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Ein Jahr Corona, zweiter Lockdown, dritte Welle – unsere Liebsten sehen wir weiterhin vor allem online. Wer bei der virtuellen Geburtstagsfeier nicht einfach immer nur über die gleichen Themen jammern möchte, sollte vielleicht mal ein Online-Partyspiel probieren. Wir stellen euch ein paar Optionen vor, die garantiert für Unterhaltung sorgen.

Geburtstag, Cliquenabend, Weihnachten, Silvester – alles fällt aktuell sehr klein aus – oder gleich ganz. Zu zweit kommen noch ganz gut kooperative Spiele auf den Tisch, in kleiner Gruppe gibt es immerhin viele virtuelle Brettspiel-Umsetzungen – aber was machen wir, um in größerer Runde mit unseren Liebsten mal wieder zusammenzukommen? Es gibt immer mehr Umsetzungen von Partyspielen für sechs oder auch zwölf Leute. Wir haben für euch ein paar der besten ausprobiert.

Among Us

Längst ist das virtuelle Social Deduction Spiel Among Us kein Geheimtipp mehr. Bereits Mitte 2018 veröffentlicht, löste das Spiel im Sommer 2020 einen großen Hype aus. Mittlerweile gibt es weltweit Gruppen, die regelmäßig ihre niedlichen Raumanzüge schlüpfen, um im Team die Impostors (Verräter*innen) zu finden – oder einfach alle anderen zu töten.

Auf dem Smartphone ist das Spiel mit Werbeunterbrechungen sogar gratis zu spielen. Die werbefreie Version kostet um die vier Euro. Das ist auch der Betrag für Windows oder, seit Ende 2020, für die Nintendo Switch-Version. Ein Spiel zwischen den Plattformen ist uneingeschränkt möglich, auch wenn es hin und wieder ein paar Anläufe braucht. Ein Voice- oder bestenfalls Video-Chat wird empfohlen, auch wenn in der Auftragsphase meist striktes Redeverbot herrscht oder nur über nicht-spielbezogene Themen geredet werden sollte.

Wie es funktioniert

Ähnlich wie bei anderen Social-Deduction-Spielen (Die Werwölfe von Düsterwald, Avalon und vielen weiteren) gibt es zwei Teams. Die Menschen müssen Aufgaben (in Form von Mini-Spielen wie Asteroiden abschießen oder Verkabelungen erneuern) auf ihrer Raumstation verrichten und wenn alle geschafft sind, haben sie gewonnen.

Allerdings gibt es unter ihnen auch die Impostors, die gewinnen, indem sie alle anderen eliminieren. Zusätzlich können sie noch wichtige Steuerungssysteme sabotieren und damit eine Kernschmelze herbeiführen, den Sauerstoff abdrehen oder auch einfach die Lichter ausschalten.

Wann immer jemand eine Leiche findet, wird ein Emergency-Meeting einberufen, um zu diskutieren, wer „sus“ (von engl. „suspicious“, verdächtig) ist und Impostor sein könnte. Sind sich die meisten einig, wird eine Person aus der Luftschleuse oder in die Lava geworfen, und die Menschen hoffen, dass es auch wirklich ein Impostor war.

Und so ist es ein enges Rennen kurzer Spielrunden, in denen die Gruppe immer kleiner und die Luft gegebenenfalls dünner wird, bis eine Seite gewonnen hat – und danach wird natürlich noch eine Runde gespielt in der bunt-brutalen Comic-Optik.

  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Spieldauer: ca. 10–15 Minuten pro Partie
  • Spieler*innen-Anzahl: 4 5 6 7 8 9 10
  • Preis: 0–4 EUR
  • Bezugsquelle: Windows, iOS, Android, Nintendo Switch

 

Jackbox Games

Die Älteren von uns erinnern sich vielleicht noch an die digitale Quiz-Reihe You don’t know Jack, in der wir mit bis zu vier Personen von Showmaster Jack aberwitzige und noch absurder formulierte Fragen meistern durften.

Nur Quiplash 2 gibt es aktuell auch auf Deutsch.

Es war knapp 15 Jahre lang still um den Publisher, bevor seit 2014 jedes Jahr ein neues Jackbox Party Pack rauskam; 2020 das mittlerweile siebte. Jedes dieser Party-Packs beinhaltet je fünf Spiele, die allesamt über das Smartphone zu bedienen sind, indem wir die Homepage Jackbox.tv aufrufen und dann den Raumcode eingeben. So einfach, so schnell. Alle Spiele sind moderiert von skurrilen Charakteren, die mit Wortspielen die einzelnen Spiele erklären und untermalen. Einige der beliebtesten haben dabei in späteren Packs Folgetitel mit zusätzlichem Content bekommen.

Wie es funktioniert

Es gibt verschiedene Quiz-Variationen, wie Neuauflagen des Klassikers You don’t know Jack oder das Monster Murder Trivia. Falsche Antworten auf die oft morbiden Fragen führen zu Mini-Spielen ums Überleben, doch auch wer ausscheidet, spielt als Geist noch weiter. Wenn alle bis auf eine*n das Zeitliche gesegnet haben, geht es in die finale Runde, eine Art Aufholjagd, in der alle noch mal die Chance haben, durch die meisten richtigen Antworten als einzige Person zu entkommen.

Viele Spiele funktionieren nach dem Prinzip von Nobody is perfect oder Dixit. Es gilt eine Frage zu beantworten (Fibbage), einen Begriff zu definieren (Dictionarium) oder zu zeichnen (Drawful) und dann in der nächsten Instanz alternative Antworten und Titel zu finden, um die Mitspielenden auf die falsche Fährte zu lenken. Richtiges Raten und erfolgreiche Finten bringen Punkte und jede Menge Spaß.

Eine andere Kategorie von Spielen lässt uns gegeneinander antreten und die besseren oder lustigeren Antworten (Quiplash), Szenarien (Split the Room) oder Zeichnungen (Civic Doodle) kreieren. Eine Abwandlung hiervon stellt auch Survive the Internet dar – hier erhalten wir jeweils Bilder oder Aussagen, zu denen wir uns dann eine Headline überlegen, die von der nächsten Person aus dem Kontext gerissen wird, um damit Memes, YouTube-Videos oder Facebook-Posts zu benennen.

Für etwas weniger kreative Köpfe gibt es dieses Spielprinzip auch mit vorgefertigten Auswahloptionen. Um eine Situation zu beschreiben, wählen wir bei Earwax aus ein paar Vorschlägen zwei aufeinander folgende Toneffekte (wie eine Hupe oder eine Toilettenspülung) aus. Oder wir müssen bei Blather ’Round einen Titel, eine Sache oder Person beschreiben und haben dafür in zwei Minuten immer wieder eine Liste an Sätzen, in denen wir Worte verändern dürfen.

Blather ‘round aus Partypack 7 ist in Erklär- und Ratespiel mit vorgegeben Wörtern.

Die meisten Spiele erfordern jedoch ein wenig Kreativität, Wortgewandtheit oder Zeichenkünste. So gibt es auch ein Spiel für Powerpoint-Karaoke (Talking Points) oder Erfindungen für vorher vorgeschlagene Pseudoprobleme (Patently Stupid) – beim Erstgenannten halten wir eine Präsentation mit von anderen ausgewählten Bildern über ein abstruses Thema, beim Zweiten benennen wir unsere Erfindung und zeichnen einen Prototypen auf einer Serviette.

Es gibt noch viele weitere Spiele: Push the Button ist ein wenig verwandt mit Among Us. Hier gilt es, auf unserer Raumstation die Aliens ausfindig und unschädlich zu machen. Dazu wählen wir in jeder Runde drei von uns aus, die etwa eine Testfrage oder Zeichenaufgabe bekommen – das Alien allerdings bekommt eine ganz andere Frage bei gleichen Antwortmöglichkeiten gestellt. Da kann es sich schnell enttarnen, wenn es sich nicht geschickt ins System hackt, um sich unverdächtig oder andere verdächtig zu machen. In anderen Spielen geht es um Roboter-Rapbattles, T-Shirt-Design-Wettbewerbe oder auch darum, mit SMS den besten Monsterpartner zu finden oder den teuflischen Onkel in Minispielen aus dem eigenen Haus zu verjagen. Klingt absurd – ist es auch. Probiert es aus.

  • Sprache: Englisch (nur Quiplash 2 gibt es aktuell auch auf Deutsch)
  • Spieldauer: ca. 15–20 Minuten pro Partie
  • Spieler*innen-Anzahl: je nach Spiel 1/2/3 bis 6/8/10/16 (eins bis 100), die meisten sind optimiert auf 5–8
  • Preis: ca. 25 EUR für ein Party Pack mit 5 Spielen, oft als Bundle günstiger
  • Systeme: Windows, MacOS, Linux, PlayStation 3/4, Nintendo Switch, Xbox 360/One, AppleTV, Android (selected Systems)

 

Skribbl.io

Auf der Homepage scribbl.io können wir gratis das simple Prinzip der Montagsmaler spielen. Reihum erhalten wir drei Begriffe, suchen einen davon aus und zeichnen ihn in vorgegebener Zeit. Die anderen raten durch Texteingabe. Die Anzahl der Buchstaben ist eingeblendet und im Laufe der Zeit werden einzelne offenbart. Punkte gibt es für alle, die richtig geraten haben – je schneller, desto mehr – und natürlich auch als Künstler*in für alle, die unsere Zeichnung erkannt haben. Nach einer vorher eingestellten Rundenanzahl gewinnt die Person mit den meisten Punkten. Bis zu zwölf Personen können zum Zeichnen und Raten in privaten oder öffentlichen Räumen zusammenkommen.

  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Spieldauer: ca. 20–60 Minuten (je nach gewählter Rundenanzahl)
  • Spieler*innen-Anzahl: 3–12 (für private Räume)
  • Preis: 0 EUR
  • URL: skribbl.io

 

Codenames Online

Codenames, das Spiel des Jahres 2016 von Czech Games Edition, kann gratis online gespielt werden. Eine Person erstellt einen Tisch, der Freundeskreis wählt selbst, wie die Teams aufgeteilt werden, und schon kann es losgehen.

Es gibt eine Tischauslage aus 25 Wörtern (Hund, Auto, Steckrübe etc.). Einige von diesen sind die Decknamen von Agent*innen der Teams Blau und Rot. Jedes Team muss die eigenen Leute finden. Eine Person pro Team kennt die Decknamen und darf erklären, indem sie abwechselnd genau einen Begriff nennt und die Anzahl der Wörter, auf die sich der Begriff bezieht. (Beispiel: Lebewesen 2 – funktioniert bei Hund und Steckrübe, nicht so gut bei Auto.) Es darf abwechselnd geraten werden, um die eigenen acht oder neun Codenames vor den anderen zu finden. Wird falsch geraten, ist das andere Team dran. Sofort verloren hat das eigene Team, sollte eine besonders gemeine schwarze Karte geraten werden.

Das Spiel klingt erst einmal ein wenig abstrakt, hat aber Suchtpotential und wurde nicht umsonst Spiel des Jahres. Mittlerweile wurde es auch als kooperative Version für zwei Spielende (ebenfalls online spielbar) umgesetzt, mit Bildern statt Wörtern oder mit spezifischen Begriffssets für Harry Potter, Disney und Marvel – und wir dürfen sicher noch mehr erwarten.

  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Spieldauer: ca. 15–30 Minuten pro Partie
  • Spieler*innen-Anzahl: 4+
  • Preis: 0 EUR
  • Bezugsquelle: codenames.game

 

Perfect Match

Wolfgang Warsch (bekannt durch Die Quacksalber von Quedlinburg) hat uns mit Perfect Match ein interessantes Partyspiel beschert. In Corona-Zeiten konnten wir das Spiel – wie wohl die meisten – leider bislang nur einmal in kleinerer Runde testen. Gut, dass das Internet hier Abhilfe schafft und wir das Ganze schon mal online ausprobieren können, nicht offiziell umgesetzt, aber mit Erlaubnis der Autoren.

Knapp daneben liegt unser Zeiger – in dieser Runde leider keine Punkte.

Auch hier sind wir aufgeteilt auf zwei Teams. Abwechselnd gilt es, auf der analogen Halbkreis-Skala, die in jeder Runde zwischen zwei Gegensätzen wie „heiß/kalt“, leise/laut“ oder auch „modisch/unmodisch“ aufgehängt ist, einen Bereich zu erklären. Dieser wird jeweils zufällig bestimmt und könnte beispielsweise ganz weit links (oder auch knapp rechts von der Mitte) liegen. Wer erklärt, wählt einen Begriff wie Nordpol oder Weltraum, in der Hoffnung, dass das eigene Team den Zeiger vor dem verdeckten Halbkreis möglichst genau auf den diesen Bereich bringt. Dafür gibt es dann null, zwei, drei oder gar vier Punkte. Das andere Team kann dann ebenfalls noch einen Punkt gewinnen, wenn es richtig rät, ob der gesuchte Bereich weiter links oder rechts vom eingestellten Zeiger steht. Spannend wird es hier natürlich erst richtig ab sechs Personen, wenn in den beiden Rate-Teams diskutiert werden kann, ob beispielsweise der Nordpol denn jetzt wirklich, wirklich kalt ist, wenn bedacht wird, dass draußen im Weltall –237° Celsius herrschen. Und das ist ein recht einfaches und weniger persönliches Beispiel als etwa die Frage, welcher Roman zum Beispiel über- oder unterschätzt ist.

  • Sprache: Englisch
  • Spieldauer: 40 Minuten pro Partie
  • Spieler*innen-Anzahl: 4+ (besser 6+)
  • Preis: 0 EUR
  • Bezugsquelle: heretothere.app

Darüber hinaus gibt es natürlich noch viele weitere Brett- und Party-Spiel-Umsetzungen. Klassiker wie Flaschendrehen, Wahrheit oder Pflicht oder Stadt Land, Fluss gibt es dabei zuhauf als Apps, oft umsonst (mit Werbung) oder für kleines Geld. Und natürlich können wir auch ganz einfach per Webcam Scharade spielen oder eigene Quiz- und Ratespiele erstellen, besonders ansehnlich zum Beispiel mit Kahoot!

Der Phantasie sind – wie immer in unserem verspielten Hobby – nur wenig Grenzen gesetzt. Was habt ihr noch entdeckt oder einfach selbst gemacht? Wir sind stets gespannt auf neue gute Ideen – schreibt sie uns in die Kommentarspalte.

 

Artikelbilder: © VadymPastukh | depositphotos.com, die jeweiligen Herausgeber
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Simon Burandt

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