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Eine imperiale Makropolstadt wird von Anhängern des Chaos bedroht. Durch eine List ist es ihnen gelungen, bis zum Reaktor vorzudringen, wo sie ein altes Relikt aktivieren wollen, das zur Zerstörung der ganzen Stadt und Milliarden Toten führen würde. Es ist an drei Space Marines das zu verhindern.

Das Imperium ist durchzogen von Planeten voller riesiger Makropolstädte in denen Milliarden von Menschen leben oder manchmal nur existieren. Ganz oben wohnen die Schönen und Reichen, die Herrscher der Stadt oder sogar Welt, aber mit jeder Etage weiter unten wandelt sich die Schönheit in das grässliche Gesicht eines totalitären Staates, in dem Menschen nur Ressourcen sind. Games Workshop lässt viele seiner Geschichten gerne in Makropolen spielen, sei es in Romanen, wie dem ausgezeichneten Mensch und Maschine, Skirmischern, wie Necromunda oder Computerspielen, wie Hired Gun. In der Regel stehen hier, mehr oder minder, normale Menschen im Mittelpunkt. Mit seinem neuesten Brettspiel Space Marine Adventures: Tödlicher Countdown rücken nun die titelgebenden Space Marines in den Fokus.

Spielablauf

Ein Chaoskult bedroht eine dieser zahlreichen Makropolstädte und zwar in einer Weise, dass es der Elite des Imperators bedarf, um sie aufzuhalten. Einigen Kultmitgliedern ist es gelungen, tief unter der Erde Zugang zum Hauptreaktor zu erlangen und diesen nun zu halten. Ein kleiner Trupp aus drei Space Marines wird entsandt, das Problem zu lösen. Eigentlich keine große Sache, würde sich nicht herausstellen, dass der Kult über eine Weltuntergangsmaschine (sic!) verfügt und damit die ganze Welt bedroht. Entsprechend entschlossen sind die Kultmitglieder dieses Gerät aus längst vergangenen Zeiten zu beschützen, und auf Verstärkung können wir nicht zählen, da die Zeit viel zu knapp ist. Der Countdown tickt und die Mengen an Kultmitgliedern scheinen unerschöpflich.

Immer schön der Reihe nach

Bevor wir unsere drei Space Marines ins Gefecht schicken können, wird erst der Spielplan aufgebaut. Dabei werden die Spielplansegmente auf zwei Stapel aufgeteilt, verdeckt gemischt und dann der Reihe nach, ausgehend vom Eingangssegment, nach einem festen Schema, offen platziert. So entsteht von Spiel zu Spiel ein unterschiedlicher Aufbau, der durchaus Einfluss auf die Schwierigkeit nehmen kann, dazu später mehr. Sobald der Spielplan steht, werden zunächst die Kultmitglieder auf Tunnelsegmenten platziert. Diese Segmente dienen dem Kult auch als Zugang zu dieser Ebene. Danach werden die restlichen Kultmitglieder ebenfalls nach einem Schema verteilt, um diese möglichst breitgefächert über den Spielplan zu positionieren. Nun wird ein Deaktivierungsmarker platziert und die Space Marines nehmen ihre Startposition auf dem Eingangssegment ein. Je nach Anzahl der Personen, die am Spiel teilnehmen, kontrolliert jeder einen Space Marine oder eine Person alle Space Marines. Zu jedem Space Marine gibt es zudem eine Datenkarte mit den wichtigsten Informationen zu den Werten und seinen Spezialfertigkeiten. Zusätzlich bekommt jeder Space Marine noch zwei Ausrüstungskarten, die verdeckt gezogen werden müssen. Zuletzt platziert man einen zwanzigseitigen Counter im Aufzugssegment und dann kann es losgehen.

Auf in den Kampf

Ziel des Spiels ist es zunächst den Deaktivierungscode zu sichern, diesen zur Weltuntergangsmaschine zu bringen, die Tunnel zu versiegeln und im Anschluss mit dem Aufzug zu entkommen, ehe man in Kultmitgliedern ertrinkt. Jede Runde besteht dabei aus vier Schritten.

Zunächst beginnen die Space Marines, die jeweils drei Aktionen durchführen können. Dies können Bewegung, Attacke, Versiegelung, Codeermittlung oder die Deaktivierung sein. Die Reihenfolge und Anzahl der einzelnen Möglichkeiten sind dabei frei wählbar. Dennoch gelten dabei ein paar Besonderheiten, zum Beispiel können nicht mehr als zwei Space Marines auf einem Segment stehen (es ist verdammt eng da unten), zum anderen gibt es Felder, die einen Space Marine ausbremsen. Kultmitglieder müssen sich in einer Sichtlinie befinden, um angegriffen zu werden, Reichweitenbegrenzung gibt es dabei keine. Eine Bewegung darf auch nicht in einem Segment mit Kultmitglieder enden. Attackiert nun ein Space Marine ein Kultmitglied, trifft er bei einer 3+. Dabei ist jeder Treffer tödlich für ein Kultmitglied, ausgenommen der Champions. Herausfordernd ist hier, dass pro Runde immer nur ein Space Marine eingesetzt werden kann. Es erfordert einiges an Koordinierung, um seine nächsten Züge zu planen.

Nachdem der aktivierte Marine seine Aktionen beendet hat, folgen die Kultmitglieder. Deren Handlungen werden per Zufall durch einen verdeckten Kartenstapel gesteuert. Attackiert ein Kultmitglied, verwundet dieses in der Regel auf einer 5+, wobei ein Space Marine drei Wunden verkraftet. Ist auch der Kult abgehandelt, schickt dieser Verstärkungen ins Feld und alle getöteten Kultmitglieder kehren wieder auf das Spielfeld zurück. Zuletzt wird der Weltuntergangs-Countdown (sic!) um eins verringert.

So geht es weiter, bis die Space Marines alle Aufgaben erledigt haben (Sieg), alle gestorben sind oder der Counter auf 0 ist.

Ausstattung

Das Spiel kommt in einer sehr wertigen Verpackung daher und auch die Spielplanteile und Karten sind ausgesprochen hochwertig produziert. Die Artworks im Regelwerk sind aus anderen Publikationen wiederverwertet worden, einzig das Cover ist neu. Lobend zu erwähnen ist zudem das Sortierungssystem in der Schachtel, das durchdacht und praktisch ist. Allerdings bleibt viel Leerraum, so hätte es eine kleinere Box auch getan. Die Miniaturen sind aus der Easy to build-Reihe und ohne Kleber zusammenbaubar. Allerdings würde der einen oder anderen Figur ein Tropfen Kleber nicht schaden, so fallen die Kultmitglieder auch mal wieder auseinander. Außerdem ist eine Kneifzange oder Nagelschere sicher hilfreich, um die Einzelteile aus dem Gußrahmen zu bekommen, und wer passionierte Tabletop-Spieler*innen nicht zu einem nervösen Augenzucken verleiten will, sollte eine Feile zum entgraten der Figuren parat haben. Erfreulich, die Kultisten sind die neuen Modelle, die man auch aus Blackstone Fortress kennt.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Games Workshop
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Sprache: Deutsch
  • Spieldauer: 30 Minuten
  • Spieler*innen-Anzahl: 1 2 3
  • Alter: 12+
  • Preis: 39,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, idealo

 

Bonus/Downloadcontent

Als Alternative zum einfachen Loslegen, kann man das Spiel auch in Kampagnenform spielen. Dazu gibt es eine nette Story, die der Welt und Makropole einen Namen gibt und das Setting etwas weiter ausführt. Die Kampagne besteht aus drei Spielen mit unterschiedlichen Zielen. Zudem gibt es die Möglichkeiten gewisse Errungenschaften zu verdienen oder das Spiel zusätzlich zu erschweren.

Fazit

Space Marine Adventures: Tödlicher Countdown ist ein schnelles und einfach zu erlernendes Spiel. Dennoch bietet es einige taktischen Raffinessen und gerade mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad ist es durchaus fordernd. Innovativ ist es hingegen nicht besonders und der Wiederspielwert ist überschaubar. Es eignet sich, aufgrund der einfachen Regeln und kurzen Dauer, als Einstimmung für einen ausgedehnten Brettspielabend, als Pausenfüller oder um völlig unbedarften Menschen Warhammer in Spielform näher zu bringen. Mit einem Originalpreis von 39,99 EUR ist der Preis leicht überhöht, spiegelt aber in etwa den Preis der Miniaturen wider. Inzwischen bekommt man das Spiel bereits für unter 30 EUR und damit ist der Preis absolut in Ordnung.

 

  • Eingängige Regeln
  • Wertiges Spielmaterial
 

  • Überschaubarer Wiederspielwert
  • Wenig taktischer Tiefgang

 

Artikelbilder: © Games Workshop
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Sabrina Plote
Fotografien: Michael Engelhardt
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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