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Sie sind mystische Zauberer, welche die Spieler auf eine Queste schicken, fiese Schurken und deren Handlanger oder die Wirtin von nebenan. Nicht-Spieler-Charaktere (NSC) tragen zu einer glaubwürdigen Spielwelt bei und gehören zu jedem Abenteuer. Doch wie erschafft man glaubhafte NSC?

Nachdem wir nun schon über Inspiration und Spannungsbögen geredet haben, wird es Zeit, etwas Leben in unser Abenteuer zu bringen. Nicht-Spieler-Charaktere (NSC) sind das perfekte Mittel, um einer Spielwelt Leben einzuhauchen. Und außerdem: Was wäre ein Wirtshaus ohne die Wirtin, die Trunkenbolde oder den dubiosen Kerl in der Ecke? Als Spielleiter sollte man immer einige NSC in der Hinterhand haben, falls sich die Spieler mal wieder spontan dazu entscheiden, das gesamte Abenteuer zu umgehen.

Was für NSC-Typen gibt es denn?

Grundsätzlich ist es natürlich wie bei vielen Aspekten des Leitens einer Rollenspielrunde auch: Jeder muss seinen eigenen Weg finden. Dennoch kann man NSC je nach Wichtigkeit in verschiedene Gruppen einteilen:

  1. Statisten
    Wie der Name schon sagt, sind die Statisten lediglich Beiwerk einer Szene. Sie sind der wütende Mob, die generischen Stadtbewohner und haben meist keinen nennenswerten Einfluss auf die Geschichte. In der Regel werden die Spieler auch nicht wirklich mit ihnen interagieren. Dennoch sind sie wichtig, um die Welt lebendig zu gestalten. Dazu kann man als Spielleiter auch auf die typischen Klischees zurückgreifen, wie auf die Wirtin, die eigentlich nichts anderes tut, als Gläser zu putzen. Außer einer groben Beschreibung braucht man für die Statisten eigentlich nicht viel. Gegebenenfalls kann man sich im Vorhinein eine Liste mit allgemeinen Namen anlegen, auf die man im Notfall zurückgreifen kann, falls die Spieler doch einmal einen Namen erfragen. Als Faustregel kann man sagen: Ein Statist ist nur für eine einzelne Szene wirklich relevant und wird dem Spieler danach nicht im Gedächtnis bleiben.
  2. Standardgegner
    Die zweite Kategorie an NSC sind generische Banditen, Handlanger des Oberbösewichts und ganz allgemein das Kanonenfutter, welches den Spielern entgegengeworfen wird. Hier gelten ähnliche Regeln wie für die Statisten, der einzige wichtige Unterschied sind allerdings die Charakterwerte. Im Gegensatz zu den Statisten haben Gegner in der Regel schlankere Charakterprofile, aber dafür ausgearbeitete Werte für zum Beispiel Angriff und Verteidigung. Dies ist unersetzlich für Kämpfe, aber praktischerweise finden sich in nahezu allen großen Rollenspielen entsprechende Profile für verschiedene Gegnertypen, die man ganz einfach adaptieren kann. Bei manchen Systemen und Abenteuern macht es zudem Sinn, Gegner gleich als ganze Gruppe anzulegen.
  3. Gesprächspartner
    Im Gegensatz zu Statisten, nehmen regelmäßige Gesprächspartner eine größere Rolle in der allgemeinen Geschichte des Abenteuers ein. Sie können Questgeber sein oder einfach NSC, die in mehr als nur einer Szene auftauchen. Die Spieler sollen sich in der Regel an sie erinnern und mit ihnen interagieren. Hierzu ist es dringend erforderlich, dass diese Namen besitzen, die sie von der Masse an Statisten abheben. Zusätzlich solltet ihr euch überlegen, ob ihr jedem Gesprächspartner unterschiedliche Stimmen verleiht. Gleichzeitig solltet ihr euch Kerninformationen überlegen, die die Spieler über den NSC wissen sollten oder die sogar relevant für das Abenteuer sind. Allerdings muss man hier auch nicht zu sehr ins Details gehen, einige kurze Kernsätze, um den NSC zu beschreiben, beispielsweise „Einziger Wirt des Ortes mit Hang zum Sarkasmus“ oder „Der tumbe, aber entschlossene Bandit mit dem dunklen Geheimnis“ reichen erstmal vollkommen. 
  4. Protagonisten und Antagonisten
    Kommen wir zur wichtigsten Gattung der NSC: den Protagonisten und Antagonisten. Sie sind der Grund, warum die Helden überhaupt euer Abenteuer spielen. Sie sind die großen Gegenspieler, die im Hintergrund Ränke schmieden, oder auch der tapfere Ritter, der die Helden begleitet, nur um im letzten Kampf glorreich niedergestreckt zu werden. Jeder dieser NSC ist von größter Wichtigkeit für die Geschichte und sollte auch entsprechend behandelt werden. Gleichzeitig solltet ihr die Liste von Pro- und Antagonisten begrenzen, um nicht den Überblick zu verlieren. Diese NSC sind gleichzeitig euer wichtigstes Werkzeug, um verlorene Spieler wieder auf den richtigen Weg zu führen. Ein guter Antagonist dient für die ganze Gruppe als Fixpunkt, auf den man sich immer wieder fokussieren kann.

 

Natürlich gibt es zwischen allen Kategorien Graustufen und Überschneidungen, aber vielleicht hilft euch die kurze Übersicht, zu ermitteln, welche NSC wieviel Arbeit von euch in der Vorbereitung des Abenteuers bekommen.

Was macht einen glaubwürdigen NSC aus?

Gerade bei Protagonisten und Antagonisten ist Glaubwürdigkeit wichtig.

Doch wann ist ein NSC überhaupt glaubwürdig und ist das überhaupt wichtig? Auch diese Frage lässt sich nur schwer allgemein beantworten. Vor allem aber bei der Gruppe der Protagonisten und Antagonisten ist es essentiell wichtig, dass diese glaubwürdig sind. Dazu gehört vor allem die Frage der Motivation. Warum ist der Oberbösewicht überhaupt so erpicht darauf, die Welt zu vernichten? Erst, wenn man Charaktere versteht und ihre Hintergrundgeschichten kennt, fängt man an, diese ernst zu nehmen. Dies hilft den Spielern auch direkt dabei, sich überhaupt in ihre eigenen Rollen einzufinden. Denn nur, wenn man weiß, gegen wen man kämpft, kann man als Spieler für sich festlegen, warum der eigene Charakter überhaupt das Abenteuer bestreitet. Auch hier kann man sich wunderbar Inspiration aus Literatur, Film und Fernsehen holen. Darth Vader ist nur deshalb einer der ikonischsten Bösewichte einer ganzen Generation, weil er eben nicht nur einfach böse ist, weil es der Autor so will, sondern weil man sich in ihn hineinversetzen kann und seine Motivation versteht. Ach, und natürlich, weil er absolut bedrohlich aussieht. Wer hier noch mehr Meinungen und Tipps lesen möchte, dem empfehle ich wärmstens unsere weiterführenden Artikel zu den Themen Charakterkonzepte und Spielstimmigkeit und Lebendige NSC erschaffen.

Und was dann?

Nachdem wir jetzt viel Zeit in Theorie gesteckt haben, wird es beim nächsten Mal wieder praktisch: Wir erstellen alles, was wir für ein Abenteuer an Handouts, Kartenmaterial etc. benötigen und beantworten die Frage, wieviel Handout ein gutes Abenteuer überhaupt braucht.

Artikelbild: Verena Bach

 

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