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Venom ist nun der König der Klyntar. Deshalb wird sein Sohn Dylan zum Tödlichen Beschützer. Funktioniert die Comicreihe auch mit der neuen Hauptfigur? Schaffen die Autoren Al Ewing und Ram V einen neuen Superhit oder verpufft die Reihe schon mit dem Auftakt? Wir sagen es euch!

Die letzte Venom-Reihe zeigte uns, wie Eddie Brock über sich hinauswächst und Knull, den Gott der Symbionten besiegt, der im Begriff war, die Erde zu erobern. Die Reihe führte Eddies Sohn Dylan ein, der ein Mensch-Alien-Hybrid ist. Als Konsequenz des Runs übernahm Eddie den Posten von Knull und wurden zum neuen König in Schwarz. Dadurch ist er in der Lage eine Verbindung zu sämtlichen Symbionten aufzubauen und sie zu kontrollieren. Da Geschichten über gottgleiche Figuren eine eigene Dynamik haben, konzentriert sich der neue Run nun auf die Figur Dylan, der sich ebenfalls mit Venom verbindet und so in die Fußstapfen seines Vaters tritt. Doch auch Eddies Weg wird weiter beschrieben. Kann diese Mischung aus kosmischem und irdischem Abenteuer funktionieren? Die Antwort ist ja, doch trotzdem fällt es schwer ein klares Urteil zu treffen.

Venom – Das Erbe des Königs #1

Eddie Brock hat schwere Aufgaben, die ihm wenig Zeit für die Beziehung zu seinem Sohn geben. Er verfolgt im All das Notsignal eines scheinbar verlassenen Raumschiffes, als er auf Skrulls trifft. Es scheint die Routine eines*einer Superheld*in zu sein, bis er plötzlich eine düstere Botschaft von einer unbekannten Macht aus der Zukunft empfängt: Sein Thron wird bald verlassen sein. Heißt das Eddie wird sterben? Dylan hat derweil andere Probleme: In der Schule wird er in Schlägereien verwickelt. Sollte sein Vater nicht bald mit dem Direktor sprechen, wird er der Schule verwiesen. Als dieser dann plötzlich auftaucht, befiehlt er Dylan seine Sachen zu packen. Auf einmal sind Vater und Sohn in einem gemeinsamen Abenteuer, das im Begriff ist die Grenzen von Zeit und Raum zu sprengen.

Schnell wird deutlich, dass wir es hier zumindest teilweise mit einer Zeitreise-Geschichte zu tun haben. Eddie bleibt, trotz seiner gottgleichen Fähigkeiten, immer noch dieselbe Figur. Sowohl er als auch sein Sohn geben gute Protagonisten ab, mit denen man mitfiebert und deren Schmerz man nachvollziehen kann. Dazu kommen neue Nebenfiguren: Meridius, ein mysteriöses Wesen, dessen Absichten nicht gleich zu durchschauen sind und der Symbiont Bedlam, der als mächtiges Wesen mit einem Hang zur brutalen Raserei auftaucht. Über beide Figuren erfährt man momentan sehr wenig, aber genug, dass das Interesse geweckt wird, welches Mysterium wohl dahintersteckt. Besonders hervorzuheben ist das letzte Kapitel des Comics, das aus der Perspektive von Meridius geschrieben ist. Auch die Life Foundation taucht als Antagonist auf, die mit dem neuen Schurken Spearhead für Action sorgen.

Was die Wertung schwer fällen lässt

Optisch sorgen die Zeichnungen von Bryan Hitch für Spannung. Er hat einen detaillierten Stil, der vor Härte strotzt, aber niemals zu brutal oder grauenerregend wirkt. Die Bilder sind trotz der ganzen Aliens und außerirdischen Welten stets realistisch. Die starke Linienführung und düsteren Farben sorgen für die passende Atmosphäre. Auch in Actionszenen ergibt sich ein gutes Gefühl für die Dynamik der Szene.

Die Figuren sind spannend, die Geschichte geheimnisvoll und die Actionszenen unterhaltsam. Dazu großartige Zeichnungen und eine Handlung, die Zeitreisen umfasst. Also alles wunderbar? Irgendwie lässt mich der Comic dennoch etwas ratlos zurück. Das mag zum einen daran liegen, dass die Geschichte noch nicht vollständig aufgelöst wird und man die Reihe weiterverfolgen muss, um zu erfahren, was es mit Meridius und seinem geheimnisvollen Garten auf sich hat. Zum anderen hat die Handlung so viele unterschiedliche Puzzleteile, dass man nur darauf wartet, das alles zusammenpasst. Zu oft werden Mystery-Geschichten nicht zufriedenstellend aufgelöst und mich beschleicht das Gefühl, dass dies auch hier passieren wird.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor*innen: Al Ewing, Ram V
  • Zeichner*in: Bryan Hitch
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 148
  • Preis: 18 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

 

Fazit

Insgesamt ist der Neustart der Reihe geglückt. Hier wird keine Geschichte erzählt, die man schon hundertfach gelesen hat. Die Verbindung der kosmischen mit den irdischen Handlungen strahlt eine gewisse Faszination aus und man fragt sich, wie das alles letztendlich zusammenpassen wird. Eine Auflösung bekommt man in diesem Comic noch nicht. Dazu muss man die Reihe weiterverfolgen.

Das Interesse ist aber auf jeden Fall geweckt. Für einen Auftaktband macht dieser Comic alles richtig: Es werden genug Puzzleteile präsentiert, dass Lesende sich dafür interessieren. Eine Beziehung zu den Protagonisten wird aufgebaut und auch die Antagonist*innen bekommen ihre persönlichen Motivationen. Dennoch will sich das Gefühl nicht einstellen, dass das aufgebaute Mysterium zufriedenstellend aufgelöst wird. Dies liegt vor allem daran, dass sich die Handlung zu sehr zerfasert und es dadurch schwerfällt, den Überblick zu behalten. Somit erhält dieser Band noch nicht die Höchstwertung, die Tendenz zeigt aber klar nach oben. Wenn die Folgebände dieses Niveau halten, haben wir den zweiten großartigen Venom-Run in Folge.

  • Eine Handlung voller Mysterien und spannenden Wendungen
  • Figuren mit denen man mitfühlen kann
  • Ein realistischer und harter Zeichenstil
 

  • Die vielen Elemente führen zu einer zerfaserten Erzählweise
  • Momentan ist noch nicht absehbar, ob alle Puzzlestücke am Ende zusammenpassen werden
  • Keine abgeschlossene Handlung

 

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Sabrina Plote
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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