Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Dan Abnett ist ein Multitalent der Popkultur. Der Brite ist nicht nur Autor zahlreicher Warhammer 40.000-Romane, darunter Gaunts Geister, er hat auch zahlreiche Comics für Marvel geschrieben. Nun spricht er mit uns über seine neuen Aufgaben bei DC Comics und seine Vision für Aquaman und die Titans nach dem Rebirth-Event.

Dan Abnett fesselt seine Leser immer wieder mit packenden und für die Popkultur überraschend tiefgründigen Geschichten. Dabei bewies er seine Vielseitigkeit zum Beispiel im Verfassen von Warhammer-Romanen wie Gaunts Geister, aber auch solchen aus der Reihe des Großen Bruderkrieges. Bei Marvel verdiente er sich seine Lorbeeren als Autor der Serie Guardians of the Galaxy. Außerdem arbeitete er an erfolgreichen Titeln wie Death’s Head 2, Knights of Pendragon, Xmen, The Punisher und vielen weiteren.Nun hat DC Comics das Multitalent unter Vertrag genommen und ihm die inhaltliche Leitung von Aquaman und den Titans übertragen. Seine Miniserie Titans Hunt sowie Aquaman 1 sind jüngst im deutschen Handel bei Panini erschienen. (Wir berichteten hier und hier .) Nun stellt sich der Autor unseren Interview-Fragen.

Dan wurde 1965 in Großbritannien geboren. Bis 1987 studierte er in Oxford. Er gehört zu den wohl produktivsten Schriftstellern seiner Ära. Er brachte Eisenhorn und Ravenor hervor. Diesen wendete er sich ab 2008 nach dem Abschluss eines Exklusivvertrages mit Marvel auch vermehrt zu. 2010 folgte dann das Drehbuch zu Games Workshops Animationsfilm Ultra Marines. Dan ist ständig mit neuen und spannenden Herausforderungen beschäftigt.

Interview

Teilzeithelden: Warst du als Kind selbst Comicfan?

Dan: Ja, ich lese seit Kindertagen Comics. Da ich im Vereinigten Königreich aufgewachsen bin, hatte ich eher Zugriff auf die Titel von Marvel als von DC, aber sobald ich letztere auch in den Händen halten konnte, liebte ich beide. Sie inspirierten mich, als Kind meine eigenen Comics zu zeichnen und zu schreiben. Es war mein Hobby und es verband die beiden Dinge, die ich am besten kann: Zeichnen und Geschichten erzählen. Diese wirklich schwer zu ergatternden US-Comics zu lesen und meine eigenen Geschichten daraus zu spinnen, ist im Prinzip die Grundlage dessen, was ich auch heute tue.

Teilzeithelden: Du schreibst sowohl Romane als auch Comics. Inwiefern unterscheidet sich der kreative Prozess und was machst du lieber?

Dan: Ich mache beides gern. Ich glaube, das Geheimnis meiner Flexibilität und Kreativität ist, dass ich mich zwischen den beiden bewegen kann und nicht „stecken bleibe“. Das hält mich aufmerksam und frisch. Aber es ist sehr unterschiedlich, beide Arten von Text zu schreiben. Eine Comic-Ausgabe kann an einem oder zwei Tagen geschrieben werden und das ist ein befriedigendes Gefühl. Allein wegen der Anzahl der Worte kann ein Roman hingegen Wochen oder Monate brauchen. Den trägst du dann im Kopf mit dir herum, bis er fertig ist. Ich glaube, das befriedigende Gefühl der Abgeschlossenheit, das ein Comic bietet, gleicht die viel längere „Last“ des Romanschreibens aus. Ich wäre ziemlich verloren, wenn ich nur eines von beiden machen könnte.

Dan Abnett

Teilzeithelden: Wie viel von dir selbst findet sich in deinen Interpretationen der DC-Charaktere?

Dan: Oh, ich denke, eine ganze Menge! Ich mache das nicht bewusst, aber ich habe festgestellt, dass sich immer wieder Dinge über mich selbst in die Geschichten, die ich schreibe, übertragen. Ich meine das in einem positiven Sinne. Und die Leser weisen mich für gewöhnlich darauf hin.

DC Rebirth

Teilzeithelden: Panini Comics beginnt in Deutschland gerade mit der Veröffentlichung von DC Rebirth. Wenn man den Ankündigungen glauben darf, wird es das DC-Event des Jahrzehnts. Wie denkst du über die Entscheidung, keinen harten Neustart zu machen, sondern stattdessen neue Interpretationen der Charaktere mit starker Rückbesinnung auf DCs Vergangenheit anzubieten?

Dan: Ich halte den Schritt für genial. Wir machen das DC Universum neuen Lesern zugänglich, vergessen aber auch die Veteranen nicht. Rebirth ist ein wunderbarer Weg, Altes mit Neuem zu verknüpfen. Bevor ich die Serie Titans nach Rebirth aufgegriffen habe, habe ich eine Miniserie namens Titans Hunt gemacht, und die bereitete den Weg dafür, wie Altes und Neues verbunden werden könnte.

Titans

Teilzeithelden: Die Titans sind eine der Reihen, für die du verantwortlich bist. Was verbindet dich mit den Charakteren?

Dan: Ich bin eigentlich eher vertraut mit den späten Titans von George Perez und Marv Wolfman. Aber in meiner Titans Reihe schaue ich viel weiter zurück zur ursprünglichen Besetzung der Teen Titans aus den 1960er Jahren, die ich die „Nick Cardy“-Ära nennen würde. Also erkunde ich diese Version, lese klassische alte Ausgaben…und liebe es!

Teilzeithelden: Welche Hauptthemen und welche Atmosphäre möchtest du aufbauen?

Dan: Bei den Titans geht es um wilden Spaß und verrückte Entdeckungen. Die meisten von ihnen sind die Erben von DCs größten Superhelden, und sie sind auch Freunde. Die Freundschaft im Team ist eines der zentralen Elemente. Und da Wally West mit von der Partie ist, ist alles auch sehr eng mit den Schlüsselereignissen von Rebirth verbunden.

Teilzeithelden: Hast du denn einen Lieblings-Titan?

Dan: Ganz ehrlich, ich liebe sie alle. Es ist großartig, über Wally zu schreiben. Mit Nightwing und Donna Troy spiele ich auch sehr gerne. Ich möchte gerne mehr Rampenlicht für Aqualad/Tempest und Omen lassen, denn sie sind die unbekannteren Mitglieder der Bande. Beide sind sehr interessante und fesselnde Figuren, auch für den Schreiber.

Teilzeithelden: Wenn du einen Titans-Film besetzen dürftest, wie würde die Besetzungsliste aussehen?

Dan: Weißt du was? Normalerweise habe ich Schauspieler im Kopf, wenn ich ein Buch oder einen Comic schreibe. Das hilft mir, die Charaktere zu definieren, auch, wenn ich niemandem etwas davon verrate. Aber bei den Titans ist das, vielleicht zum ersten Mal, nicht der Fall. Sie sind für mich so real, dass ich ihre Persönlichkeiten nicht an einer imaginären Besetzungsliste verankern muss. Also sollte ich das besser auch nicht tun.

Aquaman

Teilzeithelden: Die zweite große Reihe ist Aquaman. Ist er ein Kindheitsheld von dir?

Dan: Absolut, ja.

Teilzeithelden:  Aquaman wird ja gerade in einen großen Spielfilm verwandelt. Hast du Einblick in die Filmadaption und beeinflusst das die Richtung, in die du den Charakter führst oder umgekehrt?

Dan: Nicht sehr, aber ich glaube, dass dieses Gefühl von „wirkliche Welt“, das wir aufbauen möchten, mit der Atmosphäre des Films übereinstimmen wird.

Teilzeithelden: Wie sieht denn deine Vision der Serie aus?

Dan: Ich wollte die vielen Facetten der Hauptfigur beleuchten: Landbewohner, Altanter, Superheld, König. Es gibt ein starkes Gefühl von „wirklicher Welt“ und von Fantasy und es fühlt sich fast so an, als schreibe man eine Science-Fiction-Geschichte, denn man stellt sich neue Welten und neue Kulturen vor. Es ist Arthurs (Aquamans) Rolle als König, die meinen Hauptfokus ausmacht. Es geht sehr stark um den persönlichen Effekt von Herrschaft und den Platz, den Atlantis in der Welt einnehmen wird. Und ein solches Fantasy-lastiges Comic muss solide Grundlagen haben.

Teilzeithelden: Hast du noch etwas, dass du deinen deutschsprachigen Lesern gerne mit auf den Weg geben möchtest?

Dan: Natürlich hoffe ich, dass euch die Geschichten gefallen. Und ich hoffe, dass Aquaman und die Titans in Deutschland genauso gut aufgenommen werden wie in den USA.

Artikelbilder: DC Comics Entertainment

 

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein