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Der Erfolg seiner Reihe Descender führte Star-Autor Jeff Lemire zur Schaffung eines Nachfolgers in Form von Nachdem das Universum voller Magie im ersten Band vorgestellt wurde, geht die spannende Handlung in Das Tote Meer weiter. Können Mila und Telsa den finsteren Mächten des Universums entkommen?

Jeff Lemires Graphic Novels Black Hammer und Gideon Falls konnten bei den Teilzeithelden stets gute bis sehr gute Bewertungen erzielen. Doch diese Reihen stellen bei weitem nicht die einzigen Erfolge des kanadischen Autoren dar. Zu diesen zählt beispielsweise der Science-Fiction-Epos Descender. Die 2015 auf dem englischsprachigen Markt veröffentliche Serie entführt ihre Leser in einen epochalen Krieg zwischen Maschinen und der Menschheit. Der kleine Android Tim-21 muss in dieser umkämpften Welt seinen Platz finden.

Kurz vor Ende der Reihe überraschte das kreative Duo aus Lemire und Künstler Dustin Nguyen die Fans mit der Ankündigung einer Fortsetzung. Ascender spielt im gleichen Universum, jedoch zehn Jahre nach den Ereignissen von Descender. Dabei sind die Spielregeln in Ascender nun andere: Die Technologie ist der Magie gewichen.

Der erste Band fokussiert sich auf die Vorstellung der neuen Weltordnung. Die Kontrolle über die Galaxie obliegt nun der mächtigsten Magierin Mutter und ihren Anhängern. Zu diesen gehören auch die gefürchteten Vampire. Der aus Descender bekannte Andy und seine Tochter Mila stoßen im Laufe der Handlung auf ein Relikt der alten Tage, das die Aufmerksamkeit von Mutters Schergen auf sie lenkt. Eine intensive Hetzjagd beginnt, die am Ende des ersten Bandes scheinbar ein schweres Opfer fordert. Unmittelbar an diese Stelle steigt der zweite Band, Das Tote Meer, wieder ein.

Am Ende des ersten Bandes kommt es scheinbar zu einem schweren Opfer.

Handlung & Charaktere

Schockiert vom Tode ihres Vaters Andy setzt Mila mit Telsa, einer alten Bekannten ihres Vaters, die Flucht über das Meer fort. Dabei kann sich die junge Frau nie in Sicherheit wiegen, da sowohl unter der Wasseroberfläche, als auch auf dem Festland Gefahren auf sie warten. In der Zwischenzeit haben die Schergen von Mutter den leblosen Körper von Andy geborgen. Dank der Macht der Magie setzen sie ihre eigenen Pläne mit dem Mann in Gang.

Zweite Bände von Graphic Novel-Reihen weisen oftmals Probleme bei ihren Spannungsbögen auf. Eine Balance zwischen der Fortsetzung des Piloten, eigenständiger Weiterentwicklung der Handlung und der Vorbereitung auf die Nachfolger ist schwer zu gestalten.

Ascender Bd. 2: Das Tote Meer hat dafür eine gute Lösung parat: Wenngleich objektiv betrachtet die Handlung kaum voranschreitet, erlebt man als Leser*in dennoch eine Menge. Das liegt hauptsächlich an dem klugen Einbau von Rückblenden zu den Charakteren. Diese sind an sinnvollen Stellen über den ganzen Band platziert und tragen zur Charakterentwicklung und dem Verständnis der Welt bei.

Das unbestrittene Highlight ist der Einblick in die Vergangenheit von Mutter, der scheinbar absoluten Herrscherin der Galaxie. Dadurch verliert die mysteriöseste Figur der Handlung zwar einen Teil ihrer geheimnisvollen Ausstrahlung, doch die Passage trägt maßgeblich zum Verständnis der Rückkehr der Magie bei. Eine unerwartete Wendung setzt der Faszination der Szene die Krone auf.

Als Nachfolger seiner Serie Descender hat Lemire mit Ascender eine schwierige Aufgabe zu erfüllen. Auf der einen Seite sind die hohen Erwartungen der Fans von Descender zu berücksichtigen. Auf der anderen Seite darf das kreative Team neue Leser nicht durch zu viele Anspielungen verprellen. Im Allgemeinen ist dieser Spagat dem verantwortlichen Team auch in diesem Band, wie bereits im Vorgänger, gut gelungen. Zum Verständnis der Handlung ist kein Vorwissen erforderlich, da Rückblicke die Hintergründe beleuchten. Jedoch werden Kenner der Vorgänger definitiv mehr Spaß an diesem Werk haben.

Blickfänger sind wie beim Vorgänger die Charaktere.
Die Hintergründe sind verwaschene Begleiter der Charaktere im Vordergrund.

Zeichnungen & Kolorierung

Visuell setzt diese Graphic Novel, wie bereits Descender, auf einen individuellen Aquarell-Stil. Zu Beginn empfand ich diesen als wenig attraktiv, konnte mit der Zeit meine Vorliebe an der Gestaltung finden. Besonders die Hintergründe sind meist verwaschene Begleiter der Charaktere und Ereignisse im Vordergrund. Dennoch haben die von Dustin Nguyen dargestellten Szenen Charme. Die wenigen Actionszenen wirken ebenso intensiv wie Charaktermomente.

Blickfänger sind in Ascender Bd. 2: Das Tote Meer wie beim Vorgänger die Charaktere und Kreaturen. Dramatische Nahaufnahmen kommen im Vergleich zum Piloten häufiger zum Einsatz und untermalen die Wendungen. Gleichzeitig nutzt dieser Band die Kolorierung und die dadurch entstandenen Kontraste deutlicher zum Storytelling. Besonders die Farbe Rot gewinnt an Bedeutung und spielt in Mutters Geschichte eine tragende Rolle.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Splitter
  • Autor: Jeff Lemire
  • Zeichner: Dustin Nguyen
  • Sprache: Deutsch
  • Seitenanzahl: 128
  • Preis: 19,80 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Ascender Bd. 2: Das Tote Meer ist eine gelungene Fortsetzung von Lemires Nachfolgeserie zu Descender. Das Fans der Reihe wohlbekannte und gleichzeitig völlig veränderte Universum gewinnt an erzählerischem Tiefgang und das Wiederaufflammen der Magie wird genauer beleuchtet. Gleichzeitig nehmen die Hintergrundgeschichten der Akteure deutlicher Gestalt an und vertiefen das Verständnis zu den Charakteren. Dies geht etwas auf Kosten des Fortschritts der Rahmenhandlung, motiviert aber stetig zum Weiterlesen.

Der Aquarell-Stil von Künstler Dustin Nguyen setzt auf minimalistische Gestaltung mit Fokus auf Charaktere. Besonders das Design der Kreaturen und Planeten verleiht der Geschichte eine charmante Fantasy-Atmosphäre. Punktuell gesetzte Action-Szenen und intensive Charaktermomente bilden die visuellen Höhepunkte dieses Bandes, der die Kolorierung geschickt in die Handlung einbezieht.

 

Artikelbild: © Splitter
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Sabrina Plote
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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