Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Ciaphas Cain dürfte inzwischen zu den bekanntesten Namen im Warhammer-Universum gehören. Mit Die Faust des Verräters bekommt nun auch sein drittes Abenteuer eine deutsche Übersetzung. Nach seinen Siegen über Tau, Tyraniden, Orks und Necrons muss er sich nun dem größten Feind des Imperiums stellen.

Kommissar Ciaphas Cain, Held des Imperiums, der zwar den Ruhm, aber nicht die Bürden des Titels genießt, hat ein Händchen dafür, sich bei der Suche nach einem sicheren und entspannten Ort immer in absurde Gefahren zu bringen. Mit seinem einmaligen Bauchgefühl, der Hilfe seines treuen Adjutanten und ein bisschen Glück übersteht er jedoch wieder und wieder Situationen, die anderen im besten Falle nur das Leben kosten.

Story

Seit seiner Begegnung mit Orks und Necrons sind ein paar Jahre ins Land gezogen, und das 597. valhallische Regiment genießt einen ausgezeichneten Ruf, nicht zuletzt dank Cains Händchen für außergewöhnliche Situationen. Die neueste Mission führt Cain auf die imperiale Welt Adumbria, die von Chaos-Piraten bedroht wird. Als wäre die Aussicht gegen den großen Feind zu kämpfen nicht schon schlimm genug, scheinen die Piraten Schlimmeres als Tod und Verwüstung bringen zu wollen. Als Krönung trifft Cain dann noch einen alten Rivalen aus Schulzeiten wieder, der ein frömmlerisches tallarnisches Regiment als Kommissar begleitet. Alles in allem keine Aussicht auf eine ruhige Kugel im Kommandobunker des Lord-Generals.

Der biographische Stil lässt viel Platz für Überraschungen.

Die Geschichte folgt dabei dem für diese Roman-Reihe typischem Muster: Eine recht ungefährliche Routinemission entpuppt sich als viel gefährlicher als zunächst gedacht, und Cain muss sich der Gefahr viel näher stellen, als es ihm eigentlich lieb ist. Das funktioniert auch diesmal wieder sehr gut. Im Mittelpunkt steht wie eh und je Cain selbst, der am liebsten über sich redet und schreibt. Dennoch sind die Nebencharaktere, wie sein Adjutant Jurgen oder die (nervige) Leutnant Sulla mehr als nur Begleitwerk seiner Geschichten. In vielen Situationen bekommen die Charaktere ihre eigenen Momente mit entsprechender Würdigung durch Cain.

Da sich das Muster sehr stringent wiederholt, ist für Leserinnen und Leser die Spannungskurve zwar abzusehen, aber sie funktioniert dennoch sehr gut, da der biographische Schreibstil viel Raum für Überraschungen lässt.

Abgerundet wird das durch interessante Charaktere, die man zwar nur aus Sicht von Cain und der Inquisitorin Veil kennenlernt, was aber dennoch einen besonderen Charme ausmacht, da beide ihre Meinung über die Charaktere der Leserin oder dem Leser umfassend preisgeben.

Einzig die Gegner bleiben dabei etwas blass, geradezu gesichtslos, da weder Cain noch Veil sich lange einzelnen gegnerischen Charakteren widmen und durch den Stil schlicht die Perspektive ebenjener fehlt. Doch sind die eigentlichen Antagonisten tatsächlich scheinbare Verbündete aus dem direkten Umfeld, mit denen sich Cain herumschlagen muss. Mal planetare Gouverneure, zu  mal neugierige Techadepten oder Kommissare, die Cain als das enttarnen wollen, was er ist: Nämlich so ziemlich alles, aber eigentlich kein mutiger Held.

Schreibstil

Die Romane um Caine sind im Stile einer Autobiographie verfasst. Daher beschränken sich Gedankeneinblicke meist auf Cain, allerdings sind diese stets nachvollziehbar und machen den ganz besonderen Humor aus. Die Form ähnelt wohl am ehesten einem Tagebuch, schreibt Cain doch locker und fast schon flapsig. Nicht selten ist er dabei über sein eigenes Überleben überrascht. Ergänzt wird das Ganze durch Fußnoten und Erläuterungen der Inquisitorin Amberley Veil, für die Cain nicht nur gelegentlich arbeitet, sondern zu der er auch eine romantische Beziehung unterhält. Diese Kombination funktioniert unheimlich gut und erinnert im Stil schon fast an die Bartimäus-Bücher von Jonathan Stroud, in denen ein gleichnamiger Dämon die Handlung humorvoll kommentiert. Beide halten sich dabei weniger mit der x-ten Beschreibung der beeindruckenden Fassade einer imperialen Kathedrale auf, sondern beschreiben ganz generell die Menschen und Wesen der Welt, die grade im Zentrum des Abenteuers steht.

Insbesondere die Ergänzungen durch Veil helfen sowohl neuen als auch erfahrenen Lesern und Leserinnen, einen besseren Einblick in die Welt zu bekommen. Einmalig dürfte dabei sein, dass man die Sichtweise auf die Welt sowohl aus Sicht eines imperialen Offiziers und als auch einer Inquisitorin bekommt, die sich ja oftmals unterscheiden. Da Veil offensichtlich eine eher liberale Inquisitorin ist, zumindest nach Warhammer-Maßstab, geht sie über manch eine Respektlosigkeit Cains gegenüber dem imperialen Glauben durchaus hinweg, aber nicht ohne bissigen Kommentar.

Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen. Die Übersetzung von Anthea Wiederspohn liest sich ausgesprochen gelungen, sogar den Humor fängt sie ein.

Der Autor

Sandy Mitchell ist das Pseudonym des Autors Alex Stewart. Mitchell ist vor allem bekannt durch seine Reihe um Kommissar Ciaphas Cain, hat aber auch für die Horus-Heresy und Warhammer Fantasy Romane verfasst. Der passionierte Tabletop- und Rollenspieler lebt mit seiner Familie in North Essex.

Erscheinungsbild

In einmal mehr schon fast übertrieben heroischer Pose führt Cain auf einem Salamander einen Kampf an. Das Kettenschwert erhoben und die Boltpistole feuernd auf einen unsichtbaren Feind gerichtet. Interessant an der Stelle ist, dass Cain in den Büchern stets eine Laserpistole nutzt. Wie man in einem späteren Werk erfahren wird, nutzt Cain nur für PR-Bilder eine Boltpistole. Damit wird das Cover zu einer Hommage an sich selbst, nutzt es doch Propagandabilder statt „echten“ Szenen aus dem Buch.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Black Library
  • Autor: Sandy Mitchell
  • Erscheinungsdatum: 2019
  • Sprache: Deutsch (aus dem Englischen von Anthea Wiederspohn)
  • Format: Taschenbuch/eBook
  • Seitenanzahl: 370
  • ISBN: 978-1781934357
  • Preis:12,99 EUR (Softcover)/9,99 EUR (eBook)
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon

 

Fazit

Ciaphas Cain sticht durch seine Art in den Mengen an Warhammer 40.000-Romanen einfach heraus. Wenige Charaktere schaffen es, die grausame Welt von Warhammer mit Humor einzufangen, ohne dass es aufgesetzt oder unpassend wirkt. Die Faust des Verräters bildet hier keine Ausnahme.

Schön ist, dass Cain sich hier nun auch dem größten Feind der Menschheit stellt, dem Chaos. Dabei gelingt es Mitchell, das Wesen des Chaos und seiner Anhänger gut einzufangen, inklusive der Rivalitäten und Abscheulichkeiten. Durch die Erläuterungen von Cain, aber besonders Inquisitorin Veil wird die an sich komplexe Welt auch für Einsteiger sehr zugänglich. Eben diese Erläuterungen würden es auch unnötig machen, die beiden Vorgängerbände zu lesen, aber bei Verzicht auf die beiden Vorgänger-Romane würde man etwas verpassen.

Artikelbild: Black Library
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein