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Dinosaurier oder Vampire sind dein Ding? Du magst Dschungel-Abenteuer und Piraterie? Dann könnte Die verlorenen Höhlen von Ixalan dein Set sein. Wir haben uns das Moskitonetz übergeworfen und sind für euch in die tiefen Kavernen unter der urzeitlichen Ebene herabgestiegen.

Es ist gute Tradition bei Magic: The Gathering immer wieder auf schon bekannte Ebenen zurückzukehren. So sind in den letzten Jahren unter anderem Dominaria und Innistrad erneut besucht worden. Es war daher nur eine Frage der Zeit bis die Reise zurück nach Ixalan gehen würde, eine Ebene, die am ehesten an ein tropisches Fantasy-Südamerika erinnert. Diese wurde extra von einem südamerikanischen Team entworfen, um das Gefühl einer lateinamerikanischen Lebensrealität einzufangen. Und wie schon bei den vorherigen Besuchen dieses Ortes geht es vor allem um Pirat*innen, Vampire, Meervolk und Dinosaurier. Und als ob das noch nicht genug Akteure wären mischen plötzlich auch noch Dämonen und Pilze mit. Klingt kompliziert? Wir versuchen für euch den Dschungel der Kreaturen und Ereignisse zu entwirren und werfen einen Blick auf neue und wiedergekehrte Karten.

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Fantasy-Gewalt

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Ab in die Höhlen – Der Hintergrund des Sets

Die Hintergrundgeschichte des Sets beleuchtet die Vorgänge aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Protagonist*innen. Einerseits wird die Geschichte aus der Perspektive von Quintorius Kand erzählt. Der Planeswalker aus Strixhaven ist auf großer Entdeckungstour und stellt sich mit Malcolm, einem Piraten aus Ixalan, unterschiedlichsten Aufgaben. Beide entdecken dabei über Umwege die Auswirkungen eines großen Pilzwesens, der sogenannten Mycotyrannin. Dieses Bewusstsein versucht immer mehr Einfluss zu erlangen und Stück für Stück Ixalan zu übernehmen. Gleichzeitig sind die Vampir-Konquistadoren rund um Vito, ihren Anführer, auf einer ganz eigenen Mission. Eine weitere Vampirin, Amalia, empfängt seltsame Visionen, die sie immer weiter in die Höhlen von Ixalan hinabführt. Es stellt sich heraus, dass die Stimme von Aclazotz stammt, einem eingekerkerten Gott noch unterhalb der Höhlen. Vito will diesen befreien, Amalia entscheidet sich schlussendlich gegen die Bestrebungen des anderen Vampirs, auch angeleitet von Kellan, der den Weg aus Eldraine hierher gefunden hat. Der Weg aller Reisenden führt sie in Kontakt mit dem Meervolk Ixalans und schließlich ins Innere der Ebene, wo sich eine neue Welt auftut, die von Chimil, der inneren Sonne beleuchtet wird. Hier kommt es dann schließlich auch zum großen Showdown der unterschiedlichen Gruppierungen. Aclazotz kann sich dabei befreien und flieht mit seinen Anhängern aus Vampir-Dämonen in Richtung Oberfläche. Die Mycotyrannin wird scheinbar besiegt, plant im Untergrund aber weiter alles zu übernehmen. Dafür will er Schläfer-Agent*innen installieren, die Stück für Stück seine Macht mehren. Ein Schelm, wer dabei an eine Variation des Phyrexianer-Plots denkt. Quintorius Kand schließt mehr oder minder erfolgreich seine Studien ab. Und Kellan zieht zusammen mit Amalia weiter. Vielleicht werden wir sie schon bald auf der nächsten Ebene begrüßen können.

Der zweite Teil der Omenpath-Kampagne bietet jede Menge Hintergrund für die unterschiedlichsten Fraktionen in Ixalan. Alte Bekannte haben genauso ihre Auftritte wie neue Persönlichkeiten, die wohl auch in Zukunft wiederkehren werden. Das große Ganze dieser Kampagne ist aber immer noch nicht zu erkennen, zumindest ist ein*e Antagonist*in noch nicht sichtbar. Ob die Mycotyrannin das große Übel ist, scheint zumindest zweifelhaft, dafür fehlt der Herrin der Pilze noch sichtbarer Hintergrund unter den sonst schon breit etablierten Persönlichkeiten. Wer aber Geschichten im Magic: The Gathering Hintergrund mag, findet hier eine breite Auswahl an kurzen Erzählungen.

Lampe auf zur Höhlenforschung – Die unterschiedlichen Produkte des Sets

Die verlorenen Höhlen von Ixalan können als drei verschiedene Booster-Variationen erworben werden. Hier finden sich die schon etablierten Varianten Draft-, Set- und Collector-Booster. Während Draft-Booster dabei keine großen Überraschungen bieten, können in Set- und Collector-Boostern noch Karten aus zwei Unter-Sets geöffnet werden. In einem Teil der Booster findet man dabei eine Jurassic Park-Karte. Die Karten sind dabei entweder Standard-Länder mit Szenen des bekannten Franchise oder eigene Karten mit neuen Effekten. Diese Karten sind nur im Commander- und Legacy-Format legal und drehen sich, wenig überraschend, alle um das Dinosaurier-Thema des Originals. Statistisch findet man in jedem achten Set-Booster eine solche Karte. In Collector-Boostern befindet sich in jedem Booster eine der Karten, wobei diese meist nicht Foil ist. Neben der Chance eine solche Karte in Foil zu erhalten, kann man sie auch in äußerst seltenen Fällen als Emblem-Foil finden.

Hierbei befindet sich mittig auf der Karte der bekannte Skelett-Dinosaurier aus Jurassic Park als vielteiliges Symbol. Die Optik mag dabei nicht Allen gefallen, die Seltenheit sorgt zumindest auf dem amerikanischen Sekundärmarkt für ein gesteigertes Interesse an diesen Karten.

Ebenfalls in Set- und Collector-Boostern findet sich mit den Special Guests eine neue Kategorie von Karten. Hierbei handelt es sich durch die Bank um Nachdrucke von bekannten Karten, die hier ein neues Artwork erhalten haben, das thematisch zu Ixalan passt. Der teuerste Nachdruck ist dabei die Manakrypta, die in Collector-Boostern gleich in sieben Varianten unterschiedlicher Seltenheit daherkommt. Wie so oft sind Collector-Booster aber dennoch keine gute Finanzinvestition, ist die Streuung zwischen teuren Karten und solchen, die gar keinen Wert haben, doch viel zu groß.

Jedes gekaufte Display hat darüber hinaus einen Box-Topper zu bieten. Auch hier gibt es eine breite Variation an bekannten Karten, die ein neues Artwork erhalten haben. Neben guten, aber bezahlbaren Karten wie Hammer des Kolosses und Beinschienen des Blitzes ist hier der Kelch der Leere nachgedruckt worden.

Die unterschiedlichsten Booster-Varianten können so verschiedene Sammler-Wünsche befriedigen.

Wer nur gerne Packungen aufmachen möchte, ist wie so oft mit Set-Boostern am besten beraten.

Das Leben findet einen Weg – Neue Mechaniken

Die verlorenen Höhlen von Ixalan bringen eine Reihe neuer Mechaniken mit sich. Diese sind Anfertigung, Abstieg und Entdeckung.

Bei Anfertigung verwandelt sich die entsprechende Karte in ihre Rückseite. Hierfür muss man eine oder mehrere Karten entweder vom Schlachtfeld oder aus dem Friedhof ins Exil schicken. Der Typ der Karte variiert von Karte zu Karte, kann also beispielsweise Artefakt oder Kreatur sein. In unseren angehängten Bildern findet ihr zwei verschiedene Beispiele dieser Fähigkeit. Vor allem das Entfernen von Karten aus dem eigenen Friedhof kann dabei interessant sein, wenn diese keine Funktion mehr für das eigene Deck erfüllen. Die Auswirkungen der Effekte variieren jedoch sehr stark, sind doch viele gefühlt zu teuer für das, was man bekommt. Abseits von Limited-Formaten sehen die entsprechenden Karten im Augenblick leider kein Spiel.

Abstieg sind eigentlich zwei Mechaniken, die unter dem entsprechenden Begriff zusammengefasst werden. Es geht bei beiden Varianten jedoch um permanente Karten im eigenen Friedhof. Bei der einen Variation löst die entsprechende Karte ihren Effekt aus, wenn in diesem Spielzug eine permanente Karte in den eigenen Friedhof gelegt wurde. Zu beachten ist dabei, dass dieser Effekt nichtSchatzspielsteinen ausgelöst wird, da es sich bei diesen um Token, nicht um Karten handelt. Die Magic: The Gathering-Regeln unterscheiden die beiden Varianten dabei. Die zweite Variation von Abstieg zählt permanente Karten im eigenen Friedhof und löst dann entweder Effekte aus oder stärkt eigene Kreaturen. Beide Variationen haben wiederum ihre Spielberechtigung in Limited-Formaten. Auch hier jedoch ist leider keine der entsprechenden Karten so stark, dass sie ihren Weg in Constructed-Formate gefunden hat.

Entdeckung ist eine Variation der schon bekannten Kaskade. Entdeckung besitzt als Mechanik immer eine definierte Zahl. Wenn diese ausgelöst wird, deckt man Karten von der eigenen Bibliothek auf, bis man einen Zauberspruch findet, dessen Manakosten die des Entdeckung-Wertes oder darunter sind. Diesen wirkt man dann entweder umsonst oder nimmt die entsprechende Karte auf die Hand. Alle anderen aufgedeckten Karten werden gemischt und unter die Bibliothek gelegt. Im Gegensatz zu Kaskade muss man sich hier nicht entscheiden, ob man den Zauberspruch wirkt oder verliert. Entdeckung bietet somit immer einen Kartenvorteil, auch wenn man die entsprechende Karte, zum Beispiel einen Gegenzauber, just in diesem Moment nicht gebrauchen kann.

Etwas unglücklich ist hier die deutsche Wortwahl, gleicht sprachlich Entdeckung doch Erforschen, welches auch in diesem Set als Mechanik vorhanden ist und leider etwas völlig anderes bewirkt. So kann man im Eifer des Spielens mal die Begriffe verwechseln. Die englische Unterteilung in discover und explore können Spielende dabei deutlich besser auseinanderhalten.

Die neuen Mechaniken lassen sich auch von neuen Spieler*innen grundsätzlich leicht erlernen. Im Eifer des Gefechtes kann man jedoch vor allem Abstieg als Fähigkeit leicht übersehen, wenn man Karten im eigenen Friedhof nutzen könnte.

Neue und alte Bekannte – Neue Karten und Nachdrucke

Wie jedes Standard-Set bietet Die verlorenen Höhlen von Ixalan eine Mischung aus Nachdrucken und neuen Karten. Der Nachdruck, der dabei am meisten Begeisterung ausgelöst hat, ist mit Sicherheit das Seelengewölbe. Dieses Land kann in jedem Deck gut eingebaut werden, das auf einen bestimmten Kreaturentyp setzt. Für diese produziert das Land beliebiges Mana und die entsprechenden Kreaturenzauber können nicht neutralisiert werden. Nicht nur drückt der Nachdruck den Preis der Karte, sondern ist nun auch im Standard- und Pioneer-Format legal.

Neben dieser fantastischen Karte haben es noch andere starke Nachdrucke ins Set geschafft. Auch Prachtvoller Engel, Gisha, Avatar der Sonne und Itlimocs Wachstumsriten sind neu aufgelegt worden und somit deutlich günstiger zu haben als zuvor.

Aber auch einige starke, neue Karten haben es ins Set geschafft. Mit Ghalta, Tyrann der Stampede haben Dino-Decks einen neuen Abschluss erhalten, mit dem man potenziell direkt das Spiel gewinnt, darf man doch mit seinem Erscheinen auf dem Schlachtfeld alle Kreaturenkarten von der eigenen Hand kostenlos ins Spiel bringen. Wandelnder Thron ist eine Artefaktkreatur, die für einen ausgewählten Kreaturentyp alle ausgelösten Fähigkeiten ein weiteres Mal auslöst. Tishanas Gezeitenbändigerin ist aktuell die teuerste seltene Karte des Sets. Die Meervolk-Zauberin ermöglicht es, eine aktivierte oder ausgelöste Fähigkeit zu neutralisieren. Darüber hinaus verliert die entsprechende Permanente, die man dafür als Ziel gewählt hat, alle Fähigkeiten, wenn es sich um eine Kreatur, ein Artefakt oder einen Planeswalker handelt.

Insgesamt ist das Set gut spielbar und produziert auch in Limited-Formaten wie Draft oder Sealed unterschiedliche Decks. Nach unserer Beobachtung werden zumindest im Sealed-Format jedoch überproportional die Farben Grün und Rot gespielt, bieten diese neben guten Direktschaden-Effekten vor allem starke Dinosaurier, die das Gegenüber erst einmal wieder loswerden muss.

Gehen ein Dino, ein Vampir, ein Meervolk und eine Piratin in eine Bar – Die neuen Commander-Decks

Die verlorenen Höhlen von Ixalan bietet gleich vier verschiedene Commander-Decks. Ein Vampir-Deck in Schwarz und Weiß, ein Meervolk-Deck in Grün und Blau, ein Pirat*innen-Deck in Blau, Schwarz und Rot und ein Dinosaurier-Deck in Rot, Grün und Weiß. Alle vier Decks machen beim direkten Spielen gegeneinander Spaß, wobei das Dinosaurier-Deck im direkten Vergleich am besten abschneidet. Hier ist der Spielplan, das Feld so schnell es geht mit furchtbar großen Dinosauriern zu fluten, am einfachsten umzusetzen und gleichzeitig mangelt es den anderen Decks an starken Antworten auf viele Dinosaurier. Insgesamt sind es starke Decks geworden, die man ohne viele Umschweife empfehlen kann, bieten sie doch einerseits einige gute neue Karten, aber vor allem pro Deck mindestens einen starken Nachdruck. So finden sich Schwarzmarkt Verbindungen, Vorzügliches Blut, Verzweigte Evolution, und Akromas Wille verteilt auf die vier Decks. Und dies sind nur die stärksten Nachdrucke. Eine ganze Reihe weiterer spielbarer Karten bildet eine grundsolide Basis für erste Spiele oder auch als Grundlage für den weiteren Ausbau der Decks. Nur die Auswahl an Ländern ist leider relativ schwach ausgefallen. Das haben wir bei den Doctor Who-Decks vor kurzem deutlich besser gesehen. So oder so kann man aber alle vier Decks durch die Bank empfehlen. Im Augenblick ist der Marktpreis für das Dinosaurier-Deck künstlich aufgeblasen, wir empfehlen hier noch etwas zu warten.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Wizards of the Coast
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Sprache: Deutsch/Englisch und weitere
  • Spieldauer: 30min+
  • Spieler*innen-Anzahl: 2+
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Und was gehört nun in ein Museum? – Das Fazit

Die verlorenen Höhlen von Ixalan sind ein grundsolides Standardset geworden. Hier finden sich gute Karten für einen Neueinstieg ins Hobby genauso wie sinnvolle Nachdrucke, die künstlich aufgeblähte Preise auf dem Sekundärmarkt etwas dämpfen. Auch die Commander-Decks können, abseits von der schwachen Auswahl an Ländern, durchaus überzeugen. Wo Wizards of the Coast mit der aktuellen Geschichte hinführen möchte, ist uns leider noch nicht so ganz klar. Die Erzählung bewegt sich gleichzeitig in unzählige Richtungen, ohne einen klaren Weg zu finden und wirkt eher wie eine Ansammlung von Abenteuer-Geschichten im Dschungel. Doch vielleicht möchten Die verlorenen Höhlen von Ixalan auch genau das sein. Eine Ansammlung von abenteuerlichen Geschichten, um einfach Spaß zu haben und mit fantastisch anzusehenden Karten mit südamerikanischem Flair Magic: The Gathering zu genießen. Wer mit diesem Stil etwas anfangen kann, findet hier ein spaßiges Produkt für die kalten Wintermonate.

  • Gute Auswahl an starken Nachdrucken
  • Gute in sich spielbare Commander-Decks
  • Gut erlernbare neue Mechaniken

 

  • Der Hintergrundgeschichte fehlt der rote Faden
  • Länder-Ausgestaltung der Commander-Decks könnte besser sein
  • Entdecken und Erforschen als Begrifflichkeiten für Mechaniken zu nah beieinander

 

Artikelbilder: ©Wizards of the Coast, Markus Kastell
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur

Lektorat: Giovanna Pirillo
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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