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In Würfel Welten mischt sich Scythe mit Charterstone und Tapestry, dann aber auch wieder Flügelschlag mit Viticulture und Euphoria. Klingt chaotisch? Ist es bestimmt auch! Aber was als Print-and-Play so erfolgreich war, dass Fans eine physische Umsetzung durchgesetzt haben, kann so schlecht nicht sein, oder?

Spätestens mit Wolfgang Warschs Ganz schön Clever wurde das Genre der Roll-and-Write-Spiele 2018 waschgeküsst. Bei diesen Spielen wird zunächst gewürfelt und anschließend das Würfelergebnis in irgendeiner Form aufgeschrieben. Vor allem durch die Bekanntheit von Kniffel, aber auch aufgrund meist überschaubarer Regeln und niedriger Komplexität, sind diese Spiele sehr zugänglich für alle Alters- und Erfahrungsgruppen.

In den Anfängen der Corona-Pandemie dachte sich Jamey Stegmaier das unendlich skalierbare Roll-and-Write-Spiel Rolling Realms zum selbst ausdrucken (Print-and-Play) aus. Sein Ziel war es, mit beliebig vielen Menschen auf der ganzen Welt über Facebook live zu spielen, um so der Zeit der Selbstisolation entgegenzuwirken.

Jedes der Reiche in Rolling Realms (oder jetzt Würfel Welten auf Deutsch) wurde passend zu einem Schlüsselelement eines anderen Stonemaier-Spiels designt. Dabei sind unter anderem Hits wie Scythe, Flügelschlag, My Little Scythe, Charterstone und Viticulture. So können beispielsweise im Scythe-Realm Würfel oben für einen Rohstoff eingesetzt werden, um anschließend einen Rohstoff ausgeben zu können, um unten noch einen weiteren Rohstoff zu erhalten, ähnlich wie bei der Aktionswahl in Scythe. Obwohl es nicht geplant war, das Spiel auf klassischem Weg zu veröffentlichen, war die Nachfrage in der Fanbase so groß, dass nun auch die vorliegende physische Version veröffentlicht wurde. Diese schauen wir uns hier etwas genauer an:

Kleine Spielbox und ihr Inhalt
Kleine Spielbox und ihr Inhalt

Spielablauf

Das Spiel wird über drei Runden in jeweils drei Welten gespielt, am Ende jeder Runde findet eine Zwischenwertung statt, nach der dritten Runde wird zur Endwertung summiert und der*die Sieger*in bestimmt. Zu Beginn jeder Runde werden von jemandem aus den elf Realms die jeweils drei Karten für die aktuelle Runde zufällig gezogen, alle nutzen dann in dieser Runde die gleichen Realms.

Die elf Realm-Karten, die jeweils einem Stonemaier Games-Spiel nachempfunden sind.
Die elf Realm-Karten, die jeweils einem Stonemaier Games-Spiel nachempfunden sind.

Alle Mitspielenden erhalten dazu zwei weitere Karten, um die Würfelergebnisse und die erspielten Ressourcen sowie die Punkte aus den Wertungen zu notieren. Ebenso sind hier die Möglichkeiten der Ressourcen-Nutzung zum Nachlesen abgedruckt.

Jede Runde werden die beiden Würfel insgesamt neunmal geworfen, wer den Wurf ausführt ist dabei unerheblich, da das Ergebnis für alle zählt. Zur Orientierung sollten die Augenzahlen der beiden Würfel auf der entsprechenden Karte notiert werden. Anschließend entscheiden alle Mitspielenden, wo die beiden Würfel verwendet werden sollen. Dabei darf pro Wurf nur maximal ein Würfel pro Realm verwendet werden. Was die jeweilige Augenzahl des Würfels für Auswirkungen im jeweiligen Realm hat, hängt von den dort geltenden Regeln ab. Bereits erspielte Ressourcen (Kürbisse, Herzen und Münzen) können verwendet werden, um die Würfelergebnisse zu verändern.

Karten für Würfelresultate und Sterne der Runde sowie Ressourcenbestand und deren Verwendungsmöglichkeiten.
Karten für Würfelresultate und Sterne der Runde sowie Ressourcenbestand und deren Verwendungsmöglichkeiten.

Durch das Spiel mit den Ressourcen entstehen die größten Abweichungen zwischen den Ergebnissen der Mitspielenden beziehungsweise den verwendeten Augenzahlen. Kürbisse können nämlich die Augenzahlen je Würfel verändern oder sogar ein Einsetzen eines weiteren Würfels im gleichen Realm ermöglichen. Herzen und Münzen bescheren beim Einsatz und bestimmten Bedingungen sogar weitere virtuelle Würfel.

Neben den Ressourcen werden abhängig von der Regel auf dem jeweiligen Realm noch Sterne erspielt, die – wie bei Stonemaier Games üblich – die Siegpunkte von Würfel Welten darstellen. Nachdem die neun Würfe der Runde gespielt wurden, werden die erspielten Sterne in den drei Realms zusammengezählt und 0,1 Sterne je nicht verbrauchter Ressource addiert. Die Summe ist dann das Ergebnis der Runde. Nach weiteren zwei Runden, die ebenso ablaufen wie die erste, werden die Ergebnisse der drei Runden zusammengerechnet und wer die meisten Gesamtsterne gesammelt hat, gewinnt das Spiel.

Ausstattung

Die Würfel Welten kommen in einer kleinen Stonemaier Games-Standard-Box daher, die sonst auch die Erweiterungen für zum Beispiel My Little Scythe oder Tapestry verpacken. Die Würfel sind angenehm groß, die Stifte liegen gut in der Hand und lassen sich von den Plastikkarten gut wieder abwischen. Daher habe ich am Material nichts auszusetzen.

 

Wer Minigolf mag, wird sich im Solo-Modus der Würfel Welten wiederfinden, auf zehn Karten sind 18 Löcher als Szenarien für das Spiel allein beschrieben. An jedem Loch sind Schwierigkeitsgrad, zu spielende Welten, Regelanpassungen und das Spielziel des Szenarios beschrieben.

Karten für das Minigolf-Solospiel
Karten für das Minigolf-Solospiel

Die harten Fakten:

  • Verlag: Stonemaier Games, Feuerland
  • Autor*in(nen): Jamey Stegmaier
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Sprache: Englisch, Deutsch
  • Spieldauer: 30 Minuten
  • Spieler*innen-Anzahl: 1, 2, 3, 4, 5, 6 (beliebig viele im Print-and-Play)
  • Alter: 14+
  • Preis: 25 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon, idealo, Fachhandel

 

Bonus/Downloadcontent

Wie gewohnt sind die Regeln von Stonemaier Games über die Website bei dropbox abrufbar. Auch die ursprüngliche Print-and-Play-Version von Rolling Realms ist weiter dort zu finden.

Ein Fan hat auch eine direkt im Browser ausfüllbare Version programmiert. Ebenso wurde ein zusätzlicher Solo-Modus bei Boardgamegeek veröffentlicht.

Das Konzept, Realms auf die eigenen Spiele abgestimmt zu erschaffen, hat Seth Jaffee so gut gefallen, dass er zu seinen bekanntesten Titeln (zum Beispiel Crusaders, Eminent Domain, Embark, Terra Prime, Bomb Squad) auch eine Version Jaffee Realms erschaffen hat.

Fazit

Bei den ersten Partien ist es eindrucksvoll, zu sehen, wie passend die elf Welten die Spielevorlagen abbilden und wie unterschiedlich sie am Ende der Runden gefüllt sind, obwohl alle Mitspielenden die gleichen 18 Würfelergebnisse verwenden. Aufgrund der kurzen Spielzeit von höchsten 30 Minuten ist auch schnell noch eine zweite oder dritte Runde angeschlossen. Die Abwechslung hält sich dabei insofern in Grenzen, da in jedem Spiel neun der elf Realms gespielt werden, wenn auch die Zusammenstellung der 3er-Sets schon einen spürbaren Unterschied darstellt.

Dass es keine Interaktion zwischen den Mitspielenden gibt und die drei Runden sich letztlich nicht vom Ablauf, sondern nur von den gezogenen Realms unterscheiden, senkt für mich den Wiederspielwert doch deutlich. Eine leichte Zugänglichkeit und die Möglichkeit, das Spiel mit beliebig vielen Mitspielenden nutzen zu können, sind sicherlich positiv zu erwähnen. Letztlich ist dies aber bei den meisten Roll-and-Write-Spielen gegeben, wenn auch bei Würfel Welten das Material praktischerweise auch als Print-and-Play verfügbar ist. Gerade der Hype in diesem Genre sorgt auch dafür, dass hier bereits einige sehr gute Titel verfügbar sind, die das Wiederspielen von Würfel Welten leider eher unwahrscheinlicher machen. Daher für mich eine durchschnittliche Wertung.

(Der Solomodus wurde nicht getestet, findet daher in der Bewertung keine Berücksichtigung.)

  • Leicht zu erlernen
  • Beliebige Spielerzahl
 

  • Keine Interaktion
  • Drei identisch ablaufende Runden

 

Artikelbilder: © Stonemaier Games
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Saskia Harendt
Fotografien: Niko Kwekkeboom
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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