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MicroMacro: Crime City, der Wimmelbild-Rätselspaß, räumt alle Preise ab. Allen voran natürlich den begehrten roten Pöppel Spiel des Jahres 2021. Wir sprechen mit Michael Schmitt, dem Inhaber des Verlags Edition Spielwiese, über Entdeckung und Entwicklung des Spieleerfolgs und entlocken ihm ein paar Zukunftspläne für den Titel. 

Mit kleinen Details zum großen Erfolg: Spiel des Jahres 2021 ist MicroMacro: Crime City. Voll im Trend der Krimispiele wie Detective oder IDVentures, bestreitet das Spiel in niedlich schwarz-weißer Edding-Graphik andere Wege. Mit Hinweiskarten lösen wir schrittweise 16 Kriminalfälle auf dem großen Stadtplan. Erfunden hat’s der Autor Johannes Sich von Hard Boiled Games. Der zweite Teil von MicroMacro namens Full House ist noch für August 2021 angekündigt und Nachschub gibt es auch bereits online. Hier kann man einen zusätzlichen Fall „Heiße Fritten“ umsonst online spielen und sich selbst vom Spielprinzip überzeugen. Der Vertrieb hierzulande liegt bei Pegasus Spiele. Wir haben mit Michael Schmitt von Edition Spielwiese, dem Verlag, der das Erfolgsspiel realisiert hat, gesprochen.

Zum Kennerspiel des Jahres 2021, Paleo, haben wir auch ein Interview mit Johannes Natterer von Hans im Glück.

Über den Interview-Partner

Michael Schmitt hat vor über zehn Jahren das Berliner Spielecafé Spielwiese gegründet und ist Inhaber und „Master of Disaster“ des Verlags Edition Spielwiese. Durch den großen Erfolg einiger Titel ist das Café mittlerweile in neuer Hand,  während sich Michael voll der Verlagsarbeit widmet.

Der Diplom-Kulturwissenschaftler kümmert sich unter anderem um die Produktion der Spieleprojekte, die Kontakte zu internationalen Partner*innen und begleitet die Entwicklung aller Produkte – vom Pitch bis zur Auslieferung.

Im Verlag gibt es neben einigen Freelancer*innen noch Kaddy, die ihr vielleicht als Hasen bei der Spiel des Jahres-Verleihung kennengelernt habt. Sie ist freie Redakteurin und trägt intern den Titel „Head of Happiness“. Sie scoutet die Prototypen, organisiert viel im Hintergrund und betreut die Projekte wie MicroMacro.

Autor Johannes Sich (2. v. r) und Herausgeber Michael Schmitt (2. v. l) nehmen den Preis entgegen.
Autor Johannes Sich (2. v. r) und Herausgeber Michael Schmitt (2. v. l) nehmen den Preis entgegen.

Interview

Teilzeithelden: Kleine Details (Micro) auf einem großen Plan (Macro): Es heißt, das war die Grundidee und daher auch der Titel schnell gewählt?

Michael: Als wir den Prototypen von Johannes vorgestellt bekommen haben, hieß das Spiel bereits so. Wir waren sofort der Meinung, dass der Name passt und dem Produkt sehr gut gerecht wird. Daher ist es so geblieben. Dazu kam dann noch Crime City, weil jede berüchtigte Stadt einen Namen braucht.

Teilzeithelden: Wir haben gehört, die Stadt und das Poster waren am Anfang um einiges größer – wie groß denn?

Michael: Der erste Plan, der mir gezeigt wurde, hatte das Format A0+, also ca. 88×130 cm. Für die Wand super, aber auf keinen Fall für einen Tisch geeignet. Die Größe war schon fantastisch, aber wir mussten das Spiel ja spielbar machen. Die jetzige Größe orientiert sich an den Tischen, die ich in der Spielwiese hatte. Da passt der Plan genau drauf. Ohne Platz für Getränke oder so zu lassen.

Teilzeithelden: Welche Probleme gab es bei der Entwicklung?

Michael: Von Problemen würde ich nicht unbedingt sprechen. Man steckt natürlich – wie bei anderen Projekten auch – immer wieder in Situationen, für die man erst Lösungen suchen muss. Das hat aber bei uns immer gut geklappt. Und manchmal sind so sogar noch bessere Dinge entstanden.

Teilzeithelden: Gibt es Sachen, auf die ihr besonders stolz seid?

Michael: Das liegt vielleicht nahe, aber: Die noch ziemlich frische Auszeichnung Spiel des Jahres 2021 ist wirklich etwas, auf das wir alle super stolz sind! Wir haben wirklich intensiv an MicroMacro: Crime City gearbeitet und freuen uns daher natürlich unbeschreiblich über diesen Titel!

Teilzeithelden: Oft hat ein*e Autor*in ja eine bestimmte Setting-Idee im Kopf. War es von Anfang an eine Stadt oder gab es da schon andere Ideen, über die wir uns dann doch bestimmt in Adaptionen freuen dürfen?

Michael: Das Setting „Stadt“ war spätestens ab dem Punkt gesetzt, an dem sich Johannes entschieden hat, aus seiner Idee ein Hochzeitsgeschenk für Tobias und seine Frau Linda [Tobias Jochinke von Hard Boiled Games, Anm. d. Red.] zu machen. Die beiden sind immer noch auf dem Plan mit einem eigenen Fall verewigt. Crime City bietet natürlich sehr viele Möglichkeiten, denn vielleicht könnte ein späterer Storyzweig ja in derselben Stadt, allerdings in einem anderen Zeitalter spielen, wer weiß? [lächelt vielsagend]

Allerdings denken wir auch schon über andere Settings nach. Die Welt und das Drumherum ist groß.

Plan, Karten und Lupe warten auf ihren Einsatz.
Plan, Karten und Lupe warten auf ihren Einsatz.

Die Stadt wird noch viel größer

Teilzeithelden: MicroMacro: Crime City – Full House ist ja fast schon fertig und bei der Preisverleihung wurde gesagt, ihr habt die vierfache Fläche von Crime City in Gedanken schon ausgefüllt. Können wir also irgendwann Teil eins bis vier aneinanderlegen und erhalten damit eine richtig große Stadt?

Michael: Ja, das wird am Ende möglich sein. Crime City wird aus vier Stadtteilen bestehen, die aneinandergelegt ein großes, ein sehr großes Panorama ergeben werden.

Teilzeithelden: Wir bekommen mit, dass sich viele Fans kinderfreundlicheren Content wünschen – wie begegnet ihr dem?

Michael: MicroMacro: Crime City war von Beginn an als Familienspiel geplant. Dass Kinder so fasziniert von Crime City sind, haben wir uns vorher nicht vorstellen können. Nun ist Crime City eine Stadt voller Kriminalitäten – und die sind nicht unbedingt immer für alle Kinder geeignet. Es gibt inzwischen Symbole auf den Fallkarten, mit denen wir Eltern einen Hinweis darauf geben möchten, wie explizit die Inhalte des entsprechenden Falls sind.

Uns wurden schon häufig Wünsche nach einem Kinder-MicroMacro entgegengebracht. Aus der ganzen Welt erreichen uns solche Nachrichten sogar! Es ist total schön, zu sehen, dass schon bei den Kleineren das Prinzip so beliebt ist. Aktuell ist noch keine Kinderversion geplant, da Crime City erst einmal noch viel in Sachen Kriminalität zu bieten hat.

Im MicroMacro-Land wartet noch jede Menge Rätselspaß

Teilzeithelden: Tiere, Weltraum, Fantasy, Kooperationen: Vieles ist denkbar. Könnt ihr uns schon etwas über weitere Pläne erzählen?

Michael: Es gibt auf jeden Fall mehr Ideen in unseren Köpfen, als wir jemals Zeit haben werden – so viel kann ich verraten. Aber auch hier kann ich leider noch gar nichts leaken: Crime City steht aktuell noch an erster Stelle. MicroMacro: Crime City – Full House erscheint in Kürze und dann warten ja noch zwei weitere Stadtteile auf uns und auf euch alle da draußen.

Verschiedene Ideen für andere Szenarien beziehungsweise Themen gibt es schon, aber es wurden diesbezüglich noch keine Entscheidungen getroffen.

Teilzeithelden: Die Demo hat ja gezeigt, wie gut das Spiel im Solomodus auch am Rechner funktioniert. Hier plant ihr doch sicher auch was?

Michael: Vielleicht. [lächelt schon wieder vielsagend]

Teilzeithelden: Und der Doodle-Stil lässt sich doch sicher darüber hinaus umsetzen? T-Shirts, Tassen und Tapeten – worauf dürfen wir uns freuen?

Michael: Wir planen gerade eine Aktion, die dafür sorgen soll, dass man MicroMacro auch auf seiner Couch, im Küchenschrank oder unter der Computermaus haben kann. Aber mehr können wir an dieser Stelle dazu noch nicht verraten. Überraschungseffekt und so …

Teilzeithelden: Gibt es schon Ideen für andere Spielmodi oder Herangehensweisen? Gab es mal Gedanken zu einem kompetitiven Modus?

So sah mal die Verpackung des Prototyps aus – ob es in Deadcity wohl noch etwas rauer zuging?
So sah mal die Verpackung des Prototyps aus – ob es in Deadcity wohl noch etwas rauer zuging?

Michael: Nein, bisher gab es noch keine Gedanken für einen kompetitiven Modus. MicroMacro hat sich als kooperatives Spiel bisher sehr gut bewährt und sorgt so, nach unserer Ansicht, für das beste Erlebnis.

Natürlich arbeiten wir auch jetzt gerade an den neuen Geschichten und Rätseln für MicroMacro. Die stetige Arbeit daran eröffnet auch uns immer mal wieder neue Ideen und Herangehensweisen, die wir testen und dann verwerfen oder beibehalten.
Wir sprechen dabei aber von Details, die das Spiel würzen. Grundsätzlich wird MicroMacro: Crime City so bleiben, wie ihr es bisher kennengelernt habt.

Teilzeithelden: Wird uns der Hase von der Preisverleihung weiterhin begleiten?

Michael: Die Hasendame konnte sich für einen Tag aus Crime City schleichen. Ob sie es auch künftig schaffen wird, ist fraglich, aber wir sind guter Dinge, dass sie sich nochmal in unserer Welt blicken lassen wird.


Zum Kennerspiel des Jahres 2021, Paleo, haben wir auch ein Interview mit Johannes Natterer von Hans im Glück.

Artikelbilder: © Edition Spielwiese
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Sabrina Plote
Fotografien: Daniel Hoffmann

 

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