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Die Guten findest du doof? Armeen mit einer riesigen Anzahl Modelle bekommst du nie fertig bemalt? Die Sklaven der Finsternis bieten böse Streiter*innen und starke Einheiten im Namen der dunklen Götter. Wir haben uns das neue Set für euch angesehen.

Die Welt von Warhammer hat eine ganze Reihe ikonischer Bösewicht*innen hervorgebracht. Seien es finstere Untote, in den Krieg ziehende Ork-Waaaghs oder verrückte Rattenmenschen. Die Chaosgötter und ihre Anhänger*innen stellen jedoch das ursprünglichste Böse dar, dass die alte und neue Welt von Age of Sigmar Finstere Horden, die auf dem Weg zu Ruhm und Macht mordend und brandschatzend durch die Lande ziehen. Die Chaosgötter versprechen ihren Anhänger*innen Reichtümer und übermenschliche Fähigkeiten, was ist dafür schon ein bisschen Seelenheil? Mit dem neuen Armee-Set soll der Einstieg ins Hobby und in die finsteren Horden erleichtert werden. Wir wollen in diesem Artikel überprüfen, ob sich das Set rechnet und ob man als erfahrene*r Chaosspieler*in zuschlagen sollte.

Sie kamen aus der Dunkelheit –Hintergrund und Armeebuch

Die Chaosgötter scheinen auf den ersten Blick wenig einladend, versprechen sie doch Krankheit, Blutrausch, den Körper verdrehendes Wissen und Ekstase ohne Befriedung der Gelüste. Was auf den ersten Blick eher abschreckend wirkt, kann auch die stärksten Gläubigen zu Fall bringen. Die Chaosgötter treten selten offen an noch zweifelnde Sterbliche heran, sondern tarnen sich auf die ein oder andere Weise. So mancher polytheistische Glaube verehrt in der Welt von Age of Sigmar mehr aus Versehen denn aus Absicht einen der Aspekte der Chaosgötter. Und auch Streiter*innen, die in höchster Not ihre Hände gen Himmel recken werden manchmal nicht von den Wesenheiten erhört, auf die sie gehofft haben. Wer sich den Göttern dauerhaft verschreibt, findet sich schnell auf einem Weg immer größerer Ausschweifungen wieder. Die Chaosgötter und damit auch ihre Anhänger sind niemals zufrieden, dauerhafte Veränderung und immer größere Taten sind daher Pflicht, um weiter in der Gunst der finsteren Herr*innen zu steigen. Wer diesen Weg immer weiter geht wird irgendwann zum Dämonenprinzen aufsteigen, wer jedoch scheitert verwandelt sich irgendwann in eine sabbernde verdrehte Chaosbrut.

Der Hintergrund der Armee findet sich vor allem in einer großen Zeitleiste wieder. Diese beschreibt die Geschehnisse vom Anfang der ersten Edition von Age of Sigmar bis zu aktuellen Entwicklungen. Für Neueinsteiger*innen mag das erschlagend sein, finden sich doch diverse Eigennahmen und Hintergründe hier. Wer mehr dazu wissen möchte, greift am besten auf das Grundregelwerk zurück.

Die Hintergründe finden sich, genau wie die Regeln, im neuen Armeebuch. Dies hat den klassischen Aufbau, den man aus anderen Büchern der dritten Edition kennt. Auf insgesamt 128 Seiten findet sich alles, von dem besagten Hintergrund bis zu den einzelnen Regeln der Einheiten. Der Aufbau ist dabei angenehm intuitiv, so dass man sich schnell zurechtfindet.

Vorwärts im Namen von Archaon – Die Einheiten und Regeln

Wie schon zuvor erwähnt, dreht sich alles bei den Sklaven der Finsternis um ihre dunklen Götter und die Gefolgschaft zu ihnen. So muss sich jede Einheit für eins der Chaosmale entscheiden oder als fünfte Möglichkeit das Mal des ungeteilten Chaos tragen. Diese Male, in gewisser Weise Segen ihrer Entitäten, geben unterschiedliche Fähigkeiten. Die Anhänger Nurgles werden beispielsweise schwieriger im Nahkampf verwundet und können Seuchen verbreiten. Wer Tzeentch folgt, kann besser zaubern. Hier ist ein buntes Mischen von Einheiten mit unterschiedlichen Malen möglich. Wer beispielsweise viel auf schwere Reiterei setzt, wird wahrscheinlich Male wählen, die im Nahkampf oder auf dem Weg dorthin helfen. Die armeeweite Fähigkeit Auge der Götter lässt Held*innen nach dem Bezwingen von gegnerischen Monstern und Held*innen würfeln, ob die Götter der entsprechenden Figur ihren Segen erteilen. Das ist meist gut, kann aber auch katastrophal in der Verwandlung in die schon benannte Chaosbrut enden.

Wer sich auf einen der Götter vollends konzentrieren will, kann die zusätzliche Fähigkeit der entsprechenden Krieger*innenschar nutzen. Hierbei braucht man eine sterbliche Held*innenauswahl des entsprechenden Gottes und eine Anzahl Einheiten, die der jeweiligen heiligen Zahl entsprechen. Bei Khorne wären dies beispielsweise acht Einheiten, bei Slaanesh wiederum sechs. Diese Fähigkeiten sind ordentlich, können aber nicht über den Nutzen einer gemischten Armee hinwegtäuschen, bei der man gezielter Stärken verteilt.

Die unterschiedlichen Legionen bieten jeweils eigene Regeln
Die unterschiedlichen Legionen bieten jeweils eigene Regeln

Neben dieser Entscheidung gehört die eigene Armee noch zu einer von sechs verdammten Legionen. Diese fungieren als Unterfraktionen und dienen dazu den eigenen Spielstil zu unterstützen. Man will dämonische Verbündete einsetzen? Die Legion des ersten Prinzen unterstützt diesen Plan. Kultisten und Barbaren sind das Mittel der Wahl? Die Verwüster sind die Fraktion der Wahl. Die verschiedenen verdammten Legionen sind so unterschiedlich, dass man eine ernste Auswahl hat. In der Vergangenheit gab es immer wieder Unterfraktionen, die vieles ähnlich machten, so dass man sich schnell für die entschied, die dies offensichtlich am besten tat. Dieses Problem gibt es hier nicht.

Die Einheiten der Sklaven der Finsternis sind klar auf den Nahkampf ausgelegt. Hierbei hat man die Auswahl zwischen schwer gepanzerten Chaoskrieger*innen, sei es zu Fuß oder beritten und einfachen Kultist*innen in unterschiedlichster Ausprägung. Unter den Kultist*innen finden sich alle bisher bei Age of Sigmar: Warcry erschienenen Chaosbanden wieder, die man als reguläre Linientruppen einsetzen kann. Diese besitzen einen unterschiedlichen Stil, ohne dass man sich unzählige Sonderregeln merken muss. Eine gute Entscheidung, um unnötig komplexes Regelsuchen zu verhindern. Die Speerspitze des Ganzen bilden, neben besonderen Charaktermodellen, schnelle Schocktruppen. Streitwagen gehen dabei noch einen normalen Weg, die Varangarde ist aber wahrscheinlich eine der gefährlichsten Reiterei-Einheiten bei Age of Sigmar. Diese erinnern optisch an die apokalyptischen Reiter und stellen die direkte Leibgarde von Archaon, dem obersten Heerführer des Chaos, dar. Wo diese einschlagen, wächst wahrscheinlich kein Gras mehr.

Auf die genauen Stärken und Schwächen aller Einheiten einzugehen würde hier völlig den Rahmen sprengen, aber die Stoßrichtung der Armee ist schnell klar. Entweder ist man mit einer sehr elitären Streitmacht unterwegs und versucht die Gegenüber mit kleinen, starken Einheiten in die Knie zu zwingen. Alternativ setzt man auf eine große Masse an Kultist*innen, die wiederum dafür sorgen, dass die wirklich starken Einheiten sicher ans Ziel kommen. Beide Konzepte laufen grundsätzlich aufs Gleiche hinaus: mit maximaler Gewalt den Mitspielenden erreichen. Das ist einerseits ein gut umsetzbarer Plan, andererseits sieht man diesen schon aus großer Entfernung kommen. Man muss daher schauen, dass man mit der Armee nicht auf dem Feld ausmanövriert wird.

Ein Armee-Set also? – Der Inhalt der Box

Wie schon in der Vergangenheit bei anderen Fraktionen, soll diese Box einen Einstieg in die Armee ermöglichen und gestattet nicht zuletzt das Armeebuch früher zu erhalten, ist es doch regulär noch nicht zu erstehen.

In der Box befinden sich:

  • Das Armeebuch in einer limitierten Fassung
  • Die Schriftrollen Karten der Fraktion
  • Verbesserungskarten der Fraktion
  • Ein Dämonenprinz
  • 10 Auserkorene des Chaos
  • 3 Ogroide Theridonen

 

Das Armeebuch sieht in der limitierten Fassung fantastisch aus, besonders durch den Goldschnitt der Seiten. Der Einband in schwarz und rot mit goldener Schrift auf der Rückseite ist gleichzeitig hübsch und nicht so aufdringlich wie andere Armeebücher.

Auf den Schriftrollenkarten finden sich alle relevanten Werte aller Einheiten der Armee, eine großartige Möglichkeit, um mal kurz während des Spiels einzelne Werte nachzusehen.

Die Verbesserungskarten geben einen schnellen Überblick über die Zaubersprüche und magischen Artefakte der Armee.

Bei den Einheiten in der Box handelt es sich durch die Bank um neue Modelle. Der Dämonenprinz und die Auserkorenen sind dabei der Ersatz für schon in die Jahre gekommene Varianten. Die Ogroiden Theridonen sind als Einheit neu und ersetzen die altbekannten Minotauren aus früheren Armeen des Chaos. Alle Modelle sind dabei gut gelungen, der Guss ist, wie in der letzten Zeit nahezu immer, fantastisch. Vor allem die neuen Auserkorenen wissen zu gefallen, sehen sie doch massiv aus und zeigen gleichzeitig eine ordentliche Dynamik. Die Bauanleitung des Dämonenprinzen führt einen sauber durch den Bau desselbigen. An mehreren Stellen kann man zwischen verschiedenen Varianten entscheiden, wie die Monstrosität am Ende aussehen soll. Eine gute Idee, so muss man sich nicht vor dem ersten Bauschritt schon endgültig entscheiden.

Die Ogriode Theridonen wirken im Vergleich zu den anderen neuen Modellen fast langweilig, sind sie recht statisch in ihrem Auftreten und bieten nicht so viele Details.

Insgesamt erhält man mit der Box 925 Punkte, eine recht formidable Größe. 14 Modelle in einer Box für diesen Preis wirken trotzdem etwas schmal, vielleicht hätte es sich hier angeboten die Ogroide Theridonen durch fünf Chaosritter zu ersetzen, auch um dem Stil der Armee treu zu bleiben.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Games Workshop
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Preis: UVP 155 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Games Workshop, Amazon, idealo, KuTaMi

 

Für Ruhm und Finsternis? – Ein Fazit

Das Armee-Set ist Games Workshop grundsätzlich gut gelungen. Der neue Codex macht Spaß beim Lesen, der Goldschnitt sieht edel aus. Die neuen Modelle können durch die Bank überzeugen, auch wenn der Ersatz für die früheren Minotauren eher mäßig ausgefallen ist, was aber Geschmackssache sein dürfte. Einzig die recht niedrige Modellanzahl schreckt etwas ab.

Wer jedoch neu in die Sklaven der Finsternis einsteigen möchte oder den Inhalt der Box zur Erweiterung seiner bestehenden Armee gebrauchen kann, kann hier ohne Probleme zuschlagen. Meist lohnt es sich dabei schnell zu sein, sind doch die Armee-Sets recht fix vergriffen.

  • Großartige neue Miniaturen
  • Schön anzusehendes Armeebuch
  • Guter Einstieg in die Armee
 

  • Hintergrund schwierig für Neueinsteiger*innen
  • Für den Preis wenig Miniaturen

Artikelbilder: © Games Workshop
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Sabrina Plote
Fotografien: Markus Kastell
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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