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Das war sie, die SPIEL 2017. 4 Tage, 182.000 Besucher, 1.100 Aussteller und 25 Beiträge von uns. Abseits von diesen speziellen Artikeln, die ihr alle hier als Übersicht findet, wirft Holger zum Abschluss einen generellen Blick auf die Messe und was gut, schlecht oder einfach anders als sonst war.

Generelle Betrachtungen

Daten und Fakten

182.000 Besucher, 1.100 Aussteller aus 51 Ländern, über 1.000 Neuheiten aus allen Bereichen. Wie eigentlich jedes Jahr hat auch die Spiel 2017 in so ziemlich allen denkbaren Bereichen neue Rekorde aufgestellt. 8.000 Besucher mehr als im Vorjahr kamen in die Hallen der Messe Essen und schauten sich auf 72.000 m² Spiele an. Und trotz der anhaltenden Konsolidierungen bei den Verlagen nahm auch die Zahl der Aussteller um 79 zu.

Platz und Gegebenheiten vor Ort

Da sich die Messe Essen immer noch im Umbau befindet, waren es in diesem Jahr etwas andere Hallen als zuvor. Es stand dabei mehr Platz als im Vorjahr zur Verfügung, sodass insgesamt etwas mehr Platz für die Besucher war. Wirklich deutlich spürbar war das nicht, denn an allen Tagen war der Andrang so groß, dass die Hallen vorzeitig geöffnet werden mussten. Und gerade an Engpässen, wie kurz hinter dem Eingang in Halle 3, kam es immer wieder zu extrem schwer passierbaren Stellen. Hatte man diesen Bereich einmal passiert, war es aber außer zu den Stoßzeiten vergleichsweise gut möglich, sich seinen Weg zu bahnen. Eine leichte Verbesserung zu den Vorjahren.

Ebenso verbessert wurde die Logistik bei den Parkgelegenheiten. Diese ist noch immer weit davon entfernt, perfekt zu sein, aber ganz so frustrierend wie im Vorjahr war es zu keiner Zeit. Die neuen Anlagen an den Parkplätzen funktionierten nun reibungsloser und die Verkehrsflüsse wurden geschickter verteilt.

Erheblich schlechter hingegen war die Sanitärsituation. Denn durch den umbaubedingten Wegfall von einigen der alten Hallen und der dazugehörigen Toiletten gab es so wenige Toiletten auf dem Gelände, dass mit Dixi-Klos Abhilfe geschaffen werden musste. Gerade, wenn man den Schildern folgte und dann nach einer wahren Odyssee über das halbe Messegelände endlich am Ort der Erleichterung ankam, freute man sich nicht unbedingt, diese Dinger vorzufinden. An den fest installierten Toiletten gab es entsprechend zu den Stoßzeiten erhebliche Warteschlangen. Hoffen wir, dass der weitere Umbau diese Situation im kommenden Jahr wieder entschärfen kann!

Trends im Spielebereich

Aber kommen wir einmal weg von der Logistik der Veranstaltung und hin zu ihrem Inhalt, den neuen Spielen.

Es gibt unterschiedliche Zählungen über die Anzahl der Neuheiten, daher ist eine genaue Zahl schwer zu sagen. Knapp im vierstelligen Bereich scheint aber eine relativ gute Schätzung zu sein.

Anders als in den Vorjahren gab es dieses Jahr kein einzelnes Spiel, das ein besonders großen Aufsehen erregte. Einige schafften es, oft genannt zu werden, aber keines war so sehr gefragt wie Scythe oder Terraforming Mars im Vorjahr.

Was Spielmechanismen angeht, zeigten sich dieses Jahr mehrere Dinge:

  • Die „Escape-Room“-Spiele feiern weiterhin Erfolge. Neben einer neuen Version von Unlock und weiteren Exit-Spielen (Gewinner des Kennerspiel-des-Jahres-Preises) gab es auf der Messe wieder zwei Escape Rooms, die live gespielt werden konnten und die großen Anklang fanden.
  • Die sechsseitigen Würfel haben eine kleine Renaissance erlebt, und eine erhebliche Anzahl auch großer neuer Spiele verwendet diese nun wieder. Gleich mehrere neue Spiele setzen sie dabei als Arbeiter ein, mit denen bestimmte Aktionen je nach Würfelwert mehr oder weniger gut erledigt werden können. Rajas of the Ganges, Pulsar 2849 und Dragonsgate College verwenden unterschiedliche Versionen dieser Idee, und sie alle gehören zu den 20–30 Spielen, die dieses Jahr am meisten Beachtung fanden.
  • Auch die so genannten Cube-Pusher, also Spiele, in denen man Ressourcenwürfel auf der einen Leiste nach unten verschiebt, um auf einer anderen voran zu kommen, waren verstärkt vertreten und fanden viel Anklang.
  • Trotz des massiven Erfolgs von Pandemic Legacy Season 1 gab es unerwartet wenige neue Legacy-Spiele, also Spiele, die sich im Laufe der Zeit und über Partien hinaus verändern.

 

Veränderung in Ausrichtung der Messe

  • Kickstarter ist und bleibt ein wichtiges Thema, aber es gab zumindest gefühlt weniger Stände, an denen kommende Kickstarter angepriesen wurden. Stattdessen gab es mehr Spiele zu bestaunen und oft auch zu kaufen, die über Kickstarter realisiert worden waren.
  • In der Vergangenheit richteten sich die Stände auf der Messe vor allem an Spieler. Es gab zwar schon immer ein paar wenige Stände, die gezielt um die Gunst der Verlage warben und Druckereien oder ähnliches repräsentierten, aber die Anzahl dieser Stände war stets sehr gering. Dieses Jahr jedoch gab es eine deutliche Steigerung bei der Zahl derartiger Stände. Und auch mindestens zwei Stände sind uns aufgefallen, die Material angeboten haben für Leute, die gerade dabei sind, selbst ein Spiel zu erfinden.

 

Jenseits des Brettspiels

Zeitgleich mit der SPIEL fand in denselben Hallen auch wie seit Jahren die COMIC ACTION statt. Diese ist aber weiter geschrumpft, und würde es nicht auf den Plakaten stehen, würde man als Besucher wohl kaum bemerken, dass sie überhaupt existiert.

Ähnlich sieht es im Bereich LARP aus. Gerade einmal zwei Stände waren noch vor Ort, die Ausrüstung für Liverollenspieler anboten. Dazu kam noch der eine oder andere Met-Händler. Aber insgesamt ist das Thema LARP auf der SPIEL nicht mehr präsent.
Im Bereich Cosplay sieht es noch dürftiger aus, denn da gab es gerade einmal einen einzigen entsprechenden Händler. Und einen Cosplay-Wettbewerb, wie es ihn in den vergangenen Jahren ab und zu gab, suchte man auch vergeblich.

Das Fehlen entsprechender Stände sorgte wohl auch dafür, dass trotz des freien Eintritts für kostümierte LARPer und Cosplayer am Sonntag erheblich weniger kostümierte Gestalten auf der Messe zu finden waren. Das Gedränge auf den Gängen und das völlige Fehlen von ordentlichen Kulissen für Fotos hätte aber auch dafür gesorgt, dass die Kostümierten außer viel Stress kaum etwas von der Sache gehabt hätten. Schade, denn so geht der Messe einiges der einstigen Buntheit verloren.

 

Ausblick auf 2018

Natürlich wird es auch 2018 wieder eine SPIEL geben. Durch den anhaltenden Umbau der Messe Essen bleibt es spannend zu sehen, wie sich die Räumlichkeiten verändern werden. Es steht zu hoffen, dass irgendwann der neue Haupteingang fertig gestellt wird und damit die vorhandenen Engpässe im Eingangsbereich bekämpft werden können. Und auch weitere Parkplätze im Nahbereich sind geplant und werden sehnsüchtig erwartet.

Was die Spiele angeht ist es schwer, eine Voraussage zu treffen, denn so recht hat sich dieses Jahr kein Gewinner abzeichnen können, der dann im kommenden Jahr vielfach nachgeahmt werden wird. Aber egal, was die Neuheiten sein werden, wir werden auf jeden Fall wieder vor Ort sein und für Euch die Eindrücke sammeln, neue Spiele erkunden und in Hallen vordringen, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat.

Die SPIEL 2018 wird vom 25. bis 28. Oktober 2018 wie gewohnt in der Messe Essen stattfinden.

Unsere Artikel zur Spiel 2017

Um alle unsere Artikel zur diesjährigen Spiel zu finden, könnt ihr entweder hier klicken, oder ihr klickt direkt auf diese Links.

Übrigens findet ihr bei fast allen Artikeln das komplette Interview auch als Audiodatei zum Anhören oder Herunterladen.

 

 

Fotografie: Roger Lewin

 

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