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Ein Couch-Semi-Koop im Stile von Plague Inc.? Da konnten wir nicht widerstehen. In Project Planet – Earth vs. Humanity versucht man, sich entweder als Erde vor dem lästigen Parasiten Mensch zu schützen oder versucht als ebendieser seinen Fortbestand zu sichern. Taugt das Konzept als launiges Partyspiel?

Plague Inc. galt schon 2012 nach seiner Veröffentlichung als Geheimtipp für mobile Spiele und wurde nicht selten zur Überbrückung langer Pendelstrecken oder langweiliger Meetings genutzt. Das Spiel wurde stets weiterentwickelt und erhielt 2020 sein letztes großes Update im Zuge der Pandemie. Das Spielprinzip ist einfach, rotte die Menschheit mit Hilfe verschiedener Erreger aus. Mit dem Update 2020 wurde ein Modus mit Umkehr dieses Prinzips eingeführt, also rotte den Erreger aus. Über 20 Jahre später machen sich nun Fifth Harbour Studios auf, dieses Prinzip weiterzuentwickeln, um den ungeschlagenen Platzhirsch vom Thron zu stoßen.

Triggerwarnungen

Umweltzerstörung, Tod, Krankheiten

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Das Setting

Das Setting ist relativ einfach. Die Erde ist ihrer menschlichen Bewohner überdrüssig, denn immerhin sind diese eifrig dabei, selbige zu zerstören. Also versucht die Erde ihr planetenmöglichstes, diese lästigen Menschen loszuwerden. Menschen wären nun mal nicht Menschen, wenn sie sich dem nicht hartnäckig widersetzen würden. Und damit ist die Grundprämisse gesetzt. Spielende können nun sowohl als Erde versuchen die Menschheit auszurotten, als auch als verschiedene Fraktionen der Menschheit sich heftig zur Wehr setzen.

Die Erde holt auch gerne mal externe Hilfe. ©Fifth Harbour Studios
Die Erde holt auch gerne mal externe Hilfe. ©Fifth Harbour Studios

Features

Gespielt werden kann mit maximal sechs Spielenden im Couch-Coop oder Online. Bei weniger Spielenden werden die freien Positionen durch eine KI ersetzt. Das Spiel selbst hat nur vier Runden, die aber in Aktionen unterteilt sind. Die Aufgabe der Erde ist leicht erklärt: Lösche die Menschheit aus. Dafür kann sie zu Beginn jeder Runde die Menschen mit neuen Ereignissen quälen, ob Viren, Meteoriteneinschläge oder Naturkatastrophen, man kann aus dem apokalyptischen Vollen schöpfen. Danach ist die Menschheit mit ihren fünf Fraktionen dran. Diese sind die Führer der Welt, die Industrie, die Wissenschaft, die Medien und die Öffentlichkeit. Das Ganze ist bewusst sehr vage und global gehalten, damit es bei einem Partyspiel bleibt. Jede der Fraktionen kann nun Aktionen wählen, die zur Lösung der Krise beitragen könnten. Allerdings haben diese Aktionen auch Auswirkungen, zum Beispiel auf die Umweltverschmutzung, die Bevölkerungsanzahl oder Produktivität. Nur mit der richtigen Mischung lässt sich die Krise bewältigen. Die fünf Fraktionen der Menschheit müssen sich dafür eng abstimmen, um der Erde ein Schnippchen zu schlagen, denn Entscheidungen können auch zum Nachteil der anderen Fraktionen werden. Da entsteht auch schon ein Problem. Sobald eine KI mit dabei ist, kann man sich mit dieser nicht abstimmen, andersherum stimmen sich aber die KI untereinander sehr wohl ab. Das führt zu einem gewissen Glückspielfaktor.

Der Couch-Coop funktioniert ganz gut. ©Fifth Harbour Studios
Der Couch-Coop funktioniert ganz gut. ©Fifth Harbour Studios

Grafisch und soundtechnisch bietet das Spiel leider wenig, man sieht zwar ab und an Nachrichteneinblendungen, die das Geschehen irgendwie kommentieren sollen, diese sind aber repetitiv und oft ist der Bezug zu den Aktionen nicht ganz klar ersichtlich. Und da kommt schon eine ganz große Schwäche: Man sieht zwar Veränderungen in der Bevölkerungsanzahl, teilweise um hunderte Millionen, dies wird aber weder durch Animationen oder Sounds unterstrichen, noch wird so richtig klar, was die Auswirkungen der einzelnen Aktionen auf die Bevölkerungsentwicklung oder die eigene Punktzahl sind. Apropos Punkte: Das Spiel gewinnt entweder die Erde durch Auslöschung der Menschen in den vier Zügen oder eine Fraktion durch erworbene Punkte.

Ein weiteres technisches Manko ist das Layout des Spiels, man braucht, wenn man nicht zwischen Screens hin und her wechseln will, mindestens einen zweiten Bildschirm. Das kann auch ein Smartphone sein.

Am besten spielt sich das Spiel alleine als Erde, zu fünft als Menschheit oder eben zu sechst. Dabei gibt es nur leider kein Tutorial oder irgendeine gute Erklärung, was man nun eigentlich tut oder tun soll. Man ist auf Trial-and-Error angewiesen, was mitunter frustrierend werden kann und es braucht ein paar Runden, bis man das Prinzip einigermaßen versteht.

Die harten Fakten:

  • Entwicklerstudio: Fifth Harbour Studios
  • Publisher: Fifth Harbour Studios
  • Plattform: Steam
  • Sprache: Englisch
  • Mindestanforderungen: Windows 7, 2,66 GHz, 4 GB RAM, Interne Grafikkarte
  • Genre: Strategie
  • Releasedatum: 23.09.2023
  • Spielstunden: 30 Minuten
  • Spieler*innen-Anzahl: 1 2 3 4 5 6
  • Altersfreigabe:
  • Preis: 24,95 EUR
  • Bezugsquelle: Steam

 

Videoeinspieler sind leider repetitiv und mit wenig Liebe. ©Fifth Harbour Studios
Videoeinspieler sind leider repetitiv und mit wenig Liebe. ©Fifth Harbour Studios

Fazit

Das Spiel hat eine gute Grundidee, die das bewährte Prinzip von Genreverwandten aufgreift. Besonders der Couch-Koop hätte es zum idealen Partyspielkandidaten mit ernster Botschaft machen können. Allerdings wirkt es an vielen Stellen unfertig bis lieblos entwickelt. Hier hätten ein paar mehr Stunden in Animationen und Sounds gutgetan, genauso wie zumindest ein kurzes Tutorial.

Eine fehlende deutsche Lokalisation empfiehlt dieses Spiel dann auch nur für Leute, die des Englischen einigermaßen mächtig sind. 25 Euro sind zudem ein stolzer Preis, verglichen mit dem Platzhirsch, der 10 Euro weniger für ein deutlich besseres Spielerlebnis verlangt. Pluspunkte gibt es für die Idee des Semi-Koop-Ansatzes und die einfache technische Handhabung. Ein Bildschirm und Smartphone reichen aus. Wenn sich hier nicht noch deutlich etwas durch Erweiterungen tut, kann man sich Zeit und Geld sparen.

 

  • Nette Grundidee

  • Couch-Koop

 

  • Undurchsichtiges Spielprinzip

  • Lieblose Animationen und Sounds

  • Geringer Wiederspielwert

 

 

 

Artikelbilder: © Fifth Harbour Studios
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Maximilian Düngen
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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