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Ab heute, dem 5. September 2020, bekommt ihr wieder Gratis-Comics! Dieses Jahr soll der GCT entzerrt werden, so dass nicht alle am selben Tag in die Buchläden stürmen. Ihr könnt aus 34 Heften wählen und euch so mit Lesestoff eindecken. Wir sagen euch, worauf wir uns besonders freuen.

Ursprünglich sollte der Gratis Comic Tag am 9. Mai stattfinden. Auf Grund der CoViD-19-Pandemie wurde der Termin verschoben und auf mehrere Tage ausgedehnt. Nun ist es soweit und ihr könnt euch ein paar Gratis-Comics besorgen.

Als Partner dabei sind sowohl Thalia, Hugendubel, die Mayersche Buchhandlung und natürlich viele kleine unterstützenswerte Comicläden. Der Händler selbst legt fest, wie viele Comics ihr mitnehmen dürft – in der Regel sollten das aber drei bis fünf Hefte pro Person sein. Zur Auswahl stehen insgesamt 34 Hefte. Darunter ist für jede Zielgruppe etwas: Fans von Werner, Spider-Man oder den Minions werden genauso bedient wie Manga-Freunde oder Liebhaber trashiger Horrorgeschichten.

Viele der Comics haben wir bereits besprochen; darunter die Leiden eines jungen Superhelden in Invincible, Cristiano Ronaldo als Superheld, eine Comic-Umsetzung von Homers Ilias und die Barbaren-Pulp-Geschichte Berserker Unbound. Doch auch wer schon viel gelesen hat, findet noch weitere Highlights. Unter den Heften haben wir uns fünf weitere Hefte herausgesucht, die ihr auf jeden Fall im Blick haben solltet.

© dani books

Teenage Mutant Ninja Turtles

Als im Jahr 1984 die düstere Superhelden-Parodie Teenage Mutant Ninja Turtles beim Verlag Mirage Publishing erschien, ahnte niemand, welchen Erfolg die Serie bringen würde. Die Hintergrund-Geschichte von Daredevil wurde verdreht und aus vier Schildkröten, die in der Kanalisation von New York leben, wurden Mutanten, die von einer Ratte zu Ninjas ausgebildet wurden, um gegen den Foot-Clan (nicht zu verwechseln mit dem Hand-Clan aus Daredevil) anzutreten. Heute sind Leonardo, Donatello, Raphael und Michelangelo jedem bekannt, doch ihr allererstes Comic-Heft war sehr viel düsterer und zeigt Spuren des Indie-Comics wie auch alter Noir-Geschichten.

Dieses erste Heft wird nun am GCT in deutscher Übersetzung von Dani Books herausgegeben, die demnächst Sammelbände mit allen alten Comicausgaben veröffentlichen werden. In Rückblenden erzählt ihr Meister Splinter den Ninja-Schildkröten, wie er selbst Ninjameister wurde und warum sie alle mutierten. Dazu sieht man den ersten Auftritt Shredders und dessen Auseinandersetzung mit den vier Helden.

Wir freuen uns besonders, die ursprüngliche Version der beliebten Helden zu erleben. Gerade Leute, welche die Schildkröten über die Zeichentrickserie kennenlernten, können so einen anderen Blick auf die Helden wagen, der über Cowabanga, albernen Humor und Pizza hinausgeht.

  • Autoren/Künstler: Kevin Eastman, Peter Laird
  • Verlag: Dani Books

Onkel Dagobert und Donald Duck: Der Sohn der Sonne

Don Rosa gilt auch heute noch als einer der einflussreichsten Comiczeichner. Er ist längst aus dem Schatten von Carl Barks herausgetreten, der damals Onkel Dagobert erfand. Das heutige Bild von Dagobert Duck (englisch: Scrooge McDuck) wurde maßgeblich von Don Rosa geprägt, der mit dem großartigen Sein Leben, Seine Milliarden Dagoberts Hintergrundgeschichte definierte und nebenbei viele junge Leser, mich eingeschlossen, zu Comic-Liebhabern machte. Egmont veröffentlicht nun mit der Don Rosa Library eine Gesamtausgabe seiner Entengeschichten in wertigen Sammelbänden. Einen Vorgeschmack zum ersten Band gibt es beim GCT nun in Heftausgabe. Jeder kann sich nun selbst ein Bild von den originalen Geschichten machen.

© Egmont

Don Rosa zeichnet sich durch seine wunderbaren Hintergründe aus, in denen immer etwas los ist. In Der Sohn der Sonne geht es um Onkel Dagobert, der zusammen mit Donald und seinen drei Neffen auf die Jagd nach einem alten Inka-Tempel geht, während Mac Moneysac dasselbe Ziel hat. Die Geschichte aus dem Jahr 1987 kann als Blaupause für die Ducktales-Serie aus demselben Jahr gesehen werden.

Fans der alten oder der neuen Serie von 2017 werden sich sicher genauso über den Comic freuen wie Liebhaber der alten Don-Rosa-Geschichten oder jeder, der mit Disneys Enten etwas anfangen kann. Dazu lohnt sich das Heft für jeden, der Don Rosas erste Berührungspunkte mit Dagobert Duck neu erleben möchte.

  • Autor/Künstler: Don Rosa
  • Verlag: Egmont
© Chinabooks

Die Klingen der Wächter

Wer bei asiatischen Comics nur an Mangas und Japan denkt, übersieht den wachsenden Markt an chinesischen Comics (genannt Manhua). Der Schweizer Verlag Chinabooks ist wie schon die letzten beiden Jahre mit Highlights aus seinem Programm dabei. Mit Die Klingen der Wächter haben sie einen besonderen Bestseller dabei, der auch westliche Comicleser aufhorchen lässt.

Die Story ist ein klassischer Eastern mit Anleihen des Western-Genres, der im 7. Jahrhundert spielt. Es geht um einen in Ungnade gefallenen Krieger, der mit seinem Sohn im Grenzgebiet der chinesischen Seidenstraße spielt. Dort arbeitet er als Kopfgeldjäger oder Geleitschützer, der gleichzeitig von kaiserlichen Truppen gejagt wird. Sein aktueller Auftrag dreht sich um einen mysteriösen Fremden, der sich in die chinesische Hauptstadt eskortieren lassen will.

Fans der auf Disney+ ausgestrahlten Serie Mandalorian erkennen gleich einige Motive wieder und dürften sich schnell zu Hause fühlen. Auch Freunde der Manga-Reihen Vagabond von Takehiko Inoue und Slam Dunk oder Lone Wolf & Cub von Gōseki Kojima und Kazuo Koike dürften zur Zielgruppe gehören. Über die Serie ist viel Lob gesprochen worden und das weckt Erwartungen, die neugierig auf den Comic machen. Wer noch nicht überzeugt ist, sollte einen Blick in die Leseprobe wagen, welche es auf nur wenigen Seiten schafft, Spannung aufzubauen.

  • Autor/Künstler: Xu Xianzhe
  • Leseprobe: Chinabooks

DC: Harley Quinn

Panini hat vor kurzem eine neue Reihe ins Leben gerufen. Unter dem Label Ink werden Comics im kleineren Format für Jugendliche herausgebracht, die allesamt von preisgekrönten Autoren geschrieben wurden. Doch auch Erwachsene können sich an den überraschend modernen Geschichten erfreuen. Losgelöst von der Hauptkontinuität entfalten die Comics einen eigenen Drive. Als Appetithappen für diese Reihe sind in diesem Heft drei Handlungen angeteasert.

© Panini

Besonders interessant ist dabei das namensgebende Harley Quinn: Breaking Glas von Mariko Tamaki (Ein Sommer am See). Harley ist hier eine vorlaute Jugendliche, die gerade erst in Gotham City angekommen ist. Dort trifft sie auf eine Dragqueen, die sie unter ihre Fittiche nimmt. Doch ihr neues Zuhause soll Eigentumswohnungen weichen. Harley muss also eine Entscheidung treffen. Daneben gibt es noch eine Geschichte, in der Mera zum ersten Mal auf Arthur Curry (Aquaman) trifft, und eine Geschichte, in der Bruce Wayne (Batman) als Jugendlicher Sozialstunden im Arkham Asylum abhalten muss.

Die Bilder der Geschichten funktionieren alle mit einer reduzierten Farbpalette und wunderbar gezeichneten Coming-Of-Age-Stories. Dabei werden Themen wie Gentrifizierung, Homophobie oder Sexismus behandelt. Wer sehen will, wie anspruchsvoll auch Superhelden-Comics für Jugendliche sein können, sollte hier zugreifen.

  • Autoren/Künstler: Mariko Tamaki, Steve Pugh, Chris Wildgoose, u.a.
  • Leseprobe: Panini Comics
© Reprodukt

Die Rückkehr aufs Land

Zuletzt wollen wir euch noch eine Graphic Novel ans Herz legen, die eigentlich wenig mit Phantastik zu tun hat, aber eine tiefe Sehnsucht in uns anspricht: Manu Larcenet und Jean-Yves Ferri erzählen von einem Umzug zweier Großstadtmenschen aufs Land. Das Ganze wird in Comic-Strips erzählt, die eine übergeordnete Handlung umfassen, aber stets für sich funktionieren und auf eine humorvolle Pointe ausgelegt sind. Manu Larcenet hat mit Donjon: Parade bereits bewiesen, dass ihm Humor nicht fremd ist und sich dem Thema ebenso mit seinem großartigen Der alltägliche Kampf genähert. Jean-Yves Ferri dagegen sollte inzwischen als aktueller Asterix-Autor bekannt sein.

In Die Rückkehr aufs Land zieht ein Comic-Autor mit dem Namen Manu zusammen mit seiner Freundin Marietta und der faulen Katze Speer aus der großen Stadt aufs Land. Seine erste Handlung ist es, den Computer anzuschließen. Sie leben noch sehr lange in einem Labyrinth aus Umzugskartons und lernen langsam die schrulligen Nachbarn sowie deren Eigenheiten kennen. Doch die Katze ist nicht so richtig zufrieden und kann mit der Landluft gar nichts anfangen.

Jeder Fan von Der alltägliche Kampf fühlt sich glatt an diesen Band zurückerinnert. In diesem kleinen Meisterwerk ging es um einen Fotokünstler, der eine Schaffenskrise hat und deshalb zurück aufs Land in seine alte Heimat zurückkehrt. Feinfühlig und mit einer Prise Humor werden dort Themen wie Liebe, Depression und Bestimmung angesprochen. Die Rückkehr aufs Land wirkt wie der kleinere lustige Bruder, der sich aber auf Grund seiner Comicstrip-Form nicht verstecken braucht und ganz eigene Qualitäten aufweisen kann. Erschienen ist er im Original bereits 2002. Er erinnert ein wenig an Strip-Klassiker wie Peanuts oder Calvin und Hobbes. Doch statt Kinder, die sich wie Erwachsene verhalten, können wir einen Erwachsenen erleben, der das Kind in sich noch nicht aufgegeben hat.

  • Autoren/Künstler: Jean-Yves Ferri, Manu Larcenet
  • Leseprobe: Reprodukt

Zusammenfassung

Ihr seht, es sollte für jeden was dabei sein. Dabei sind wir nicht einmal auf die Western oder die Ausgaben vom Splitter-Verlag eingegangen. Schaut am besten gleich auf http://gratiscomictag.de vorbei, sucht euch eure Lieblingshefte heraus und überprüft, welcher Händler in eurer Nähe daran teilnimmt.

Titelbild: © depositphotos | EireenZ
Artikelbilder: wie gekennzeichnet
Layout und Satz: Annika Lewin
Lektorat: Lukas Heinen

 

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