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Die Prinzessin ist verschwunden und es ist an den Held*innen, sie wiederzufinden – zu dumm, dass die meisten zu schwach sind und es nicht schaffen werden. Across the Obelisk von Dreamsite Games ist ein schwieriges Deckbuilder Roguelite RPG. Wie gut ist das Kartenspiel, bei dem wir immer wieder sterben?

Der König von Senenthia ist verzweifelt: Nach einer magischen Explosion im Gemach der Prinzessin ist seine Tochter nirgends aufzufinden. Auch der Hofmagier Lord Hanshek ist verschwunden. Obwohl alle Untertanen des Königs nach ihnen suchen, konnten die Vermissten noch nicht gefunden werden. Die Spur führt in den alten Wald, hinter dem der mysteriöse Obelisk in die Höhe ragt. Dieser war jahrhundertelang inaktiv, leuchtet jedoch seit dem Verschwinden der Prinzessin unheilvoll in der Ferne. In dem Wald wimmelt es vor Gefahren nur so – dennoch machen sich zahlreiche Held*innengruppen auf, die Prinzessin zu finden, um die satte Belohnung abzustauben. Wir spielen eine dieser Gruppen, die die Reise vermutlich nicht überleben wird – und dann spielen wir die nächste.

Eine satte Belohnung erwartet jene Held*innen, die die Prinzessin sicher zurückbringen.
Eine satte Belohnung erwartet jene Held*innen, die die Prinzessin sicher zurückbringen.

Across the Obelisk ist ein Roguelite-Deckbuilder-RPG für den PC, bei dem unsere Aktionen in Kämpfen anhand von Karten gesteuert werden. Über mehrere Kämpfe hinweg ist es unser Ziel, die Decks so zu perfektionieren, dass wir einen Durchlauf (Run) erfolgreich meistern. Das Prinzip ist bereits aus Spielen wie Slay the Spire und Monster Train bekannt. Ein zentraler Bestandteil von Roguelikes und Roguelites ist es, immer wieder zu sterben und es nochmal zu versuchen – ein Balanceakt zwischen Spaß und Frust. Auf welcher Seite landet Across the Obelisk?

Wer braucht schon eine Story?

Wie in vergleichbaren Spielen üblich, ist die Story von Across the Obelisk eher dünn. Alles wichtige haben wir in der Einleitung bereits erzählt, obwohl kein Aspekt der Story wirklich notwendig ist, um das Spiel zu genießen. Im Mittelpunkt steht ganz klar das Gameplay, und das besteht größtenteils aus den Kämpfen und der Vorbereitung auf dieselben.

Im Kampf treten unsere vier Held*innen gegen bis zu vier Monster an.
Im Kampf treten unsere vier Held*innen gegen bis zu vier Monster an.

Im Kampf steuern wir unsere Charaktere mit Karten. Ist ein Charakter am Zug, ziehen wir fünf Handkarten vom Deck und können diese ausspielen, um eine Aktion auszuführen. Dabei gibt es offensive Karten, mit denen wir gegnerischen Charakteren Schaden zufügen oder ihnen negative Statuseffekte verpassen. Es gibt jedoch auch unterstützende Karten. Mit diesen können wir Charaktere mit Blockern ausstatten, die Schaden verhindern, bereits erlittenen Schaden heilen oder nützliche Statuseffekte verleihen.

Für einen erfolgreichen Run brauchen wir einen guten Überblick über unsere Decks.
Für einen erfolgreichen Run brauchen wir einen guten Überblick über unsere Decks.

Allerdings können wir nicht einfach alle Karten spielen, die wir auf der Hand haben. Die meisten Karten kosten Energie (oben links auf der Karte), von der unsere Charaktere nur begrenzt viel haben (gelbe Balken unterhalb der Lebenspunkt-Leiste). Ungenutzte Energie übertragen wir in die nächste Runde, ungenutzte Karten werden jedoch abgelegt. Dabei gibt es auch Karten, die wir nur einmal spielen können und danach für den Rest des Kampfes nicht mehr verfügbar sind. Wir müssen uns also gut überlegen, welche Karten wir wann spielen.

Statuseffekte

Kernelement einer erfolgreichen Strategie in Across the Obelisk ist der effektive Einsatz von Statuseffekten. Diese können einem Charakter mehrfach zugefügt werden und halten dadurch länger, da sie in der Regel nur nach und nach abgebaut werden. Nicht nur das – ihr Effekt verstärkt sich dadurch auch. Hat ein Charakter beispielsweise 24 Vergiftungen, werden ihm am Ende seines Zuges 24 Schaden zugefügt. Nach seinem Zug hat er dann noch 23 Vergiftungen und erhält entsprechend in der nächsten Runde 23 Schaden.

Es gibt zahlreiche weitere Effekte, die unterschiedlich wirken. So gibt es auch positive Buffs, die Schaden verhindern können oder zusätzliche Energie oder Karten liefern. Blocker saugen Schaden auf, halten aber nur eine Runde lang und verschwinden dann komplett. Um zu Beginn einer Runde bereits gegen Angriffe gefeit zu sein, ist es notwendig, Schilde zu nutzen, die sich am Rundenanfang in Blocker verwandeln.

Für einen erfolgreichen Run ist es unabdingbar, die Funktionsweise der unterschiedlichen Statuseffekte zu lernen und Kartendecks zu bauen, die diese Mechaniken ausnutzen. Ebenso wichtig ist es jedoch, die Charaktere vor Statuseffekten zu schützen, da Monster diese ebenfalls zum Einsatz bringen.

Auf in die große, weite Welt

Zwischen den Kämpfen navigieren wir mittels einer Weltkarte durch Senenthia und die weiteren Welten, in die es uns verschlägt. Dabei gibt es stets mehrere Wege, die zum Obelisken führen und auf denen unterschiedliche Herausforderungen und Monster auf uns warten. Neben Kämpfen gibt es Ereignisse, die durch Bücher-Icons dargestellt werden. Hier gilt es, Entscheidungen zu treffen und – je nach gewähltem Weg – Proben zu bestehen. Je nachdem, welche Charaktere wir in der Gruppe haben, werden unterschiedliche Entscheidungsoptionen angeboten.

Jeder Pfad hat seine Tücken und Chancen.
Jeder Pfad hat seine Tücken und Chancen.

Bei Proben werden Karten gezogen, je nach getroffener Entscheidung von einzelnen Charakteren oder von der ganzen Gruppe. Bei charakterspezifischen Proben muss eine bestimmte Kartenart gezogen werden. Bei einer Gruppenprobe zieht jeder Charakter eine Karte, und die Summe der Energiekosten dieser Karten muss über oder unter einem gewissen Wert liegen. Hovern wir mit dem Cursor über den Würfel der jeweiligen Option, können wir prüfen, wie hoch die Erfolgschance ist, eine Probe zu schaffen.

Je nach Gestaltung der Decks variiert die Erfolgswahrscheinlichkeit.
Je nach Gestaltung der Decks variiert die Erfolgswahrscheinlichkeit.

Sind wir erfolgreich, erhalten wir eine Belohnung. Andernfalls besteht die Gefahr, dass beteiligte Charaktere eine Wundenkarte erhalten. Diese haben keinen Nutzen, sondern manchmal sogar negative Effekte und verschlechtern somit unsere Decks. Wir haben meist die Möglichkeit, Proben aus dem Weg zu gehen, um das Risiko zu vermeiden. Damit verlieren wir jedoch auch die Chance auf nützliche Goodies und Erfahrungspunkte, die unsere Charaktere stärker machen.

Rogue-Unlike

Eines der Alleinstellungsmerkmale von Across the Obelisk ist, dass der Glücksfaktor zwischen den Runs größtenteils eliminiert wird. Zufall entscheidet lediglich beim Kartenziehen und bei den Ereignisproben. Der Rest ist fest vorgegeben. Auf den Wegen gibt es stets die gleichen Kämpfe und – mit einigen Ausnahmen – die gleichen Ereignisse. So können wir den Weg wählen, der am besten zu unserer Strategie passt, beziehungsweise unsere Strategie entsprechend anpassen.

Die Kehrseite ist, dass das Spiel repetitiv werden kann, wenn wir einen Run nicht schaffen und daher den ganzen Weg nochmal spielen müssen. Wir könnten zwar jedes Mal einen anderen Weg und eine andere Strategie ausprobieren, allerdings senken wir damit die Wahrscheinlichkeit auf einen erfolgreichen Run.

Vorbereitung ist alles

Für einen guten Run ist es wichtig, dass wir uns im Vorfeld eine Strategie überlegen und uns entsprechend vorbereiten. Zu diesem Zweck können wir uns am Anfang jedes Kapitels in einer Stadt ausrüsten. Natürlich ist das nicht kostenlos – in Across the Obelisk gibt es zwei Währungen, die wir während eines Runs sammeln: Gold und Kristallscherben.

Ein „Run“ ist bei einem Roguelike in der Regel eine Partie von Anfang des Spiels bis zum Ende – oder häufiger bis zur Niederlage. Bei Across the Obelisk ist das Spiel zusätzlich in Kapitel unterteilt. Bei jedem Run beginnen wir bei Kapitel 1 und spielen, so weit wir kommen – im Idealfall bis zum Ende des letzten Kapitels. Dann fangen wir wieder bei Kapitel 1 an.

Bei der Kirche entfernen wir Karten aus unseren Decks. Besonders nützlich ist das, um Wundenkarten loszuwerden; es kann jedoch auch sinnvoll sein, Charakterkarten abzugeben, die unserer Strategie nicht entsprechen, um das Deck schlanker zu machen, sodass die nützlichsten Karten öfter gezogen werden.

Das Deck darf nie weniger als 15 Karten haben.
Das Deck darf nie weniger als 15 Karten haben.

Bei der Waffenkammer tauschen wir Gold gegen Ausrüstungsgegenstände. Diese bringen unterschiedliche passive Effekte. Die meisten erhöhen bestimmte Charakterwerte; es gibt jedoch auch Karten, die einmalig oder wiederholt im Kampf getriggert werden.

Es gibt auch Karten, die nicht nur den einzelnen Charakteren nützen – das Sparschwein hilft der ganzen Gruppe.
Es gibt auch Karten, die nicht nur den einzelnen Charakteren nützen – das Sparschwein hilft der ganzen Gruppe.

Außerdem können wir gegen Gold Verzauberungen erwerben. Diese ermöglichen jedem Charakter, sich eine von drei Karten für sein Deck auszusuchen. Alternativ können wir uns stattdessen für eine kleine Menge Kristallscherben entscheiden, die wir dann wiederum in den anderen Gebäuden ausgeben können.

Beim Altar können wir für Kristallscherben Karten aufwerten. Für jede Karte stehen zwei Upgrades zur Verfügung, zwischen denen wir uns entscheiden können. Oft macht ein Upgrade die Karte deutlich stärker, aber auch deutlich teurer, während das andere Upgrade nicht so mächtig ist, aber dafür die Kosten nicht verändert oder sogar senkt.

Die Schmiede bietet Karten für Kristallscherben an. Zu Beginn sind noch nicht alle Karten käuflich. Erhalten wir bei einem Run eine neue Karte, wird diese auch bei der Schmiede verfügbar.

Heute besser als gestern

Während eines Runs werden unsere Charaktere immer stärker. Nach jedem Kampf erhalten wir neue Karten, und zwischen den Kapiteln besuchen wir mehrere Städte, in denen wir unsere Decks gezielt verbessern können. Haben wir zudem genug Erfahrungspunkte gesammelt, steigen unsere Charaktere zusätzlich ein Level auf. Dann können wir uns für jeden Charakter zwischen zwei Upgrades entscheiden. Manche davon bringen uns neue Karten, andere haben passive Effekte und senken beispielsweise die Energiekosten bestimmter Karten. Doch auch zwischen den Runs gibt es Möglichkeiten, uns besser auf den nächsten vorzubereiten.

Reginald kann bei Level 2 Energie zurückerhalten, wenn er Heilkarten spielt.
Reginald kann bei Level 2 Energie zurückerhalten, wenn er Heilkarten spielt.

Verlieren wir einen Kampf, haben wir immer die Möglichkeit, den Kampf nochmal zu versuchen. Manchmal ist die Lage jedoch derart aussichtslos, dass uns nichts anderes übrig bleibt, als den Run aufzugeben. Tun wir das, hält das Spiel im nächsten Run eine Kiste mit Gold und Kristallscherben für uns bereit. Das ist zwar nur ein Anteil dessen, was wir im letzten Run erwirtschaftet haben, gibt uns jedoch einen willkommenen Startbonus, mit dem wir unsere Charaktere besser auf den nächsten Run vorbereiten können.

Darüber hinaus erhalten wir manchmal Warenkisten als Belohnung für erfolgreiche Kämpfe oder Ereignis-Proben. Diese können wir verwenden, um die Stadt aufzuwerten und so Zugriff auf weitere Funktionen oder Vergünstigungen zu erhalten.

Die Stadt-Upgrades bringen uns dauerhafte Vorteile bei der Vorbereitung auf einen Run.
Die Stadt-Upgrades bringen uns dauerhafte Vorteile bei der Vorbereitung auf einen Run.

Zudem können weitere Charaktere freigespielt werden. Für diese müssen wir Quest-Ereignisse auf der Weltkarte besuchen und im Laufe des Runs den Auftrag zu Ende bringen. Jeder Charakter kommt mit eigenen Werten und Startkarten.

Charaktere werden von Run zu Run besser.
Charaktere werden von Run zu Run besser.

Mit jedem Run sammeln wir darüber hinaus Punkte, die wir in die sogenannten Perks der Charaktere investieren können. Diese steigern Statuswerte wie Resistenzen und Schaden, erhöhen aber auch die Anzahl an Statuseffekten, die wir Charakteren oder Monstern zufügen. Die Punkte können jederzeit neu verteilt werden, sodass wir flexibel unsere Strategie wechseln können.

Gemeinsam sind wir stärker

Across the Obelisk hat einen Online-Koop-Modus. Mitspielende müssen das Spiel ebenfalls besitzen, können sich dann aber insgesamt zu viert auf einen gemeinsamen Run begeben. Alle nutzen dabei ihre eigenen Charaktere, können also auch nur jene nutzen, die sie selbst bereits freigespielt haben. Gemeinsam freigespielte Charaktere sind dann aber für alle verfügbar.

Im Kampf können wir in die Hand unserer Mitspielenden blicken und Karten vorschlagen. Mit Freund*innen macht es noch mehr Spaß, sich eine gemeinsame Strategie zu überlegen, und mehr Köpfe kommen gemeinsam oft auf bessere Ideen als einer allein.

Aufmachung

Optisch und akustisch ist Across the Obelisk nett und für den Preis angemessen, aber nichts Besonderes. Die Grafik ist bunt und hübsch anzusehen. Die Animationen sind hingegen sehr statisch geraten – die Bewegung der Charaktere erinnert mehr an einen Hampelmann als an organische Lebewesen. Die Hintergrundmusik und die Soundeffekte untermalen das Geschehen unaufdringlich, ohne jedoch in Erinnerung zu bleiben.

Across the Obelisk läuft flüssig und lässt sich leicht mit der Maus bedienen. Unser einziger Kritikpunkt an der Steuerung ist, dass man jede Karte ins Spielfeld ziehen muss – hier wäre es angenehmer, wenn man erst die Karte und dann das Ziel anklicken könnte.

Die harten Fakten:

  • Entwicklerstudio: Dreamsite Games
  • Publisher: Paradox Arc
  • Plattform: Windows, Mac OS, Linux
  • Sprache: Englisch, Spanisch, Chinesisch
  • Mindestanforderungen: 0 Ghz Prozessor, 2 GB RAM, 1 GB Grafikspeicher, OpenGL 3.0, 1 GB verfügbarer Speicherplatz
  • Genre: Roguelike, RPG, Deckbuilder
  • Releasedatum: 16.08.2022 (seit 08.04.2021 im Early Access)
  • Spielstunden: Bis zu vier Stunden pro Run, in der Regel mehrere Runs erforderlich
  • Spieler*innen-Anzahl: 1–4
  • Altersfreigabe: nicht vorhanden
  • Preis: 19,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, MMOGA

Fazit

Across the Obelisk ist ein Roguelike-Deckbuilder-RPG mit reduziertem Glücksfaktor. Die ersten Runs können aufgrund der hohen Schwierigkeit und der steilen Lernkurve frustrierend sein, sobald wir uns jedoch ein bisschen in die Mechaniken reindenken konnten und somit erste Erfolge erzielen, schlägt der Frust in Ehrgeiz um, und plötzlich macht Across the Obelisk eine Menge Spaß. Im Koop-Modus mit bis zu drei weiteren Personen macht das Ganze noch mehr Freude.

Der reduzierte Glücksfaktor äußert sich in mehreren Punkten. So sind die möglichen Wege jedes Mal dieselben und wir können unsere Strategie perfekt darauf abstimmen. Andererseits führt das zu repetitiven Runs, wenn wir eine Strategie haben, die auf einen bestimmten Pfad abgestimmt ist. Gleichzeitig gibt es eine Menge Neues zu entdecken: Zahlreiche Charaktere können freigespielt werden, die zudem von Run zu Run besser werden.

Für einen niedrigen Preis erhalten Spielende potenziell eine Menge Spielzeit, da es gute Vorbereitung und viel Übung erfordert, zum Ende durchzudringen. Besonders Completionists, die alle Charaktere freispielen wollen, werden lange etwas von dem Spiel haben.

Alle, die sich aufgrund der bunten Grafik und des einfachen Gameplays ein entspanntes und leichtes Spiel erhoffen, sollten lieber die Finger davon lassen; denjenigen, die es hingegen gerne etwas schwerer und komplexer mögen – und besonders Deckbuilder-Veteran*innen – können wir Across the Obelisk bedingungslos empfehlen.

  • Koop-Modus
  • Wenig glücksabhängig
 

  • Hohe Schwierigkeit
  • Repetitive Runs
  • Steile Lernkurve

 

Artikelbilder: © Dreamsite Games
Layout und Satz: Yola Tödt
Lektorat: Simon Burandt
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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