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Als klügster Mann der Welt kommt man nie zur Ruhe. Reichtum will erworben, Wettbewerbe gewonnen und manchmal die Welt gerettet werden. Allerdings wird Universalgenie Edison Crane in Prodigy: Die böse Erde vor seine größte Herausforderung gestellt. Können boshafte Invasoren den besten Agenten unseres Globus überlisten?

Im August 2017 wurde bekannt, dass der Streaming-Gigant Netflix das Unternehmen Millarworld aufgekauft hat. Wem der Name kein Begriff ist: Unter diesem Label werden von Autor Mark Millar und seinem Team Comics und Graphic Novels veröffentlicht. Das sogenannte Millarverse enthält bekannte Marken wie Wanted, Kingsman und Kick-Ass. Für einen genaueren Einblick empfehlen wir unseren Überblick zum Werdegang des Millarverse.

Der Deal erstreckt sich dabei nicht nur auf bestehende Werke. Millar entwickelt von nun an seine Ideen exklusiv für Netflix. Ein Beispiel hierfür ist The Magic Order, das es sogar in unsere Liste der besten Graphic Novels 2019 geschafft hat.

Auch Prodigy: Die böse Erde ist ein Produkt dieser Kooperation. Mark Millar erhielt bei der Gestaltung der Graphic Novel Unterstützung von Star-Zeichner Rafael Albuquerque. Die beiden kennen sich bereits durch ihre Zusammenarbeit an Huck: Held wider Willen. Gelingt es dem eingespielten Duo, ein faszinierendes Leseerlebnis zu schaffen?

Handlung & Charaktere

Edison Crane ist ein gefragter Mann. Eine Ouvertüre zu komponieren, einen Asteroiden aufzuhalten und in der Freizeit mit einem Motorrad über einen Abgrund zu springen, stehen auf seiner Agenda. Doch all diese Dinge sind kein Problem für den schlausten Mann der Welt. Crane ist ein wahres Universalgenie und meistert jede seiner Aktionen mit Bravour. Aus diesem Grund ist er für Regierungen, Unternehmen und seine Mitmenschen der erste Ansprechpartner bei großen Problemen.

Edison Crane ist ein gefragter Mann.

Seltsame Manifestationen in Australien bringen allerdings selbst den klügsten Mann der Welt zum Grübeln. Schon bald wird ihm klar, dass er es mit seiner bislang größten Herausforderung zu tun hat. Eine Geheimgesellschaft bereitet die Invasion der Erde durch eine Parallelwelt vor. Gemeinsam mit der CIA-Agentin Straks begibt sich Crane auf eine Reise um die Erde. Dabei folgen die beiden den Spuren einer Verschwörung, die sich durch die Menschheitsgeschichte hindurch zieht. Wer gewinnt das Wettrennen um die Kontrolle über unsere Welt?

Prodigy: Die böse Erde liest sich wie eine Superheldengeschichte, wenngleich kein Protagonist wahrhaft übermenschlich ist. Allerdings befindet sich Edison Crane durchaus an der Grenze zu einem Superhelden. Keine Herausforderung ist ihm zu groß und kein Problem unlösbar. Söldner bedrohen die beiden Helden? Kein Problem für Crane. Anhand ihrer Körpersprache erfährt er die tiefsten Kindheitstraumata der Handlanger und zieht sie auf seine Seite. Im Notfall hätte er die Söldner mit seinen Kung-Fu-Kenntnissen erledigen können.

Die Fertigkeiten des Hauptcharakters sind ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite gewinnt er durch sie seine Faszination. Die originellen Ideen zur Lösung aller Probleme sind unterhaltsam. Es stellt sich nie die Frage, ob Crane aus einer Notsituation entkommt, sondern lediglich wie. Damit kommen wir zur größten Schwäche von Prodigy: Die böse Erde.

Denn auf der anderen Seite sorgt die gefühlte Unverwundbarkeit von Edison Crane für fehlende Spannung. In keiner Situation scheint sich der Held in Gefahr zu befinden. Prodigy: Die böse Erde hat damit ein Problem, mit dem einige Superman-Geschichten zu kämpfen haben: Der Protagonist ist schlichtweg zu mächtig.

Die Graphic Novel ist dennoch ein kurzweiliges Lesevergnügen voller irrer Szenen und Action. Doch der Held wächst nicht an seinen Herausforderungen, da er bereits seinen Zenit erreicht hat. Dass neben ihm sämtliche Gegenspieler und Mitstreiter zu farblosen Statisten werden, trägt ebenfalls nicht zum Tiefgang der Handlung bei.

Zeichnungen & Kolorierung

Optisch spielt Prodigy: Die böse Erde in der Oberklasse mit. Zeichner Rafael Albuquerque bringt mit dynamischen Szenen die Heldentaten von Edison Crane zum Leben. Dank seiner Kenntnis von Anatomie und Mimik wirken die Panels trotz Überzeichnung authentisch und lebensecht. Man kauft dem Protagonisten ab, dass er aus einem fliegenden Transporter springt und auf einer abgefeuerten Rakete landet.

Die Kolorierung von Marcelo Maiolo trägt mit ihrer Farbenfreude zur Intensität der visuellen Gestaltung bei. Kräftige Töne lassen besonders die Charaktere hervorstechen. Prodigy: Die böse Erde wirkt dadurch wie ein auf Papier gebannter Actionfilm für das Bücherregal.

Die harten Fakten: 

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor: Mark Millar
  • Zeichner: Rafael Albuquerque, Marcelo Maiolo
  • Sprache: Deutsch
  • Seitenanzahl: 168
  • Preis: 20,00 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, Idealo

 

Fazit

Prodigy: Die böse Erde ist das Äquivalent zu Popcorn-Kino für Graphic Novel. Die Handlung ist kurzweilig ohne großen Anspruch auf Originalität oder tiefgehende Charaktere. Neben dem übermächtigen Helden verblassen die anderen Akteure ohnehin. Einerseits führt dies zu unterhaltsamen und bizarren Szenen. Andererseits kommt aufgrund der Unverwundbarkeit des Protagonisten nie Spannung auf. Man betrachtet als Leser eine Diashow von Edison Cranes Genialität und wie er allen Problemen trotzt.

Dank der wundervollen optischen Gestaltung ist die Lektüre von Prodigy: Die böse Erde eine durchweg unterhaltsame. Allerdings hinterlässt sie kaum Eindruck und wird von den meisten schnell vergessen werden.

mit Tendenz nach oben

 

Artikelbild: © Panini Comics, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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