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Sieben gefährliche Kulte und die ewige Verdammnis: Das Kompendium Seven Sinners – Die Sieben Todsünden enthält eine Vorstellung mehrerer dämonischer Mächte und ihrer Gefolgschaft. Mit Werten für Dungeons & Dragons sowie OSR sind die Beschreibungen für eigene Kampagnen kompatibel. Welche Grauen in den Höllen warten, erfahrt ihr hier.

„Lasst, die Ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!“ (Inschrift auf dem Tor zur Hölle, in: Dante Alighieri, Göttliche Komödie)

Lust, Geiz, Völlerei, Neid, Faulheit, Zorn und Stolz – diese Laster begleiten die Menschen schon seit Jahrtausenden. Der katholische Glaube beschreibt sie als sogenannte „Todsünden“. Seelen, die diesen Versuchungen nicht widerstehen, landen zur Strafe im Höllenfeuer. An genau diese bekannten Mythen, Symbole und Einflüsse knüpft das Kompendium Seven Sinners – Die Sieben Todsünden an. Als optionales Produkt für Dungeons & Dragons und OSR haben Spielleitungen die Möglichkeit, einen oder gleich mehrere Kulte in ihre eigenen Kampagnen mit einzubauen.

Triggerwarnungen

Gewalt, Sex, Sexualisierte Gewalt, Folter, Tod, Religiöse Tabus

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Welche Sünde darf es sein?

Das Zusatzmaterial in Seven Sinners ist übersichtlich gestaltet und kann in jede Art von Kampagnen-Hintergrund eingefügt werden. Als Basis wird die Existenz von sieben uralten Dämonen vorausgesetzt, die sich an den erwähnten sieben Todsünden der katholischen Kirche orientieren. Die teuflischen Kreaturen herrschen jeweils über eine eigene Domäne und haben Kultist*innen, von denen sie verehrt werden.

Jeder dämonische Herrscher verfügt über furchteinflößende Kräfte sowie einen Makel, der zu der jeweiligen Sünde passt. Die Namen der sieben Wesen lauten: Asmodeus (Lust), Mammon (Geiz), Beelzebub (Völlerei), Belfagor (Faulheit), Aamon (Zorn), Leviathan (Neid) und Luzifer (Stolz).

Ihre Macht bündelt sich bei all diesen schrecklichen Meistern jeweils in einer Krone. Diese blasphemischen Gegenstände erlauben besondere Fähigkeiten, korrumpieren gleichzeitig aber die Person und können sie zum Wahnsinn verleiten. Ziel einer Kampagne kann es sein, die Herrscher zu besiegen und ihren Einfluss auf die Welt zu stoppen. Die Gruppen könnten ebenfalls dazu verleitet werden, alle sieben Kronen zu sammeln. Das erlaubt ein Ritual, um ein achtes, teuflisches Wesen zu beschwören: Achlys, die Verzweiflung.

Inhaltlich werden Bezüge zum Hintergrund möglicher Kampagnen bewusst ausgelassen. Da die Kreaturen für D&D und OSR kompatibel sind, werden einige Beispiele genannt, wie sich die Präsenz der Dämonen-Herrscher in der Welt bemerkbar machen kann. Beispielsweise können von Faulheit korrumpierte Menschen jeglichen Antriebswillen verlieren, während Anhänger*innen eines Zorn-Kultes Konflikte schüren und gewalttätig werden. Genaue Beschreibungen oder weitere Details abseits der Grundlagen gibt es jedoch nicht.

Einmal Höllentortur, bitte!

Für den Kampf finden sich bei den jeweiligen Sünden in den einzelnen Kapiteln alle relevanten Werte für NSC zur Übersicht. Die Angaben werden aufgeteilt in klassische Attribute und Informationen für Dungeons & Dragons sowie für OSR. Unterschieden wird in beiden Versionen zwischen einfachen Kultist*innen, die einzeln keine große Schwierigkeit darstellen, und Eifernden, mächtigen Persönlichkeiten mit zusätzlichen Eigenschaften. Letztere verfügen meist über einen besonderen magischen Gegenstand, welcher ebenfalls einzeln beschrieben wird. In einem kurzen Infotext wird umschrieben, wie die Anhänger*innen dem Kult beitraten oder wie sie durch dunkle Rituale erschaffen wurden.

Wer es wagt, sich der Inkarnation einer Todsünde in den Weg zu stellen, sollte zuvor seine Gebete an die Götter gesprochen haben.

Spoiler

Der Herausforderungsgrad für die Dämonen-Herrscher reichen von Stufe 22 bis 30. Sie sind immun gegen herkömmliche Waffen und resistent gegen magische Waffen sowie eine Reihe an anderen Schadensarten. Kombiniert wird dies mit weiteren Immunitäten gegen Magie auf niedrigen Stufen, mehreren legendären Rettungen, hunderten Trefferpunkten und einer Regenerationsfähigkeit. Als ob das nicht schon schwierig genug wäre, verfügen die mächtigen Kreaturen außerdem über viele offensive Möglichkeiten. Dazu zählen magische Auren, welche den Geist der Charaktere verwirren können und gefährliche Attacken mit immensem Schadenspotenzial. Gruppen, die nicht konstant gleißenden Schaden anrichten können, sind sprichwörtlich dem Untergang geweiht.

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Aamon, der Zorn, wütet durch die Schlachtfelder der Höllen.

Bevor Spielleitungen die gefürchteten Herrscher auf die Gruppe treffen lassen, sollten sie sich daher der Gefahr eines Tods aller Mitglieder bewusst sein – und dies den Spielenden auch adäquat vermitteln. Allein eines dieser Wesen niederzustrecken, benötigt enorme Kräfte, eine gut überlegte Taktik und letztlich Würfelglück. Es kann sein, dass nicht alle am Spieltisch Interesse an diesem schwierigen Kampf haben. Das gilt umso mehr, wenn alle sieben Todsünden im Laufe der Kampagne bezwungen werden sollen. Am Ende erwartet die Charaktere womöglich die tatsächliche Verzweiflung, wenn sie korrumpiert von den Kronen gegen ein achtes gottgleiches Wesen antreten müssen …

Sicherheit am Spieltisch

Nicht nur die Charaktere müssen sich in Seven Sinners möglichen Ängsten und Lastern stellen. Auch den Spielenden werden mit schwerwiegenden Themen rund um Tod, Verderben und Sünde konfrontiert. Im Kompendium wird deshalb noch vor dem Vorwort auf die Sicherheit am Spieltisch verwiesen. Hier finden Spielleitungen und Gruppen kurz zusammengefasst einige Vorschläge, wie emotionale Verletzungen in der realen Welt umgangen und vermieden werden können.

Die gewählten Beispiele sind für erfahrene Rollenspielende bekannt, beispielsweise eine Rücksprache über Grenzen aller Beteiligten im Vorfeld der Kampagne. Vorgestellt wird ebenfalls das von Ron Edwards entwickelte Sicherheitssystem der Linien und Schleier. Hierzu notieren alle Personen am Tisch gemeinsam oder anonym, was Teil der Geschichte sein soll. Eine Linie beschreibt Situationen und Themen, die möglichst vermieden werden sollen, etwa der Mord von Unschuldigen oder Vergewaltigung. Mit einem Schleier werden Dinge bezeichnet, die zwar geschehen, aber nicht komplett ausgespielt werden sollen, beispielsweise Folter oder Krankheit. Generell wird empfohlen, bei Fehlern darüber zu sprechen und eine offene Atmosphäre für alle Beteiligten zu erhalten.

Erscheinungsbild

Okkulte Symbole und Federn schmücken die einzelnen Seiten.

Okkult und düster, so lässt sich das Design von Seven Sinners gut zusammenfassen. Fraktur-Buchstaben in den Überschriften vermitteln ein Gefühl von alten und unheilvollen Texten. Immer wieder finden sich Symbole, welche zu den jeweiligen Dämonen-Herrschern gehören. Sehr schön gestaltet sind ebenfalls an den Seitenzahlen angedeutete Pentagramme sowie geschwungene Federn, die zu der Unterwelt-Ästhetik passen. Als Titelblatt jedes Unterkapitels gibt es zudem eine rote Seite, in der zwei Skelette ein unheiliges Symbol in der Mitte zieren.

Wichtige Absätze oder Überschriften werden mit einem dunklen Blutrot gekennzeichnet. Jedes Kapitel verfügt über ein Bild der Meister der Sünden sowie eines ihrer Gefolgsleute. Die Darstellungen sind etwas sehr dunkel gehalten, was im Stil aber sehr gut ins Konzept passt. Generell werden die Dämonen-Herrscher als groteske und riesige Wesen portraitiert, die Seelen verspeisen. Je nach Laster wird auch Gewalt und Nacktheit in den Bildern ihrer Kultist*innen gezeigt.

Mit 89 Seiten ist das Kompendium kurz und informativ gehalten. Zur Orientierung findet sich zu Beginn ein Inhaltsverzeichnis, auf einen Index wird verzichtet. Die Seiten sind übersichtlich gestaltet und nicht zu überladen, was den Lesefluss erleichtert. Da zur Rezension die PDF-Version vorlag, kann an dieser Stelle über die Qualität des Drucks keine Aussage getätigt werden.

© Ulisses Spiele

Die harten Fakten:

  • Verlag: Ulisses Spiele
  • Autor*in(nen): Marco B. Bucci, Andrea Felicioni
  • Illustrator*innen: Domenico Cava, Mirko Failoni
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Hardcover/PDF
  • Seitenanzahl: 89
  • ISBN: 978-3-98732-262-4
  • Preis: 29,95 EUR (Hardcover) / 17,99 EUR (PDF)
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, DriveThruRPG, Sphärenmeister

 

Fazit – Kampf gegen die Versuchung

Seven Sinners – Die sieben Todsünden bietet eine übersichtliche und kompatible Zusammenfassung für insgesamt acht übermächtige dämonische Kreaturen und ihre Kulte. Diese orientieren sich an den bekannten Lastern der Menschheit: Lust, Geiz, Völlerei, Neid, Faulheit, Zorn und Stolz. In den übersichtlich gestalteten Kapiteln werden Eindrücke, Anknüpfungspunkte und Werte für die Spielleitungen vorgestellt. Jeder Dämonen-Herrscher verfügt über eigene Motivationen und Ziele sowie Fähigkeiten, um diese zu erreichen. Die Informationen sind sowohl für Dungeons & Dragons als auch OSR kompatibel.

Jedes Kapitel zu den Dämonen-Herrschern beginnt mit Skelett-Darstellungen.

Der Herausforderungsgrad gegen besagte Dämonen-Herrscher ist enorm und sollte entsprechend deutlich kommuniziert werden. Selbst für Charaktere mit Maximal-Level wird taktisches Vorgehen und Würfelglück benötigt, um gegen die Meister der Höllen anzukommen. Wer als Spielleitung diese Schwierigkeit bieten möchte, wird daran Gefallen finden. Das Kompendium ist jedoch nur zusätzliches Material, eine eigene Geschichte mit Handlungssträngen fehlt. Es steht der Gruppe frei, die Sünden der Welt auszutreiben oder ihnen zu verfallen.

Lobend hervorzuheben sind die vorgeschlagenen Regeln zur Sicherheit am Spieltisch. Die Todsünden als Thematik bieten viel Spielraum für negative Emotionen und schreckliche Erzählungen. Es ist ratsam, die Grenzen aller Beteiligten vorher in einem Gespräch zu klären.

Optisch macht Seven Sinners einiges her. Die Nutzung okkulter Symbole sowie Bilder von den Dämonen-Herrschern und ihrer Gefolgschaft verschönern die Seiten und schaffen es, die düstere Stimmung des Grundsettings zu transportieren. Anzumerken ist abschließend jedoch der hohe Preis. Speziell die gedruckte Fassung kostet über 29 Euro für 89 Seiten, was verglichen mit anderen Zusatzmaterialien nicht unbedingt günstig ist. Für alle, die eine Kampagne mit Fokus auf Höllen-Gestalten noch herausfordernde Kreaturen und Endgegner suchen, könnte sich der Kauf lohnen.

  • Viele Infos zu Herrschern und Kulten
  • Okkulte Akzente im Layout, hübsche Bilder
  • Regeln für Trigger-Warnungen

 

  • Herrscher sehr tödlich für Gruppen
  • Hoher Preis bei gedruckter Variante


Artikelbilder: © Ulisses Spiele

Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Denise Hollas

Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.
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