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Spiele müssen nicht immer groß und lang sein. Zum Aufwärmen, zwischen zwei größeren Spielen oder in der Mittagspause sind kleine und schneller Spiele oftmals die richtige Wahl. Vaalbara möchte genau in dieser Nische Fuß fassen. Wir haben es uns für euch angesehen.

Triggerwarnungen

Keine üblichen Spoiler.

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Der sagenhafte Kontinent Vaalbara wurde endlich gefunden! Fünf mythische Clans sind aufgebrochen, diesen zu entdecken. Wer kann die wertvollsten Landschaften für sich beanspruchen und so alle Clans anführen?

Vaalbara definiert an keiner Stelle genau, wann und wo das Spiel thematisch angesiedelt sein will. Sucht man aber einmal nach dem Namen des Kontinents, findet man schnell heraus, dass Vaalbara historisch gesehen ein Kontinent war, der vor grob zweieinhalb Milliarden Jahren existiert haben könnte. Also so weit vor der Entstehung der Menschen, dass die Geschichte des Spiels realistisch gesehen gar nicht funktionieren könnte. Aber so richtig tragisch ist das nicht, da das Thema ohnehin beliebig und aufgesetzt wirkt. Es wäre ein Leichtes, Vaalbara mit einem komplett anderen Thema zu versehen. Spielerisch würde sich dadurch rein gar nichts ändern.

Spielablauf

In Vaalbara übernehmen die zwei bis fünf Spielenden jeweils die Kontrolle über einen von fünf mythischen Clans. Diese unterscheiden sich nur durch ihr Symbol und bestehen alle aus den gleichen zwölf Gefolgsleuten, die jeweils durch eine Karte repräsentiert werden.

In jeder der neun Runden von Vaalbara sind zwei Reihen von Geländekarten sichtbar: eine für die aktuelle Runde und eine für die nächste. In jeder Reihe liegen genauso viele Karten, wie Personen am Spiel teilnehmen.

Die Spielenden haben jeweils fünf ihrer insgesamt zwölf Gefolgsleute auf der Hand und entscheiden gleichzeitig, welche davon sie spielen wollen. Dann werden diese umgedreht, und in Reihenfolge ihrer Zahlen sind die Spielenden am Zug. Bei Gleichstand entscheidet die Reihenfolge, in der die jeweiligen Clansymbole auf der Rückseite der obersten Geländekarte auf dem Nachziehstapel abgebildet sind.

Die Symbole auf der Rückseite der Geländekarten dienen der Auflösung von Gleichständen.
Die Symbole auf der Rückseite der Geländekarten dienen der Auflösung von Gleichständen.

Wer am Zug ist, führt zuerst die Aktion der gespielten Gefolgekarte aus, wählt danach eine der Geländekarten aus der aktuellen Reihe und fügt sie der eigenen Auslage hinzu. Dabei findet sofort eine Wertung dieser Karte statt und es werden entsprechend viele Siegpunkte in Form von Münzen verteilt. Nachdem das alle Spielenden getan haben, wird eine neue Reihe Geländekarten aufgedeckt und Gefolgekarten nachgezogen, bis sich wieder fünf auf jeder Hand befinden. Dann beginnt die nächste Runde.

Nach neun Runden endet das Spiel, und es gibt noch einmal Bonuspunkte für alle, die fünf oder sechs unterschiedliche Geländesorten vor sich ausliegen haben. Wer die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.

Vaalbara ist simpel in der Erklärung, spielt sich flüssig und ohne Downtime. Mit zwölf Gefolgsleuten und sechs Geländesorten gibt es vor dem Losspielen zwar eine nicht unerhebliche Anzahl an verschiedenen Optionen zu erklären, aber auch das ist in wenigen Minuten erledigt. Danach geht es direkt ins Spiel, das auch nach 20 bis 30 Minuten bereits beendet ist.

Die Gefolgsleute sind in allen Clans identisch. Das gilt für die Fähigkeiten sowie auch die Optik.
Die Gefolgsleute sind in allen Clans identisch. Das gilt für die Fähigkeiten sowie auch die Optik.

Wie so oft bei stark kartengesteuerten Spielen entscheidet die Qualität der Karteneffekte darüber, wie gut das Spiel am Ende ist. In Vaalbara gibt es zwei unterschiedliche Kartentypen, die jeweils mit ihren eigenen Mechanismen daherkommen:

Die zwölf Gefolgsleute haben jeweils unterschiedliche Effekte. Je niedriger die Nummer, desto eher ist man am Zug und kann sich so wichtige Gelände sichern. Daher sind auch die Effekte der niedrigen Gefolgsleute eher schwach. Das geht so weit, dass die Nummern Eins und Zwei anderen helfen, Punkte zu machen. Hohe Nummern hingegen haben starke Effekte, dafür ist aber die Auswahl an Geländekarten schlechter, da man später am Zug ist. Hier gilt es, im richtigen Moment die richtige Karte zu spielen. Schade, dass es vom Zufall abhängt, welche fünf Gefolgsleute man jeweils zur Verfügung hat.

Interessant ist, dass von den zwölf Gefolgsleuten pro Partie lediglich neun, manchmal sogar nur acht, gespielt werden. Hier kann die eigene Strategie variiert werden und es muss nicht auf Deibel komm raus für jede Gefolgekarte ein Spielzug gefunden werden.

Auch bei den Geländen gilt: Alle Gelände einer Sorte teilen sich ein Artwork.
Auch bei den Geländen gilt: Alle Gelände einer Sorte teilen sich ein Artwork.

Die sechs Geländesorten werden jeweils unterschiedlich gewertet. Manche Karten sind einfach immer X Punkte wert, andere hängen davon ab, wie viele man selbst (und die Nachbar*innen) von dieser Sorte bereits hat, und noch andere geben Punkte abhängig von der in dieser Runde gespielten Gefolgekarte. Die Anzahl der Karten pro Geländesorte ist unterschiedlich und variiert nach Anzahl der Spielenden weiter. Da niemals alle Geländekarten ins Spiel kommen, kommt hier ein Unsicherheitsfaktor hinzu, so dass die eigenen Pläne nicht immer aufgehen werden.

Mit steigender Anzahl Spielender steigt auch die Spieldauer von Vaalbara leicht an. Es bleibt aber stets ein schnelles Spiel ohne viel Downtime. Direkte Interaktion zwischen den Spielenden gibt es, wenn auch nicht viel. Etwas sonderbar: Die Bardin sorgt dafür, dass eine andere Person 2 Siegpunkte aus dem Vorrat erhält – hier wird direkt eine andere Person ausgewählt. Die Fälknerin hingegen, die zwei Siegpunkte stiehlt, tut dies nicht direkt, sondern von der Person, die zuvor am Zug war. Die eine Interaktion ist also gezielt und kontrollierbar, bei der anderen ist es mehr oder weniger vom Zufall abhängig, mit wem interagiert wird.

Je mehr Leute mitspielen, desto wahrscheinlicher wird es, dass Gleichstände bei den Gefolgekarten vorkommen. Es steht zwar bereits vor dem Spielen der Karten fest, wer bei Gleichstand gewinnt, aber dennoch fühlt sich das bisweilen etwas unfair an. Denn nicht alle Karten sind gleich begehrt und wer in einer wichtigen Runde Vorrang hat, hat dadurch klar einen Vorteil. Da aber durch das Ziehen der Gefolgsleute vom eigenen Stapel ohnehin ein erheblicher Glücksfaktor im Spiel vorhanden ist, fällt dieser zusätzliche Faktor nicht groß ins Gewicht.

Der Gleichstand von Lila und Grün wird zu Gunsten von Grün entschieden. Rot ist zwar als letztes am Zug, kann aber eine der Karten aus der oberen Reihe für sich verfügbar machen.
Der Gleichstand von Lila und Grün wird zu Gunsten von Grün entschieden. Rot ist zwar als letztes am Zug, kann aber eine der Karten aus der oberen Reihe für sich verfügbar machen.

So simpel die Regeln von Vaalbara sind, so ermöglichen sie doch ein paar schöne Tricks und Spielzüge durch die Sonderfähigkeiten einiger der Gefolgsleute. Das vierte Gebirge mit dem Pionier wieder unter den Stapel zu legen, nur um dann direkt mit einem weiteren Gebirge diese Wertung noch einmal auszulösen, fühlt sich schon gut an. Allerdings trägt der Pionier die Nummer 11 und daher ist es fraglich, wie oft da noch das Gebirge liegen wird, das man dafür haben will. Andere Gefolgekarten hängen in ihrer Güte davon ab, was die benachbarten Spielenden spielen. Hier hat man keinerlei Kontrolle und auch nur wenig Informationen, um die entsprechenden Effekte gezielt auslösen zu können.

Man sieht: Es gibt viele Dinge, die in Vaalbara versucht werden können. Aber oftmals kann das Versuchte einfach verpuffen. Das erinnert ein wenig an Citadels (früher bekannt als „Ohne Furcht und Adel“). Groß ist die Ähnlichkeit zwischen den beiden Spielen aber nicht. Viel eher könnte Vaalbara als kürzere, simplere und weniger konfrontative Variante von Libertalia angesehen werden, mit welchem das Spiel viele Mechanismen teilt.

Eine Partie von Vaalbara ist kurz, knackig und hat wenig Auf- und Abbauzeit. Das macht das Spiel ideal als Füller, Starter oder Absacker. Als abendfüllendes Spiel ist es auch nicht mit mehreren Partien geeignet, da die einzelnen Partien sich nicht stark genug unterscheiden, um davon viele am Stück spielerisch interessant zu halten.

Ausstattung

Vaalbara kommt in einer ungewöhnlichen, kleinen Schachtel. Statt wie gewohnt den Deckel zu öffnen, handelt es sich um einen Schuber, der seitlich herausgezogen wird. Beide Hälften des Schubers sind robust.

Der Schuber ist ungewöhnlich und bietet mehr als genug Platz für das Spielmaterial.
Der Schuber ist ungewöhnlich und bietet mehr als genug Platz für das Spielmaterial.

Im Inneren finden sich vor allem Karten. Diese wirken fest und wertig, und das Artwork kann sich durchaus sehen lassen – auch wenn alle Gelände einer Art und alle Gefolgsleute einer Art sich jeweils ein Bild teilen.

Zusätzlich zu den eigentlichen gespielten Karten gibt es hilfreiche Übersichtskarten für alle Spielenden, die tatsächlich auch alle notwendigen Informationen sauber und gut sortiert darstellen. Das sollten mehr Spiele so gut hinbekommen!

Die Siegpunkte werden durch runde Pappmarker dargestellt. Funktional, aber zu wenige, um nicht ständig wechseln zu müssen.

Ein Inlay fehlt der Schachtel leider, so dass die Karten im Inneren keinen guten Halt haben und ständig herumrutschen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Studio H, Asmodee
  • Autor*in(nen): Olivier Cipière
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Sprache: Deutsch
  • Spieldauer: 20-30 Minuten
  • Spieler*innen-Anzahl: 2 3 4 5
  • Alter: 10+
  • Preis: ca. 16 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Bonus/Downloadcontent

Auf der offiziellen Seite von Vaalbara bei Asmodee gibt es die Regeln zum Herunterladen.

Fazit

Vaalbara ist ein kurzes und kurzweiliges Set-Collection-Spiel für zwei bis fünf Personen. In einem fiktiven und weit prähistorischen Setting sammeln die Spielenden Geländekarten, die jeweils unterschiedliche Wertungen auslösen. Dazu muss geschickt aus den eigenen Gefolgsleuten (Handkarten) ausgewählt werden, um die richtige Fähigkeit mit dem richtigen Gelände zu kombinieren.

Oft erinnert Vaalbara an Spiele wie Libertalia und zum Teil Citadels, steht aber am Ende auf eigenen Beinen. Mit unter einer halben Stunde pro Partie und wenig Downtime ist es hervorragend geeignet, einen Spielabend zu beginnen, ausklingen zu lassen oder als Lückenfüller zwischen zwei größeren Spielen.

Die Punktemarker sind ähnlich wie der Gesamteindruck von Vaalbara: Unspektakulär, erfüllen aber völlig ihren Zweck.
Die Punktemarker sind ähnlich wie der Gesamteindruck von Vaalbara: Unspektakulär, erfüllen aber völlig ihren Zweck.

Da das Spiel wenig kostet und nicht viel Platz im Regal einnimmt, kann es auch dort vielleicht in die eine oder andere Lücke passen.

 

  • Kurzweiliges, schnelles Spiel
  • Wenig Downtime
  • Gutes Spielmaterial
 

  • Thema komplett aufgesetzt
  • Hoher Glücksfaktor

 

 

Artikelbilder: © Studio H, © Asmodee
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Saskia Harendt
Fotografien: Holger Christiansen
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.
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