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Willkommen zurück, Kriegerscharen. Nach dem Erfolg der bisherigen Warcry Erweiterungen schickt uns Warcry: Katakomben hinab in finstere Tiefen voller blubbernder Lavaseen und dunkler Geheimnisse. In unserem Test überprüfen wir, ob sich die zweite große Box für den Age of Sigmar Skirmisher wirklich lohnt.

Manchmal kann man eine normale Runde Tabletop einfach nicht spielen, sei es, weil einem Modelle, Zeit oder Platz fehlen. Für genau solche Szenarien sind Skirmisher wie geschaffen, kleinere Spielkonstruktionen, in denen nicht ganze Armeen, sondern nur ausgewählte Formationen aufeinandertreffen, selten mehr als ein Dutzend Modelle. Auch im Warhammer Universum gibt es natürlich solche Konzeptionen, für 40k schon länger mit dem kleineren Ableger Kill Team. Auch Age of Sigmar hat eine solche Variation bekommen mit Warcry. Knapp ein Jahr später gibt es die nächste Grundbox, die das bisherige Spielgeschehen nochmals erweitert. Mit Warcry: Katakomben können wir nun nicht nur Gefechte um alte Ruinen austragen, sondern auch in finsteren Höhlen nach Schätzen suchen und andere Banden bekämpfen. Das bestehende Konzept wird damit nicht neu erfunden, sondern vor allem ergänzt.

Wenn es mal wieder kürzer dauert – Der Spielablauf

Jede Partie Warcry: Katakomben beginnt mit der Auswahl der eigenen Kriegerschar. Diese soll insgesamt maximal 1000 Punkte umfassen, man kann sich mit seinem Gegenüber aber natürlich auch auf kleinere Gefechte einigen. Nach dem Aufbau des Spielfeldes und der Auswahl der Mission geht es auch schon los. Während Warhammer bei den großangelegten Schlachten auf abwechselnde Spielzüge setzt, aktiviert man in Warcry: Katakomben abwechselnd Miniaturen. Das beschleunigt den Spielfluss merklich, man ist eigentlich dauernd dran.

Zu Beginn jedes Zuges würfelt man einige W6, die man in der nachfolgenden Runde für unterschiedliche Fähigkeiten nutzen kann. Relevant sind dabei vor allem zusammenhängende Paare. Ein Zweierpasch mag dabei eine schwächere Fähigkeit auslösen, während ein Viererpasch verheerende Auswirkungen haben kann. Jede Figur hat dabei zwei Aktionen, die man beliebig kombinieren darf, beispielsweise Bewegen oder Kämpfen. Aktionen müssen daher gut geplant werden. Presche ich mit meinem Kämpfer vor, der danach viele Attacken auf sich zieht? Bedrohe ich eine Flanke und binde so potenziell gefährliche Gegner oder sichere ich mir über einen Umweg ein Missionsziel, muss dann aber den Verlust der Figur in Kauf nehmen? Diese und viele andere Fragen muss man sich konstant stellen. Das mag sich unübersichtlich lesen, durch die begrenzte Anzahl an Modellen bleibt dies aber immer ein kontrollierbares Spielumfeld.

Alle diese Regelmechanismen setzt Warcry: Katakomben fort, hier gibt es aber nun einige Anpassungen.

Puh, ist das heiß hier – Das neue Schlachtfeld

Die neuen Geländestück sind wieder wunderschön.

Kernstück von Warcry: Katakomben ist der neue Schlachtplan, der mit anderen Geländestücken veränderte Herangehensweisen an die Partien bietet. So durchziehen die namensgebenden Katakomben tiefe Lavagräben. Diese kann man zwar auf Brücken überqueren, wer seinen Zug jedoch auf diesen beendet, riskiert, dass die Konstrukte unter einem einstürzen. Man kann diese natürlich überspringen, muss dann aber Schaden durch die Hitze in Kauf nehmen. Und wer sich zu nah an einem solchen Graben aufhält, riskiert von anderen Kombattant*innen hineingeschubst zu werden. Ein anderer wichtiger Aspekt sind die Wände, die das Gebiet durchziehen. Diese sind undurchdringlich für die meisten Einheiten und müssen bei Bewegungen und Beschuss beachtet werden. Anders als in normalen Warcry Partien stellen zu Beginn des Spiels die Spieler*innen auch abwechselnd spezielle Geländestücke auf. Seien es mysteriöse Särge, Durchbrüche in Wänden oder auch eine Waffenkammer, die Kämpfer*innen in der Umgebung stärkt. Dies bietet einen zusätzlichen taktischen Aspekt, der das Spielgeschehen merklich beeinflusst. 

Die zwei Seiten der Medaille – Die neuen Banden

Zentraler Dreh- und Angelpunkt der frischen Box sind die neuen Banden, die hiermit das erste Mal verfügbar werden. Diese könnten dabei unterschiedlicher nicht sein.

Gussrahmen der Banden.

Die Scions of the flame sind Anhänger des Chaos und stammen aus Aqshi, dem Reich des Feuers. Dort jagen sie riesige Feuersalamander und andere Elementarbestien und verschlingen deren Herzen. Dieser Vorgang bringt sie entweder qualvoll um oder erfüllt sie mit einem inneren Feuer, das aus ihnen hervorbricht und ihre Waffen umgibt. Jetzt streben sie an, für Archaon, den obersten General des Chaos, zu kämpfen.

Die Scions of the flame sind zwar, wie so viele andere Banden, Chaosanhänger, spielen sich aber doch merklich anders. Die Krieger haben ein beeindruckendes Offensivpotential und können über Flammeneffekte auch mal mehrere Gegner angreifen. So muss man sich auf der Gegenseite gut überlegen, wie man die eigenen Truppen aufstellt, will man doch nicht alle auf einmal durch die Fähigkeit Inferno verlieren. Gleichzeitig können auch die normalen Modelle ordentlich austeilen.

Die Khainite Shadowstalkers sind wiederum Anhänger von Morathi, der Schattenkönigin. Diese Gruppe von Elfen sind ihre Haus- und Hofassassinen. Wer jetzt bei Elfen an freundliche Gestalten und gute Ideale denkt, hat nur in einem sehr begrenzten Umfang recht. Zwar gehören Morathis Elfen nominell zur Order Fraktion, mit gut haben die Damen und Herren aber recht wenig am Hut. Die Hexenkönigin schickt diese los, wenn sie etwas unbedingt besitzen oder jemanden unbedingt tot sehen möchte. Dies spiegelt sich auch sehr im Stil der Gruppierung wider. Die Khainite Shadowstalkers sind schnell und tödlich, aber auch ziemlich zerbrechlich. Wer hier blindlings drauflos stürmt, wird wenig Erfolg haben. Stattdessen geht es um eine kluge Positionierung und man muss die Zielsetzung verfolgen, sich die Kämpfe gezielt auszusuchen.

Die Spiele zwischen den beiden Gruppierungen sind spannend und ausgeglichen. Die Elfen sind durch ihre Fragilität etwas mehr auf das Würfelglück angewiesen, insgesamt überzeugen aber beide Banden sehr. Eine schöne Ergänzung der bestehenden Auswahl an Fraktionen.

Randvoll mit Glück? Der Inhalt der Box

Die Teile eines Geländestückes finden sich gut getrennt auf den Gussrahmen.

Schon beim Bewegen und Anheben fällt auf, dass die Box bis zur Oberkante mit Inhalt gefüllt ist. Bei unserer Verpackung drückten sogar die Gussrahmen merklich gegen den Deckel. Innen erwartet einen dann eine Vielzahl von Gegenständen, die wir der Übersicht halber einmal alle aufzählen wollen:

  • Das Warcry-Grundbuch
  • Die Katakomben-Erweiterung
  • 8 Scions of the Flame –
  • 9 Khainite Shadowstalkers-
  • Geländeset aus 37 Teilen
  • Ein beidseitiger Spielplan mit den Maßen 22*30 Zoll
  • Marker, Würfel und ein Reichweitenmesser

Bei dem Grundregelwerk handelt es sich um die exakte Version des schon in der letzten Grundbox erschienenen Buches. Das Werk mit seinen 160 Seiten muss sich immer noch nicht verstecken, sondern ist exzellent gearbeitet. Die Übersicht ist gut gelungen, die kurzen Einblicke zu den unterschiedlichen Fraktionen machen Lust darauf, mehr als eine Bande zu sammeln. Besonders gut gefallen hat uns, damals wie heute, die Kampagnensektion, die unterschiedliche Szenarien sinnvoll aufeinander aufbauen lässt.

Neu hinzugekommen ist das Katakomben-Buch mit 65 Seiten. Dieses setzt sich mit den beiden enthaltenden Banden und den unterschiedlichen Szenarien für die Abenteuer in der Unterwelt auseinander.

Die Gussrahmen der beiden Fraktionen sind ebenfalls exzellent gelungen. Auch kleinste Details sind zu erkennen und auch bei den recht filigranen Elfen sind die Bauabschnitte so gestaltet, dass man keine Angst haben muss, Figuren beim Zusammenbau zu beschädigen. Etwas schade ist, dass man sich bei manchen Bauoptionen entscheiden muss, welche Variation man zusammenklebt. Dies betrifft unter anderem auch die Anführerin der Elfen.

Der wahre Star des Pakets ist aber das neue Gelände. Nicht nur sieht dieses fantastisch aus, es sind auch wahre Unmengen vorhanden. Man kann selten sagen, dass in einer solchen Box mehr Gelände ist, als man für ein normales Spiel braucht, aber genau das hat GW hier geschafft. Ein schöner Umstand. Anders als in der ersten Box muss man sich diesmal auch nicht beim Zusammenbau zurückhalten, bei dem man manche Teile nicht verkleben durfte, wenn man unterschiedliche Variationen spielen wollte. Hier ist dies besser gestaltet.

Das weitere Material ist ebenfalls überzeugend, der Druck des Spielplans gefällt dabei besonders. Vor allem der Lavafluss ist so lebendig gestaltet, dass man ihn fast blubbern hören kann.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Games Workshop
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Spieldauer: 30-45 Minuten
  • Spieleranzahl: 2
  • Alter: 12
  • Preis: UVP 155,97 €
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon

 

Eine feurige Hölle? Ein Fazit

Das neue Spielfeld ist toll gelungen.

Zugegeben, die Box ist keineswegs billig. Fast 160€ sind wirklich ein nicht zu verachtender Preis. Anders als bei vielen größeren Tabletops, auch aus dem Hause Games Workshop selbst, braucht man aber wirklich nicht mehr als diese Box, um glücklich zu werden. Man bekommt großartige Banden, tolles Gelände und alle Regeln, die für spaßige Runden nötig sind. Auch Schlachten über der Erde nach den Regeln des Grundregelwerks können hiermit ohne Probleme ausgetragen werden. Wer sich also überlegt, in Warcry einzusteigen, kann genauso gut zu dieser Box, wie zur, noch erhältlichen, ersten greifen. Beide bieten einen großartigen Ansatz und vor allem viel Gelände fürs Geld. Welchen Stil man dann eher bevorzugt, muss man sich natürlich überlegen.

Wer jedoch schon die erste Box besitzt, sollte sich den Kauf von Warcry: Katakomben eher überlegen, bekommt man doch zumindest mit dem Regelwerk Material, dass man nicht wirklich braucht. Abseits dieser Einschränkung können wir aber eine klare Kaufempfehlung aussprechen.

 

Artikelbilder: © GAMES Workshop
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Katrin Holst
Fotografien: Markus Kastell
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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