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Bei den meisten Worker-Placement-Spielen gewinnt man mit der Zeit neue Arbeiter dazu. Aber warum eigentlich? Wollen sich diese nicht auch mal zur Ruhe setzen? Genau das passiert im neuen Spiel des Verlages hinter Klassikern wie Zug um Zug.

Days of Wonder ist vor allem bekannt durch die relativ einfachen Spiele der Zug um Zug-Reihe. Aber auch Spiele mit etwas mehr Tiefe wie Small World oder Five Tribes finden sich im Portfolio des Verlags, der seit 2014 zur Asmodee-Gruppe gehört.

Mit The River hat der Verlag nun sein neuestes Spiel auf den Markt gebracht, das von der Komplexität her eher in der Klasse von Zug um Zug spielt.

Spielablauf

In The River übernimmt jeder der zwei bis vier Spieler die Kontrolle über ein Pionierschiff, mit dem jeweils ein Fluss erkundet wird. Dazu befinden sich auf dem Schiff Kundschafter, mit denen man neue Gebiete seines Flusses erschließen oder in diesen Gebieten Rohstoffe gewinnen kann. Mit den gewonnenen Rohstoffen kann man Gebäude bauen oder sich diese für einen späteren, dann vergünstigten Bau reservieren.

Der Aufbau für vier Spieler. Die gleichen Seiten der Materialien würden auch zu dritt benutzt, zu zweit käme jeweils die Rückseite zum Einsatz.

Wer am Zug ist, setzt jeweils einen seiner Kundschafter auf ein noch freies Feld auf dem zentralen Inselgebiet und führt dann die entsprechende Aktion aus. Sind alle Kundschafter im Spiel, endet die jeweilige Runde, die Arbeiter kommen nach Hause und eine neue Runde beginnt. Soweit der relativ grundlegend gehaltene Worker-Placement-Teil des Spiels.

Die Besonderheit bei The River stellt, wie sollte es bei dem Namen auch anders sein, der Fluss dar. Jeder Spieler hat einen eigenen Fluss, auf dem sich bereits zu Beginn unterschiedliche Rohstofffelder befinden. Im Laufe des Spiels können über die entsprechenden Aktionsfelder neue Lager oder Rohstoffe auf dem Fluss aufgelegt werden.

Zug um Zug

Das Legen folgt dem Verlauf des Flusses, es gibt also keine freie Platzwahl. Das ist deshalb wichtig, da hierdurch bestehende Felder überdeckt werden müssen und sich auf bestimmten Feldern Arbeiter zur Ruhe setzen. Dazu gibt es am Spielende Bonuspunkte, wenn in einer oder mehreren Spalten jeweils Gelände des gleichen Typs liegen. Zur richtigen Zeit das richtige Gelände zu erschließen ist also zentraler Teil einer erfolgreichen Strategie in The River.

Für die drei gleichartigen Gelände in der ersten Spalte gibt es zum Spielende Bonuspunkte.

Insbesondere die Tatsache, dass sich hier die Kundschafter/Arbeiter auch zur Ruhe setzen, hebt The River von der Konkurrenz ab, denn im Gegensatz zum üblichen Ablauf nimmt die Anzahl der verfügbaren Arbeiter mit der Zeit eher ab als zu.

Den Hauptteil der Siegpunkte des Spiels erlangt man aber über den Bau der Gebäude. Diese haben außer Siegpunkten keine weitere Funktion. Zusätzlich zu den eigentlichen Gebäudepunkten gibt es auch noch Bonuspunkte, und zwar mehr, je früher man ein Gebäude baut.

Sobald man das zweite Gebäude errichtet hat, bekommt man einen weiteren Arbeiter hinzu, was den Verlusten durch Ruhestand auf dem Fluss ein wenig entgegenwirken kann, diese aber meist nicht ausgleicht.

Spielerfolg

Je nach Menge und Anzahl der benötigten Ressourcen bringen die Gebäude unterschiedliche Siegpunkte. Bis auf Nahrung – der Joker des Spiels – sind dabei alle Rohstoffe gleichwertig.

Das Spiel endet, sobald ein Spieler fünf Gebäude gebaut hat, oder sobald ein Fluss mit 12 Geländeplättchen vollständig erschlossen wurde. Dann wird die aktuelle Runde zu Ende gespielt, also alle noch vorhandenen Arbeiter eingesetzt, und danach kommt es zur Endwertung.

Die obige Beschreibung geht nicht im Detail auf die jeweiligen Phasen und Regeln des Spiels ein, aber dennoch sollte beim Lesen klar werden: Ein besonders komplexes Spiel ist The River sicher nicht. Das will es aber auch gar nicht sein. Vielmehr ist es ein fast reines Worker-Placement-Spiel, mit Nebenaspekten des Engine Buildings und Tile Layings.

The River spielt sich flüssig und innerhalb recht kurzer Zeit. Selbst in der ersten Partie sollte das Spiel in einer Stunde spielbar sein. Daher dient es am ehesten als Einstieg: sowohl in einen Spieleabend, während man vielleicht noch auf weitere Spieler wartet, als auch generell in das Genre der Worker-Placement-Spiele.

Die Spielertableaus unterscheiden sich alle, so dass bei den Spielern zu verschiedenen Zeitpunkten unterschiedliche Ressourcen oder Lager durch neue Gelände verdeckt werden.

Wie in den meisten Spielen dieser Art ist die Interaktion eher indirekt und entsteht dadurch, dass man anderen Spielern die Gebäude, Gelände oder generell Felder für die eigenen Arbeiter wegschnappt.

Da die ausliegenden Gelände und Gebäude durch den Zufall bestimmt werden, und damit auch die verfügbaren sowie benötigten Ressourcen, spielt sich jede Partie von The River etwas anders. Dennoch sind sie sich so ähnlich, dass es nach einigen Partien langweilig wird und man sich lieber nach einem komplexeren Spiel umschaut.

Ausstattung

Die Karten und Pappelemente sind von ordentlicher Qualität und recht bunt gestaltet.

Die Symbolik ist sehr klar und gut verständlich. Ein Highlight des Materials stellen die Rohstoffe dar, die allesamt aus Holz bestehen und in Form und Farbe den Symbolen auf den Karten entsprechen. Insbesondere die Truthähne, die die Nahrung im Spiel darstellen, sind gut gemacht und für Meeple-Enthusiasten eine Bereicherung der eigenen Sammlung.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Days of Wonder/Asmodee
  • Autor(en): Sébastien Pauchon, Ismaël Perrin
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: Deutsch
  • Spieldauer: 45-60 Minuten
  • Spieleranzahl: 2 3 4
  • Alter: 8+
  • Preis: 38,44 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Bonus/Downloadcontent

Auf der Homepage des Spiels kann man die Regeln in verschiedenen Sprachen, auch auf Deutsch, herunterladen.

Fazit

Das Inlay bietet gut strukturiert Platz für das komplette Spielmaterial.

Welche Spiele kann man auf den Tisch bringen, wenn Leute zu Besuch kommen, die wenig Brettspielerfahrung haben, aber ihren Horizont ein wenig erweitern wollen? Solche Gateway Games waren schon immer eine wichtige Sache für das Wachstum unseres Hobbies, und daher sollten auch passionierte Spieler sich diese immer mal wieder ansehen, um im Zweifelsfall etwas zu haben, mit dem man neue Mitspieler anfixen kann.

The River ist ein solches Gateway Game und somit eine gute Möglichkeit, den Mechanismus des Worker Placement zu erklären und zu veranschaulichen, ohne ein langes oder allzu komplexes Spiel zu benötigen.

Jedoch muss man leider sagen, dass es nicht viel mehr als das ist. Es ist schnell, einfach und vor allem seicht. Bei einem Preis von knapp 40,00 EUR sollte man eigentlich eine höhere Wiederspielbarkeit erwarten, als The River bieten kann.

Dennoch: Das Material ist hochwertig, das Spiel selbst gut geeignet, um das Hobby neuen Leuten nahebringen zu können. Somit hat es seine Daseinsberechtigung und vielleicht auch einen Platz in der einen oder anderen Sammlung verdient.

mit Tendenz nach oben

 

Artikelbild: © Asmodee, Fotografien: Holger Christiansen, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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