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Bei Pegasus Spiele gab es am 1. Oktober den dritten digitalen Pressetag des Jahres. Wir waren wieder für euch wieder und haben die spannendsten Neuankündigungen für den Herbst, viele Updates und einige spannende Informationen vom Verlag und seinen Partnern zusammengetragen.

Da viele neue Spiele schon im Laufe des Jahres ausgiebig präsentiert oder bekanntgegeben wurden, wie etwa beim Frühlings– oder Sommer-Pressetag, wollte sich der Verlag mit dem geflügelten Pferd als Logo auf die wirklichen Neuheiten konzentrieren. Diese fielen nicht ganz so zahlreich aus wie sonst, was im Laufe des Abends auch mehrfach thematisiert wurde. Doch dazu später mehr, denn spannend waren wieder die tiefen Einblicke in das Verlagshaus, welche Geschäftsführer Karsten Esser wie gewohnt am Ende des Tages gab. Doch zunächst, nach einer kurzen Einleitung und Übersicht von Pressesprecher Peter Berneiser, ging es direkt los mit den Updates von Portal Games, die uns wie immer Ignacy Trzewiczek persönlich vorstellte:

Dune & Dreadful Circus – Portal Games

Ignazy präsentiert Dreadful Circus und ein neues kooperatives Detective-Spiel im DUNE-Universum.
Ignazy präsentiert Dreadful Circus und ein neues kooperatives Detective-Spiel im DUNE-Universum.

Ende des Jahres soll das frisch angekündigte Dreadful Circus erscheinen. Das Spiel richtet sich eher an Kennergruppen, die vier bis acht Personen zur Verfügung haben. Die Spielzeit soll dennoch mit circa 30 Minuten recht flott sein. In dem Spiel von Bruno Faidutti geht es darum, als Zirkusdirektor eine spektakuläre Ausstellung zu erzeugen. Die Spielenden müssen eine geeignete Strategie finden, um am Ende die Gunst des Publikums und damit die meisten Siegpunkte zu erringen. Als Mechanik dient dabei ein interessantes Auktionssystem. Abwechselnd werden eigene Karten verkauft und gekauft, was von den Anwesenden selbst ausgehandelt werden muss. Dabei gilt es nicht nur die besten Attraktionen, Verträge und Münzen zu ergattern, sondern auch alle anderen negativ zu beeinflussen.

Bei DUNE – Geheimnisse der Häuser handelt es sich wiederum um ein Spiel, was man eher in die DETECTIVE-Brettspielreihe setzen sollte. Wie die Verpackung schon erkennen lässt, handelt es sich hier um eine Umsetzung des derzeit äußerst erfolgreichen Kinofilms. Die Story selbst lässt sich auch ohne Kenntnis des Films gut verstehen, denn sie spielt in einem Nebenstrang, welcher auch in dem ursprünglichen Buch von Frank Herbert vorgekommen ist, im Kino aber nicht behandelt wird. Dennoch spielt es vollständig im selben Universum, denn wir müssen als rebellische „Fremen“ Widerstand gegen das Haus „Harkonnen“ leisten. Bis zu vier Personen agieren dabei kooperativ und müssen Geheimnisse aufdecken, die sich über insgesamt drei Missionen (und einem Prolog) ziehen, welche jeweils 2-3 Stunden dauern sollen.

Zeit ist ein wichtiger Faktor, auch im Spiel, ebenso wie Ressourcen, welche auf dem Wüstenplaneten Arakis immer rar sind. Das Spielmaterial selbst fällt leider auch recht karg aus, wird aber unterstützt durch Videos und interaktive Elemente, die auf einer eigenen Website für jede Gruppe verwaltet werden. Ohne Internet ist es also nicht möglich, die komplexe Spielwelt zu erfahren. Dabei soll es auch unmöglich sein alle Begegnungen zu erleben, denn die Geschichte ändert sich durch jede Entscheidung der Gruppe.

Corrosion – Deep Print Games

Nachdem letztes Mal schon Savannah Park vorgestellt wurde, welches Ende Oktober auch endlich lieferbar sein soll, stellte uns Peter Eggert das neue Expertenspiel Corrosion vor. Für Autor Stefan Bauer ist dies sein Erstlingswerk, überzeugte aber anscheinend sofort die Redaktion von Deep Print. Bei Corrosion geht es um eine alte Fabrik, in der abwechslungsreiche Produktionskombinationen aufgebaut werden müssen. Wortwörtlich ein Engine-Builder. Die größte Bedrohung ist dabei die Zeit, denn Korrosion ist der Feind von Maschinen. Spielaufgabe ist es daher, rostfreie Chromzahnräder für leistungsfähige Chrommaschinen zu produzieren. Spezielle Aktionskarten, die Ingenieur*innen, müssen geschickt ausgespielt werden, um neue Maschinen oder Ingenieur*innen zu erhalten. Alternativ kann auch das große Rostrad gedreht werden, um die eigenen Maschinen zu aktivieren. Dabei sollte aber immer auf ältere Maschinen und Zahnräder geachtet werden, da diese beim Drehen des Rostrads verrosten und zerstört werden können. Bei Corrosion geht es im Kern um temporäre und langfristige Kombinationen für eine ausgewogene effiziente Produktion und das Erzeugen von Boni, um die anderen Fabrikbetreibenden auszustechen.

In Corrosion bauen wir uns eine eigene Engine, können aber auch bei der Konkurrenz klauen.
In Corrosion bauen wir uns eine eigene Engine, können aber auch bei der Konkurrenz klauen.

Das Spiel erscheint dabei als innovativer Temporary-Engine-Builder dem man dem Hauptberuf des Autors Stefan Bauer sehr gut anmerkt, welcher auch persönlich anwesend war. Dieser ist nämlich eigentlich Mathematiker. Das atmosphärische Artwork ist von Multitalent Dennis Lohausen. Erfahrene Expert*innengruppen sowie Personen im Solomodus erwartet ein herausfordernder Spielverlauf, bei dem viel Planung gefordert wird. Wechselnde Startbedingungen sollen dabei stets neue Wege eröffnen. Wir sind gespannt.  

Clinic Rush

Die neue Box von Clinic Rush.
Die neue Box von Clinic Rush.

Im Sommer noch als Hospital Rush vorgestellt, beziehungsweise im Englischen als Rush M.D., wurde es kurzerhand umbenannt und wird jetzt als Clinic Rush vertrieben. Es ist der eigenständige Nachfolger von Kitchen Rush. Statt ein Restaurant aufzubauen, müssen wir hier erfolgreich ein Krankenhaus führen und Patient*innen behandeln. Wie in Kitchen Rush geschieht dies kooperativ und in Echtzeit.

Ähnlich wie im Vorgänger stellen wir bei Hospital Rush Sanduhren auf bestimmte Aufgaben, müssen Zutaten sammeln, Krankendaten erfassen, Untersuchungen durchführen, Blutbilder analysieren, Bakterienkulturen bestimmen oder die Krankenhausapotheke auffüllen. Das Krankenhaus wird mit mehreren einzelnen Spielplänen dargestellt, die unterschiedliche Räume repräsentieren. Wir konnten die Einführungsrunde miterleben und uns ein Bild von den vielen Minigames machen, die auch einiges an haptischem Geschick erfordern.

Carnegie

Einige werden das Spiel eventuell noch von einer Kickstarter-Kampagne kennen. Was zunächst als leicht dröges Worker-Placement-Spiel daherkommt, entpuppte sich im Laufe der Vorstellung aber als knallhartes Experten-Managementspiel mit unzähligen Möglichkeiten. Der Titel Carnegie wurde vom Leben des Schotten Andrew Carnegie inspiriert, welcher 1848 in die USA auswanderte. Er war einer der Hauptakteure im Aufstieg der amerikanischen Stahlindustrie und wurde zu einem der reichsten Männer der Epoche und zu einer Ikone des amerikanischen Traums.

Carnegie ist ein Experten-Spiel mit viel Management.  
Carnegie ist ein Experten-Spiel mit viel Management.

In diesem Spiel für eine bis vier Personen müssen Angestellte rekrutiert und verwaltet werden, das Geschäft erweitert, in Immobilien investiert, Waren produziert oder verkauft und Transportketten erstellt werden. Das Spiel hat mehrere Runden, in denen jeweils bestimmte Aktionen ausgeführt werden können. Der Clou dabei: Man wählt jeweils eine Aktion aus, denen die anderen Spielenden folgen können – aber nicht müssen. Das Ziel des Spiels ist es natürlich, das größte und prestigeträchtigste Unternehmen aufzubauen, was durch Siegpunkte symbolisiert wird. Wer das Spiel jetzt schon ausprobieren will kann das kostenlos auf boardgamearena tun. First Rat In diesem Kennerspiel von Pegasus geht es – natürlich – um Ratten. Diese wollen zum Käsemond fliegen und erleben dabei allerlei Kurioses.

Bis zu fünf Personen spielen jeweils eine Rattenfamilie, die alle zusammenarbeiten, um die Rakete fertigzustellen. Doch möchte jede Familie am Ende das meiste zum Erfolg beigetragen haben und so entbrennt ein kleiner Wettkampf. In jedem Zug muss entschieden werden ob eine Ratte um fünf Felder weit bewegt werden kann oder stattdessen mehrere Ratten bis zu drei Felder weit laufen dürfen. Das Knifflige dabei ist, dass die Ratten nur auf Feldern der gleichen Farbe Ihren Zug beenden dürfen. Sollte dort schon Rattenkonkurrenz stehen, muss diese mit Käsestückchen bestochen werden. Unterwegs sammelt die Familie Raketenteile, nützliche Gegenstände wie zum Beispiel Taschenrechner oder bildet mutige Rattonauten aus. Aktuell ist das Spiel noch in Entwicklung und für das erste Quartal 2022 geplant.

Die mutigen Rattonauten wollen zum Käsemond fliegen und erleben dabei allerlei Abenteuer.  
Die mutigen Rattonauten wollen zum Käsemond fliegen und erleben dabei allerlei Abenteuer.

Firmen-News, Ausblick & Updates

Neben den Neuheiten gab es vor allem sehr viele Erwähnungen und Updates von bestehenden Spielen. Viele Spiele verzögern sich leider durch die anhaltend hohe Auslastung bei den Druckereien, insbesondere in China. Das betrifft unter anderem Fire & Stone, die Co-Produktion von Pegasus und Feuerland, welches nun vermutlich erst im Frühjahr 2022 auf den Markt kommen wird. Dazu kommt die Problematik, dass die Transportwege auch ausgelastet sind, immer teurer werden und man nur noch schwer Container bekommt oder diese nicht gelöscht werden können, weil in China ganze Häfen wegen Corona gesperrt waren.

Auch die Produktion von Everdell verzögert sich aktuell aufgrund von generellem globalen Papiermangel. Die Problematik der Lieferketten werde sich wohl auch nicht innerhalb des nächsten Jahres wirklich auflösen lassen. „Die Terminzuverlässigkeit sei generell nicht mehr gegeben“, so Karsten Esser, Geschäftsführer von Pegasus. Man versuche dies teilweise zu lösen, indem immer mehr Produktionen geteilt und auf Firmen in europäische Länder ausgelagert werden. Aber auch dort sei es schwierig, wenn man jetzt einen Auftrag aufgäbe, würde dieser nicht vor Q2 2022 gestartet werden. Vermutlich war dies auch der Grund, warum sich Pegasus sehr mit neuen Terminen zurückhielt und eher Quartalsziele für neue Veröffentlichungen angab. Generell seien weniger Neuerungen zu erwarten.

Durch den Wegfall der vergangenen Messen sei man auch nicht mehr gezwungen, alles auf einen Termin zu setzen, sondern es könne viel über das Jahr verteilt werden, auch wenn das Weihnachtsgeschäft noch immer sehr wichtig sei. In Zukunft werde sich auch der Preis etwas steigern, da durch die gestiegenen Rohstoff- und Transportpreise die Spiele so günstig nicht mehr zu produzieren sind. Jedoch sei die generelle Preisakzeptanz bei den Kunden auch gestiegen, und der Trend würde sich Richtung hochwertige und große Spiele entwickeln. Abschließend wurde dennoch ein positives Resümee gezogen, da sich die Branche generell weiter gesteigert hat und der Markt stabil auf hohem Niveau bleibt.

Das Interesse an Brettspielen sei ungebrochen, und wir können uns auf viele Neuheiten gefasst machen, auch wenn aktuell die übliche Herbst-Flut abflauen würde.

Artikelbilder: © Pegasus Spiele
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Rick Davids

Stephan Jacob

Stephan Jacob ist Videospielentwickler und unterrichtet selbiges auch an Universitäten quer durch Deutschland. Er larpt seit 1999 fast ausschließlich auf Fantasy Cons und nimmt sein Hobby leider überhaupt nicht ernst. Zu seinen größten Errungenschaften, zählt sein Mitwirken bei den Tyren Nightfire-Filmen und seine Bekanntheit als HelloKittySchield-Meme.

 

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