Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

Dragon Age ist ursprünglich eine Videospielreihe. Nun erschien auf Netflix eine sechsteilige Animationsserie, die die Lücke zwischen DA: Inquisition und dem zukünftig erscheinenden DA: Dreadwolf füllen soll. Wir haben uns angeschaut, wie gut Dragon Age: Absolution funktioniert – und verraten euch, ob die Serie ein Muss für Fans ist.

Warum Dragon Age so eine gute Spielereihe ist, hat Teilzeithelden-Redakteurin Yola bereits dargelegt: Dark-Fantasy-Fans und Liebhaber*innen von guten Dialogen kommen voll auf ihre Kosten. Dragon Age: Absolution ist für Zuschauende ab 16 empfohlen – das weckt Erwartungen auf düstere Themen.

Wir haben die Serie im englischen Originalton geschaut, es existieren, wie von Netflix gewohnt, aber auch eine deutsche sowie viele weitere Übersetzungen.

Content-Warnungen

Blut, Charaktertod, Gewalt, Missbrauch, Sklaverei

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Story

Die Welt von Thedas, in der die zahlreichen Geschichten rund um das Franchise spielen, ist groß. Die Serie spielt in Tevinter, einem Ort, der Spielenden der Reihe ein altbekannter Begriff ist – obwohl die Schauplätze der Spiele sich nie bis dorthin gewagt haben. Die Ausnahme innerhalb des Franchises bildete hier bisher nur der Kurzgeschichtenband Tevinter Nights. Nichtsdestotrotz ist das Imperium seit jeher der Inbegriff für konträre Ideologien und dunkle Magie. Um diese geht es auch in Absolution.

Unsere Protagonistin Miriam muss sich in dieser Mission ihrer Vergangenheit stellen
Unsere Protagonistin Miriam muss sich in dieser Mission ihrer Vergangenheit stellen

Die Serie beginnt mit der Elfensöldnerin Miriam, die einst aus der Sklaverei in Tevinter floh. Nun will sie zusammen mit einer bunten Truppe aus anderen vom Imperium verachteten Personen einen der mächtigsten Magier des Landes ausrauben. Ganz nebenbei steht natürlich auch noch das Heil der Welt auf dem Spiel. Bereits das stilisierte Intro mit seinen Splitscreen-Elementen erzeugt Stimmung und platziert die Serie im Heist-Movie-Genre.

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Die Serie nimmt schnell an Fahrt auf, um ihre Geschichte in den 6 Folgen mit jeweils circa 30 Minuten erzählen zu können. Der Start war uns dabei ein wenig zu holprig und zu schnell. Kaum hatte die Gruppe die ersten Worte miteinander gewechselt, standen sie auch schon im Herzen des Imperiums. Dieses Erzähltempo wird im weiteren Verlauf konstant aufrechterhalten. Hier hätten ein oder zwei Folgen mehr gutgetan, um den Interaktionen auch Raum zum Atmen zu lassen.

„Absolution“ ist ein treffender Titel. Trotz der weltbewegenden Mission stehen persönliche Geschichten im Vordergrund – und die sich drastisch unterscheidenden Weltanschauungen der handelnden Figuren. Ganz wie von Dragon Age gewohnt, geht es auch um die Schattierungen zwischen Gut und Böse, Schwarz und Weiß. Wie reagieren unsere Held*innen, wenn sie merken, dass sich Abgründe auch in den eigenen Reihen auftun?

Rezaren und Tassi, die beiden Gegenspieler*innen Miriams, haben ihre eigenen Motivationen und Hürden zu meistern. Es gelingt der Serie gut, die beiden mehrdimensional zu gestalten und so aufzuzeigen, dass die dargestellte Gewalt allen Seiten schadet. Rezaren sticht als Miriams Kontrahent hervor – die zentrale Diskussion der beiden, was Privileg und Freiheit bedeutet, ist besonders gut im Script herausgearbeitet.

Rezaren und Tassia stehen auf der Seite Tevinters – und damit auf der falschen Seite?
Rezaren und Tassia stehen auf der Seite Tevinters – und damit auf der falschen Seite?

Das Ende der Serie lässt viel Raum für weitere Staffeln – der Weg unserer Held*innen ist noch nicht zu Ende. Deshalb ist positiv hervorzuheben, dass die erste Staffel trotzdem eine in sich abgeschlossene Geschichte erzählt, die uns befriedigt zurücklässt.

Anknüpfung an Dragon Age: Inquisition

Schon zu Beginn von Folge 1 wird klar, dass Absolution entweder kurz nach oder noch während den Ereignissen von Dragon Age Inquisition: Trespasser spielt. Durch Fairbanks, den wir im Spiel als Alliierten antreffen, wird die Brücke zwischen beiden Gruppen geschlagen. Ansonsten gibt es einige wenige Anspielungen auf die vergangenen Geschehnisse – ein oder zwei Cameos durften da natürlich nicht fehlen. Alles in allem lässt sich aber sagen, dass Absolution auch gut für sich allein stehen kann.

Spoilerwarnung für Dragon Age II, Absolution sowie Inquisition:Trespasser

Inwiefern Absolution auf die Geschehnisse in Dreadwolf vorbereitet, ist selbstverständlich noch nicht vorhersehbar. Nichtsdestotrotz ist uns nicht entgangen, dass sich die letzte Szene des Trespasser-DLCs auf das Tevinter-Imperium und damit unseren Serienschauplatz bezieht.

Auch Hiras Beziehungen zu dem „Crimson Knight“ lassen uns aufhorchen. Haben wir hier gegebenenfalls bereits einen Namen für einen Antagonisten, der uns im vierten Teil der Spielreihe begegnen wird? Zumindest passen einige Hinweise zusammen: Meredith Stannard, die wir als Hawke in Dragon Age II besiegen, während sie dem roten Lyrium verfällt, haben wir zuletzt in Kirkwall gesehen – Hiras Ziel. Natürlich könnte das Kreativteam hier auch auf eine zweite Staffel der Serie hinarbeiten, in der Miriam und ihre Gefährten den Crimson Knight aufhalten müssen.

Wir würden es auf jeden Fall begrüßen, die Figuren der Serie in Dreadwolf zu Gesicht zu bekommen.

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Liebe in Thedas

Miriam und Hira müssen sich ihren komplizierten Gefühlen füreinander stellen
Miriam und Hira müssen sich ihren komplizierten Gefühlen füreinander stellen

Dass mit Miriam und Hira eine queere Beziehung im Vordergrund des romantischen Subplots steht ist für Dragon Age nicht unüblich. Dennoch ist es sehr erfreulich, dass auch in diesem Medium nicht mit der diversen Ausrichtung der Reihe gebrochen wurde. Besonders gefällt uns daran, dass Miriams und Hiras gemeinsame Geschichte bereits vor den Ereignissen in Absolution begann und dass sie genauso kompliziert und nuanciert geschrieben wurde wie der Rest der Serie.

Auch der Rest der Beziehungsgeflechte, ohne an dieser Stelle spoilern zu wollen, hat uns gut gefallen.

Darsteller*innen

Die originale Besetzung der englischen Synchronsprechenden bildet ein wahres Meisterkader. Kimberly Brooks (Voltron, World of Warcraft) spielt den inneren Zwiespalt von Miriam zwischen stoischer Beherrschung und innerer Rage überzeugend. Ashley Burch (Horizon, Life is Strange) als die quirlige Qwydion sorgt dagegen als comic relief für die nötige Leichtigkeit zwischen den schwerwiegenden Ereignissen. Dass die Qunari-Magierin kaum ernste Momente hat, ist fast schon Verschwendung von Burchs Können. Matt Mercer (Critical Role, Attack on Titan) tritt gewohnt überzeugend in der Serie mit einem starken Akzent als Fairbanks auf – und mit weniger stark in Erinnerung bleibenden Stimmfarben meinen wir ihn auch in einigen Nebenrollen erkannt zu haben.

Phil Lamarr (Futurama, Star Trek) als orlaisischer Krieger Roland sowie Keston John (The Owl House) als Zwergenkrieger Lacklon nimmt man den konstanten Schlagabtausch gut ab, auch wenn beide in ihren Rollen eher im Hintergrund bleiben. Einzig Josh Keaton (Voltron, Arcane) als Magister Rezaren Ammosine fällt teilweise negativ auf, da die zumeist ruhig bleibende Stimme manchmal nicht ganz zu den starken Gesichtsausdrücken der Figur passt.

Zuletzt bleiben noch Sumalee Montano (World of Warcraft, Guild Wars 2) in der Rolle der Hira sowie Zehra Fassal (Halo, Young Justice) als Tassia erwähnt. Beide Sprecherinnen leisten solide Arbeit, die Möglichkeit zu herausragenden Momenten wird aber beiden nicht geboten.

Der Cast glänzt. Von links nach rechts: Fairbanks, Roland, Lacklon und Qwydion

Inszenierung

Die Animationen sind von dem südkoreanischen Studio Reddog Culture House. Dieses hat unter anderem auch an Witcher: Nightmare of the Wolf, ebenfalls auf Netflix, gearbeitet. Animiert wurde flüssig und konsistent, wenn auch nicht herausragend – teilweise bleiben Gesichter starr und Details ausgelassen. In einigen wenigen Momenten kann sich das Auge an bildgewaltigen Szenen erfreuen, wenn wir die Architektur Tevinters präsentiert bekommen. Schön ist, dass die Bildsprache einen hohen Wiedererkennungswert gegenüber den Spielen hat. Es wurde auch darauf geachtet, Designelemente innerhalb des Franchises konsistent zu halten – so können Spieler*innen der Videospiele sehr mit den Charakteren mitfühlen, wenn diesen ein feuerspuckender Rage-Dämon entgegentritt.

Die Musik von Penka Kouneva ist passend und unterstützt die Spannung der Serie gut. Interessant ist vorab aber vor allem, dass trotz einem solch namhaften Titel hauptsächlich eine Person die kreativen Fäden zu ziehen scheint: Mairghraed Scott (Guardians of the Galaxy, Transformers Prime), die als Regisseurin, Produzentin und Autorin der Serie auftaucht. Die Fäden in einer Hand zu belassen, erscheint uns in diesem Fall eine gute Entscheidung.

Erzählstil

Wie bereits erwähnt rast die Serie durch die Handlung und hätte gut ein paar ruhige Momente gebrauchen können, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Besonders die Charaktere bleiben dadurch etwas auf der Strecke – einzig bei Miriam ist eine klare Charakterentwicklung zu erkennen, die aber wiederum sehr vorhersehbar ist. Das hohe Erzähltempo wird unterstützt von einigen Twists, die uns tatsächlich teils überraschen konnten, ohne zu weit hergeholt zu sein. Die Spannung wird dadurch über alle sechs Folgen konstant hochgehalten.

Dank des mit dem in media res-Konzept gestalteten Plots wird teilweise mit Flashbacks gearbeitet. Diese bleiben aber zum Glück spärlich gestreut und weichen zumindest in den meisten Fällen von dem Klischee der tragischen Erinnerung ab, um stattdessen in die Handlung eingebunden zu werden.

Die harten Fakten:

  • Regie: Mairghraed Scott
  • Darsteller*in(nen): Kimberly Brooks, Ashley Burch, Zehra Fazal, Josh Keaton, Keston John, Phil Lamarr, Matt Mercer, Sumalee Montano
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Sprache: Englisch, Deutsch
  • Format: TV-Serie
  • Preis: Im Netflix-Abo enthalten
  • Bezugsquelle: Netflix

 

Fazit

Dragon Age-Fans kommen bei Dragon Age: Absolution auf ihre Kosten. Die Serie hat eine düstere Stimmung, die ihre leichten Momente braucht, um nicht zu schwer zu werden. Dabei bleibt die Handlung auf den Charakteren fokussiert und überzeugt uns mit dem, was sie erzählen will.

Dunkle Magie steht im Zentrum der Geschichte von Dragon Age: Absolution.
Dunkle Magie steht im Zentrum der Geschichte von Dragon Age: Absolution.

Das Schauspiel ist solide und lässt dank namhaftem Cast darauf hoffen, dass die Reise für unsere Held*innen fortgeführt wird. Wir wünschen uns vor allem mehr Nuancen von Qwydion, Locklan und Roland, die in dieser Staffel in den Hintergrund rücken. Ihre Sprecher*innen haben wenig Raum zur Entfaltung. Etwas mehr Erzählzeit hätte der Serie durchaus gutgetan.

Spannung wird in Absolution niemand vermissen. Ab und zu ist die Serie allerdings zu schnell und kann tiefere Momente kaum aufgreifen, bevor sich der nächste Twist anbahnt. Unsere Wertung schwankt daher zwischen 3 und 4 Punkten – wir entscheiden uns an dieser Stelle für die 4, da wir uns alles in allem gut unterhalten gefühlt haben und einer zweiten Staffel hoffnungsvoll entgegenblicken.

 

  • Starker Plot
  • Überzeugendes Schauspiel
  • Für Fans der Spielreihe gemacht
 

  • Zu hohes Erzähltempo
  • Teilweise flach bleibende Charaktere

 

Artikelbilder: © Netflix
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Rick Davids
Dieses Produkt wurde privat finanziert.

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