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Death or Treat ist ein actionreicher Indie-Roguelite mit Halloween-Atmosphäre. Der Geist Scary macht sich auf, Clark Fackerberg, dem Boss von Faceboo, das Handwerk zu legen und HallowTown zu retten. Ob das Spiel eher Trash oder Treat ist, erfahrt ihr hier.

HallowTown ist in Gefahr: Clark Fackerberg, der große böse Boss von Faceboo hat … irgendwas Böses getan. Um HallowTown zu retten, macht sich unser Hauptcharakter, der Geist Scary auf, um ihm das Handwerk zu legen. Dazu muss Scary sich zunächst durch die dunklen Lande von Darkchat, Riptok und Deviltube schlagen, um schließlich nach Faceboo zu gelangen und sich Clark Fackerberg zu stellen … warum auch immer.

Die „Story“ wird in kurzen Animationen und Bildern mit Text vermittelt.
Die „Story“ wird in kurzen Animationen und Bildern mit Text vermittelt.

Die Story von Death or Treat ist ebenso leicht zu vergessen wie zu übersehen. Sie wird lediglich zu Beginn anhand einer kurzen Animation und zwischendurch in Form von Dialog-Schnipseln erzählt und ist nicht mehr als schmückendes Beiwerk für den Mittelpunkt des Spiels: das Roguelite Gameplay. In Death or Treat geht es nämlich vorrangig um Gemetzel. In jeder der vier Welten erwarten uns Scharen von Monstern, die zwischen uns und dem nächsten Level stehen. Zwar können wir grundsätzlich an den Monstern vorbei Richtung Ziel preschen, allerdings lassen sie bei ihrem Ableben wertvolle Süßigkeiten und Materialien fallen, die wir dringend benötigen, um HallowTown wieder aufzubauen.

Triggerwarnungen

Klassische Halloween-Monster

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Ein Run kommt selten allein

Roguelites sind so designt, dass sie in der Regel nicht beim ersten Versuch durchgespielt werden können. Wir benötigen mehrere Anläufe (Runs), um zum Ende des Spiels zu gelangen. Bei jedem Run starten wir ganz am Anfang und müssen uns auch durch jene Welten schlagen, die wir bei einem vergangenen Run bereits erfolgreich bestritten haben.

Im Gegensatz zu Roguelikes, bei denen nur unsere eigenen wachsenden Fähigkeiten uns beim Weiterkommen helfen, gibt es bei Roguelites die Möglichkeit, permanente Upgrades zu erhalten und somit spätere Runs zu erleichtern. Dennoch müssen wir immer wieder dieselben Welten durchspielen. Zwar variieren die Level von Run zu Run, aber bei Death or Treat sind die daraus resultierenden Unterschiede nur marginal. Die Layouts der einzelnen Level sind beispielsweise minimal verschieden und die Power-Ups, die wir unterwegs einsammeln können, werden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Abgesehen davon bleiben die Welten gleich: Jedes Mal erwarten uns die gleichen Monster, die gleichen Materialien und der gleiche Bosskampf am Ende.

Zu Beginn können wir nur fünf verschiedene Materialien aus einem Run mitnehmen.
Zu Beginn können wir nur fünf verschiedene Materialien aus einem Run mitnehmen.

Um besser zu werden und damit dem tatsächlichen Spielende näher zu kommen, sammeln wir Süßigkeiten (die Hauptwährung im Spiel) und Materialien ein. Allerdings sind unsere Inventarplätze begrenzt, sodass wir nur eine bestimmte Menge an verschiedenen Gegenständen mitnehmen können. Das schränkt das Vorankommen im Spiel deutlich ein, da wir uns stets entscheiden müssen, welche Ressourcen wir mitnehmen, um uns Upgrades für Scary oder HallowTown zu beschaffen.

Jeden Run ein bisschen besser

Zu Beginn des Spiels ist HallowTown noch zerstört und muss zunächst wiederaufgebaut werden. Das kostet Materialien. Jedes der freigeschalteten Gebäude kann anschließend besucht werden, um Upgrades für Scary zu beschaffen. So können wir Inventarplätze erstehen, um zukünftig schneller voranzukommen oder Waffen schmieden, um schneller durch einen Run zu preschen. Mit mehr Lebenspunkten halten wir länger durch und bessere Zauber erleichtern uns das Leben. Zu guter Letzt können wir die Ressourcen auch ausgeben, um Welten zu überspringen und so schneller zu den Leveln zu gelangen, die wir noch nicht (so oft) gespielt haben.

Anfangs ist der Gebäudebau noch günstig, doch die Preise steigen rasant.
Anfangs ist der Gebäudebau noch günstig, doch die Preise steigen rasant.

Wir können auch Materialien gegen wertvollere eintauschen, um fortgeschrittene Upgrades zu kaufen, selbst wenn wir noch nicht in spätere Level vorgedrungen sind. Allerdings gibt es so viele verschiedene Ressourcen, dass es schwierig ist, einen Überblick zu behalten. Zudem können wir unsere Vorräte nicht direkt einsehen, sondern nur prüfen, wenn wir gerade Upgrades shoppen. Das hat bei uns dazu geführt, dass wir den Materialtausch nie bemüht haben. Darüber hinaus waren es bei uns nie die Materialien aus späteren Welten, die für Engpässe verantwortlich waren – stattdessen waren die Fledermausflügel der Flaschenhals, die es bereits ab dem ersten Level gibt, aber selten von Monstern fallengelassen wurden. Wir mussten immer wieder die ersten Welten spielen und unzähligen Fledermäusen den Garaus machen, um weiterzukommen.

Am Ende einer Welt können wir uns zufällige Power-Ups kaufen.
Am Ende einer Welt können wir uns zufällige Power-Ups kaufen.

Jede Welt endet mit einem Bosskampf. Bevor wir uns diesem stellen, können wir uns noch Power-Ups besorgen, allerdings wissen wir beim Kauf nicht, welche Effekte diese haben (es können auch negative sein). Nach dem Bosskampf haben wir außerdem die Wahl, nach HallowTown zurückzukehren und dafür mehr Süßigkeiten abzustauben – oder aber weiter zu spielen und einen zusätzlichen Inventarplatz für diesen Run zu erhalten.

Eingerostete Mechaniken

Spielerisch verhalten sich die Welten größtenteils gleich – lediglich in Deviltube müssen wir mitunter zunächst einen Schlüssel auffinden, um den Weg zum nächsten Level freizuschalten. Die tatsächlichen Unterschiede zwischen den Welten stellen die Monster dar. Deren Spielmechaniken wirken sich auf das allgemeine Gefühl der verschiedenen Welten aus. Darunter finden sich zombiehaft umher wandelnde Jack O’Lanterns und Skelette, Grabsteine auf Beinen, und Säure werfende Roboter.

Der Kampf gegen Monster ist der Kern des Spiels – und leider auch seine größte Schwäche.
Der Kampf gegen Monster ist der Kern des Spiels – und leider auch seine größte Schwäche.

Obwohl der Kampf gegen die unzähligen Monster den Mittelpunkt des Spiels darstellt, gestaltet sich dieser eher umständlich. So hat Scary zwar einige Manöver auf Lager, letzten Endes ist es aber doch am leichtesten und wirksamsten, einfach so lange auf die Monster einzudreschen bis sie umfallen, ohne besondere Attacken anzuwenden. Dabei dauern die Auseinandersetzungen mit den Monstern oft länger, als sie müssten, weil die Kampfmechaniken so klobig sind. Haben wir beispielsweise eins der kleineren Monster ein paarmal getroffen, wird es plötzlich in die Luft geschleudert und schwebt da für einige Sekunden herum. Wollen wir nicht warten, bis es wieder zu Boden sinkt, müssen wir also hinterher – nach oben springen und dort weitermachen. Allerdings wird dabei das Monster dann erneut in die Höhe geschleudert. So kann sich auch der Kampf gegen ein praktisch wehrloses Monster unnötig in die Länge ziehen.

Auf der anderen Seite gibt es Monstermechaniken, die unnötig frustrieren. Die zuvor erwähnten Säure werfenden Roboter können uns beispielsweise wesentlich früher sehen als wir sie. Es ist daher keine Seltenheit, dass plötzlich aus dem Nichts ein Säureprojektil vom Himmel fällt, dass wir gar nicht kommen sehen konnten – weil wir uns der Anwesenheit der Roboter gar nicht bewusst waren. Zwar haben wir nach einigen Runs gelernt, damit zu rechnen, dennoch nervt es, immer wieder aufs Neue den Projektilen ausweichen zu müssen. Auch dadurch ziehen sich Runs unnötig in die Länge, weil wir damit beschäftigt sind, das Level zunächst von den Scharfschützen zu befreien und danach die kleineren Monster auszuradieren.

Performance und Aufmachung

Wir haben Death or Treat auf einem Macbook Pro mit M1-Chip getestet. Zwar lief das Spiel an sich flüssig, allerdings ist es regelmäßig hängen geblieben. Das ließ sich beheben, indem wir kurz den Bildschirm wechselten, allerdings hat das auf Dauer den Spielspaß deutlich gemindert. Dafür gab es während des Spiels praktisch keine Ladezeiten. Das nächste Level wurde stets in weniger als einer Sekunde geladen, sodass wir nie warten mussten.

Schaurig-schöne Atmosphäre

Die Grafik von Death or Treat ist schlicht und comic-haft gehalten, sieht aber insgesamt hübsch und atmosphärisch aus. Der Soundtrack ist nicht sonderlich abwechslungsreich, untermalt die Action jedoch anständig – kein Soundtrack, den wir uns außerhalb des Spiels anhören würden, aber als Hintergrundmusik angemessen.

In dem Spiel wimmelt es nur so vor witzigen Anspielungen auf Tech-Riesen.
In dem Spiel wimmelt es nur so vor witzigen Anspielungen auf Tech-Riesen.

Insgesamt verkörpert Death or Treat ein klassisches Halloween-Gefühl skurrilen Grusels. Das Spiel nimmt sich selbst nicht ernst: Das sieht man an den witzigen Charakter- und Monsterdesigns, der kaum vorhandenen Story und an den vielen Anspielungen auf mehr oder weniger aktuelle Tech-Unternehmen und Personen des öffentlichen Lebens. So können wir beim Vampir „Joe Bite Them“ unser Inventar vergrößern und bei Necrosoft unsere Zauber verbessern. Die Spielwelten, die an Social-Media-Plattformen angelehnt sind, sind durchsetzt von Anspielungen auf selbige und andere Tech-Riesen. Wer witzig-gruslige Halloween-Atmosphäre mag, wird sich in Death or Treat daheim fühlen.

Die harten Fakten:

  • Entwicklerstudio: Saona Studios
  • Publisher: Saona Studios, Hawthorn Games
  • Plattform: PC, Mac OS, Xbox One, Xbox Series, PlayStation 4, PlayStation 5, Nintendo Switch
  • Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Russisch, Japanisch, Koreanisch, Chinesisch
  • Mindestanforderungen: Windows 10 (64-Bit), Intel Core i3 2100, 4 GB RAM, NVIDIA GeForce GTX 650, 14 GB verfügbarer Speicherplatz
  • Genre: Roguelite, Plattformer, Hack & Slash
  • Releasedatum: 11.05.2023
  • Spielstunden: 6+
  • Spieler*innen-Anzahl: 1
  • Altersfreigabe: USK 12
  • Preis: 19,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Death or Treat ist ein Indie-Roguelite mit Halloween-Charme. Es benötigt mehrere Runs, bis der Hauptcharakter Scary ausreichend stark und wir gut genug geworden sind, um in spätere Welten vorzudringen. Das Spiel ist hübsch anzusehen und klingt gut – atmosphärisch machen Saona Studios hier einiges richtig. Zwar ist die Story nicht erwähnenswert, doch sorgen die vielen Anspielungen und Witze im Hintergrund immer wieder für ein Lächeln beim Spielen.

Auch an der Performance-Front haben wir nichts auszusetzen: Das Spiel benötigt praktisch keine Ladezeiten und läuft flüssig – auch wenn wir auf dem Mac mit ein paar Bugs zu kämpfen hatten.

Allerdings fühlen sich viele Elemente klobig und unbequem an, was den Spielspaß deutlich mindert. Der Kampf, der den Kern des Spiels ausmacht, ist eher umständlich und stellenweise nervig. Auseinandersetzungen werden unnötig in die Länge gezogen, auch wenn wir uns Monstern gegenüber sehen, die keinerlei Herausforderung darstellen. Das Sammeln von Loot wird frustrierend, wenn einfache Materialien aus der ersten Welt einen Flaschenhals darstellen und wir deshalb wiederholt von vorn anfangen müssen, weil wir in späteren Welten eher schlechtere Chancen haben, die benötigte Ressource zu finden.

Eine Weile lang macht Death or Treat durchaus Spaß, allerdings schafft es das Spiel nicht, diesen lang genug aufrecht zu erhalten, um die vielen Runs zu rechtfertigen, die zum Durchspielen nötig wären. Aufgrund des Themas und des offensichtlichen Humors der Entwickler*innen hätten wir Death or Treat gerne mehr gemocht. Leider gibt es jedoch zu viele Störfaktoren, sodass wir keine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen können. Daher erhält Death or Treat von uns drei von fünf Halloween-Süßigkeiten.

  • Hübsche Atmosphäre

  • Schneller Spaß für zwischendurch

 

  • Steuerung umständlich

  • Wird schnell eintönig

  • Starke Schwierigkeitskurve

 

Artikelbilder: © Saona Studios
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Susanne Stark
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.
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