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Der erste Band von The Magic Order überzeugte mit seiner Geschichte um Machtkämpfe zwischen magischen Familien. Die Bedrohung im Nachfolgeband scheint deutlich größer zu werden und den gesamten Status Quo zu bedrohen. Warum die Graphic Novel dennoch nicht ihr volles Potenzial entfaltet, klären wir in unserem Kurzcheck.

The Magic Order ist Bestandteil des sogenannten Millarverse, unter dem Autor Mark Millar und sein Team Comics und Graphic Novels veröffentlichen. Es enthält bekannte Marken wie Wanted, Kingsman und Kick-Ass und wurde 2017 von Netflix aufgekauft. Seitdem entwickelt der bekannte Autor seine Geschichten exklusiv im Zuge dieser Kooperation, wobei The Magic Order die erste veröffentlichte Graphic Novel aus der Zeit nach der Übernahme ist. Eine Netflix-Serie ist nach einer kurzen Pause aufgrund von Corona bereits in Vorbereitung. Dabei kann diese hoffentlich besser überzeugen als Jupiter’s Legacy, die erste Adaption von Millars Werken auf dem Streaming-Giganten.

Der erste Band der Reihe konnte jedenfalls aufgrund seiner gelungenen Mischung von übernatürlichen Elementen mit mafiaartigen Machtkämpfen Eindruck hinterlassen. Darüber hinaus war die Qualität der Zeichnungen durchgehend hochwertig. Lediglich eine sehr unstimmige Wendung am Ende verwehrte dieser Graphic Novel die Bestnote. Wir prüfen in unserem Kurzcheck, ob sich der Nachfolgeband besser schlägt.

Inhalt

Solltet ihr den ersten Band nicht gelesen haben, so liefert eine kurze Einleitung im Klappentext eine Erklärung zum Hintergrund. Seit tausend Jahren wird die Menschheit von einem magischen Orden vor Monstern und übernatürlichen Gefahren beschützt. Der Fokus von The Magic Order liegt dabei auf der Familie Moonstone, welche zu den zentralen Mitgliedern des Ordens gehört und aktuell auch das Oberhaupt stellt.

Nach den Ereignissen des ersten Bandes ist scheinbar Ruhe in die magische Welt eingekehrt. Der magische Orden kümmert sich um die Klärung einzelner Ereignisse und Bedrohungen durch verstreute, übernatürliche Wesen.

Doch der Schein trügt. Im Hintergrund sammeln sich unter der Führung von Victor Korne die unzufriedenen Magiebegabten, welche die Regeln und Weltsicht des Ordens in Frage stellen. Um ihr Ziel zu erreichen, sucht diese Gruppierung nach einer Macht, die Victors Vorfahre beinahe zur Erlangung der kompletten Herrschaft verholfen hatte. Wird es der Orden schaffen, gegen diese neue Bedrohung zu bestehen?

Die Handlung des zweiten Bandes von The Magic Order ist losgelöst von den Ereignissen des vorhergehenden, wobei die Lektüre dessen ein besseres Verständnis von Charakteren und Welt ermöglicht. Prinzipiell wiederholt die Fortsetzung viele positive und negative Aspekte des Piloten. Der Hintergrund der Handlung ist fesselnd, die Erzählweise kurzweilig und die neue Bedrohung erzeugt Spannung.

Leider tritt der Kritikpunkt der oberflächlichen Charaktere in diesem Band noch stärker hervor. Während der erste Band speziellen Fokus auf einige Mitglieder der Familie Moonstone legte, tritt das nun weiter in den Hintergrund. Die bekannten Charaktere entwickeln sich kaum weiter und neu zugefügte bleiben oberflächlich. Lediglich der innere Konflikt einer Figur weckt Interesse. Unglücklicherweise ist der Antagonist dieses Bandes ebenso austauschbar wie die Gegenspielerin des Pilotbandes.

Die Gleichgültigkeit gegenüber den Charakteren limitiert die Wirkung angedachter Schockmomente. Zwar wissen einige der Wendungen zu überraschen, doch fühlt man sich von den Auswirkungen nicht betroffen. Die Geschichte entwickelt sich deswegen in eine zugegeben unterhaltsame Erzählung, die emotional jedoch kaum berührt.

Zeichnungen

Verantwortlich für die Zeichnungen ist der Kanadier Stuart Immonen, welcher unter anderem viele Arbeiten für Marvel durchgeführt hat. Die Qualität der visuellen Gestaltung, gepaart mit der hochwertigen Kolorierung durch Sunny Gho und David Curiel, ist auf einem entsprechend hohen Niveau angesiedelt. Charaktere, Monster und Schauplätze wirken dynamisch und beeindruckend, wobei besonders das Design der Kreaturen hervorsticht. Zudem kommt man nicht umhin, die cineastische Wucht wichtiger Panels zu bewundern.

Wie schon im ersten Band sollte man bei einigen Szenen nicht zimperlich sein. The Magic Order ist nicht übertrieben brutal, zeigt stellenweise jedoch die Zerstörungskraft von Magie deutlich auf. Auf eine morbide Art eindrucksvoll ist außerdem eine Szene zu Beginn der Handlung. Der magische Orden stellt einem übernatürlichen Wesen nach und am Schauplatz der Ereignisse scheinen alte Lumpen im Wind zu wehen. Erst bei einem genaueren Blick wird klar, worum es sich wirklich handelt.

Visuelle Highlights sind zusätzlich die magischen Gefechte, bei denen im Speziellen die Lichteffekte positiv auffallen. Die finale Auseinandersetzung zwischen den Mitgliedern des magischen Ordens und den Anhänger*innen von Victor Korne gehört zu den optisch beeindruckendsten Auseinandersetzungen in Graphic Novel-Veröffentlichungen dieses Jahres.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor*in: Mark Millar
  • Zeichner*innen: Stuart Immonen, Sunny Gho, David Curiel
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 180
  • Preis: 22,00 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Auch der zweite Band von The Magic Order kann aufgrund der spannenden Prämisse prinzipiell Neugier wecken. Die Mitglieder des magischen Ordens sehen sich einer Bedrohung gegenüber, welche die gesamte Weltordnung in Gefahr bringt und die moderne Zivilisation ins Chaos zu stürzen droht. Leider wird der kurzweilige Handlungsbogen durch die fehlende Bindung zu den Charakteren limitiert.

Grund dafür ist die Oberflächlichkeit aller Akteur*innen. Etablierte Figuren aus dem ersten Band erfahren kaum Weiterentwicklung, weswegen man sich nur für sie interessiert, wenn man bereits mit der Serie vertraut ist. Diese Tatsache limitiert die Aussage im Klappentext, dass dieser Band keine Vorkenntnisse erfordert.

Noch deutlicher macht sich dies bei Nebencharakteren und dem Antagonisten bemerkbar. Es entsteht kaum emotionale Bindung, wodurch viele der gezeigten Konsequenzen einiger gut durchsetzter Wendungen kaum schockieren.

Keinen Grund zum Meckern liefert die visuelle Gestaltung von The Magic Order 2. Die Graphic Novel steht den meisten Werken der großen Superheld*innen-Schmieden in nichts nach und überzeugt mit detaillierten Charakterzeichnungen, Monsterdesign und Schauplätzen. Besonderes Highlight sind die effektvollen und atmosphärischen magischen Duelle.

  • Interessanter Hintergrund, der Interesse an Welt der Magiebegabten weckt
  • Kurzweilige Erzählung mit einigen gut gestalteten Wendungen
  • Visuell sehr ansprechend
 

  • Oberflächliche Charaktere limitieren emotionale Bindung
  • Kaum Weiterentwicklung der Protagonist*innen erkennbar
  • Austauschbarer Bösewicht

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Annika Lewin
Lektorat: Jessica Albert
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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