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Ein niedlicher Roboter auf einer großen Reise: Life of Delta von Airo Games entführt uns in eine rostig-hübsche postapokalyptische Welt. Doch die Echsenmenschen führen Böses im Schilde und haben unseren Freund Joe entführt. Kann das Spiel punkten oder geht es im Treibsand unzähliger vergleichbarer Point & Click-Adventures unter?

In einer technisierten Welt ohne Menschen landet der Service-Roboter Delta in den Klauen der boshaften Echsenmenschen und soll zusammen mit anderen ausrangierten Robotern verschrottet werden. Doch unser Freund Joe rettet Delta aus dem Säurebad und bringt ihn heim, wo er überlebensnotwendige Reparaturen durchführt.

Allerdings kommt Joe nicht ungeschoren davon – kaum hat er Delta repariert, marschieren die Echsenmenschen in sein Zuhause ein und entführen ihn. Glücklicherweise konnte er Delta zuvor noch verstecken. Nun macht sich Delta auf, seinen Retter wiederum zu befreien und schlägt sich dabei in Point & Click-Adventure-Manier durch die sandige und rostige Spielwelt. Wir haben Life of Delta auf der PlayStation 5 getestet.

Triggerwarnungen

Keine üblichen Trigger.

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Sand im Getriebe

Nachdem die Vorgeschichte in aller Kürze anhand halbwegs animierter Bilder erzählt wurde, geht es sogleich los. Bevor Delta aufbrechen kann, muss er jedoch zunächst seine Batterie laden – und sich damit seiner ersten Hürde stellen. Dazu müssen wir einen Zugang zum Strom finden. Ist das einmal geschafft, tritt Delta aus Joes Heim und findet sich in der Wüste wieder.

Die Geschichte wird in kurzen Bildsequenzen erzählt.

Nun gilt es, einen Weg aus dem sandigen Meer hinaus und zurück nach Megacity zu finden, um Joe zu retten.

Im Laufe des Abenteuers finden wir mehr über die Spielwelt heraus und erfahren, was die Echsenmenschen im Schilde führen. Dennoch ist die Story recht dünn und nicht viel mehr als ein Rahmen für das Gameplay.

 

Kein Abenteuer ohne Rätsel

Wie für ein Point & Click-Adventure üblich, ist jedes Hindernis ein kleines Rätsel, das es zu lösen gilt. Diese Rätsel bestehen daraus, die richtigen Gegenstände in der Umgebung zu finden, sie geschickt zu kombinieren und an der richtigen Stelle einzusetzen, um weiterzukommen. Die meisten Herausforderungen sind in einem Schritt überwunden, doch zwischendurch gibt es auch kleinschrittigere Fortschritte – um beispielsweise das Flugschiff zu reparieren, müssen wir uns zunächst mit dem Mechaniker, dem Chemiker und dem Spinnenroboter auseinandersetzen, der über den Schrottplatz wacht.

Wie kommen wir an das Tuch?

Die Aufgaben sind größtenteils einfach zu verstehen und erfordern selten ein besonderes Maß an Kreativität oder ausgeklügeltem Getüftel. In der Regel gibt es nicht so viele Gegenstände einzusetzen, sodass ein kurzes Ausprobieren aller Kombinationen in der Regel der schnellste Weg ist.

Herausfordernd wird es leider nur dort, wo das Spieldesign zu wünschen übrig lässt. Wie bereits erwähnt, müssen wir den Einsatz von Gegenständen nicht durch einen zusätzlichen Tastendruck bestätigen – sobald wir den Cursor mit dem Gegenstand über ein interaktives Element bewegen, wird das Ereignis ausgelöst.

Im Großen und Ganzen funktioniert das auch ganz gut – allerdings gibt es Stellen, an denen mehrere interaktive Objekte nah beieinander positioniert sind und wenn wir den Cursor auch nur ein My zu schnell bewegen, registriert das Spiel eine Interaktion mit dem falschen Element und bricht die Aktion ab. Zwar gibt es die Möglichkeit, die Cursorbewegung per Tastendruck zu verlangsamen und so gezielter vorzugehen, doch allzu oft bricht das Spiel unsere Aktionen ungebeten voreilig ab, sodass wir dann wieder ins Inventar müssen, um dort den Gegenstand auszuwählen.

Darüber hinaus gibt es einzelne Stellen in dem Spiel, wo das Spiel unvermittelt mit diesem Steuerungskonzept bricht und es dann plötzlich doch nötig wird, den Einsatz eines Gegenstands per Tastendruck zu bestätigen – beispielsweise um Schuhe anzuziehen oder einen Gegenstand zu werfen. Allerdings gibt uns das Spiel zuvor keinerlei Hinweis darauf, dass auch das eine Option sein kann und fördert damit zielloses Herumprobieren und Herumklicken – oder aufzugeben und die Lösung online nachzuschlagen.

Die Computerrätsel machen Spaß und sind herausfordernd.

Das ist umso ärgerlicher, als dass sich all diese Probleme einfach lösen ließen: Statt des automatischen Einsatzes von Gegenständen wäre hier eine klassische Bestätigung per Tastendruck wesentlich sinnvoller. Auch ein kurzes Tutorial wäre hilfreich, um auf die Idee zu kommen, dass man manche Gegenstände auch werfen kann.

Die geschlossenen Computerpuzzles sind da deutlich stärker. Hier müssen wir tatsächlich unsere Prozessoren anschalten und über die Lösung grübeln. Als besonders gut und herausfordernd sind uns die Puzzles beim Mechaniker in Erinnerung geblieben. Hier zeigen die Entwickler*innen von Airo Games ihre wahren Qualitäten.

Die Steuerung

Life of Delta steuern wir über einen Cursor. Mit diesem können wir Delta einerseits anweisen, sich an einen Ort zu bewegen, und andererseits, mit Elementen der Umgebung zu interagieren. Schwebt der Cursor über einem interaktiven Element, so gibt er uns das zu verstehen, indem er sich in ein Zahnrad verwandelt – so wissen wir, dass es hier etwas zu untersuchen gibt.

Der Cursor zeigt uns interaktive Objekte an.

Außerdem gibt es – zumindest auf der Konsolenversion – die nützliche Funktion, durch die interaktiven Objekte durchzuklicken, um Pixel-Hunting zu vermeiden. Die ist umso praktischer, da Cursorbedienung auf Konsolen immer ein bisschen umständlich ist.

Eine Besonderheit von Life of Delta: Anders als bei anderen Point & Click-Adventures müssen wir den Einsatz eines Gegenstandes nicht nochmal mit einem Tastendruck bestätigen. Sobald wir einen Gegenstand per Cursor zu einem interaktiven Element bewegen, wird das Ereignis ausgelöst.

 

Ein Roboter kommt selten allein

Über Dialoge finden wir heraus, was wir tun müssen, um unser Ziel zu erreichen.

Sein Abenteuer bestreitet Delta zwar solo, allerdings begegnet er allerlei Charakteren – vor allem einer Menge interessanter Roboter. Gleich zu Beginn stoßen wir auf einen Roboter, der uns erzählt, wohin Joe entführt wurde. Ein anderer hilft uns dabei, aus der Wüste herauszukommen. Mit den Charakteren können wir interagieren und erfahren auf diesem Wege mehr über die Spielwelt, aber auch Hinweise darauf, wie wir weiterkommen.

Zwar erteilen uns manche der Roboter auch Aufträge, allerdings sind diese Sidequests selten mehr als kurze Umwege. Insgesamt ist die Story von Life of Delta recht dünn und auch die Dialoge ändern daran nichts.

Design

Optisch ist Life of Delta ganz hübsch, lässt aber das gewisse Etwas vermissen. Die rostig-technisierte Welt ist nett, aber in keiner Weise innovativ. Generell fehlt dem Spiel in vielerlei Hinsicht ein Alleinstellungsmerkmal, das es aus der Masse an netten Point & Click-Adventures hervorhebt.

Die harten Fakten:

  • Entwicklerstudio: Airo Games
  • Publisher: Daedalic Entertainment
  • Plattform: PlayStation 5, Nintendo Switch, Linux, PC, Mac, Xbox Series
  • Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Ungarisch, Slowakisch, Russisch, Japanisch, Koreanisch, Chinesisch
  • Mindestanforderungen: Microsoft® Windows® 10 (64 Bit), Intel® Core™ i5-6500, 6 GB RAM, NVIDIA® GeForce® GTX 960, DirectX: Version 11, 6 GB verfügbarer Speicherplatz
  • Genre: Point & Click Adventure
  • Releasedatum: 13. März 2023
  • Spielstunden: 3-4
  • Spieler*innen-Anzahl: 1
  • Altersfreigabe: USK 6
  • Preis: 19,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, idealo, MMOGA

Fazit

Life of Delta ist ein Point & Click-Adventure, das in einer postapokalyptischen Welt ohne Menschen, dafür aber mit Robotern und Echsenmenschen, spielt. Wir spielen den Serviceroboter Delta, der seinen Freund Joe vor den Echsenmenschen befreien will. Dabei stolpern wir, ganz nach Point & Click-Adventure-Manier, von einer Situation in die nächste und müssen das Beste daraus machen.

Dabei gilt es einerseits, Gegenstände sinnvoll zu kombinieren, und andererseits, Computer zu bedienen, indem wir kleine, aber herausfordernde Rätsel lösen. Leider bleibt das Spiel hinter unseren Erwartungen an ein P&CA zurück. So bricht das Spiel mehrmals mit seinem eigenen Steuerkonzept, was die Rätsel erschwert – aber nicht auf gute Art. Stattdessen führt das zu ziellosem Herumgeklicke oder im schlimmsten Fall dazu, dass wir die Lösung online nachschauen. Inwiefern diese Schwächen aus der Konsolenportierung resultieren, können wir nicht beurteilen.

Die größte Stärke des Spiels sind die geschlossenen Computerrätsel, bei denen es nicht um die Anwendung von Gegenständen geht, sondern darum, die Regeln des Rätsels zu lernen und dann umzusetzen. Diese machen Spaß und sind herausfordernd. Der Rest ist leider wenig mehr als nettes Beiwerk.

Alles in allem ist Life of Delta ein nettes Point & Click-Adventure. Aufgrund seiner in vielerlei Hinsicht bedauernswerten Mittelmäßigkeit schafft es das Spiel dabei leider nicht, aus der Masse an durchschnittlichen Point & Click-Adventures herauszustechen. Mit einer Spieldauer von einer Handvoll Stunden lässt sich das Spiel zwar gut wegspielen, allerdings können wir aufgrund der genannten Schwächen keine bedingungslose Empfehlung aussprechen. Life of Delta erhält von uns drei von fünf rostigen Ersatzteilen.

  • Hübsches Design
  • Computerrätsel machen Spaß
 

  • Größtenteils schwaches Rätseldesign
  • Inkohärentes Steuerkonzept
  • Stellenweise umständliche Bedienung

 

Artikelbilder: © Airo Games
Layout und Satz: Andreas Hübner
Lektorat: Denise Hollas

Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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