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Über zwei Jahre nach Erscheinen der dritten Edition bekommen die Orruk-Kriegsclans ihre Vorhut. Diese Boxen sollen Einsteiger*innen den Start in die jeweilige Fraktion ermöglichen und sie mit einigen grundlegenden Truppen ausstatten – so die Theorie. Wir haben uns angeschaut, wie gut das bei dieser Box gelingt.

Neben besonderen Zusammenstellungen zu Feiertagen oder zeitlich begrenzten Themen verkauft Games Workshop zu den meisten Fraktionen eine sogenannte Vorhut, die einen kleinen Grundstock an Truppen für einen vergünstigten Preis bereithält. Die Vorhut der Orruk-Kriegsclans liefert nun auch für die Orks des Age of Sigmar-Universums eine entsprechende Zusammenstellung.

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Wilde Berserker und schmutzige Tricks – Die Orruks in den Reichen der Sterblichen

Die Orruk-Kriegsclans im Warhammer Age of Sigmar-Universum sind eine Armee, welche Gewalt und Zerstörung nicht nur feiert, sondern auch lebt. Ihr Lebensinhalt ist der Krieg und ihre größte Freude ist der nächste große Gegner, den sie überwinden können. Dabei werden drei Hauptfraktionen unterschieden.

Leider ist die Vorhut der Orruk-Kriegsclans eine reine Moorpirscha-Box.
Leider ist die Vorhut der Orruk-Kriegsclans eine reine Moorpirscha-Box.

Die Eisenkiefa (Ironjawz) sind bekannt für ihre massive Stärke und Brutalität. Diese Orruks sind kampflustige Berserker, die auf konfrontative und direkte Schlachten setzen. Sie tragen schwere Rüstungen und große Waffen, um ihre Gegner zu überwältigen, und werden von den mächtigen Megabossen angeführt. Spielerisch zeichnen sie sich vor allem durch gute Schutzwürfe und Widerstandskraft sowie ihr brachiales Vorgehen aus.

Die Knochenspalta (Bonesplitterz) sind Orruks, die in einem wilden, schamanistischen Glaubenssystem verwurzelt sind. Diese Orruks sind oft mit Tätowierungen und Kriegsfetischen verziert und setzen auf schnelle Angriffe und Hit-and-Run-Taktiken. Auf dem Schlachtfeld können sie zwar austeilen, sind jedoch äußerst schlecht gerüstet. Unterstützt werden sie durch einige Zauberkundige, die mit Knochengeistern und rituellen Tänzen das Spiel beeinflussen.

Die Moorpirscha (Kruleboyz) bilden eine einzigartige Fraktion innerhalb der Orruk-Kriegsclans. Anders als ihre wilden Verwandten zeichnen sie sich durch ihre Listigkeit und Schleichkünste aus. Sie sind Meister der Hinterhalte, Fallen und Gifte und bevorzugen heimliche Taktiken. Sie stellen die Orruk-Stereotypen auf den Kopf und sind für ihre ungewöhnlichen Methoden und ihren verschlagenen Humor bekannt. Je hinterhältiger ein Gegner stirbt, umso besser. Taktisch bieten sie neben ihren Fernkampfeinheiten einige hinterhältige Tricks, mit denen sie das Schlachtglück zu ihrem Vorteil wenden.

Zeit, sich druffzustürz’n – Einschätzung zum Inhalt der Box

Die Bezeichnung „Vorhut der Moorpirscha“ wäre hinsichtlich des Inhalts sicherlich passender gewesen als der allgemeine Begriff „Orruks“. Es ist nachvollziehbar, dass nicht jede Orruk-Fraktion berücksichtigt werden kann, aber da die Moorpirscha schon in den unterschiedlichsten Startersets erhältlich sind, wäre hier etwas Abwechslung sinnvoll gewesen. Denkbar wäre beispielsweise das Aufnehmen einiger Eisenkiefa Modelle oder vielleicht sogar eine reine Eisenkiefa-Box.

Die Vorhut der Orruk-Kriegsclans bedient zunächst einmal eine ganze Reihe von Schlachtfeldrollen der Moorpirscha. Ein Killaboss auf großem Schnappzahn und ein Torfboss mit Sumpfgasbanna füllen zwei Heldenslots aus. Durch zehn Wanstreißa ist eine Einheit Linientruppen enthalten. Eine Fernkampfeinheit aus drei Bolz’nschießa und der Bestienkillabogen als Artillerie runden die Zusammenstellung ab. Spielt man die Unterfraktion der Moorpirscha „Grellbrülla“, gelten sogar auch die Bolz’nschießa als Linientruppen. Taktisch gesehen hört sich die Bandbreite zunächst gut an. Auf den zweiten Blick zeigen sich jedoch einige Mängel.

Was zuallererst auffällt, ist das Fehlen eines Sumpfrufa-Schamanen. Diese Einheit verstärkt die Kerneigenschaft „Giftbeschmierte Waffen“ der Moorpirscha (Trefferwürfe von 6 beziehungsweise 5 verursachen direkt tödliche Treffer) und hat noch einige magische Tricks in der Tasche. Er sollte in keiner Armee der Moorpirscha fehlen. Zudem ist der Schamane außerhalb der Startersets nicht erhältlich, was sein Fehlen hier noch schmerzlicher macht. Der Torfboss bringt zwei nette Unterstützungseigenschaften mit. Aber er wird bei der Zusammenstellung einer Armee gerade bei der Beschränkung der Anführer, die auch im ausgewogenen Spiel des aktuellen Handbuchs des Generals gilt, die Schamanen eher selten verdrängen.

Die anderen Einheiten sind recht nützlich. Der Killaboss bringt einiges an Schlagkraft und Mobilität mit und reduziert Verluste durch verpatzte Kampfschocktests signifikant. Wanstreißa sind solide Linientruppen und erschweren durch ihre gruseligen Schilde Treffer des Gegners. Die Box bietet im Übrigen mit „Spießa“ und „Hackbeil“ beide Waffenoptionen für die Wanstreißa. Wegen der größeren Reichweite werden die „Spießa“ jedoch meist bevorzugt. Die Fernkampfeinheiten erfreuen sich auch über reine Moorpirscha-Armeen hinaus großer Beliebtheit. Durch „Giftbeschmierte Waffen“ können die Bolz’nschießa recht unerfreulich sein. Der Bestienkillabogen verursacht bei einem Treffer einen durchschnittlichen Schaden in Höhe eines Drittels der Lebenspunkte, was gerade bei großen Einheiten und Monstern unangenehm werden kann.

Bei aller Nützlichkeit einiger Einheiten ist insgesamt Luft nach oben, was die Zusammensetzung angeht. Der Punkt wiegt umso schwerer, als dass es bessere und günstigere Alternativen gibt, wie unter „Holt die anderen Jungz! – Weitere Käufe und Alternativen“ beschrieben.

Bau- und Basteltipps

Was man keinem der Modelle absprechen kann, ist die sehr gelungene Ästhetik. Die Verschlagenheit ist jedem Orruk ins Gesicht geschrieben. Zahlreiche Stacheln und die zerrissene Kleidung unterstreichen diesen Eindruck. Details wie die Sehnen des Bestienkillabogens machen die Figuren besonders, erfordern aber schon beim Heraustrennen aus dem Gussrahmen besondere Vorsicht. An einigen Stellen ist es sinnvoll, filigrane Teile mit einer dünnen Klinge herauszuschneiden, da es bei der Nutzung eines Seitenschneiders schnell zu ungewollten Bruchstellen kommt.

Bei den Wanstreißa wird in der Bauanleitung lediglich die Variante mit „Hackbeilen“ angeführt. Die „Spießa“ lassen sich jedoch problemlos stattdessen verwenden und passen auf jedes Modell. Zum Bemalen bietet es sich an, die Schilde vorerst separat zu halten, da dies den Malprozess deutlich vereinfacht.

Holt die anderen Jungz! – Weitere Käufe und Alternativen

Wer sich gerne weiter in die Moorpirscha vertiefen möchte, kommt aktuell (Stand November 2023) um den Gebrauchtwarenhandel nicht herum, da nur hier die Schamanen einzeln erhältlich sind. Ansonsten bietet es sich an, die Linientruppen durch weitere Wanstreißa aufzufüllen. Für den Fernkampf empfiehlt es sich, einige Bolz’nschießa hinzuzufügen. Später bieten der Sumpfboss Skumdrekk auf einem Schlammsulah und der Schamane Gobsprakk auf seinem eindrucksvollen Leichengeier gute Ergänzungen und schöne Blickfänge für die Moorpirscha. Mit etwas Glück findet sich im Handel noch eine Battleforce Box von Weihnachten 2022, in der beide Figuren nebst einigen Wanstreißa günstiger zu haben waren.

Einen alternativen und wesentlich günstigeren Einstieg in die Moorpirscha stellen die inzwischen recht günstig erhältlichen Age of Sigmar Grundboxen dar.

Für teils 130 EUR enthält die Box alle Modelle der Vorhut abgesehen vom Bestienkillabogen. Zusätzlich finden sich ein Schamane, zwanzig Hobgrotz, ein weiterer Killaboss und eine ganze Menge Stormcast Eternals in der Box. Den Stormcastanteil kann man mindestens für die Hälfte des Boxpreises verkaufen, sodass man am Ende für 65 EUR mit einer ganzen Menge mehr Modellen dasteht. Einen ähnlich guten Deal macht man mit den anderen Startersets von Age of Sigmar. Der einzige Wermutstropfen dabei: Die Wanstreißa werden lediglich mit Spießa geliefert. Ein kleiner Abstrich, der gut zu verkraften ist.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Games Workshop
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Spieler*innen-Anzahl: 2
  • Alter: ab 12
  • Preis: 110 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, idealo, KuTaMi

 

Fazit

Grundsätzlich bietet die Box eine Reihe nützlicher Einheiten für die Moorpirscha. Als Vorhut der Orruk-Kriegsclans kann ich sie aber beim besten Willen nicht empfehlen. Zunächst gibt es durch die Grundbox und die vielen unterschiedlichen Startersets ganz einfach wesentlich günstigere Alternativen. Ein kleiner Abstrich dabei sind die eingeschränkte Waffenauswahl der Wanstreißa und das Fehlen des Bestienkillabogen, was aber zu verschmerzen sein sollte. Außerdem wäre es bei der Omnipräsenz der Orruk-Fraktion Moorpirscha in Grundbox und Starter-Sets erfreulich gewesen, wenn in der Vorhut vielleicht auch eine andere Fraktion zu finden gewesen wäre.

Die Komposition der Einheiten ist bei dieser Vorhut nur bedingt gelungen. Das Fehlen eines Schamanen (und der Möglichkeit, ihn an anderer Stelle als Einzelfigur zu erwerben) kann ich nicht nachvollziehen. Wer gerne Moorpirscha spielen möchte, der ist mit einer anderen Box sicher besser beraten. Und für Fans der anderen Orruk-Fraktionen ist diese Box leider von vorneherein nicht geeignet. Schade.

 

  • Schöne Modelle
  • Preisvorteil im Gegensatz zum Einzelkauf

 

  • Reiner Fokus auf Moorpirscha
  • Zusammenstellung nicht optimal
  • Wesentlich günstigere Alternativen erhältlich

 

Artikelbilder: © Games Workshop
Layout und Satz: Mika Eisenstern
Lektorat: Susanne Stark
Fotografien: Geoffrey Förste

Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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