Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

Wenn ein Spieltitel den Begriff Dungeon enthält, dann denken die meisten wohl sofort an einen Dungeon Crawler mit gefährlichen Monstern und furchtlosen Helden, die sich diesen Kreaturen entgegenstellen. Im Spiel Dungeon Academy ist das nicht der Fall, hier wird man erst zum Helden ausgebildet.

Aus der Kategorie der Roll and Writes hat Matagot im letzten Jahr das Spiel Dungeon Academy auf den Markt gebracht, in dem wir uns als Schüler einer Akademie auf unsere späteren Abenteuer in einem echten Dungeon vorbereiten sollen. Nur wer sich bei den Trockenübungen am besten schlägt, erhält am Ende das begehrte Diplom dieser renommierten Schule.

Spielablauf

Das Spiel besteht aus vier Durchgängen, in denen ein jeweils zufällig ausgewürfelter Dungeon von jedem Spieler durchlaufen werden muss. Jeder Spieler betritt und verlässt den Dungeon an einer beliebigen Stelle und versucht zwischendrin durch das Besiegen von Monstern, so viele Punkte wie möglich zu machen.

Je nach Schwierigkeitsgrad stehen den Spielern dafür entweder 30, 45 oder 60 Sekunden zur Verfügung. Für das Stoppen der Zeit bedient man sich entweder einer einfachen Stoppuhr oder man lädt sich die eigens hierfür entwickelte Dungeon Academy Timer App (im Appstore oder Playstore) herunter.

Bevor es losgeht, wird erst der Dungeon aus den Pappteilen zusammengebaut. Dies muss man allerdings nur vor dem allerersten Spiel machen. Danach kann man ihn fertig zusammengebaut in der Spielschachtel verstauen.

Ab in den Dungeon

Für das Abenteuer erhält jeder Spieler einen von insgesamt zehn Charakteren, die alle eine bestimmte Anzahl an Lebens- und Manapunkten haben und eine individuelle Fähigkeit besitzen. Nachdem sich jeder die ihm zustehenden Lebens- und Manaplättchen genommen hat, stattet er sich nur noch mit einem Blatt vom Spielblock sowie einem Stift aus und schon kann der erste von vier Durchgängen starten.

Die angehenden Helden in der Übersicht.

Ein Spieler würfelt die insgesamt 16 Basiswürfel, aus denen in einem 4×4-Raster der Dungeon entsteht. Nachdem die Uhr gestartet wurde, markiert jeder auf seinem Zettel seinen Weg durch den Dungeon, indem er an einer beliebigen Stelle am Rand startet und dann einfach mit dem Stift die einzelnen Felder durchquert bis er an einer anderen Stelle wieder herauskommt. Jeder blickt von seiner Sitzposition aus auf den Dungeon und richtet seinen Weg auch danach aus. Dabei gibt es einige Sonderregeln zu beachten: Man kann sich nur vertikal und horizontal bewegen, nicht aber diagonal. Es ist auch nicht erlaubt, in einem Durchgang ein und dasselbe Feld mehrfach zu betreten.

Wer sich seinen Weg durch den Dungeon als Erstes gebahnt hat, der erhält die Exitkarte mit der Eins darauf, mit der er später das Recht hat, sich als erster eine Belohnung auszusuchen, sofern er denn bei seinem Spaziergang durch den Dungeon keinen Fehler gemacht hat. Wer es innerhalb der vorgegebenen Zeit nicht herausgeschafft hat, der erhält keine Karte und damit später auch keine Belohnung.

Haben sich alle für einen Weg entschieden oder ist die Zeit abgelaufen, wird geprüft, wie erfolgreich die einzelnen Spieler waren. Beginnend bei dem Spieler, der den Dungeon als Erstes verlassen hat, läuft ein Mitspieler den beschrittenen Weg nach. Auf jedem Feld mit einem Manatrank erhält der Spieler ein Manaplättchen, auf jedem Feld mit einem Gesundheitstrank ein Lebensplättchen. Grundsätzlich darf kein Spieler während des Spiels mehr Mana oder Leben besitzen als das hierfür vorgesehene Maximum seines Charakters.

In dem Dungeon gibt es aber nicht nur Tränke, sondern auch Monster. Es gibt kleine und große Monster in den Farben rot und blau und damit insgesamt vier verschiedene Monsterarten. Um ein kleines rotes Monster, einen Blob, zu besiegen, muss man ein Lebensplättchen abgeben und darf es auf das für dieses Monster vorgesehene Feld auf seinem Blatt legen. Für einen Colossus, ein großes rotes Monster, muss man schon zwei Lebensplättchen aufwenden. Auch hier wandert ein Plättchen auf das für diese Art von Gegner vorgesehene Feld auf dem Blatt, während das andere zurück in die allgemeine Auslage gelegt wird. Ebenso wird mit den kleinen blauen Monstern, den Ghosts, und den großen blauen Monstern, den Reapern, verfahren, mit dem einzigen Unterschied, dass hierfür entsprechend ein oder zwei Manaplättchen abgegeben werden müssen.

So wird der Weg jedes einzelnen Spielers Würfel für Würfel nachgelaufen und die entsprechende Aktion durchgeführt. Dabei darf weder die Anzahl der Lebens- noch der Manaplättchen unter Null fallen. Trifft also ein Spieler auf einen Koloss, hat aber nur noch ein rotes Lebensplättchen, dann kann er dieses Monster nicht besiegen, womit er in diesem Durchgang gescheitert ist und keine Belohnung für das Durchqueren des Dungeons erhält.

Alle, die heil entkommen konnten, zählen nun ihre Punkte zusammen. Jedes Monster, egal welcher Farbe und Größe, bringt genau einen Punkt. Dann erhält man gegebenenfalls noch Punkte aufgrund seiner Charaktereigenschaft oder dank einer Lootkarte, die man in einem der Durchgänge davor bekommen hat. Zu guter Letzt kann man sich noch für eine von vier Monster-Kombinationen entscheiden, für die man zusätzlich Punkte erhält. Entweder wertet man alle roten, alle blauen, alle kleinen oder alle großen Monster. Für jedes Monster, das die jeweilige Bedingung erfüllt, bekommt man somit noch einmal einen Punkt. Hat man sich für eine der vier Kombinationen entschieden, so kann diese in den restlichen Durchgängen nicht noch einmal gewertet werden.

Bevor der nächste Durchgang startet, erhalten alle Spieler in der Reihenfolge, in der sie den Dungeon verlassen haben, eine Lootkarte als Belohnung. Alle diese Karten haben einen in der Regel positiven Effekt. So kann man zum Beispiel dank der Getaway Boots seinen Durchgang auf einem beliebigen Feld innerhalb des Dungeons beenden oder erhält dank der Ranger’s Trophy zwei zusätzliche Punkte, wenn man den nächsten Durchgang als erster beendet. Völlig nutzlos ist dagegen die Quietscheente, die wirklich keinerlei Effekte besitzt.

Kate hat den Dungeon als erste verlassen, aber beim Colossus nur noch ein Leben, womit sie gescheitert ist.

Dungeon Academy verläuft über vier Durchgänge, die im zweiten und im letzten Durchgang eine kleine Änderung erfahren. Denn für den zweiten Durchlauf wird ein Basis- durch einen Labyrinthwürfel ersetzt und im letzten ein weiterer Basis- durch einen Bosswürfel. Dank ersterem können einige Wege im Dungeon durch Wände versperrt sein oder man verliert einen Punkt, wenn der Würfel eine Bananenschale zeigt und man darüber läuft. Auf drei Seiten des Bosswürfels sind mächtigere Gegner, für die man drei Lebens- und/oder Manaplättchen braucht, die aber auch drei Punkte einbringen, wenn man sie besiegt. Außerdem erhält man danach all seine Leben und all sein Mana zurück. Die restlichen drei Seiten zeigen entweder eine Sackgasse, eine Schatztruhe, die zwei Punkte bringt, oder einen Schlüssel, den man in jedem Fall einsammeln muss, wenn man den Dungeon verlassen will.

Eine kleine Auswahl an Lootkarten; mit dabei auch die nutzlose Quietscheente.

Ausstattung

Das Spielmaterial von Dungeon Academy ist überschaubar. Es gibt einen Spielblock mit insgesamt 150 doppelseitigen Blättern, 10 Helden-, 20 Loot- und 6 Exitkarten. Daneben gibt es die insgesamt 16 Basis- sowie je einen Labyrinth- und Monsterwürfel. Die 150 Plättchen für Mana und Gesundheit, eine Lehrerfigur, mit der man bei der Überprüfung des Weges von Würfel zu Würfel hüpfen kann, sowie der Papp-Dungeon runden das Spielmaterial ab.

Grausige Monster oder bis an die Zähne bewaffnete Helden darf man in diesem Spiel nicht erwarten. Es ist eben eine Akademie, in der die Schüler langsam an die Erlebnisse in einem Dungeon herangeführt werden sollen. Entsprechend niedlich sehen auch die Monster aus. Die Karten sind in einem comichaften Stil gehalten, der damit auch das jüngere Publikum animieren bzw. das Spiel mit der ganzen Familie forcieren soll.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Matagot
  • Autor : Julian Allain
  • Erscheinungsjahr: 2019
  • Sprache: Englisch/Französisch
  • Spieldauer: 20 Minuten
  • Spieleranzahl: 1 2 3 4 5 6
  • Alter: 10+
  • Preis: 32,19 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Bonus/Downloadcontent

Bonusmaterial für Dungeon Academy in Form von Erweiterungen etc. existiert nicht.

Die Regeln in englischer und französischer Sprache können auf der Homepage von Matagot heruntergeladen werden. Dort findet man auch weitere Spielblätter, falls die eigenen einmal zur Neige gehen sollten. Jedem physischen Spiel liegen zudem die Regeln auf Niederländisch bei.

Fazit

Dungeon Academy ist ein wirklich simples Roll and Write, das sehr schnell erklärt ist und dessen Nettospielzeit im Grunde genommen maximal nur vier Minuten beträgt. Entscheidet man sich nämlich dafür, pro Durchgang eine Minute anzusetzen, dann spielt man faktisch eben nur diese vier Minuten. Die restliche Zeit geht auf das Überprüfen des Weges und das Auswählen einer Lootkarte drauf.

In diesem Spiel spielt jeder für sich und man kann bzw. sollte seinem Nebenmann keine Beachtung schenken. Selbst eine Minute ist manchmal schneller vorbei, als man denkt. Spieler, die Dinge schnell erfassen und überblicken, sich aber auch Sachen gut merken können, sind hier ganz klar im Vorteil.

Ein guter Startpunkt ist wichtig und sollte daher wohlüberlegt sein. Allerdings ist es oftmals (fast) egal, an welcher Stelle man den Dungeon betritt, da man ab da in der Regel drei Möglichkeiten hat, seinen Weg fortzuführen. Oft hat man auch das Gefühl, dass sich der weitere Weg von selbst ergibt. Blind draufloslaufen sollte man also nicht, allerdings sollte man gerade beim Startpunkt nicht so viel Zeit verlieren, zumal man immer im Hinterkopf haben sollte, dass sich der Erste zuerst eine Belohnung aussuchen kann. Wenn man Letzter ist und ein wenig Pech hat, kann auch schon mal eine „Belohnung“ übrigbleiben, die einem gar nichts oder sogar noch einen kleinen Nachteil bringt.

Insbesondere ab dem zweiten Durchgang, wenn nur noch drei Monster-Kombinationen für die Zusatzpunkte übrig sind, wird man seinen Weg entsprechend danach ausrichten. Allzu viel taktisches Geplänkel kann man bei Dungeon Academy nicht an den Tag legen. Vor allem kann man keinem anderen Spieler einen Strich durch irgendeine Rechnung machen, da jeder für sich selbst den besten Weg finden muss. In der Regel gewinnt am Ende der, der sich am schnellsten einen Überblick über den Dungeon verschafft und sich auf seinem Weg merken kann, wie viele Leben und wie viel Mana er auf dem aktuellen Feld noch besitzt. Das alles unter Zeitdruck zu meistern fällt nicht jedem leicht.

Da aber die Möglichkeiten durch zwei Farben mit jeweils nur zwei Arten von Monstern auch ziemlich beschränkt sind, kann der Vorteil der Spieler mit schneller Auffassungsgabe auch schnell dahin sein. Mit schon wenig Übung lässt sich eine Partie auch deutlich unter den angegebenen 20 Minuten absolvieren, sodass genug Zeit für eine Revanche bleibt.

Dungeon Academy ist schnelllebig, teils hektisch, ohne wirkliche Interaktion, bietet aber auch viel Anreiz, für sich selbst den besten Weg innerhalb kürzester Zeit zu finden und damit seine Gegenspieler zu übertrumpfen oder im Solospiel neue Rekorde aufzustellen. Einen kompletten Spieleabend wird das Spiel sicherlich nicht füllen, dennoch macht dieses Roll and Write auch noch beim dritten Mal hintereinander Spaß – vor allem, wenn sich der härteste Konkurrent im letzten Durchgang kurz vor dem Ausgang verzählt hat, scheitert und damit keine Punkte mehr bekommt.

mit Tendenz nach oben

 

Artikelbild: © Matagot, © Fotografien: David Saller, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein