Horizont anbahnt. In diesen Momenten ist Victoria 3, selbst verschachtelt unter zig Tabellen und versteckt hinter schwer auffindbaren Infofenstern, mehr Geschichtenerzähler als Strategiespiel. Und bietet abseits von Unterhaltung durch strategische Herausforderungen eine kleine Leselupe, um die Geschehnisse nicht nur vor hundert Jahren, sondern auch unserer Zeit vielleicht mit einem zusätzlichen Blickwinkel für sich einzuordnen.

Die harten Fakten:

  • Entwicklerstudio: Paradox Development Studio
  • Publisher: Paradox Interactive
  • Plattform: PC
  • Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Japanisch, Koreanisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Chinesisch, Türkisch
  • Mindestanforderungen:
    • Betriebssystem: Windows® 10 Home 64 Bit
    • Prozessor: Intel® Core™ i3-3250 or AMD® FX 8370 (AVX support required)
    • Arbeitsspeicher: 8 GB RAM
    • Grafik: Nvidia® GeForce™ GTX 660 (2GB) or AMD® R7 370 (2GB) or Intel® HD Graphics 630 or AMD Radeon™ Vega 8
    • Speicherplatz: 10 GB verfügbarer Speicherplatz
  • Genre: Strategie-Simulation
  • Releasedatum: 25.10.2022
  • Spielstunden: 30
  • Spieler*innen-Anzahl: 4
  • Altersfreigabe: FSK 12
  • Preis: 49,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazonidealo, Steam, Fachhandel, MMOGA

 

Fazit

Durch komplexe Zusammenhänge, eine irrwitzige Simulationstiefe und einen bockharten Einstieg macht es Victoria 3 seiner Spieler*innenschaft schwer, den Titel für sich zu entdecken. Dass Spiele einer solchen Kragenweite mit etwas Startzeit kommen, geschenkt. Dies entschuldigt aber nicht, dass Paradox Interactive hier immer noch darauf zu vertrauen scheint, Spieler*innen werden sich schon durchbeißen und die Community das Formulieren guter Wikis und Tutorials übernehmen. Dafür wären im Spiel selbst genug Möglichkeiten, Spielende auch durch komplexere Seiten des Spiels wie das Diplomatiespiel oder die Bevölkerungsbedürfnisse zu führen. Gerade Paradox-Neulinge sollten Zeit- und Frusttoleranz hier wirklich einplanen.

Hat man es aber einmal geschafft, dieses Strategiemonster vielleicht nicht zu meistern, aber beherrschbar zu machen, öffnet sich mit den mannigfaltigen Herausforderungen der industriellen Revolution ein Zeitfenster und unverbrauchtes Szenario, welches zum stundenlangen Experimentieren einlädt. Das Drehen an zahlreichen Stellschrauben, Erlassen neuer Gesetze, Aufbau der eigenen Nation kann in den klickenden Momenten ein Kopfkino erzeugen, welches man von der hübschen, aber unaufgeregten Präsentation nicht erwarten würde. Das Spiel ist damit die Mühe zur Einarbeitung alle mal wert und dürfte mit der Wahl unterschiedlicher Nationen und der tiefen Simulation ganzer Weltmärkte und Ereignisse über zig Stunden und Partien hinweg motivieren können.

 

  • Tiefe Simulation komplexer Zusammenhänge …
  • Aufgeräumte Grafik und Menüs …
  • Herausforderungen der Welt und Wirtschaft motivieren als langfristige Knobeleien
 

  • … immer noch ohne gute Tutorials für Neueinsteiger
  • … die wichtige Informationen schwierig zu finden machen

 

Artikelbilder: © Paradox Interactive
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Denise Hollas
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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