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Mithilfe von Make-up kann man wahre Verwandlungen hinlegen und es macht ein Cosplay deutlich authentischer. Besonders, wenn es darum geht, das Geschlecht optisch zu wechseln. Die Grundlage ist bei allen Kosmetik-Kreationen immer dieselbe. Wie die Basis bei femininen Charakteren aussieht, erklärt das neue Tutorial.

Für eine komplette Verwandlung ist Make-up beim Cosplayen kaum noch wegzudenken. Denn mit nichts anderem bekommt man besser die Illusion hin, jemand anderes zu sein. So kann man beispielsweise die Verwandlung in einen jungen Schönling hinlegen, wie es unser Schmink-Tutorial für maskuline Figuren zeigt oder man folgt dem Teilzeithelden Bart-Tutorial und wird zu einem bärtigen Samurai. Auch in Sachen Effekt-Make-up sind der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Doch ein Look fehlt hier noch! Denn was wäre ein Film oder ein Anime ohne ein feminines Pendant zu den maskulinen Held*innen? Von der Femme Fatale, die ihre Mitmenschen mit Augenklimpern in die Knie zwingt, bis zur kecken Naturschönheit finden sich hier alle möglichen Konzepte, die mal mehr, mal weniger Fingerspitzengefühl am Schminkpinsel erfordern. Im folgenden Tutorial verwandle ich mich in Rangiku Matsumoto aus dem Anime Bleach und zeige Schritt für Schritt, wie man ein Basis-Damen-Make-up hinbekommt. Mit diesen Techniken kann man die weiblichen Reize des Gesichtes zum Strahlen bringen.

Ab zum Drogerie-Shop

Besonders als Neuling in Sachen Make-up steht man erst einmal vor einer sehr entscheidenden Frage: Was brauche ich eigentlich und was ist absolut überflüssig? In den meisten Fällen kauft man erst einmal bunt drauf los, benutzt einige Produkte nur ein einziges Mal und beginnt ein Spiel aus Trial und Error. Leider ist diese Methode des Lernens nicht die nachhaltigste und meistens tut eine vorherige Orientierung neben der Zeitersparnis auch dem Geldbeutel etwas Gutes. Neben einer guten Einkaufsliste sind Recherche zum Charakter-Look und eine gute Vorbereitung das A und O. Hat man eine gute Vorlage von der Figur, auf der man bestenfalls jede Pore sehen kann, geht es zunächst darum, die eigene Haut für das Vorhaben vorzubereiten.

Bis die Haut am Scheinen ist

Die beste Basis für ein gutes Make-up ist eine ebenmäßige, reine Haut, die leider nur wenige von Natur aus haben. Also muss eine sogenannte „Beauty-Routine“ her, mit der man sich auch außerhalb von Cosplay etwas Gutes tut. Dem ersten Gedanken zum Trotz muss für eine solche Routine kein Schnickschnack her. Es reicht meistens schon, sich regelmäßig das Gesicht mit Wasser und einer gesichtsgeeigneten Seife zu waschen – gemeinsam mit einem groben Waschlappen ist so direkt ein Peeling dabei, was die Haut schön weich erscheinen lässt.

Falls man Bartstoppeln hat, sollte darauf geachtet werden, dass man sich bis zum absehbaren Auftragen des Make-ups glatt rasiert und ein Aftershave benutzt hat, um die Haut zu beruhigen und zu glätten.

Für trockene Haut empfiehlt sich, zusätzlich eine Feuchtigkeitscreme zu kaufen und diese morgens und abends aufzutragen.

Nach jeder Benutzung von Make-up sollte darauf geachtet werden, dass dieses wieder gründlich von der Haut entfernt wird. Jede*r weiß, wie nervtötend eine Abschminkaktion nach einem anstrengenden Conventiontag ist, jedoch wird das Gesicht einem dafür danken! Make-up-Rückstände können sich in die Poren setzen und dadurch Hautunreinheiten wie Mitesser und Pickel verursachen.

Einkaufsliste für die Make-up-Basis

In der Reihenfolge angeordnet, in der das Make-up eingesetzt wird:

  • Primer
  • Foundation (und ein Make-up-Schwamm)
  • Fixing Puder (am besten in weiß, dieses ist beim Auftragen quasi farblos)
  • Eine Lidschattenpalette, die zum Charakter passt (man kann sich hier gut an der Farbpalette des Cosplays orientieren)
  • Eyeliner (fest oder flüssig – hier muss man testen, mit was man besser zurecht kommt)
  • Wimperntusche
  • Lippenstift oder Lipgloss (abhängig davon, ob die Lippen glänzen oder matt sein sollen)
  • Pinsel, verschiedene Dicken und Formen (für den Anfang zu empfehlen sind: ein abgeschrägter Augenbrauenpinsel, ein kleinerer Lidschattenpinsel und ein Puderpinsel)
  • Puderquaste für den Fixing Puder
  • Wimperntusche
  • falsche Wimpern und Wimpernkleber
  • Fixing Spray

Wichtig: Auch Make-up hat ein Ablaufdatum, besonders wenn es sich dabei um flüssige Schminke handelt. Daher ist es wichtig, immer darauf zu achten, wie lange ein Produkt bereits in Benutzung ist und es nach dem Ablaufen wegzuwerfen (meistens 3 – 12 Monate, der individuelle Richtwert steht auf der Verpackung).

Ein Überblick über alle verwendeten Produkte in diesem Tutorial.

Zeit für eine Verwandlung

Das Schritt-für-Schritt-Tutorial zeigt die einfachsten und universellsten Techniken, um einen femininen Look zu kreieren. Beispiel-Modell ist hier Rangiku Matsumoto, die charmant-schöne Shinigami aus dem bekannten Anime und Manga Bleach.

Rangiku Matsumoto ist eine der bekanntesten weiblichen Figuren aus dem Anime Bleach.

Schritt 1: Einen Untergrund schaffen

Im ersten Schritt geht es vor allem darum, eine geeignete Fläche für das Make-up zu schaffen. Dies gleicht der Vorbereitung einer Leinwand. Hierfür sollte man zunächst alle Haare aus dem Gesicht binden und die Haut gründlich mit Wasser und Seife zu reinigen. Danach wird zum Primer gegriffen. Dieser wird dünn auf die Haut auftragen. Anschließend lässt man ihn kurz antrocknen, sodass eine weiche, porenfüllende Fläche zurückbleibt.

Links ohne und rechts mit Primer, Foundation und Puder. Die Haut wirkt deutlich ebenmäßiger.

Auf dieser Basis kann man die Foundation auftragen, die idealerweise dieselbe Farbe wie die eigene Hautfarbe hat. Am besten kann man dies bereits beim Einkauf testen, indem man ein bisschen vom Make-up auf der Handaußenfläche aufträgt, kurz antrocknen lässt und prüft, ob man den Übergang zwischen normaler Haut und Make-up sieht. Im Gesicht kann ein Make-up-Schwamm benutzt werden, um das Ganze gleichmäßig zu verteilen und Übergänge auszublenden.

Um die Basis zu fixieren, nimmt man sogenanntes Fixierpuder und trägt es mit Tupfbewegungen auf der Haut auf. Dies kann man mithilfe eines breiten, weichen Puderpinsels oder mit einer Puderquaste machen.

Auf diese Weise hat man nun eine Fläche im Gesicht geschaffen, auf der man sich kreativ austoben kann.

Schritt 2: Von Highlights und Contouring

Durch Highlights, also das Auftragen von schimmerndem Puder (auch flüssig erhältlich, aber schwieriger zu dosieren), werden bestimmte Gesichtspartien, wie Wangenknochen oder Nasenspitzen, hervorgehoben. Beim Contouring mit dunklerem Lidschatten oder speziellem Konturpuder (auch flüssig erhältlich) hebt man Tiefen hervor, wie beispielsweise eingefallene Wangen oder den Schatten unter der Unterlippe, um die optische Illusion größerer Lippen hervorzurufen. Einige Make-up-Marken haben für beides sogenannte Contouringpaletten, in denen auch ein Highlighter inkludiert ist. Somit hat man für den Anfang direkt verschiedene Töne, die man auch für das Schminken von männlich aussehenden Figuren verwenden kann.

Das Schaubild zeigt die für weibliches Make-up typischen Stellen für Highlights und Contouring. Falls man sich zu Anfang unsicher ist, kann man zunächst mit weniger Make-up beginnen und nach und nach stärker werden, bis das gewünschte Ergebnis sieht. „Weniger ist mehr“ gilt hier.

Highlights in gelb und Contouring in rot

Schritt 3: Schwungvoller Lidstrich und farbenfroher Lidschatten

Die Augenform ist etwas sehr wichtiges, denn die Augen sind für viele Menschen der erste Fixpunkt, den sie im Gesicht ihres Gegenübers sehen. Möchte man einen bunten Untergrund mit Lidschatten erzeugen, kann man sich hierfür eine Farbpalette der eigenen Wahl nehmen. Am besten orientiert man sich an der Vorlage oder an der übergeordneten Farbpalette des Kostüms. Werden zum Beispiel viele Blautöne benutzt, so kann man auch beim Lidstrich blau ausprobieren. Falls keine grellen Farben gewünscht sind, kann man natürliche Brauntöne oder gräulich bis schwarze Farben nehmen. Hier heißt es auch wieder: Ruhig in ersten Make-up Tests mit der Perücke auf dem Kopf experimentieren und ausprobieren. Bei der Kreativität gibt es keine Regeln. Beim Auftragen sollte wieder darauf geachtet werden, nicht zu viel auf einmal zu nehmen. Lieber mit weniger anfangen und nach und nach intensiver werden. Eine gute Orientierung ist, bei der Wahl der Lidschattenfarben immer drei Farbabstufungen zu wählen. Der hellste Ton wird am innersten Lidende platziert, der Mittlere auf dem Augenlid selbst und der Dunkelste kommt schließlich am äußersten Rand in die Lidfalte. Für Rangiku wurde das innere Lidende mit weißem Lidschatten bemalt, der Hauptton in hellorange und zusätzlich einem glitzernden Orangeton gehalten und außen mit einem dunkleren Orange abgesetzt.

Bei Rangiku passt die Farbe Orange am besten zu ihrem Charakter.

Weibliche Figuren besitzen – mit oder ohne Lidschatten – oft den sogenannten Lidstrich. Dieser kann je nach Charakter unterschiedlich sein und vom einfachen „Schwung“ bis zur komplexen Darstellung von Anime-Augenformen reichen. Besonders für Neulinge in Sachen Make-up ist der Lidstrich oftmals eine Herausforderung, da er eine ruhige Hand und etwas Geduld erfordert, um eine möglichst ebenmäßige Linie direkt am Auge zu zeichnen. Hier gilt vor allem das Motto: Üben was das Zeug hält! Am besten probiert man den bekannten Kajalstift, sowie den filigranen Mascarapinsel mit flüssigem Make-up aus. Beide Arten haben verschiedene Vor- und Nachteile und man muss vor allem für sich persönlich das Werkzeug finden, mit dem man sich am sichersten fühlt.

Ein guter Trick für den Anfang ist, die Falte zwischen Ober- und Unterlid am äußeren Ende etwas weiterzuziehen, sodass man eine möglichst gerade Linie von Wimpern hat, an denen man eine Linie ziehen kann. Am besten malt man zunächst bis zum äußersten Ende des Lids und zieht dann den Schwung, wie man ihn gerne hätte.

Falls der Schwung durch eine falsche Bewegung der Hand mal daneben geht, muss man

Der Lidstrich kann den Augen eine signifikant andere Form geben und einen „Cateye“-Effekt erzeugen.

nicht unbedingt das ganze Auge abschminken! Manchmal reicht es, ein Wattestäbchen mit Make-up-Entferner zu benetzen und einfach das letzte Stückchen am Auge vorsichtig wegzuwischen. Danach einfach den Pinsel wieder neu ansetzen und es wieder versuchen.

Schritt 4: Wenn die Wimpern klimpern und die Augenbrauen wackeln

Feminine Figuren bestechen oft mit ihren langen Wimpern. Die Waffe hierfür nennt sich Wimperntusche (auch Mascara genannt). Falls man einen noch stärkeren Effekt haben will, bedient man sich obendrauf noch den guten alten Fake-Wimpern. Diese gibt es mittlerweile in jedem gut sortierten Drogeriemarkt oder auf Onlinewebsites in großer Auswahl. Die Reihenfolge wäre die folgende: Zunächst benutzt man die Wimpernzange, um die eigenen Wimpern nach oben zu heben. Danach färbt man in schwungvollen Bewegungen die Wimpern in der gewünschten Farbe per Wimperntusche ein. Um nun die falschen Wimpern anzukleben, wird zunächst eine ganz dünne Schicht Wimpernkleber auf die Klebeseite der falschen Härchen aufgetragen (nicht direkt auf das Augenlid!) – kurz antrocknen lassen. Danach kann man mit einer Pinzette oder mit ruhigen Fingern vorsichtig die Wimpernpartie ankleben, indem man erst das innere Ende klebt und dann langsam bis zum äußersten Ende den Rand knapp über die Linie der eigenen Wimpern platziert.

Es gibt viele verschiedene Wimpernarten, die man beliebig je nach Look nutzen kann.

Die Augenbrauen können einen signifikanten Unterschied beim Gesamtbild des Gesichtes machen, daher ist es sehr wichtig, diese so exakt wie möglich an das Original zu bringen. Die einfachste Technik benötigt wieder einmal den allseits bekannten Lidschatten – dieses Mal in der Farbe, die zum Charakter passt und meistens dieselbe Farbe der Kopfhaare ist. Mithilfe eines sogenannten Augenbrauenpinsels – ein fester, angeschrägter Pinsel – kann man die Linien der Augenbrauen akkurat ziehen. Dabei ist zu beachten, den Pinsel immer in die Richtung zu ziehen, in die auch die Haare der Augenbrauen wachsen.

Augenbrauen gibt es in allen Farben und Formen, dementsprechend kann man sie auch mithilfe von Lidschatten und einem Pinsel nachahmen.

Schritt 5: Kusslippen zum Verführen

Es folgt nun das, was zumeist den größten Unterschied darstellt, wenn man maskuline und feminine Anime-Figuren darstellt. Auf der maskulinen Seite bekommen die Lippen durch Foundation einen sehr zurückhaltenden Look. Bei femininen Figuren kann es das krasse Gegenteil sein.

Auch wenn die Figur Rangiku de facto in 2D keinen Lippenstift hat, habe ich mich dazu entschieden, ihr passend zu ihrer Persönlichkeit rosafarbene, volle Lippen zu geben. Das Werkzeug hierfür war ein sogenannter Lip Crayon – Ein Lippenstift, der wie ein Wachsmalstift aussieht und dank der Spitze die Möglichkeit bietet, die äußere Lippenlinie präzise nachzufahren oder sogar ein wenig über den Rand hinaus zu malen. Dadurch wirken die Lippen größer, als sie eigentlich sind. Dies geht jedoch nur in Maßen, bevor es zu unecht wirkt.

Lippen zum Verlieben, da will man doch gleich Küsse in die Luft werfen.

Hat man die äußeren Lippenkonturen gezogen, muss das Innere nur noch ausgemalt werden. Einmal die Lippen aufeinanderpressen und schon ist man fertig. Will man obendrauf noch einen weiteren füllenden Effekt, dann kann man durchsichtigen Lipgloss auftragen, der dem ganzen noch einen glänzenden Schein verleiht.

Schritt 6: Details, Details, Details!

Rosige Wangen oder ein süßes, rotes Näschen können mit natürlich-rosafarbenem Lidschatten oder mit rosafarbenem Rouge nachgeahmt werden.

Für Sommersprossen gibt es ebenfalls einen Tipp: Einfach ein kleines Fläschchen mit flüssiger Foundation kaufen oder alternativ einen flüssigen Abdeckstift in einer Farbe, die dunkler als die eigene Haut ist, nehmen. Danach mit einem filigranen Pinsel kleine Sprenkel auf das Gesicht tupfen und mit dem Finger sanft darauf tippen und die Make-up Reste wie einen Stempel per Finger verteilen. Wichtig ist, darauf zu achten, dass man nichts dabei verwischt. So entstehen Punkte von denen manche heller, manche dunkler wirken, was automatisch zu einer natürlichen Unregelmäßigkeit wird.

Nun braucht es nur noch die Perücke und ganz zum Schluss natürlich das Cosplay. Zackfertig! Die Verwandlung ist komplett! Möchte man ganz sicher gehen, dass das Make-up Wind und Wetter trotzt, kann man sich zusätzlich ein Fixierspray kaufen und es aus 30cm Entfernung auf das Gesicht sprühen. Dann kann der Catwalk beginnen!

Perücke auf und Cosplay an – Zack, die Verwandlung ist geglückt!

Layout und Satz: Annika Lewin
Lektorat: Jessica Albert
Fotografien: Screenshot aus dem Anime [Bild 2], Lisa Murach [Alle anderen Bilder]

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