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Captain America ist zurück: Doch nicht nur ein Cap, sondern gleich zwei: Steve Rogers und Sam Wilson nehmen beide dieselbe Heldenidentität an. Bei Panini erscheinen nun zwei neue Reihen mit dem ikonischen Helden. Doppelter Spaß oder zu viel des Guten?

Als Steve Rogers durch die nachlassende Wirkung des Supersoldatenserums in kürzester Zeit alterte, musste ein anderer Held das Schild des Captains übernehmen. Dieser Mann war Sam Wilson, der ihm jahrelang als als Falcon zur Seite stand. Nachdem der Hydra Supreme besiegt werden konnte, und der alte Steve komplett wiederhergestellt wurde, gab Sam den Schild dankbar zurück. Doch durch das kürzliche Auftauchen unzähliger weiterer Captain-America-Verschnitte kam Sam wieder in die Versuchung, das Kostüm und den Schild von Captain America zu tragen. Vielleicht hatte auch die Ausstrahlung von The Falcon and the Winter Soldier auf Disney+ etwas damit zu tun. Mit einem kurzen Comic, der in beiden hier besprochenen Bänden abgedruckt ist, wurde etabliert, dass Sam nun einen eigenen Schild besitzt, der sich am Design von Steves Schild orientiert. So ist nun alles bereit für zwei neue Comic-Reihen. In Wächter der Freiheit entdeckt Steve Rogers, dass hinter dem Design seines Schildes eine Weltverschwörung steckt, während in Die Macht der Wahrheit Sam Wilson Jagd auf White Wolf macht und dabei sowohl in Schwierigkeiten mit Latveria und Wakanda gerät.

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Steve Rogers: Captain America #1 – Wächter der Freiheit

Der Mann, der aus der Zeit gefallen ist, kehrt an seinen alten Heimatort zurück. Steve Rogers mietet die Wohnung, in der er in den 20er Jahren aufgewachsen ist. Ein mieses Loch in der Lower East Side. Er beginnt wieder mit Kunstunterricht und freundet sich mit einem Nachbarsjungen an. Doch dann, am 4. Juli, gibt es einen Anschlag mitten in New York. Und nur sein alter Freund Bucky Barnes scheint zu verstehen, dass sehr viel mehr dahintersteckt als ein einsamer Einzeltäter.

In diesem Comic kehrt Captain America zurück zu seinen Wurzeln. Erzählerisch erinnert hier vieles an die Captain-America-Comics der 70er Jahre. Es geht um eine bisher unbekannte Weltverschwörung, die auch eine Verbindung zu seinem Schild hat und dadurch persönlich wird. Diese Verschwörung wird geschickt eingeführt und Kapitel für Kapitel erweitert. Das erste Indiz kommt über eine Rentner-Truppe, die sich die Radio Company nennt und geheime Funksprüche abfängt. Diese Verbündeten sind eine gute Ergänzung zum Captain-America-Umfeld und passen zu einem alten Mann im Körper eines gestählten jungen Erwachsenen.

Mit viel Herz zurück zu den Wurzeln

Doch auch alle anderen Figuren, die hier eingeführt werden, können überzeugen. Dazu zählen die neuen Antagonisten, die zwar noch etwas abgehoben wirken, dadurch aber als ernste Bedrohung wahrgenommen werden. Am Ende kennt man ihre Namen, doch wie weit ihre Fäden reichen, bleibt immer noch verborgen. Buckys Verbindung zu ihnen ist besonders spannend und begeistert mit überraschenden Wendungen. Dennoch steht ganz klar Steve Rogers im Vordergrund. Das Autor*innenduo hat sich klar auf die Fahne geschrieben, dass es zurück zu den Wurzeln gehen soll. Action in wohldosierten Portionen runden das Gesamtwerk ab.

Optisch wirkt der Band dafür erfrischend modern. Manche der Bilder, wenn die Helden beispielsweise einen Nachteinsatz durchführen, sind etwas zu dunkel. Doch die Illustrationen sind immer klar in ihrem Aufbau und verstehen es, Weite und Tiefe darzustellen. Wenn etwas groß gezeichnet wurde, dann hat das eine erzählerische Funktion. Die Panelstruktur ist wunderbar abwechslungsreich, sodass es Spaß macht, hier zu blättern.

Ihr merkt: Ich mag den Comic und bleibe gespannt, was es mit dieser Verschwörung auf sich hat und wie sich der Konflikt entwickelt. Der Band schafft es, eine runde Handlung zu erzählen mit einem Höhepunkt, der aber dennoch offen ist und Raum für einen Folgeband macht. Einzig der Prolog, der in beiden Captain-America-Comics abgedruckt ist, wirkt nicht ganz passend. Wer mit Captain America etwas anfangen kann, macht hiermit nichts falsch.

Die harten Fakten

  • Autor*innen: Collin Kelly, Jackson Lanzing
  • Zeichner*inn: Carmen Carnero
  • Seitenanzahl: 188
  • Preis: 24 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

 

Sam Wilson: Captain America #1 – Die Macht der Wahrheit

Captain America und Falcon sind im Anflug auf einen Zug, in dem Supersoldatenserum geschmuggelt werden soll. Es dauert nicht lange, da gibt es Explosionen und knallharte Action. Erst in Rückblenden wird erzählt, in welcher Situation sich Sam und Joaquín hier befinden. Black Panthers Adoptivbruder Hunter hat ebenso seine Finger im Spiel wie Crossbones. Sam muss auf dessen Spur nach Latveria, wo er auf Deadpool Wade Wilson trifft. Doch auch Doctor Doom erfreut es nicht, dass ein amerikanischer Agent in seinem Reich agiert. Ähnlich geht es auch Shuri und T’Challa, die sich momentan mit Afroamerikaner*innen beschäftigen, die nach Wakanda einwandern wollen. Darunter sind auch unzählige Amerikaner, und so wird der ganze Einsatz plötzlich politisch.

Abseits der Konflikte mit Herrscher*innen souveräner Staaten hat dieser Band aber keinen politischen Fokus. Hier steht ganz klar die Action im Vordergrund, und die Situation wird genutzt für ein Duell zwischen Black Panther und Captain America. In all diesen Nebenlinien verliert der Comic aber seinen Fokus, sodass der Hauptkonflikt am Ende unbefriedigt zurückbleibt. Im Vergleich zu Wächter der Freiheit ist hier kein wirklicher Fortschritt zu erkennen. Es werden höchstens kleinere Brandherde gelöscht.

Ich möchte diesen Band mögen, aber…

R.B. Silva zeigt hier wieder fantastische Bilder, die viel mit Silhouetten und Schatten spielen. Dazu haben wir es hier mit ungewöhnlich vielen Schusswechseln, Feuer und Explosionen zu tun. Doch das lässt mich leider kalt. Dies liegt vor allem an dem Spannungsbogen, der kein rundes Gesamtbild ergibt. Die Begegnung mit Deadpool ist ebenso schnell vergessen wie das Aufeinandertreffen mit T’Challa. Hunter, als Antagonist, schmiedet dagegen seine Pläne, die aber am Ende eher kryptisch bleiben. Für wirkliche Entspannungsmomente sorgen einzig die ruhigen Gespräche zwischen Sam Wilson und Misty Knight, deren Beziehung hier wieder aufgebaut wird.

Aus diesem Comic hätte man wesentlich mehr machen können. Sam als Figur ist hier austauschbar, und er agiert vor allem als amerikanischer Agent. Für eine echte Agent*innengeschichte fehlt es hier aber an einem roten Faden, der sich auch für Lesende langsam aufrollt. All das macht der andere hier besprochene Captain-America-Band besser. Dazu stellt sich mir die Frage, warum man den gemeinsamen Prolog in beiden Sammelbänden braucht. Wer nur einen Captain-America-Comic diesen Monat lesen will, sollte zu Captain America: Steve Rogers greifen. Wer ein wenig mehr Action sucht, kann aber auch die Abenteuer von Sam Wilson lesen.

Die harten Fakten

  • Autor*in: Tochi Onyebuchi
  • Zeichner*in: B. Silva
  • Seitenanzahl: 116
  • Preis: 15 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

 

Artikelbilder: © Panini Shop
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Rick Davids
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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