SPIEL.digital: Interview mit Sven von den vier Winden in Bochum – SPIEL.local

Die SPIEL.digital findet nicht nur virtuell statt – sondern auch bei Dutzenden offiziellen und inoffiziellen Event-Partnern. Wir haben für euch die Rollenspiel-Gaststätte Zu den vier Winden in Bochum besucht und mit dem Inhaber Sven über Spiele, Met und gute Laune gesprochen.

Die SPIEL.digital bietet vier Tage lang rund um die Uhr Programm: auf den Verlagsseiten, wie auch in den ganzen Social-Media-Kanälen, vor allem aber an Spieletischen. Virtuell stehen die Erklärbär*innen der Verlage auf Tabletopia und Board Game Arena für uns alle bereit. Aber es gibt auch überall kleine Satelliten dieser Messe, im Spielefachgeschäft, Brettspiel-Café oder im Verein bei euch um die Ecke. Hier findet ihr eine Liste der offiziellen Partner der SPIEL.local. Meldet euch aber bitte vorher bei Veranstaltern, um euch über Auflagen und Auslastungen zu informieren.

Die beliebte Rollenspiel-Taverne Zu den vier Winden in Bochum, in der normalerweise jeden Abend Brett-, Rollen- und Live-Rollenspieler zusammenkommen, ist einer dieser Partner und bietet dieses Wochenende von 11:30 Uhr bis 23:00 Uhr Raum zum Ausprobieren und Kaufen von Dutzenden Spieleneuheiten, natürlich alles unter Corona-Auflagen. Wir haben mit dem Inhaber Sven Stich gesprochen.

Interview

Teilzeithelden: Hallo Sven, ihr seid einer von 70 weltweiten offiziellen Partnern der SPIEL.digital, die dieses Wochenende Events anbieten. Vom sonstigen berühmt-berüchtigten Met-Messe-Stand zum SPIEL.local-Partner in der heimischen Rollenspiel-Kneipe – wie ist das so für euch?

„Die Leuten sagen, sie kommen endlich mal zum Spielen.“

Sven: Zunächst einmal ist das alles neu – und neu ist immer erst einmal ungewohnt, aber eben nicht immer schlecht. Man merkt in ganz vielen Bereichen, dass alle sich darauf einstellen müssen, Dinge anders zu machen als bisher. Man merkt natürlich die pandemiebedingten Probleme wie Lieferengpässe oder Serverprobleme. Man merkt aber auch, dass der Bedarf da ist, zu spielen. Es ist jetzt Freitag, 13:00 Uhr, und im Hauptraum sind bereits drei unserer Tische belegt und ein Dutzend Leute probieren die Neuheiten bei uns aus. Das geht heute Abend bis 23:00 Uhr und auch gestern waren wir, im Rahmen der Möglichkeiten, bis dahin gut besucht.

Teilzeithelden: Was sind die wirklich guten Seiten an der aktuellen Situation?

Sven: Die Leute sagen, sie kommen endlich mal zum Spielen. Man ist nicht die ganze Zeit eng gedrängt in der Messe unterwegs, muss sich nirgendwo anstellen. Damit aber alles gemütlich, entspannt und sicher vonstattengehen kann, ist es sehr wichtig, sich vorher beim Austragungsort zu informieren, ob aktuell oder zu bestimmten Zeiten genügend Platz da ist. Parallel bietet die SPIEL.digital onine die Möglichkeit, sich viel einfacher genau über das zu informieren, was einen wirklich interessiert und sich auf das zu fokussieren, was man machen möchte – aber natürlich möchten wir alle die „normale“ Messe wiederhaben, hoffentlich im nächsten Jahr.

„Die Messe ist für uns immer eine Art Urlaub.“

Teilzeithelden: Wer in Essen an euren Stand kommt, bekommt als erstes direkt eine Metprobe in die Hand gedrückt und euer Stand ist immer voll. Wie fangt ihr das als Unternehmen auf, da ihr als Gastronomie-Betrieb in den letzten Monaten ohnehin schon keine leichte Zeit hattet?

Sven: Wir haben speziell für die SPIEL.digital unseren neuen Online-Shop eingerichtet, damit uns unsere Stammgäste oder vielmehr Stammfreunde, die Jahr für Jahr zu uns kommen, auch finden können. Neben vielen Met-Sorten verkaufen wir jetzt viel mehr Brettspiele hier vor Ort, aber eben auch online.

Teilzeithelden: Wie fühlt sich die Veränderung für euch an?

Sven: Die SPIEL war für uns immer eine Art Urlaub. Ja, es ist stressig, aber es war für unser Team auch immer ein großes, langes Partywochenende. Der Stress ist jetzt ein anderer, aber unsere gute Laune haben wir behalten; meistens jedenfalls. Gleich wollen wir auf unserem Stream auch unseren Met vorstellen. Wir haben ja schon über die guten Seiten für die Besucher gesprochen; für uns als Anbieter, wie für viele andere auch, ist es sicher gut, dass wir endlich einmal gezwungen werden, uns mit den Möglichkeiten auseinanderzusetzen, die die digitale Welt bietet. Dabei ist es schön, zu sehen, dass die Leute einem nicht böse sind, wenn nicht alles von vorneherein zu 100 Prozent klappt.

Teilzeithelden: Sogar als Deutsche.

Sven: Sogar als Deutsche. Die Leute wissen eben: Wir sind alle in einer Ausnahmesituation, die wir hoffentlich bald auch hinter uns lassen.

„Die Spiele können natürlich auch alle gespielt werden.“

Teilzeithelden: Jetzt ist hier gerade der DHL-Wagen vorbeigefahren und du hast ihm sehnsüchtig hinterhergeschaut. Ihr wartet also – wie alle – gerade noch auf Spiele, aber wie viele Neuheiten kann man bei euch denn aktuell ausprobieren?

Sven: Ich würde grob auf 40-50 tippen, neben allem anderen, was wir ohnehin bereits da haben. Dann haben wir noch die Events, heute bis 18:00 Uhr haben wir eine Asmodee-Supporterin da: Mandy von der Aktion Wieder im Spiel – die Spiele können natürlich auch alle gespielt werden. Heute Abend stellt eine gute Freundin von mir Spiele vor und so geht es das Wochenende weiter, neben den zwei Leuten, die sowieso immer da sind, um Spiele zu erklären.

Teilzeithelden: Nach der SPIEL.digital, wie geht es da weiter?

Sven: Montag bis Mittwoch werden wir schließen, einerseits, um die Online-Bestellungen abzuarbeiten, andererseits, weil die aktuelle Bochumer Allgemeinverordnung zur Bekämpfung der Pandemie bis zum 26.10. gültig ist und dann wohl eine neue kommen wird. Dann machen wir die drei Tage zu und wissen, wie es die nächste Zeit weitergehen kann und wie wir für unsere Gäste da sein können. Der Verkauf vor Ort wie online wird auf jeden Fall weitergehen und meine Sachen, auf die ich mich selbst am meisten freue, nehme ich mir dann zum Schluss raus.

Teilzeithelden: Was sind deine persönlichen Spiele-Highlights von den ganzen Neuheiten?

Sven: Das darf ich nicht sagen – es ist Pandemic Legacy: Season 0. Aber ich freue mich auch wahnsinnig auf Sebastian Fitzeks Killercruise, was wir hier gerade aufgebaut sehen. Ich mag es einfach, wenn Spiele wirklich schön gestaltet sind.

„Wir haben übrigens auch ein Solo-Spiel entwickelt.“

Teilzeithelden: Hast du festgestellt, ob es dieses Jahr Spieletrends gibt?

Sven: Ich habe den Eindruck, dass es mehr dreidimensionale, plastische Spiele gibt: wie Killercruise hier. Ich weiß zwar nicht, ob dieses Jahr wesentlich mehr kooperative Spiele herauskommen als in den letzten Jahren, aber ich habe den Eindruck, sie werden mehr nachgefragt.

Teilzeithelden: Die Leute rücken zusammen und man kann kooperative Spiele auch gut zu zweit spielen, oder eben allein.

Sven: Tatsächlich gibt es wieder mehr und mehr Solo-Spiele für diverseste Systeme, auch Solo-Bücher, wie in den Achtzigern, die gerade wieder kommen. Wir haben übrigens auch ein Solo-Spiel entwickelt, sozusagen als Messeneuheit dieses Jahr: Die Helden des Met-Abenteuers.

Teilzeithelden: Das habe ich schon auf eurer Homepage entdeckt. Das ist also nicht einfach ein Met-Probenpaket – was ist denn der Abenteuer-Aspekt daran?

Sven: Es ist eine interaktive Geschichte, die – natürlich in anständigem Rahmen – zum Trinken animiert. Die Messe ist für uns, wie gesagt, immer etwas Urlaub, bisschen Spannung, bisschen Spaß. Unsere Keks hat sich bereiterklärt, eine Geschichte zu schreiben, und statt des alljährlichen Met-Tastings auf der SPIEL haben wir darin 16 Sorten Met in Pinnchen-Größe – quasi als Geschenk. Das hier sind die Fläschchen, zum Beispiel Erdbeer-Minze. Du erlebst also die Geschichte und an einzelnen Stellen wird dann eben getrunken.

Teilzeithelden: Dann habt ihr also vielleicht das erste Solo-Trinkspiel erfunden.

Sven: Das kann sein. Wir arbeiten auch gerade an einer Version für zwei beziehungsweise fünf Leute. Aber bis es soweit , dürfen die Leute natürlich auch gerne auf eine Metprobe oder eine Spielrunde bei uns vorbeischauen.

Teilzeithelden: Wir sind gespannt und werden mal sehen, ob wir zum Met-Abenteuer vielleicht auch eine Rezension machen können. Erst einmal wünschen wir euch auf jeden Fall weiterhin eine schöne SPIEL.digital und viel Erfolg auch danach. Vielen Dank für das Interview.

Mehr zur SPIEL.digital findet ihr auf unsere Übersichtsseite.

Artikelbilder: Daniel Hoffmann
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Lukas Heinen