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Alle Jahre wieder kommt die Frage: Was schenke ich meinen Lieben zu Weihnachten? Brettspieler, wie alle Menschen mit Hobbies, sind viel einfacher zu beschenken, aber manche kaufen sich ja auch immer alles sofort. Wir stellen euch ein paar essenzielle, aber auch kreativere Weihnachtsgeschenke für Board-Gamer vor.

Über 1.500 Brettspielneuheiten allein auf der diesjährigen Spielemesse in Essen bieten so einige Optionen, um hübsch und/oder nachhaltig verpackt unterm Weihnachtsbaum zu landen. Manche Tante schenkt vielleicht einfach jedes Jahr das Spiel des Jahres, und Wunschzettel – in klassischer Form der Kleinen oder im neuen digitalen Format – helfen da sicherlich. Aber was schenkt man dem Freund, der doch irgendwie schon alles hat? Wir haben ein paar Geschenkideen zusammengetragen, neue und alte Spiele, aber auch Accessoires und weitere Metagaming-Produkte, die in keinem Brettspieler-Haushalt fehlen sollten.

Neue und aktuelle Spiele

Partyspiel für drei bis sieben Spieler in Tabu-Manier.

Was kommt heraus, wenn man „Brettspiel“ und „Weihnachten“ googelt? Natürlich das Spiel des Jahres. Als Geschenk unter 20 Euro kann man mit Just One nichts verkehrt machen, wenn die zu Beschenkende es noch nicht hat. Als kleines Partyspiel für drei bis sieben Spieler in Tabu-Manier, will man hier gemeinsam möglichst viele Wörter erraten. Der Clou: Jede Mitspielerin gibt dem Ratenden ein Wort als Tipp – nur leider werden doppelte gestrichen, also muss man schon mal etwas mehr um die Ecke denken.

Ein Design, das vor allem Ornithologen ansprechen dürfte.

Um die 40 Euro etwas teurer, ist das Kennerspiel des Jahres für die größeren Kinder und Erwachsenen ebenfalls eine Empfehlung. Trotz seines eher exotischen Themas ist Flügelschlag ein klassisch anmutendes Eurogame, bei dem man für Würmer und Samen Vogelkarten in sein Biotop ausspielt und diese dann Eier legen lässt. Ebenso klassisch ist das Design, das vor allem Ornithologen ansprechen dürfte, und alle, die im Biologie-Unterricht gerne durchs Schulbuch geblättert haben. Durch die vielen Informationen über amerikanische (Grundspiel) und jetzt auch europäische Vogelarten (Erweiterung) kommt man so auch seinem Bildungsauftrag nach.

Bei den günstigen Geschenken bieten sich Roll-and-Write-Spiele an, wie Der Kartograph, bei dem man tetrisgeformte Landschaftstypen in sein Königreich zeichnet. Oder Copenhagen Roll and Write, wo man seine farbige Häuserfassade zusammenwürfelt.

Ein sehr einfaches Spiel mit Suchtfaktor.

Als kleine Aufmerksamkeit gibt es natürlich immer die kleinen Kartenspiele für zwischendurch. Hierbei ist L.A.M.A., was für „Lege alle Minuspunkte ab!“ steht, ein sehr einfaches Spiel mit Suchtfaktor. Es gibt Karten von eins bis sechs und eben Lamas, die als sieben zählen, auf die man aber auch wieder eine eins legen kann. Jeder darf, wenn er an der Reihe ist, immer eine Karte ablegen, die entweder gleich hoch oder um eins höher ist als die zuletzt gespielte Karte. Hat man keine, muss man eine ziehen, oder man steigt aus und nimmt für jeden Kartentyp Minuspunkte in Kauf, entsprechend der Kartenhöhe – für Lamas gibt es direkt zehn, aber immerhin immer nur einmal, egal, wie viele eines Höhenwerts man hat.

Ein Wort-Rate-Spiel mit Verräter-Rolle.

Zusammen mit dem Gewinner Just One war L.A.M.A. übrigens ebenfalls nominiert zum Spiel des Jahres. Das Dritte im Bunde war Werwörter, ebenfalls ein Wort-Rate-Spiel mit Verräter-Rolle, wie im bekannten Werwolf-Klassiker.

Weitere Tipps für Brettspiel-Neuheiten gibt es in unserem Artikel über Neuheiten und Trends des Spielejahres 2019.

Klassiker und Spiele, die jeder besitzen sollte (bis 20 Euro)

Das Spiel des Jahres 2016 gibt es mittlerweile in mehreren Varianten.

Ein Spiel, welches in keiner Sammlung fehlen darf, ist das Spiel des Jahres 2016, Codenames, von Erfolgs-Entwickler Vlaada Chvátil. Man spielt in zwei Teams und auf einem Grid aus 25 ausliegenden Begriffen (Brot, Auto, etc.). Jedes Team muss acht bis neun Begriffe erraten und hat jeweils einen Erklärer. Diese beiden geben abwechselnd Hinweise, die immer aus genau einem Wort und einer Zahl bestehen, wobei die Zahl der Anzahl der Begriffe entspricht, auf die der Hinweis zutrifft. Das klingt ein wenig abstrakt – ist es auch – macht aber eine Menge Spaß. Sowohl für die Grübler, die versuchen, die naheliegendsten Assoziationen herauszufinden, als auch für den Erklärer, der versucht, möglichst viele Verbindungen zu finden.

Aufgrund seines Erfolgs gibt es das Spiel mittlerweile mit Bildern statt Worten, in der kooperativen Zwei-Spieler-Variante, sowie in verschiedenen Spezialeditionen wie Marvel oder Disney. Und in einer Senioren- und Kurzsichtigen-freundlichen XXL-Version, die dafür etwas teurer ist.

Es wird in zwei Teams gespielt: Unschuldige Dorfbewohner und Werwölfe.

Wer öfter größere Gruppen zusammenbekommt, hat vielleicht bereits eine Variante des Social-Deduction-Games Werwölfe von Düsterwald, in dem jeder eine geheime Rolle bekommt und dann in zwei Teams spielt: Unschuldige Dorfbewohner und Werwölfe. Nachts (wenn ein Spielleiter alle die Augen schließen lässt) reißen die Wölfe einen Mitspieler, der danach seinen Spaß beim Zuschauen hat; tagsüber diskutieren dann alle gemeinsam, wer wohl die bösen Werwölfe sein könnten, und bringen einen Spieler an den Galgen. Welches Team am Ende übrig bleibt, gewinnt. Weitere Spiele in der Richtung wären Götterdämmerung oder The Resistance: Avalon. Im ersten verkörpert man griechische Gottheiten, im zweiten Ritter der Tafelrunde – beiden Spielen gemein ist, dass alle Spieler bis zum Ende aktiv mitspielen können. Noch mehr Ideen zu Spielen des Typs gibt es in unserer Artikel-Reihe zur Spielekategorie.

Wer Carcassonne mag, kann hier nichts verkehrt machen.

Für die Romantiker und besten Freunde gibt es natürlich auch einige Zwei-Spieler-Spiele als kleine Aufmerksamkeit. Das recht unbekannte Limes ist ein schönes kleines strategisches Plättchen-Legespiel. Jeder legt eine Landschaft aus verschiedenen Geländeformen (wie Wald oder See). Dabei erhalten beide Spieler immer das identische Teil, um daraus ein 4×4-Grid zu legen. Seine sieben Meeple kann man (in jedem Zug einen) entweder darauf einsetzen oder ziehen. Sie geben auf unterschiedlichen Geländetypen dann Punkte anhand diverser Wertungsregeln. Wer Carcassonne mag, kann hier nichts verkehrt machen.

Die Zwei-Spieler-Variante zum beliebten modernen Klassiker 7 Wonders.

Die Zwei-Spieler-Variante 7 Wonders Duel zum beliebten modernen Klassiker 7 Wonders ist mittlerweile auch für unter 20 Euro erhältlich. In beiden baut man aus Karten eine Stadt. Die Karten bringen Rohstoffe, die man dann dauerhaft besitzt, um daraus mit Prunkbauten, dem Sammeln von Wissenschaftsgebäuden und natürlich dem Errichten von Weltwundern Siegpunkte zu erhalten. Allerdings führt man auch Krieg in den drei Phasen des Spiels, und so erhält der Spieler mit größerer Militärstärke ebenfalls Punkte, der unterlegene verliert welche. Im Duell muss man aufpassen, hier kann der Gegner durch zu starken militärischen oder wissenschaftlichen Fortschritt sofort gewinnen – sonst schaut man ebenfalls nach drei Zeitaltern, wer die meisten Siegpunkte erspielen konnte.

Praktisches für den Spieltisch

Einmal zusammengebaut dienen sie als Lagerlösung.

Wer nicht weiß, welche Spiele die Lieben schon haben, und vielleicht auch nicht ganz, was sie denn so mögen könnten, kann sich bei einer immer größeren Menge an Metaspielkram bedienen. Kennt man zum Beispiel ein Lieblingsspiel, so kann man oft ein Insert (Sortierkasten) dafür kaufen oder basteln. Einmal zusammengebaut dienen sie einerseits als Lagerlösung, vor allem aber spart man beim Auf- und Abbau eine Menge Zeit, wenn man die Inserts erst einmal zusammengesetzt hat. Aus Deutschland gibt es da z. B. die Game Doctors, mit ihren gelaserten Holzfaserplatten, oder die Tinkering Paws mit ihrem 3D-Druck-Etsy-Shop. Aber auch die meisten Online-Versandhandel bieten solche maßgeschneiderten Sortierboxen, für die Bastler gibt es auf YouTube oder Board Game Geek Tutorials für Foamcore-Inserts, und auf thingyverse Anleitungen zum Selbst-3D-Druck des ein oder anderen Inserts oder Gimmicks.

Besonders Spielmünzen aus Metall sind für viele Spiele erhältlich.

Neben den Lager-Lösungen gibt es auch Spieler-Tableaus, also Overlays für Spielerbereiche komplexerer Games wie Terraforming Mars, damit nichts verrutscht, oder aufgehübschte Ressourcen. Besonders Spielmünzen aus Metall (für viele Spiele erhältlich) lassen die alten Dollar-Scheinchen vergangener Spielegenerationen ziemlich alt aussehen. Münzen, aber auch Ressourcen-Token gibt es natürlich auch für Scythe von Stonemaier Games, mit dem diese Upgrade-Welle eine neue Ebene erreicht hat. Das Engine-Building– und Area-Control-Spiel sieht nicht nur wunderschön aus (auch bereits in seiner Grundversion), es erreicht mit seinen ein bis zwei Stunden Spielzeit vor allem eine Komplexität und Tiefe, die man sonst nur bei längeren Spielen bekommt.

Wem diese exklusiven Materialien zu teuer oder zu spezifisch sind, kann sich aber auch mit kreativeren Lösungen behelfen. Spielechips, z. B. die vielen Zaubertrankzutaten vom Kennerspiel des Jahres 2018, Quacksalber von Quedlinburg, kann man hervorragend in diversesten Schalen unterbringen, wie in günstigen Silikon-Cupcake-Formen. Als Kartenhalter für diverse Spiele kann man Visitenkarten-Halter verwenden. Wer bereits mehrere Spielmatten besitzt und lagern muss, freut sich vielleicht auch über ein umfunktioniertes Weinregal.

Weitere Anregungen und konkrete Ideen findet Ihr in unserem Artikel über Brettspiel-Upgrades.

Brettspiel Bling Bling

Rubbelposter mit den Top 100 der Brettspiele.

Aber auch jenseits des Spieletisches gibt es innovative und hübsche Geschenkmöglichkeiten für leidenschaftliche Brettspiel-Enthusiasten. Die Auswahl an T-Shirts und Kaffee-Bechern wird naturgemäß immer vielfältiger.

Wahre Viel-Spieler freuen sich sicherlich über ein Rubbelposter mit den Top 100 der Brettspiele darauf.

Natürlich gibt es auch Bücher, die sich mit dem Thema beschäftigen. For the love of board games ist eine Sammlung von Interviews mit einigen der aktuell wichtigsten Brettspiel-Entwickler.

Wer sich ein wenig durch Etsy wühlt, findet eine Menge kreativer Geschenkideen, wie Ohrringe im Scrabble-Look oder auch gleich mit ganzen Spielbrettern.

Vielleicht freut sich die zu Beschenkende aber auch einfach darüber, zu einem Spieleabend eingeladen und bekocht zu werden, denn am Ende ist doch Zeit das wertvollste Geschenk in unserer schnelllebigen und -verplanten Welt.

Artikelbilder: Die Verlage, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur

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