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Gute Nachrichten für alle Fans von The Umbrella Academy: Mit Hotel Oblivion ist endlich der dritte Band um die dysfunktionale Superheldenfamilie erschienen. Doch kann die Fortführung der Geschichte, die bereits von Netflix als Serie adaptiert wurde, abermals überzeugen? Nach unserem Kurzcheck wisst ihr mehr!

Die Superhelden mit den gestörten Familienverhältnissen sind zurück. Hotel Oblivion ist der dritte Band der Reihe The Umbrella Academy von Gerard Way und Gabriel Bá. Die Geschichten folgen einem ehemaligen Team von Superhelden, die in frühester Kindheit von dem mysteriösen Sir Reginald Hargreeves adoptiert worden sind. Viele Jahre danach hat sich die Familie allerdings entfremdet und wird erst durch ein tragisches Ereignis wieder zusammengebracht.

Inhalt

Diese Geschichte bildet den Einstieg in den Piloten Weltuntergangs-Suite. Der Band überzeugte mit seinem schwarzen Humor und tiefgründigen Charakteren. Zusätzlich wusste die Handlung zu gefallen, die viel mehr die Geschichte einer zerrissenen Familie als eine über Superhelden ist. Der Nachfolger Dallas konnte diese Glanzleistung nochmals toppen. Der Fokus des zweiten Bandes liegt auf dem Familienmitglied Nummer Fünf und dessen sehr turbulenter Lebensgeschichte. Stellenweise ist die Handlung noch durchgeknallter und brutaler als im ersten Band, ohne jedoch ins Niveaulose zu driften. Aufgrund des großen Spaßfaktors erhielt Dallas in unserem Check verdient die Bestnote.

Die Erwartungen an Hotel Oblivion sind somit hoch. Der Text auf der Rückseite verspricht eine Konfrontation mit den Geistern der Vergangenheit der Umbrella Academy. Denn im Laufe einer Superheldenkarriere macht man sich auch eine Menge Feinde.

Handlung & Charaktere

Diese Feinde wollen letztendlich auch konsequent unschädlich gemacht werden. Natürlich gebührt es sich für echte Helden nicht (der Punisher möge diese Aussage verzeihen!), diese zu töten. Schlussendlich konnte Sir Reginald Hargreeves eine perfekte Lösung für die unzähligen Gegenspieler seiner Kinder finden. In einer alternativen Dimension schuf er das Hotel Oblivion: ein sicherer Verwahrungsort für alle Personen, die ihre Superkräfte für Schurkereien einsetzten.

Bis jetzt schien diese Lösung makellos. Doch die Machenschaften einiger Superschurken lassen Zweifel an der Fehlerlosigkeit von Hargreeves Plan aufkommen. Bald nehmen Ereignisse ihren Lauf, die die Umbrella Academy abermals zum Handeln zwingen. Dieses Mal jedoch gegen die Geister ihrer eigenen Vergangenheit.

Hotel Oblivion liest sich im Vergleich zu den Vorläufern deutlich mehr wie eine klassische Superheldengeschichte mit der Ausgangslage Gut gegen Böse. Auf der einen Seite ist das von Vorteil, da die Welt von The Umbrella Academy weiter ausgebaut wird. Man erhält einen tieferen Einblick in vergangene Abenteuer und Feinde. Eine Vielzahl von Nebencharakteren, besonders Schurken, werden eingeführt. Auf der anderen Seite wird dadurch aber auch die größte bisherige Stärke vernachlässigt: die tiefschürfenden und interessanten Charaktere. Es ist aufgrund der Vielzahl an Schurken kaum möglich, jeden auszuarbeiten. Stattdessen hat man das Gefühl, dass möglichst viele „coole Konzepte“ in einen Band gebracht werden sollte. Das Resultat sind als Gegenspieler herausfordernde Superschurken, denen der Tiefgang fehlt. Wie das besser geht, hat Black Hammer: Sherlock Frankenstein & die Legion des Teufels gezeigt.

Darüber hinaus leiden die Mitglieder der Umbrella Academy unter dieser Entscheidung. Zwar finden sich immer noch emotionale Momente mit den Familienmitgliedern und eine Entwicklung der Figuren. Jedoch ist diese deutlich rascher gestaltet als in den beiden Vorgängern. Es entsteht der Eindruck, dass der bisherige Kern der Serie– die Beziehungen der Mitglieder der Umbrella Academy zueinander – in den Hintergrund gerückt ist. Die Handlung von Hotel Oblivion ist deswegen zwar keineswegs schlecht. Allerdings fehlt ihr das Herz der ersten beiden Bände.

Zeichnungen & Kolorierung

Die Zeichnungen von Gabriel Bá sind im Gegensatz zur Handlung über alle Zweifel erhaben. Der minimalistische, beinahe grobschlächtige Stil ist inzwischen ein unverkennbares Zeichen von The Umbrella Academy geworden. Bá versteht sich trotz scheinbar simpler Illustrationen auf die Schaffung herausragender Bildkompostionen voller Dynamik und Atmosphäre. Der vermehrte Einsatz von Action kommt ihm hierbei zu Gute, da dadurch imposantere und temporeichere Szenen umgesetzt werden können.

Die Kolorierung von Nick Filardi fügt sich harmonisch in das visuelle Gesamtkonzept ein. Der vornehmliche Einsatz flacher Farben passt zur im Ansatz simplen Grundprämisse. Durch eine Vielzahl unterschiedlicher Farbtöne entsteht jedoch ein opulenter Augenschmaus. Auch hier stechen die Kampfszenen durch den Einsatz zahlreicher Superkräfte und Explosionen hervor.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Cross Cult
  • Autoren: Gerard Way
  • Zeichner: Gabriel Bá, Nick Filardi
  • Sprache: Deutsch
  • Seitenanzahl: 200
  • Preis: 22,00 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

Fazit

Gerade im Hinblick auf die Bewertung der ersten beiden Bände war ich versucht, Hotel Oblivion noch geringer zu bewerten als nun geschehen. Zu sehr muss der Charme einer tragischen Familiengeschichte dem scheinbar plumpen Kampf Gut gegen Böse weichen. Doch hat Hotel Oblivion trotz seiner schwächeren Charaktere und Handlung unbestreitbar seine Momente. Die Weiterentwicklung der Mitglieder der Umbrella Academy ist in den Hintergrund getreten, aber stellenweise eindrucksvoll wie eh und je. Zusätzlich kann die visuelle Gestaltung abermals ohne Abstriche überzeugen. Tatsächlich profitiert sie aufgrund eindrucksvollerer Szenen am meisten von dem stärkeren Einsatz von Action.

Somit ist Hotel Oblivion zwar ohne Zweifel der schwächste Band von The Umbrella Academy, aber für sich gesehen dennoch eine sehr unterhaltsame Graphic Novel.

Artikelbild: Cross Cult
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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