Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

Panini wird nicht müde uns monatlich mit vielen neuen Marvel Comics zu versorgen. Jetzt enden die Reihen Hulk und Black Widow, und auch bei Iron Man endet die Geschichte um Korvac. Grund genug für uns einmal reinzuschauen. Sind die Geschichten final gelungen?

Selten kommt es vor, dass ein*e Autor*in bei Marvel über 20 Einzelausgaben verantwortet. Noch dazu, dass er*sie über die gesamte Zeit mit dem*der gleichen Zeichner*in zusammenarbeitet. Al Ewing und Joe Bennett haben es geschafft eine Reihe mit insgesamt 50 Kapiteln zu schreiben. Dieser Hulk-Run wird als einer der erfolgreichsten in die Geschichte eingehen, auch weil er mehrfach für den Eisner Award nominiert wurde.

Auf Deutsch erscheint nun der zehnte Sammelband, in dem die letzten fünf Kapitel veröffentlicht werden. Und auch bei Kelly Thompsons Black Widow-Run ist nun leider mit dem dritten Sammelband nach 15 Kapiteln Schluss. Auch Chris Cantwells Iron Man hat es inzwischen auf drei Sammelbände geschafft. Hier wird endlich die Saga rund um den Androiden Korvac zu Ende erzählt. Auch wenn es danach weitergeht, fühlt sich dieser Band wie ein Abschluss an. Bei so viel Zahlen und Fakten ist es nun an der Zeit, dass wir gemeinsam in die Comics schauen, damit ihr entscheiden könnt, ob sie das Richtige für euch sind.

Bruce Banner: Hulk #10 – In der Hölle

Joe Fixit wurde zum Red Hulk und erschien, um die U-Foes zu besiegen, die zuvor Hulks Körper zerstörten. Hier wird nicht lange gefackelt und die Schurken in wenigen Seiten abgefrühstückt. So wird Henry Gyrich gezwungen, ein noch größeres Kaliber auf den Hulk zu schleudern und er meldet sich bei den Avengers. Doch auch bei diesem Kampf bleibt es nicht, denn Hulk hat nur ein Ziel: Er möchte in die Hölle hinabsteigen, um Bruce Banner zu befreien. Hier müssen sie sich dem wahren Bösen stellen. Doch wer regiert die Hölle? Hat der Leader dort die Herrschaft übernommen oder wird er von einer noch höheren Macht gesteuert?

Dieser Comic fährt große Kaliber auf und stellt gleichzeitig die Frage, warum schlimme Dinge auf der Welt geschehen. Warum gibt es den Hulk? Steckt eine Macht dahinter, die alles lenkt? Dabei driftet der Comic gegen Ende sogar ins theologische und zitiert die biblische Offenbarung, aber auch die Geschichte von Hiob. Das mag nicht jedem gefallen, führt aber dazu, dass man den Comic nicht einfach zur Seite legt und länger über das Erzählte nachdenken möchte. Zum Glück bleibt er dabei religiös neutral, so dass die Geschichte auch für Atheisten konsumierbar ist und gleichzeitig niemand in seinen religiösen Gefühlen verletzt wird.

Als großer Rahmen wird auch eine Erzählung von zwei Brüdern um 1900 eingebaut, welche in einer Verbindung mit Bruce Banner und Samuel Sterns stehen. Auch spannend zu sehen ist, wie Banners Cousine Jennifer Walters auf ihren Bruder reagiert. Sie trifft auch gleichzeitig auf ihre Nemesis Titania, die sich inzwischen ja auch Gamma Flight angeschlossen hat. Ein weiteres Kapitel wird aus der Perspektive von Jackie McGee erzählt, deren ganzes Leben durch den Hulk geprägt wurde und die uns seit der ersten Ausgabe des Bandes als Protagonistin begleitet.

Viel Stoff in einem dicken Band

Dass dies alles nicht zu überladen wirkt, liegt unter anderem daran, dass der Band eine stattliche Dicke von 180 Seiten erreicht hat. Auf diesen lässt er sich auch für die ruhigen Momente Zeit und der Autor Al Ewing schafft es, alle Fäden so gut miteinander zu verbinden, dass es wie aus einem Guss wirkt. Action-Szenen werden meist recht schnell abgehandelt, schaffen es aber durch geschickte Wendungen zu überraschen und dadurch die Spannung hochzuhalten. Die Zeichnungen sind wie immer herausragend und erzeugen eine knisternde Atmosphäre. Besonders die großen Bilder, die eine ganze Doppelseite füllen, wissen zu beeindrucken. Hier muss auch Panini Comics gelobt werden, da den Bildern keine produktionseitigen Mängel wie z.B. bei Captain America gegenübergestellt werden.

Einzig zu kritisieren ist, dass aus einer Reihe, die ursprünglich als Horrorreihe gestartet ist, am Ende eine theologische Abhandlung über das Böse in der Welt geworden ist. Da dies aber wunderbar ineinandergreift und es gleichzeitig außerordentlich spannend geschrieben ist, kann ich ohne Probleme darüber hinwegsehen. Etwas seltsam wirkt, dass dieser zehnte Band denselben Untertitel („In der Hölle“) bekommen hat, wie der dritte Sammelband. Man darf nicht erwarten, dass dieser Comic alle Fragen vollends beantwortet, aber er regt zum Nachdenken an und bringt die Reihe zu einem zufriedenstellenden Abschluss. Somit schafft es diese Reihe auch als Gesamtwerk zu überzeugen und ich kann sie jedem nur ans Herz legen. Falls irgendjemand da draußen noch keinen Blick in die Reihe gewagt hat, schnappt euch den ersten Band, wohl wissend, dass sie es mit insgesamt zehn Comics geschafft hat, eine runde Geschichte zu erzählen, die Marvel-Fans wohl noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Die harten Fakten

    • Autor*in: Al Ewing
    • Zeichner*in: Joe Bennett
    • Seitenanzahl: 180
    • Preis: 22 EUR
    • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

 

Black Widow #3 – Das Schwert der Vergangenheit

Natasha Romanoff hat in San Francisco eine Gruppe junger Heldinnen gesammelt, die sie zusammen mit Yelena Belova ausbildet. Ihre Begegnung mit dem Schurken Apogee führt dazu, dass sie weiter nachforscht und erkennt, dass er in Verbindung mit einer exklusiven Veranstaltung namens Golden Gate Gala steht. Somit gehen die Heldinnen gemeinsam mit Hawkeye und Winter Soldier dorthin und kommen kriminellen Machenschaften auf die Spur. Und auch ein Feind aus Natashas Vergangenheit erscheint dort und stellt sich ihr in den Weg.

Der neue Schurke Living Blade wird als langjähriger Feind präsentiert, obwohl er hier seinen ersten Auftritt hat. Der gemeinsamen Vergangenheit wird gleich ein ganzes Kapitel gewidmet. So ist es möglich, ihre Rivalität zu spüren und zu erkennen, warum Black Widow so eine Angst vor diesem Gegner hat. Insgesamt hat die Handlung den Aufbau einer Zwiebel, bei der man Schicht für Schicht abarbeitet, um am Ende auf den Kern der Geschichte zu kommen. Jede einzelne Schicht offenbart dabei eine eigene spannende Handlung, welche sich dann zu einem Gesamtbild formt, das man nicht aus der Hand legen möchte.

Ein gelungener Abschluss

Die Erlebnisse aus den ersten zwei Bänden der Reihe werden wieder aufgegriffen und auch die Beziehungen der Figuren untereinander sind wunderbar herausgearbeitet. Dies ist eine Agentengeschichte par excellence bei der mich nur die grafische Gestaltung stört.

Insgesamt drei Künstler*innen sind für die Illustrationen verantwortlich, die alle einen sehr unterschiedlichen Stil haben. Während Rafael de Latorre mit seinen niedlichen Gesichtern sich Vergleiche mit Disney-Filmen gefallen lassen muss, erinnern die Zeichnungen von Elena Casagrande mit ihrem geschickten Einsatz der Farben an Pop-Art und die Bilder von Rafael T. Pimentel erscheinen dagegen schon fast anarchisch wild. Gerade die letzten beiden Zeichner funktionieren für diese Geschichte wunderbar. Die Dynamik der Bilder ist spürbar und die Farbpalette gibt oft das Hauptmotiv der Szene vor. Mich stört aber, dass hier mit den Künstlern zu oft der Stil gewechselt wird. Ist der andere Stil beim Sprung in die Vergangenheit noch irgendwie erklärbar, trübt das erste Kapitel, das von Rafael de Latorre gezeichnet wurde, den Gesamteindruck.

Dennoch kann ich diesen Comic nur wärmstens empfehlen und möchte wie auch bei den beiden Vorgängern eine Kaufempfehlung aussprechen. Es ist schade, dass diese hervorragend geschriebene Reihe nun schon ihr Ende gefunden hat. So ist aber auch der Einstieg für Neuleser*innen geringer, da man mit nur drei Sammelbänden eine gute Geschichte genießen kann.

Die harten Fakten

  • Autor*in: Kelly Thompson
  • Zeichner*innen: Elena Casagrande, Rafael de Latorre, Rafael T. Pimentel
  • Seitenanzahl: 124
  • Preis: 15 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

 

Iron Man – Der Eiserne #3 – Mann, Held und Gott

Der letzte Band endete mit einer unvollendeten Geschichte. Dieses Manko wird in diesem Band behoben. Tony Stark ist immer noch auf dem fremden Planeten und muss sich mit der Gesellschaft arrangieren, die Stilt Man dort geschaffen hat. Nachdem dieser Nebenschauplatz abgehandelt wurde, kann er sich wieder der großen Haupthandlung widmen und verhindern, dass der Androide Korvac die kosmische Kraft von Galactus erlangt. Dabei muss er aber über sich hinaus gehen und gelangt selbst an gottgleiche Kräfte. Der größte Teil dieses Comics dreht sich nun um die Frage, wie Tony Stark als der eiserne Gott die Geschicke auf der Erde beeinflusst.

Die Entscheidung, dass das erste Kapitel dieses Comics eigentlich das letzte Kapitel des letzten Bandes ist, trübt das Lesevergnügen bereits zu Beginn. Es wäre für beide Bände besser gewesen, wenn der Sammelband anders zusammengestellt worden wäre. Danach beginnt aber wieder das große Ganze, das hier auch zu einem zufriedenstellenden Ende gebracht werden kann. Tony als gottgleiche Figur erinnert an vergleichbare Geschichten, wie der überragende Iron Man oder Avengers vs. X-Men. Diese Handlung weiß leider auch nicht mehr zu erzählen, als dass es zu keinen guten Ergebnissen führt, wenn eine Person über alles bestimmen kann.

Leider etwas enttäuschend

War ich von den ersten beiden Bänden noch vollends überzeugt, hat es bei diesem Paperback erst das letzte Kapitel geschafft, mich zu versöhnen. Die Actionszenen waren langweilig inszeniert und auch die Art und Weise wie Korvac abgehandelt wird, fühlt sich stark unbefriedigend an. Es wirkt beinahe so, als ob Chris Cantwell keine gute Vorstellung davon hatte, wie er die über etliche Kapitel aufgebaute Handlung zu einem sauberen Ende führen sollte. Dass es am Ende doch gelingt, hat vor allem damit zu tun, dass das letzte Kapitel hauptsächlich durch seine Bilder funktioniert, die von Cafu wunderbar in Szene gesetzt wurden. Mit einem Minimum an Text schaffen es diese Zeichnungen, das Seelenleben der zwei Hauptfiguren wunderbar einzufangen und somit verständlich zu machen. Die Vielzahl an anderen Zeichner*innen in diesem Band harmoniert gut mit dem ruhigen und klaren Stil von Cafu. So fällt zwar immer auf, dass hier andere Personen am Werk sind, doch alles wirkt trotzdem wie aus einem Guss.

Unterm Strich bleibt ein guter Comic, der zwar eine etwas zu große Geschichte erzählen möchte, ohne dieser dabei gerecht zu werden. Er schafft es aber dennoch zu unterhalten und ein halbwegs versöhnliches Ende für Korvac und Tony Starks Entwicklung zum eisernen Gott zu finden.

Die harten Fakten

  • Autor*innen: Christopher Cantwell
  • Zeichner*innen: Angel Unzueta, Cafu
  • Seitenanzahl: 204
  • Preis: 24 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

 

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Giovanna Pirillo
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein