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In The Atlas Six kämpfen sechs begabte Magier*innen darum, in den Bund der geheimnisvollen Bibliothek von Alexandria aufgenommen zu werden, um Macht und Wissen zu erhalten. Doch was ihnen anfangs verschwiegen wurde: Nur fünf werden überleben. Intrigen und tödliche Spiele entfalten sich zwischen den talentierten Adept*innen.

Alle zehn Jahre werden die begabtesten sechs Magier*innen auserwählt, um sich für ein Studium in der Bibliothek von Alexandria zu qualifizieren. Dabei geht es darum, das uralte Wissen der Bibliothek zu studieren und zu schützen. Von Bibliotheksvorsteher Atlas Blakely initiiert, haben die sechs Adept*innen ein Jahr lang Zeit, ehe die Auswahl der fünf ansteht, die die Aufnahme bestanden haben und ihre Ausbildung fortsetzen dürfen. Was sie jedoch nicht wissen: Nur fünf werden die Initiation überleben. Ein Spiel um Leben und Tod, voller Intrigen und um die Macht der Beeinflussung beginnt.

Triggerwarnungen

  • Krankheiten (Alkoholsucht, degenerative Erkrankung)
  • Gewalt (Manipulation, extreme Gewaltdarstellungen)
  • Body Horror (Blut)
  • Tod (Suizid, Mord)

 

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Story

The Atlas Six – Wissen ist tödlich von Olivie Blake ist ein phantastischer Roman des Subgenres Dark Academia, der seinen Schwerpunkt auf starke Persönlichkeiten, deren Entwicklung und Interaktion untereinander legt und ebenso wie We Will Give You Hell mit starken Charakterisierungen aufwartet. Er spielt in einer Welt, in der Magie zwar existiert, aber kaum als außergewöhnlich, sondern als persönliche und damit nutzbare Ressource angesehen wird. Magier*innen studieren an Universitäten und werden von Firmen an- und abgeworben.

Sechs begabte Magier*innen einer Generation, womöglich die mächtigsten ihrer Jahrgänge, werden alle zehn Jahre ausgewählt, um der Geheimgesellschaft der Alexandrinischen Bibliothek beizutreten. Innerhalb des ersten Jahres sollen sie nicht nur ihre Fähigkeiten verfeinern und Wissen studieren, sondern sich auch beweisen, denn nur fünf werden in die Geheimgesellschaft aufgenommen. Da die sechs Magier*innen somit sich nicht nur beweisen müssen, sondern auch in Konkurrenz stehen, müssen sie das tatsächliche Ausmaß ihrer jeweiligen Fähigkeiten geheim halten und sich vor Intrigen und Machenschaften ihrer Mitstudierenden in Acht nehmen.

In diesem Jahrgang werden die sechs Anwärter*innen von Atlas Blakely, dem aktuellen Vorsteher der Bibliothek, angeworben, womit sich die Bezeichnung „The Atlas Six“ erklärt. Ausgewählt wurden sechs sehr verschiedene Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen und Fertigkeiten. Am faszinierendsten ist Callum Nova, ein Empath, der Emotionen spüren und manipulieren kann. Ihm gegenüber steht Parisa Kamali, eine Telepathin, die intime Momente zur Manipulation nutzt. Tristan Caine, der Illusionen durchblicken kann, wirkt zunächst schwach im Vergleich, entdeckt im Laufe der Geschichte jedoch die tatsächlichen Möglichkeiten seiner Magie. Reina Mori ist Naturmagierin. Libby Rhodes und Nico de Varona ergänzen als Elementarist*innen die Gruppe.

Im Laufe der Geschichte werden die Beziehungen zwischen den Magier*innen komplizierter. Es gibt Freundschaften, aber auch Rivalitäten und Verrat. Geheimnisse und Motive, sodass sie kaum wissen, wem sie trauen können.

Der Wettstreit der sechs Auserwählten ist weniger körperlich geprägt, wie wir es aus Tribute von Panem kennen, sondern ein intellektuelles Spiel, das von Intrigen, Lügen und Manipulation geprägt wird. Besonders spannend ist hierbei der Ansatz der Autorin, wissenschaftliche Grundsätze in ihr Buch aufzunehmen und als Grundlage der Magie und des Handelns zu beschreiben. Die Wochen und Monate des Aufenthalts der Protagonist*innen in der Alexandrinischen Bibliothek, die derzeit in einem alten Herrenhaus in der Nähe Londons versteckt gehalten wird, sind vom Erforschen wissenschaftlicher Erkenntnisse geprägt, die mittels Magie getestet und umgesetzt werden. Eine Freude für alle Lesenden, die mit den jeweiligen Buzzwords etwas anfangen können. Ob dieser Ansatz positiv oder negativ zu bewerten ist, ruft widersprüchliche Reaktionen in der Buchszene hervor. Während einerseits die kreative Idee gelobt wird und das Widererkennen bekannter Theorien Freude hervorruft, wird andererseits kritisiert, dass die beschriebenen Theorien nur oberflächlich vorgestellt werden. Erwartet die*der Lesende kein wissenschaftliches Werk, dürfte das Positive des Ansatzes überwiegen.

Während sich der Beginn des Romans mit dem Kennenlernen der handelnden Personen beschäftigt und fließend hin zu ersten manipulativen Handlungen übergeht, steht die Spannung des Ganzen etwas zurück. Lesende der Geschichte fiebern eher mit den einzelnen Magier*innen und deren erfolgreichem Behaupten in der Gruppe mit als mit einer tatsächlich auffällig voranschreitenden Handlung.

Das Ende dahingegen bietet einige unerwartete Wendungen und Plot-Twists auf. Es wird nervenaufreibend, und die bisher eher unterschwellige Spannung wird offenkundiger. Die Ergebnisse einiger Intrigen und geheimer Pläne werden offengelegt.

Schreibstil

Olivie Blakes Stärken liegen in der Beschreibung der Charaktere, die sorgfältig und gründlich geschrieben und in komplexe Beziehungsgeflechte implementiert wurden. Die Autorin verleiht den Charakteren Kräfte, um dann die Lesenden herausfinden zu lassen, was in den Köpfen der Magier*innen passiert. Und diese Stärke, spannende Charaktere zu beschreiben, spielt sie in diesem Roman voll aus. Das Ergebnis ist spektakulär. Die Charaktere weisen eine enorme Charaktertiefe auf, sind grundverschieden und haben eigene Vorstellungen von Gut und Böse, sodass keiner der Charaktere als klassisch gut oder böse bezeichnet werden kann und widerstreitende Ansichten vorhanden sind.

Die Geschichte wird aus Sicht der sechs Hauptpersonen in der dritten Person erzählt, wobei die Perspektive zwischen ihnen regelmäßig wechselt und sogar den Bibliotheksvorsteher Atlas Blakely sowie eine weitere Person einbezieht. Auf einigen Figuren liegt hierbei jedoch der Fokus, sodass zum Beispiel mit der Elementarmagierin Libby Rhodes eher mitgefiebert wird als mit der Naturmagierin Reina Mori, über die kaum etwas bekannt ist.

Die Verflechtung der sechs Magier*innen, das beschriebene Innenleben sowie die jeweiligen Intrigen und Manipulationen machen den Roman zu einem anspruchsvollen Werk mit komplexem Aufbau. Gleichwohl kann die Geschichte aufgrund der Vielzahl verschiedener Protagonist*innen nicht als leicht bezeichnet werden und ist nicht zum Lesen „im Vorbeigehen“ geeignet.

Zur Welt selbst verrät die Autorin lediglich zu Beginn der Geschichte etwas, als die jeweiligen Kandidat*innen von Atlas aufgesucht und angeworben werden. Atlas Blakely und Libby Rhodes werden noch am Tag ihres College-Abschluss aufgesucht. Hier erfahren Lesende, dass die Hochschulen auch magische Fächer anbieten und Absolvent*innen in der freien Wirtschaft Anstellungen finden können.

Die Autorin

Olivie Blake ist das Pseudonym der amerikanischen Autorin Alexene Farol Follmuth aus Los Angeles. Sie schreibt Liebesromane sowie Romane mit phantastischem Anteil.

The Atlas Six veröffentlichte Blake zunächst im Selfpublishing 2020 über Kindle, ehe es über TikTok zur Sensation wurde. Der amerikanische Großverlag Tor Books wurde aufgrund dieses Phänomens auf sie aufmerksam und verlegte 2022 das Buch für den Printmarkt. Mittlerweile wurde das Buch in über 20 Sprachen übersetzt und veröffentlicht.

Seit diesem Erfolg gilt Olivie Blake als New York Times Bestselling-Autorin und veröffentlichte Bücher in diversen Verlagen.

Erscheinungsbild

Das Cover der deutschen Ausgabe wurde eins zu eins vom amerikanischen Original übernommen. Einzig der Untertitel „Knowledge is carnage“ wurde durch „Wissen ist tödlich“ übersetzt. Mit diesem schwarzen, recht unauffälligen Cover sticht das Buch zwischen anderen Covern nicht hervor, könnte jedoch durch sein durch TikTok bekanntes Aussehen im Verkauf punkten.

 

Die harten Fakten:

  • Verlag: FISCHER Tor
  • Autorin: Olivie Blake
  • Erscheinungsdatum: 28.09.2022
  • Sprache: Deutsch (Aus dem Amerikanischen übersetzt von Heide Franck)
  • Format: Hardcover
  • Seitenanzahl: 544
  • ISBN: 978-3596707638
  • Preis: Print (22,00 EUR) + E-Book (14,99 EUR)
  • Bezugsquelle Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

The Atlas Six – Wissen ist tödlich von Olivie Blake ist ein fesselnder phantastischer Roman, der sich auf die Charaktere und ihre Entwicklung konzentriert. Die Geschichte spielt in einer Welt, in der Magie alltäglich ist und Magier*innen an Universitäten studieren. Sechs begabte Magier*innen werden ausgewählt, um der geheimen Geheimgesellschaft der Alexandrinischen Bibliothek beizutreten. Doch sie müssen nicht nur ihre Fähigkeiten verbessern, sondern sich auch in einem Wettstreit beweisen, denn nur fünf von ihnen werden in die Gesellschaft aufgenommen.

Die Charaktere sind vielschichtig und gut ausgearbeitet. Jede*r Magier*in hat seine*ihre eigenen Fähigkeiten und Hintergründe, was zu interessanten Beziehungen und Konflikten führt. Die Autorin arbeitet eher mit subtiler Spannung, indem sie Intrigen und Manipulationen in die Handlung einbaut. Der Schreibstil ist flüssig, und die Beschreibungen der Charaktere sind detailliert und einfühlsam.

Besonders beeindruckend ist der Ansatz der Autorin, wissenschaftliche Grundsätze in die Magie einzubinden. Die Magier*innen erforschen wissenschaftliche Erkenntnisse und setzen sie mit Hilfe ihrer Magie um. Dies verleiht der Geschichte eine interessante und originelle Note.

Insgesamt ist The Atlas Six – Wissen ist tödlich ein anspruchsvoller phantastischer Roman mit komplexen Charakteren und einer spannenden Handlung. Olivie Blake hat mit diesem Buch bewiesen, dass sie eine talentierte Autorin ist, die es versteht, Lesende auch mit weniger Handlung von Anfang bis zum Ende zu fesseln.

 

  • Authentische Charaktere
  • Komplexe Beziehungen
  • Interessantes Magiekonzept

 

  • Unauffälliges Cover
  • Keine wissenschaftliche Tiefe

 

 

Artikelbilder: © Fischer TOR, depositphotos © SergeyNivens
Layout und Satz: Annika Lewin
Lektorat: Rick Davids
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