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Das Leben eines begabten Außenseiters: In Der Paria begleiten wir den gesetzlosen Alwyn Scribe, wie er blutigen Irren und Wirren von staatszersetzender Weite und von persönlicher Kleinigkeit begegnet. Seine Wege führen hoch hinaus und tief hinunter. Einiges jedoch begleitet ihn: Sein Schreibtalent, seine Loyalität und die Fähigkeit, Menschen einzuschätzen.

Alwyn Scribe: Mit moralischem Kompass und einem scharfen Verstand ausgerüstet, folgt er dem Weg, den das Schicksal für ihn bereithält. Kerker, Hafenstädte, Diebeshöhlen gehören zu seinen Stationen, die so mancherlei Begegnung und auch Prüfungen verschiedenster Art und Weise für ihn bereithalten. Welche Weggefährten verdienen sein Vertrauen, und wohin wird ihn sein Schicksal führen?

Triggerwarnungen

Suizidales Verhalten, PTSD, Enge Räume, Sexualisierte Gewalt, Überproportional häufige Gewaltanwendung, Extreme Gewaltdarstellung, Explizite Darstellung von Verwundungen

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Handlung & Charaktere

Das Leben von Alwyn Scribe ist von Zufällen und Wendungen geprägt. Aufgewachsen und sozialisiert in einer Bande von Gesetzlosen zwingt ihn ein Verrat dazu, sein bisher bekanntes Leben zu verlassen und sich einen neuen Weg zu suchen.

Das Reich Albermaine wird von verschiedenen Konflikten erschüttert: Unterschiedliche Parteien wollen nach der Macht greifen oder diese verteidigen. Inmitten dieser schwierigen Zeiten schlägt sich Alwyn durch, denn er verfügt über zwei besondere Waffen: Er kann schreiben und besitzt einen scharfen Verstand. Seine Reise führt ihn an verschiedene Orte des Reiches, die ihm jeweils einiges abverlangen. Eines haben die Aufgaben und Hindernisse jedoch gemeinsam: Sie erfordern Kämpfe, Schlachten, Tücke und Kamerad*innenschaft.

Auf seinem Weg begegnet er Frauen, die sich als Weichen für seine Zukunft herausstellen: Toria, Sihlda und Evadine. Während erstere die klassische befreundete Reisebegleitung darstellt, sind die beiden anderen eher als Förderinnen und geistige Führerinnen zu betrachten, die Alwyn auserwählen und verantwortlich für seine Charakter- und damit auch Lebensentwicklung sind.

Der Paria besticht durch enorme Handlungsdichte, was es schwierig gestaltet, hier ohne Spoiler zu rezensieren. Das mag auch der Grund sein, warum die Inhaltsangabe des Verlages belanglos, und ohne wirklich Hinweise auf die Handlung zu geben, gehalten ist.

Schreibstil

Ryan fokussiert sich in Der Paria ausschließlich auf die titelgebende Hauptfigur, es finden keine geschilderten Nebenhandlungen statt. Wenig verwunderlich ist es deshalb, dass Alwyn Scribe als Ich-Erzähler fungiert. Dadurch, dass ausschließlich er im Rampenlicht steht, erfahren Lesende viel über ihn, was zu einem mitunter äußerst spannenden Miterleben der inneren und äußeren Konflikte führt. Dieses Nahbare, das durch selbstreflektorische Anteile bereichert wird, vermittelt beinahe das Gefühl, mit auf dieser Reise durch das krisen- und ränkegeschüttelte Reich Albermaine zu sein.

Leider bleiben durch diese Fokussierung die Nebenfiguren etwas blass. Am meisten ausgestaltet ist wohl Evadine, die die Lesenden jedoch auch nur durch Alwyns Brille erleben können. Enttäuschend ist die Figur der Toria, die ausschließlich erwähnt wird, wenn es für den Fortgang der Geschichte vonnöten ist. Vor allem die Bindung zwischen Alwyn und ihr, die durchgehend suggeriert wird, bleibt vage.

Seine Freude scheint der Autor in der ausufernden und häufigen Schilderung von Schlachten und Kämpfen zu haben. Dadurch, dass Alwyn selbst Teil dieser Schlachten ist, und auch nicht immer ungeschoren davonkommt, sind die Kampfhandlungen und daraus resultierenden Folgen sehr immersiv und plastisch beschrieben. Auch kleinere Scharmützel erreichen diesen Grad an Einfühlen bei den Leser*innen, sodass es wichtig ist, sich vor Aufnahme der Lektüre damit auseinanderzusetzen.

Allgemeines zum Buch

Anthony Ryan ist ein schottischer Autor, der in London lebt und bereits für mehrere erfolgreiche Reihen verantwortlich zeichnet. Zuletzt wurde die Draconis Memoria-Reihe veröffentlicht, die auf vielen Ebenen überzeugt hat. Der Paria ist der erste Band einer neuen Reihe.

Aufgrund der bereits geschilderten Gewaltdarstellungen in Der Paria empfiehlt Teilzeithelden, dieses Buch erst ab 18 Jahren zu lesen.

 Die harten Fakten:

  • Verlag: Hobbit Presse Klett-Cotta
  • Autor*in: Anthony Ryan
  • Erscheinungsdatum: 18.02.2023
  • Sprache: Deutsch (Aus dem Englischen übersetzt von Sara Riffel)
  • Format: Gebundenes Buch
  • Seitenanzahl: 720
  • ISBN: 978-3-608-98091-2
  • Preis: 26 EUR (Print) + 20,99 EUR (E-Book)
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon (deutsch und englisch), idealo

 

Fazit

Der gesetzlose Alwyn Scribe muss sich in Der Paria. Der stählerne Bund 1 den Umtrieben im Reich Albermaine stellen: Von persönlichen Scharmützeln über Ränkeschmieden bis hin zu großen Schlachten schildert Anthony Ryan mit bildgewaltiger Sprache eine Tour de Force mit einem klugen und gewitzten Protagonisten.

Drei Frauen begleiten und geleiten ihn auf die ein oder andere Weise: Toria, Sihlda und Evadine, die leider stellenweise nur einem schmückenden Beiwerk gleichen. Die strenge Fokussierung auf Alwyns Innenleben und seine Sicht der Dinge verstärkt diesen Effekt. Nebenstränge gibt es dementsprechend ebenfalls nicht. Herauszuheben ist die plastische und detailreiche Darstellung der Kampfhandlungen und Verwundungen.

Anthony Ryan präsentiert den Lesenden einen durchschnittlichen Fantasy-Roman, der flüssig zu lesen ist, stellenweise gut unterhält, aber keine Innovationen bietet.

  • Kluger und gewitzter Protagonist
 

  • Blasse Nebenfiguren
  • Wenig innovativer Weltenbau

 

Artikelbilder : © Klett-Cotta, depositphotos © SPLAV_SK
Layout und Satz: Annika Lewin
Lektorat: Rick Davids
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