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Black Widow wurde eine Lüge von einem perfekten Leben gegeben und dann wieder genommen. Zusammen mit Yelena und anderen Verbündeten, versucht sie nun, Unschuldige zu schützen. Dabei stoßen sie auf eine Sekte, die ihren Mitgliedern Superkräfte verspricht. Begeistert uns der zweite Teil genau wie der Neustart der Reihe?

Black Widow war nie eine der großen Held*innen des Marvel-Universums. Sie war eine typische Nebenfigur, die nur selten eine eigene Reihe hatte. Seit Marvel ihre Comic-Ausgaben zusätzlich mit einer Legacy-Zählung ausstattet (bei der alle Nummern bisheriger Ausgaben zusammengezählt werden), ist dies besonders sichtbar: Die in diesem Paperback zusammengefassten Hefte haben die Legacy-Nummern 46 bis 50. Das heißt aber auch, dass das große Finale dieses Bandes ein kleines Jubiläum ist. Betrachtet man alle bisher erschienen Black Widow-Comics fällt aber auf, wie hoch die Qualität ihrer Einzelabenteuer ist. Auch der Neustart vor ein paar Monaten hat uns schwer begeistert. Mit Kelly Thompson und Elena Casagrande hat sich Marvel ein paar der besten Kreativen ins Boot geholt, um neue Aspekte aus der Heldin zu holen. Wird es schwer, die Qualität zu halten oder gelingt es dem Autorin/Zeicherin-Team mit Leichtigkeit?

Black Widow #2 – Spionin mit gebrochenem Herzen

Spoilerwarnung für den ersten Band

Am Ende des letzten Bandes starben Natashas Mann und Sohn bei einer Explosion. Die beiden wurden ihr von einer Schurkenriege inklusive Gehirnwäsche gegeben. Sie sollte so ruhiggestellt werden, doch Clint Barton und Bucky Barnes konnten sie aus dem falschen Leben befreien. Es war nicht das erste Mal, dass an ihrem Gedächtnis herumgespielt wurde. Doch dieses Mal hat man sie mit einem gebrochenen Herzen hinterlassen. Nun hat sie sich ein weiteres Mal an der Westküste niedergelassen und will so die Unschuldigen beschützen. Als sie in San Francisco von einer jungen Frau namens Lucy bestohlen wird, nimmt sie sich ihr an. Sie erkennt, dass Lucy in eine bösartige Sekte verstrickt ist und dass es dort nicht mit rechten Dingen vor sich geht. Es wird mit Chemikalien experimentiert, die Menschen Superkräfte geben sollen. Also versucht sie, diese Organisation zu zerstören, bevor sie größeres Unheil anrichtet.

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Die Charaktere sind auch in dieser Ausgabe wundervoll. Natasha und Yelena, die sich nun White Widow nennt, geben ein tolles Gespann ab, die sich zwar ähnlich sind, aber dann doch immer wieder in Konflikt geraten. Zum Beispiel über die Frage, ob Lucy trainiert werden soll. Als weitere Unterstützung gesellen sich Spider-Girl Anya Corazon und Hawkeye Kate Bishop dazu. Insgesamt ergibt sich so ein spannendes Gemisch von fünf Frauen, die unterschiedliche Vorgehensweisen haben und doch erkennbar ein Team ergeben. Diese kleineren Konflikte sorgen für Spannung und Humor, ohne sie der Lächerlichkeit preiszugeben.

Optik top, Erzählweise spitze, Handlung eher durchschnittlich

Für die Optik wurde neben Elena Casagrande noch Rafael De Latorre ins Boot geholt, der wunderbar mit dem Stil von Casagrande harmoniert. Wenn man in der Geschichte versunken ist, fällt nicht einmal auf, dass es zwischendurch Zeichner*innenwechsel gibt. Auffallend dagegen sind immer wieder die großartig gestalteten Doppelseiten, welche gerade die Actionsequenzen wunderbar in Szene setzen. Hier ist es nur manchmal wirklich schade, dass die Bindung von Panini dazu führt, dass gerade in der Mitte dieser Doppelseiten die Übergänge verloren gehen. Hier müsste es doch irgendeine bessere Möglichkeit geben, sie trotz Paperback ohne Verlust darstellen zu können.

Die Handlung dieses Comics ist leider ziemliche Durchschnittskost. Sie ist wunderbar erzählt, weiß den bekannten Elementen aber keine neuen Nuancen zu verleihen. Es geht um den Umgang mit Verlust als persönliche Queste von Natasha und die Befreiung einer jungen Frau aus einer Sekte als zusammenhängende Handlung. Beides hat man schon oft gesehen und abseits von den Charakteren gibt es hier wenig, das mich wirklich fesselt. Das soll nicht heißen, dass dieser Band gravierende Mängel hat.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor*in:Kelly Thompson
  • Zeichner*innen:Elena Casagrande, Rafael De Latorre
  • Erscheinungsjahr:2021
  • Sprache: Deutsch
  • Format:Softcover
  • Seitenanzahl: 124
  • Preis: 15 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

 

Fazit

Dieser Comic sticht positiv aus der Masse an Neuerscheinungen heraus. Alle Elemente, die eine mitreißende Geschichte ausmachen, sind vorhanden: sympathische Charaktere, ungewöhnliche graphische Gestaltung, tolles Pacing und eine solide Geschichte. Der einzige Grund, warum wir dem Band keine Höchstwertung geben, ist die Tatsache, dass die Handlung origineller und interessanter sein könnte. Dennoch sollte man den Band lesen, wenn man die erste Ausgabe genossen hat. Und wer sich bisher noch nicht an Band eins gewagt hat, sollte das schnellstens nachholen.

  • Mitreißende Charakterisierungen
  • Herausragende Erzählweise und Pacing
  • Ungewöhnlich raues Artwork
 

  • Recht gewöhnliche Handlung
  • Wenig Originalität

 

 

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Saskia Harendt
Dieses Produkt wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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