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11 Jahre nach Hellboy – Die goldene Armee kehrt der rote Monsterjäger auf die Leinwand zurück. Bereits im Vorfeld wurden skeptische Stimmen laut, ob die Filme von Guillermo del Toro getoppt werden können. Mit einer Portion Nachos und einem Bier haben wir die Antwort auf diese Frage gesucht!

Nach den zwei Kinofilmen von Guillermo del Toro mit Ron Perlman findet die bekannte Figur von Mike Mignola nun wieder ihren Weg ins Kino. Hellboy – Call of Darkness hat dabei große Erwartungen zu erfüllen. Beide Filme von del Toro wurden generell positiv angenommen, was neben der starken Darstellung von Pearlman auch der einfallsreichen Visualisierung zugeschrieben wurde. Dabei konnte der Regisseur natürlich auch von dem umfangreichen Ausgangsmaterial profitieren. Wer mehr über die Welt von Hellboy erfahren möchte, kann sich darüber in unserem speziellen Artikel zu diesem Thema

Story

Hellboy – Call of Darkness stellt einen Reboot des Franchises dar. Zu Beginn wird die Hintergrundgeschichte der Antagonistin Nimue (Milla Jovovich) vorgestellt. Diese mächtige Hexe wurde vor vielen Jahrhunderten von Artus und Merlin unschädlich gemacht. Sie und ihre Armee an Monstren waren nämlich kurz davor, die Erde zu überrennen.

Viele hundert Jahre später wird die Weltbevölkerung von der Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen (B.U.A.P.) vor übernatürlichen Wesen beschützt. Jedoch gibt es eine Ausnahme. Ein dämonisch wirkendes Wesen namens Hellboy (David Harbour) wurde vor vielen Jahren vom Anführer der Behörde (Ian McShane) als Ziehsohn aufgenommen. Hellboy verfügt neben seiner übernatürlichen Stärke auch über eine aus Stein gefertigte Hand. Diese Eigenschaften haben ihn über die Jahre hinweg zu einem der besten Agenten der B.U.A.P. werden lassen.

© UniversumFilm
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Zu Beginn befindet sich Hellboy noch auf der Suche nach einem vermissten Kollegen. Schon bald verdichten sich jedoch Zeichen, dass eine weit größere Bedrohung heraufzieht. Alte Feinde sammeln sich und planen die Rückkehr von Nimue. Zusammen mit den Mitstreitern Alice Monaghan (Sasha Lane) und Ben Daimio (Daniel Dae Kim) muss sich Hellboy dieser Herausforderung stellen. Dabei wird ihm jedoch nicht von allen Seiten Vertrauen entgegengebracht. Denn wie sicher kann man sich der Loyalität einer Kreatur sein, die wie der Teufel persönlich aussieht?

Auch wenn die Geschichte von Hellboy – Call of Darkness auf dem Papier gut klingt: die Umsetzung ist in diesem Film leider komplett fehlgeschlagen. Der Film führt innerhalb seiner Laufzeit von zwei Stunden einen Charakter und Handlungsstrang nach dem anderen ein. Das resultiert in zwei sehr negativen Eindrücken. Zum einen wirkt die Handlung dadurch an vielen Stellen gehetzt und oberflächlich. Dem Zuschauer wird gar nicht die Zeit gelassen, die Entfaltung des Filmes zu erleben. Zum anderen sind gleichzeitig gefühlt 30 Prozent des Films überflüssig. Hier scheint es, dass möglichst viel Einblick in das Hellboy-Universum generiert werden sollte. Dadurch geht dem Film jedoch der Fokus verloren. Das Ergebnis ist ein sich entwickelndes Chaos, dem sämtlicher Spannungsbogen fehlt.

Darsteller

Da kann den Film auch nicht retten, dass David Harbour die Titelrolle anständig ausfüllt. Auch wenn er mit Ron Pearlman große Fußstapfen zu füllen hatte: Dem durch Stranger Things bekannt gewordenen Schauspieler gelingt dies. Er schafft es, der Figur Hellboy die charakteristische ruppige, aber auch herzliche Art zu verleihen. Gleichzeitig strahlt der Protagonist im Zusammenspiel mit seinem Ziehvater immer noch eine gewisse Naivität bzw. das rebellische Verhalten eines Teenagers aus.

© UniversumFilm
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Leider ist das jedoch die einzige Besetzung, die positiv zu erwähnen ist. Bei den anderen Akteuren bleiben lediglich einige Nebenakteure in Erinnerungen. Am deutlichsten spürt man dies leider bei Nimue. Milla Jovovich gelingt es nicht, diesem Charakter etwas Interessantes oder Fesselndes zu geben. Der eigentliche Antagonist gehört damit zu den langweiligsten Elementen des gesamten Filmes. Selbst die sekundären Bösewichter, deren Namen ich hier nicht spoilern möchte, weisen mehr Tiefgang auf.

Auch die Mitstreiter Hellboys leider unter dieser Oberflächlichkeit, wenngleich in geringerem Ausmaß. Zu Beginn wecken Alice und Ben noch Interesse, jedoch verfliegt dieses schnell. Das größte Potenzial wurde jedoch mit Ian McShane verschenkt. Dass ein solch grandioser Schauspieler eine so oberflächliche Rolle erhält, ist unverständlich.

Inszenierung

Auch hinsichtlich der Inszenierung hinterlässt der Film einen zweifelhaften Eindruck. Die visuellen Effekte wirken oftmals altbacken. Dabei wechseln sich gute bis durchschnittliche Spezialeffekte mit sehr schlechten ab. Besonders die Animationen einiger übernatürlicher Gegner wirken ungewollt komisch. Ein Beispiel ist ein früh stattfindender Kampf mit Riesen. Diese imposante Szene, die eigentlich Hellboys kämpferische Fertigkeiten zeigen soll, wird durch die schlechte Inszenierung belanglos gemacht. Ein solches Gefühl hat man an vielen Stellen, die wahrscheinlich Höhepunkte darstellen sollten.

Ein negativer Aspekt war auch die augenscheinlich erzwungen brutale Darstellung. Um es gleich klarzustellen: Hellboy sollte durchaus Brutalität ausstrahlen. Jedoch gibt es einen Unterschied zwischen dem Einsatz von dieser zur Unterstreichung eines Grundtons oder lediglich als Mittel zur Aufmerksamkeit. Hellboy – Call of Darkness scheint sich dem letztgenannten zu bedienen. Gerade gegen Ende gibt es einige Szenen, in denen meines Erachtens grundlos Gore eingesetzt wurde. Prinzipiell habe ich damit auch kein Problem. Jedoch wurde hier der Eindruck erweckt, dass es lediglich zur Kompensation der fehlerhaften Handlung ins Spiel kam.

Positiv zu erwähnen ist jedoch der Soundtrack. Dieser setzt oftmals auf rockige Stücke, unter anderem auch Abwandlungen guter Lieder. Die dadurch untermalten Szenen werden so dynamischer und aufgewertet. Leider verblasst auch dieser positive Aspekt

Die harten Fakten:

  • Regie: Neil Marshall
  • Darsteller: David Harbour, Milla Jovovich, Ian McShane, Sasha Lane, Daniel Dae Kim
  • Erscheinungsjahr: 2019
  • Sprache: Deutsch
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Fazit

Mir fällt zu diesem Film nur ein Wort ein: Schade. Denn das Potenzial war durchaus gegeben und einige gute Ideen blitzen bei dem Film durch. Jedoch steht er sich selbst mit einer oberflächlichen und gehetzten Umsetzung im Weg. Die Folgen sind ein fehlender Spannungsbogen, langweilige Charaktere und generelles Ausbleiben von Interesse an der Handlung.

Darüber hinaus hinterlässt auch die Inszenierung einen zweifelhaften Eindruck. Stellenweise wurde sichtlich an den Spezialeffekten gespart, ohne sie durch adäquate praktische Effekte zu ersetzen. Stattdessen war man wohl der Meinung, diese Patzer durch eine sinnlose Menge an Gore und vergossenem Blut zu ersetzen. Leider macht das diesen Film auch nicht besser.

Wer tatsächlich neugierig auf diesen Film ist, sollte auf das Erscheinen bei einem Streaming-Anbieter oder im Fernsehen warten. Wer wirklich Lust auf Hellboy hat, sollte das Geld für die Kinotickets lieber in die Graphic Novel investieren.

Artikelbild: UniversumFilm, Kesu01, Bearbeitet von Verena Bach

6 Kommentare

  1. Schade trifft es dann ganz gut, habe mich trotz des überaus redundantem Angebot an Comic Verfilmungen darauf gefreut (Chef Hopper!) jetzt warte ich auf die VHS Kassette und hoffe auf einen besseren zweiten Teil.

  2. Waren Freitag drin und sehr sehr enttäuscht. Ich glaube dennoch dass sich da drinnen irgendwo ein guter Film versteckt (recut!). Aber wenigstens kam die Woche unser Hellboy Board Game Kickstarter da spielen wir jetzt einfach unsere eigenen Filme nach ;-)

  3. Hell yeah! Big Red ist wieder da! Bin ein großer Fan der Del Toro/Ron Pearlman Filme, aber diese Neuauflage lässt keine Wünsche offen…viel Blut und schwarzer Humor, genau wie die Comic-Bücher. Im Kino hat es richtig Spaß gemacht und freue mich auf die BD wenn es soweit ist.

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