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Uprising ist ein kooperatives 4X-Spiel für 1-4 Personen, die gerne komplexe Partien gegen das Brett spielen. Der Kampf der Spieler-Fraktionen gegen das Empire und das Chaos entführt in eine postapokalyptische Dark-Fantasy-Welt. Über eine strategische Herausforderung und Würfelglück hinaus erwarten euch eine düstere Hintergrundgeschichte, schön gestaltete Karten und bedruckte Aufsteller.

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Das 4X-Spiel Uprising, Curse of the Last Emperor von Nemsis.Games entführt bis zu vier Spieler in die postapokalyptische Dark-Fantasy-Welt der Insel von Azuhl, durch die sie – umgeben von der gefrorenen Nethersea – kooperativ ihre Helden und eine kleine Armee führen.

Die Spieler stehen in Uprising einer anspruchsvollen strategischen Herausforderung gegenüber: Jeder Spieler wählt eine Fraktion, die durch die dunklen Zeiten von Uprising manövriert werden muss. Gespielt wird gegen zwei sehr unterschiedliche Gegnerfraktionen – das Chaos, welches vom Eis her auf die Spieler hereinbricht, und das Empire, dessen Bollwerk in der Mitte des Brettes aufgebaut ist.

Das Spiel endet nach vier Kapiteln und Ziel der Spieler ist es, für ihre Fraktion mehr Siegpunkte zu erlangen als beide Gegnerfraktionen und damit den endgültigen Weltuntergang zu verhindern.

Das Spiel ist „Kickstarter exclusive“, was bedeutet, dass es das Spiel nicht im Einzelhandel geben wird. Bis zum 10.09. läuft der aktuelle Kickstarter, danach gibt es gegebenenfalls noch eine Latepledge-Option. Wir hatten die Möglichkeit, eine nicht finale Version mit den Designern zu testen, auf der unsere Erfahrungen und unsere Bewertung basiert.

Schon zu Beginn des Spiels gibt es auf dem Brett eine Menge zu entdecken.
Schon zu Beginn des Spiels gibt es auf dem Brett eine Menge zu entdecken.

Spielablauf

Explore, Expand, Exploit, Exterminate!

Das Spiel ist als 4X aufgebaut und es geht darum, die Welt zu erkunden, die Gegner zu besiegen und Siegpunkte zu sammeln.

Einheiten werden mithilfe von Ressourcen gebaut, die jede Fraktion zu Beginn eines Kapitels erhält. Zudem gibt es Zeitressourcen, die ausgegeben werden können, um den Helden oder die Armee zu bewegen und verschiedene Aktionen durchzuführen, wie z. B. Gebäude zu bauen oder Items zu kaufen.

Mit einem Helden und einer kleinen Armee ziehen die Spieler mit ihren Fraktionen nun gegen die zunächst übermächtig scheinenden zwei gegnerischen Fraktionen. Zunächst? Nun, nicht ganz. Die Herausforderung bleibt das Spiel über knackig und die Bedrohung, in der nächsten Runde überrannt zu werden, bleibt allgegenwärtig.

Die Gegner bewegen sich ebenfalls über die Hex-Karte und wollen – nicht überraschend – den Spielerfraktionen nichts Gutes. Eine interessante und komplexe Mechanik entsteht dadurch, dass sich die beiden gegnerischen Fraktionen auch gegenseitig an den Kragen gehen.

Events fügen jedem Kapitel noch etwas Story hinzu und erhöhen den Wiederspielwert, der auch durch die Auswahl von Fraktion und Anführer gegeben ist. Siegpunkte erhält man in klassischer Weise durch das Halten von Gebieten und das Besiegen der Gegner.

Hintergrund & Fraktionen

Hinter Uprising steht die fantastische Welt Azuhl, zu der es – für Brettspielverhältnisse – jede Menge Hintergrund gibt. Die Wurzeln in den Rollenspielrunden der Autoren sind durchaus erkennbar. Auf einer Insel am Rande der Welt wird den unter dem Joch des Empire versklavten Fraktionen durch Druiden verkündet, dass der wahnsinnige, untote Imperator des Empire vernichtet wurde. Die Fraktionen können sich daher aus der Sklaverei erheben, was zum Titel Uprising geführt hat. Allerdings sind die verbliebenen Truppen des Empire immer noch mächtig und auch das über das Eis herannahende Chaos ist eine ernstzunehmende Bedrohung.

Die ansprechend gestalteten Charakterkarten geben einen schnellen Überblick über die Fähigkeiten.
Die ansprechend gestalteten Charakterkarten geben einen schnellen Überblick über die Fähigkeiten.

In den vier Spieler-Fraktionen des Grundspiels gibt es jeweils phantastische Einheiten und Helden sowie Errungenschaften.

Die „Druwhn – nebulous wanderers“ setzen sich aus geschickten Jägern und Händlern zusammen und wandern als Nomaden über die Insel von Azuhl. In kleinen Gruppen blieben sie im Verborgenen und sind die unheimlichsten und geheimnisvollsten der spielbaren Wesen. Nun wurden sie durch einen Ruf der Geister ihrer Ahnen vereint um mit Hilfe der Geistersteine und geeinten Kräften unter einem gewählten Archon um ihr Überleben zu kämpfen.

Die „Duerkhar – unbending highlanders“ leben in Clans als Jäger und Sammler; sie gehören zu den ursprünglichen Einwohnern der Insel. Seitdem die Mohyar auf der Suche nach Beute landeten, besiedeln die Duerkhar die großen Gebirgsketten. In dieser rauen Umgebung folgen sie einem Ältestenrat und einem strengen Ehrenkodex, der das Überleben der Clans in den Mittelpunkt stellt. Seit das Chaos die Gemeinschaft bedroht, ziehen auch die Duerkhar in den Krieg, um zu verhindern, dass ihre Lebensgrundlage vollständig zerstört wird.

Die „Krowh – forgotten guardians“ leben schon immer auf der Insel von Azuhl. Sie sind in Stämmen organisiert, leben als Hirten und Räuber und dienten wohl einst den Ältesten als Krieger und Wächter. Die überlebenden Stämme vereinigten sich zur Bekämpfung des Fluchs, was den stolzen Häuptlingen nicht leichtfällt. Doch die Krowh sind geschwächt und ihnen bleibt nur diese eine Chance, die dunkle Zeit zu überleben.

Die gierigen „Mohyar – fallen invaders“ kamen einst als Eroberer nach Azuhl. Sie flohen vor dem Empire, besiedelten die Insel und drängten die Ureinwohner in die Gebirge und Wälder zurück. Einst Seefahrer leben sie nun als Sklaven des Empires, welches die Piraterie nicht dulden wollte und ihre Schiffe kurzerhand verbrannte. Durch das Chaos wurde eine Rebellion möglich und die Mohyar schlossen sich zu Banden zusammen, die nun unter ihrem Varl Krieg führen.

Jede der Spielerfraktionen erzeugt ein einzigartiges Spielgefühl durch ihre Illustrationen, Geschichte und nicht zuletzt durch einzigartige Fähigkeiten.

Die ansprechend gestalteten Charakterkarten geben einen schnellen Überblick über die Fähigkeiten.
Die ansprechend gestalteten Charakterkarten geben einen schnellen Überblick über die Fähigkeiten.

Das Empire hingegen fand durch die Verwendung alter Artefakte den Weg zur Magie und wurde dadurch äußerst mächtig. Als ihr untoter Imperator wahnsinnig wurde, kam es zu einem Spalt in der Sphäre des Chaos und der Anführer versuchte, das Chaos mit einem tödlichen Ritual zu vernichten. Doch das Chaos überlebte und fast alle Lebenskraft von Azuhl wurde zerstört. Nur die äußeren Bereiche wurden weniger stark getroffen und kämpfen weiter zwischen Chaos und Empire um ihr Überleben.

Spannungsbogen und Interaktion

Der Zeichenstil und die Geschichte sind beeindruckend gestaltet – die Gefühle, vom Chaos eingekreist zu werden und die Unterdrückung durch das Empire zu spüren, bauen sich schnell auf.

Direkt nach dem Aufbegehren und dem Zusammenschluss der Fraktionen fällt Chaos über das Land her und auch das Empire ist erdrückend mächtig. Einzig das ständige Nachschlagen der Informationen und komplexen Zusammenhänge (wann wende ich „place“ an und wann „spawn“?) tut dem ein wenig Abbruch – sofern man sich nicht zuvor in alle Regeln eingefuchst hat.

Die Kooperationsmöglichkeiten zwischen den Spielern sind recht begrenzt und werden hauptsächlich in taktischen Schachzügen zum Ausdruck gebracht. Jede Fraktion kämpft gegen das Brett und die Spieler entscheiden gemeinsam, wer sich um welche Flüche oder mächtige Gegner kümmert. Konkrete Hilfen unter den Fraktionen – wie Handeln oder Beistand im Kampf – sind nicht möglich. Trotzdem muss die Gruppe darauf achten, dass nicht einzelne Spieler zurückfallen. Nur wenn jede Fraktion genug Punkte hat, gewinnt die Gruppe.

Anleitung und Zeit

Der Tipp, sich zunächst ein Tutorial anzusehen, ist Gold wert. Man verbringt ansonsten gut und gerne Stunden mit der Anleitung und den einzelnen Mechanismen, die es zu entdecken und verstehen gilt. Und selbst dann fühlt man sich im Spiel erstmal recht planlos. Die Übersichtskarten helfen enorm, jedoch ist die Konsultation einer guten Erklärung vor Spielbeginn unbedingt empfohlen – sonst ist der Abend rum, bevor ihr mit dem eigentlichen Spiel begonnen habt. Plant für das Spiel mindestens einen ganzen Abend ein und nehmt für das erste Spiel am besten noch den Nachmittag dazu.

Die Prototyp-Anleitung wurde für das Kickstarter überarbeitet.
Die Prototyp-Anleitung wurde für das Kickstarter überarbeitet.

Strategie und Glück

Durch den häufigen Einsatz von Würfeln für wichtige Entscheidungen und die gefühlt überall auftauchenden Gegner erhält das Spiel eine große Glückskomponente. Diese kann von den einzelnen Fraktionen durch Items abgeschwächt werden, man sollte sich aber unbedingt darauf vorbereiten, dass man sehr viel Glück oder sehr viel Pech haben kann. Mit durchschnittlichem Erfolg zu planen kann sehr, sehr schnell schiefgehen.

Auch wenn eine gehörige Portion Glück dabei ist, muss unbedingt strategisch geplant werden. Schnell ist es passiert, dass die eigenen Truppen die der anderen kooperierenden Fraktionen blockieren können. Vermutlich braucht man einige Runden Spielerfahrung um sich daraus einen Vorteil zu erarbeiten.

Ausstattung

Das Design ist sehr konsistent und passend gestaltet – sowohl die Box selbst als auch das Spielmaterial sind mit stimmigen Illustrationen geschmückt. Das Regelwerk war zum Zeitpunkt unseres Tests noch in der Beta-Phase und recht dürftig. Durch die laufende Entwicklung wurde unser Feedback dankend angenommen und es bleibt zu hoffen, dass die Entwickler bei der finalen Version nochmal ordentlich nachgelegt haben.

Ich sprach während unserer Testrunde mit den Autoren Cornelius und Dirk über das Material. Sie sprachen viele Verbesserungen an, die es in der Kickstarterversion gegenüber dem von mir getesteten Prototypen geben würde. Und in der Tat haben für den Kickstarter feine Gravuren die Aufkleber ersetzt, Acryl- statt Holzwürfel fügen sich in das Design nahtlos ein und hinterlassen einen klaren Eindruck: Hier wird auf hohe Qualität geachtet.

Die Qualität und Haptik der Gebäude-Miniaturen hat uns begeistert.
Die Qualität und Haptik der Gebäude-Miniaturen hat uns begeistert.

Es wurde teilweise in Rezensionen stark bemängelt, dass das Spiel keine Miniaturen enthalte – bei genauer Betrachtung ist diese Feststellung allerdings nicht korrekt. Die Gebäude werden durch Miniaturen verkörpert, die Figuren allerdings durch bedruckte Acryl-Aufsteller.

Es lässt sich sicher trefflich darüber diskutieren, ob einfarbige Miniaturen oder bedruckte Acryl-Aufsteller die bessere Wahl sind – Uprising bietet beides und schafft es, die Materialien zu einem stimmigen Gesamt-Design zu orchestrieren. Das haptische Erlebnis hat uns jedenfalls gut gefallen.

Uns ist während des Spiels aufgefallen, dass wir uns eine größere Anzahl und Vielfalt an Horden und Legionen gewünscht hätten – für unsere Runde wäre also die „All-in“ Kickstarter-Variante definitiv die bessere Lösung.

Das Spiel ist auf Englisch. Bis auf die Kartentexte und natürlich die Anleitung steht die Sprache allerdings nicht im Vordergrund. Die Spielemacher von Nemesis.Games haben bereits eine Beta-Version des Regelwerkes in Deutsch veröffentlicht.

Die Qualität und Haptik der Gebäude-Miniaturen hat uns begeistert.
Die Qualität und Haptik der Gebäude-Miniaturen hat uns begeistert.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Nemesis.Games
  • Autor(en): Cornelius Cremin, Dirk Sommer, Pawel Mazur
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Sprache: Englisch (dt. Anleitung in Arbeit)
  • Spieldauer: 120 min+
  • Spieleranzahl: 1 2 3 4
  • Alter: 14+
  • Preis: 79 USD (Core Pledge) / 129 USD (All-In Pledge)
  • Bezugsquelle: Kickstarter läuft bis zum 10.09.2020

 

Bonus/Downloadcontent

Wer sich noch unsicher ist, ob Uprising den eigenen Geschmack trifft, kann das Spiel zunächst im Tabletop Simulator ausprobieren. Zudem wird auf Kickstarter zu allen Boxen der kostenlose Download einer Mini-Kampagne angeboten.

Die Kickstarter-Unlocks – bisher verschiedene Karten – werden kostenlos zur „Core-Box“ hinzugefügt. Dabei wird die Community interaktiv einbezogen: Es gibt eine Geschichte über zwölf Kapitel, während der die einzelnen Unlocks über die Kampagnenzeit hinweg präsentiert werden und die Community zur Abstimmung in den „War Council“ gebeten wird.

Die Beta der Spieleanleitung ist ebenfalls zum Download erhältlich.

Strategie und Glück halten sich die Waage, eine gute Würfelunterlage ist zu empfehlen.
Strategie und Glück halten sich die Waage, eine gute Würfelunterlage ist zu empfehlen.

Fazit

Das Spiel ist sehr herausfordernd, Glücks- und Strategieanteile halten sich bei anhaltend hohem Bedrohungslevel die Waage. Auch wenn als Gruppe gegen das Brett gespielt wird, stellt sich der kooperative Teil durch die Siegbedingung und die Geschichte dar. Das Material ist gut durchdacht und ansprechend gestaltet, trotz der vielen Einzelteile behalten die Spieler eine gute Übersicht. Man kämpft ums Überleben und weiß verlorene Spiele auch zu schätzen. Der Fokus liegt auf Durchhalten und Kämpfen, um die dunkle Zeit überstehen, und darauf, abzuwägen, welcher gegnerische Charakter aktuell der bedrohlichste und daher zuerst zu besiegen sei.

Darüber entwickelt sich je nach Spielrunde schönes Rollenspiel oder eine angeregte strategische Diskussion. Das Eintauchen in die dunkel-böse Fantasywelt gelingt auf Anhieb und läutet einen ereignisreichen Abend ein. Für Freunde von harten 4X-Spielen mit Tendenz zur Materialschlacht dürfte der Wiederspielwert durch die verschiedenen Fraktionen den Preis in jedem Falle rechtfertigen. Freunde von sehr kooperativem, unterstützendem Spiel oder glücklichen Auflösungen am Ende der Geschichte dürften sich dagegen nicht ganz so gut aufgehoben fühlen.

 

Fotografien: Stefanie Blaue
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Nina Horbelt
Titelbild: © Nemesis.Games
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

Über die Autorin

Als Kind fand Stefanie Blaue Brettspiele weder interessant noch kurzweilig – was möglicherweise an der Spieleauswahl (Mensch-Ärgere-Dich-Nicht, Monopoly) und der Spielerunde (Eltern) lag. Anfang 20 gründete sie spontan mit Freunden (und seitdem wechselnden Gastspielern) eine Brettspielerunde und muss demnächst ein zweites Spieleregal aufstellen. Darüber hinaus ist sie nicht nur auf Spielemessen, sondern auch auf Larps anzutreffen, auf denen sie als Musikerin und Feuerspielerin auftritt.

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