Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Der Kampf zwischen Batmans Feinden Scarecrow und Simon Saint hat sich durch fast ganz Gotham gezogen. Aber diesen Monat kommt das Fear State-Event zum Finale und nun wollen auch Catwoman, Harley Quinn und Poison Ivy ein Wörtchen mitreden. Lohnt es sich, da reinzuschauen? Paul berichtet.

Haupthandlung/Metaplot

Durch die Batman-Comics zog sich die letzten Monate das Fear State-Event. In diesem übernahm der Sicherheitsdienst Magistrat von Millionär Simon Saint die Kontrolle in Gotham City. Während Saint die Stadt unter seine eiserne Knute zwingen wollte, hatte sein geheimer Verbündeter Scarecrow jedoch andere Absichten und plante, die ganze Stadt einer Gehirnwäsche zu unterziehen. Gegen diese scheinbar übermächtige Bedrohung standen nicht nur Batman und seine Verbündeten, sondern auch die Cyberpunk-Hacker „Kollektiv des Klarsinns“ sowie Harley Quinn und Poison Ivy, die sich unterirdisch als Queen Ivy ihr eigenes Reich erschaffen hat. Am Rande dieses Konflikts versucht Catwoman, ihre Nachbarschaft Alleytown vor dem Magistrat und Opportunisten der gegenwärtigen Krise zu schützen.

Batman – Detective Comics 61 – Die Monster von Gotham!

Batman 61 schließt die Geschichte um Batman und Bürgermeister Nakano ab. Nach einem Anschlag auf das Rathaus wurden die beiden durch die Kanalisation gejagt. Dort trafen sie auf die Monsterparasiten von Hue Vile. Diese hatten dort genistet und bereiteten sich darauf vor, die Stadt zu überrennen. Nun muss Nakano seinen Hass gegen Superheld*innen überwinden und mit Batman zusammenarbeiten, damit beide gemeinsam die Stadt retten können.

Das Finale der Nakanos Albtraum-Trilogie bleibt qualitativ auf demselben Niveau: Eine solide und routiniert geschrieben Geschichte, die aber nicht über das Mittelmaß hinauskommt. Zahlreiche Mitglieder der Batfamilie haben Cameo-Auftritte, aber insgesamt ist das Ende etwas abrupt und zu einfach aufgelöst. Die Zeichnungen sind nicht schlecht. Die Figuren sind groß gezeichnet, allerdings wirken die schräg übereinander gewürfelten Panels manchmal etwas unübersichtlich. Außerdem sind die Szenen außerhalb der Straße in sehr knalligen Primärfarben gezeichnet, die sich mit den gedämpft-düsteren Panels unter der Erde beißen. Natürlich soll das einen visuellen Kontrast darstellen, der fällt allerdings zu stark aus und lässt das überirdische unrealistisch wirken. Das Ende von Nakanos Albtraum deutet übrigens darauf hin, dass diese Geschichte kurz vor dem eigentlichen Start von Fear State spielt.

Als zweite Geschichte sind das erste und zweite Kapitel von Fundamente enthalten. Diese Geschichte von Stephanie Philipps dreht sich um den Bau des Arkham Tower. Als Ersatz für das alte Arkham Asylum soll ein topmoderner Wolkenkratzer in der Mitte von Gotham City gebaut werden, in dem dann psychisch gestörte Superschurk*innen eingesperrt und behandelt werden sollen. Batman vermutet allerdings mehr hinter dem Projekt und ermittelt. Diese Geschichte ist auch solide erzählt und bietet einen interessanten Cliffhanger. Besonders positiv fallen hier David Laphams Zeichnungen auf. Leicht stilisierte Körper, dicke Linien und extrem plastische Kolorierung wecken Erinnerungen an Matt Fractions Hawkeye-Run, Darwyn Cooke oder Matt Wagners hervorragendes Batman und die Monster-Männer.

Die harten Fakten <verkürzt>

  • Autor(en): Mariko Tamaki, Stephanie Phillips
  • Zeichner(in): Dan Mora, David Lapham
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 5,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Panini

 

Catwoman 7 – Aufruhr in der Stadt der Angst

Catwoman 7 – Aufruhr in der Stadt der Angst zeigt die Ereignisse während des Fear State-Events aus einer ganz anderen Richtung. Zuvor in dieser Reihe hatte Catwoman beschlossen, ihr unstetes Leben als Einbrecherin hinter sich zu lassen und sich niederzulassen. Dafür kehrte sie ins Gothamer Ghetto-Viertel Alleytown zurück, in dem sie einst aufgewachsen war. Mithilfe einer Jugendgang, den Alleytown Kids, schwang sie sich zur Patin des Viertels, der „Königin von Alleytown“ auf. Ihre Vormachtstellung sicherte sie sich mit einer Gruppe Superschurk*innen, die sich rehabilitieren wollten, unter anderem Riddler, Firefly und Clayface.

In diesem Heft bricht nun mit dem Fear State der Magistrat über Alleytown herein. Alleytown wird zu einem gesetzlosen Viertel erklärt und vom Magistrat militärisch belagert. Catwoman muss ihre neue Heimat gegen den Magistrat verteidigen. Gleichzeitig versucht aber auch ihr krimineller Rivale, der Pinguin, die Situation auszunutzen und die Herrschaft über Alleytown zurückzuerlangen. Und zu allem anderem besteht immer noch das Risiko, dass die mit Catwoman verbündeten Superschurk*innen doch ihre eigenen Pläne verfolgen.

Das Heft ist der Abschluss des Runs von Autor Ram V. Insgesamt schafft Ram V es gut, alle Figuren und Elemente soweit vorzustellen, dass die Geschichte immer gut verständlich bleibt, auch wenn Neuleser*innen wahrscheinlich einige Nuancen entgehen werden. Die Geschichte ist gut erzählt und kann die Emotionen von Catwoman gut herüberbringen. Der andere Blickwinkel auf das Fear State-Event ist spannend. In den anderen Reihen sieht man hauptsächlich wie die „Big Player“, also Scarecrow, Simon Saint und seine Armee oder Batman sich gegenseitig bekämpfen. Hier wird gezeigt, wie sich das alles auf ganz normale Leute auswirkt und sich eine Nachbarschaft solidarisch organisiert und unterstützt, um das Schlimmste zu überstehen.

Gezeichnet ist der Band insgesamt gut. Die verschiedenen Zeichenstile sind sich ähnlich, und trotz leichter Unterschiede fügen sie sich passend zusammen. Nina Vakueva zum Beispiel nutzt Pop-Art-ähnliche Punkte für Schattierungen und um Flächen zu färben, während Caspar Wijngaard ganze Panels in Pastelfarben taucht, die die jeweilige Stimmung unterstreichen. Der einzige, der auffällt, ist Fernando Blanco in den ersten Kapiteln. Bei ihm wirken Figuren oft statisch und hängen vor den Bildern, statt in die Szene eingebettet zu sein.

Insgesamt können bei Catwoman 7 Geschichte und Zeichnungen überzeugen und gut unterhalten.

Die harten Fakten <verkürzt>

  • Autor(en): Ram V
  • Zeichner(in): Fernando Blanco, Nina Vakueva, Laura Braga, Caspar Wijingaard
  • Seitenanzahl: 156
  • Preis: 19 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini

Batman 64 – Fear State

Batman 64 enthält das Ende der Fear State-Saga. Hier stoßen alle Fraktionen aufeinander: Simon Saint, der immer noch einen privatwirtschaftlichen Polizeistaat errichten will. Das „Kollektiv des Klarsinns“, das mit seiner Maschine alle traumatischen Erinnerungen löschen will, um Gotham einen Neustart in ein besseres Leben zu ermöglichen. Scarecrow, der die Maschine des Kollektivs entgegengesetzt benutzen will, um alle Traumata gleichzeitig in die Menschen zu laden, im Glauben, dadurch einen evolutionären Sprung im menschlichen Gehirn auszulösen. Queen Ivy, die wieder mal zum Schluss kommt, dass der einzige Weg die Natur zu schützen in der Zerstörung der Stadt liegt. Und zwischen allen Batman, der um die Schwächen des Status Quo weiß, aber keine der Lösungen der anderen zulassen will.

Batman 64 ist ein solides, wenn auch etwas kurz angebundenes Finale. In einer leicht an Shonen-Mangas erinnernden Aufzählung erhalten alle Gelegenheit, ihre persönliche Überzeugung kurz zusammenzufassen, bevor es in den dramatischen Endkampf geht, in dem sich die beste Überzeugung durchsetzt. Das ist kurzweilig erzählt und bietet auch einige durchaus berührende, dramatische Szenen, in denen verschiedene Figuren zueinander finden und sich auf den richtigen Pfad zurückbringen.

Ein paar mehr Seiten hätten es aber sein dürfen. Der ideologische Konflikt ist natürlich nicht allzu tiefgehend, bietet aber grundsätzlich Potenzial für etwas mehr Vertiefungen. Hier wären mehr Diskussionen zwischen Vertreter*innen verschiedener Positionen bestimmt interessant gewesen – gerne auch als Gespräch während eines Kampfes, an Action soll es ja nicht mangeln. So gibt es allerdings mehr Action, die in großflächigen, doppelseitigen Splash-Pages Batmans Endkampf beeindruckend darstellt. Der Zeichenstil kann vor allem bei den harten Kampfszenen punkten, die mit Bewegungslinien und Bewegung simulierenden Unschärfeeffekten sehr dynamisch unterstrichen werden. Eine Schwäche sind allerdings die relativ zum Rest des Körpers auffallend undetaillierten und übergroßen Füße.

Insgesamt ist Batman 64 ein zufriedenstellendes Finale des Fear State-Events. Ereignisse aus den anderen Reihen und Bänden werden aufgegriffen, die Geschichte befriedigend abgewickelt, und genug Action gibt es auch. Neue Maßstäbe werden hier vielleicht nicht gesetzt, aber immerhin gibt es guten Genre-Durchschnitt.

Die harten Fakten <verkürzt>

  • Autor(en): James Tynion IV
  • Zeichner(in): Jorge Jimenez
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 5,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Panini

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Annika Lewin
Lektorat: Maximilian Düngen
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein