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Der vierte Band von Deadly Class führte zu einem blutigen Höhepunkt an der Akademie der tödlichen Künste. Die jungen Auftragsmörder*innen müssen sich nun im Umfeld danach zurechtfinden und gleichzeitig die Ankunft neuer Schüler*innen im Auge behalten. Warum diese Entwicklung verdammt faszinierend ist, erläutern wir in unserem Kurzcheck.

Sowohl der Pilotband von Deadly Class, Die Akademie der tödlichen Künste, als auch der Nachfolger Kinder ohne Heimat konnten die Bestnote ergattern. Der dritte Teil, Die Schlangengrube, verpasste lediglich aufgrund der Langatmigkeit des Mittelteils die Bestnote. Der vierte Band, Stirb für mich, führte die Actionelemente der Reihe zu einem skurrilen Höhepunkt.

Die Serie von Rick Remender, unter anderem bekannt durch Seven to Eternity, besticht durch die Kombination faszinierender Erzählstile. Deadly Class wird damit zu einem stimmungsvollen Mix aus Action-Thriller und Coming-of-Age-Story. Zurecht schaffte es die Reihe in unsere Liste der besten Graphic Novels 2019.

In Karussell beginnt ein neues Schuljahr an der Akademie der tödlichen Künste. Unberührt vom Grauen des vierten Bandes begleiten wir eine Gruppe neuer Schüler*innen, wenngleich die Ereignisse ihre Spuren hinterlassen haben. Im sechsten Band (Nicht das Ende) spitzt sich die Lage zu, als ein gut gehütetes Geheimnis gelüftet wird. Kann die Serie trotz neuer Protagonist*innen weiter überzeugen?

Deadly Class Bd. 5: Karusell

Die tödliche Abschlussprüfung ist kaum zu Ende gegangen, als bereits ein neuer Jahrgang die Ausbildung an der Akademie der tödlichen Künste beginnt. Die neuen Rekrut*innen werden in eine Welt geworfen, in der die Sieger*innen des Gemetzels die Macht unter den Schüler*innen innehalten. Ein instabiler Rat regelt die Angelegenheiten der Nachwuchsmörder*innen, wobei Intrigen unter den Mitgliedern an der Tagesordnung stehen.

Inmitten dieser aufgeheizten Lage müssen die neuen Schüler*innen Verbündete finden, um nicht selbst im Chaos unterzugehen. Dazu gehören der naive Cormac, die christlich geprägte Zenzele, der großmäulige Quan, sowie der sture Helmut und der zynische Tosahwi. Alle entstammen komplett unterschiedlichen Situationen, doch finden im Laufe des Bandes zueinander.

Doch tun sie das wirklich? Wie zuvor spielt Deadly Class mit der Wahrnehmung der Leser*innen. Wenig ist tatsächlich so, wie es am Anfang scheinen mag. Aus diesem Grund wird bald klar, dass bereits von Beginn an der Machtkampf auch die neuen Schüler*innen erfasst.

Zusätzlich fokussiert sich diese Graphic Novel mit Saya auf eine Schülerin, die bereits aus den ersten Bänden bekannt ist. Zenzele wird ihr als neuer Schützling zur Seite gestellt, nachdem Saya in den Ereignissen des Vorgängers auf sich aufmerksam gemacht hat. Dabei kämpft die junge Yakuza mit ihren eigenen Dämonen.

Das Herzstück von Deadly Class Bd. 5 Karusell sind abermals die stark geschriebenen Charaktere. Die neuen Protagonist*innen hinterlassen schnell Eindruck und zeigen Tiefgang, während etablierte Figuren eine organische Entwicklung vornehmen. Das Ergebnis sind facettenreiche Dialoge, Interaktionen und Konflikte. Die Etablierung einer neuen Klasse funktioniert einwandfrei und man wird als Leser*in direkt in den Sog der faszinierenden Handlung gezogen. Selbstverständlich kommt die Action nicht zu kurz und Rick Remender setzt das Leben seiner neuen Charaktere alsbald aufs Spiel.

Hinsichtlich des Zeichenstils bleiben sich die beiden Künstler Wes Craig und Jordan Boyd, die bereits im vierten Band zusammengearbeitet haben, treu. Deadly Class setzt auf eine limitierte Farbpalette, detailarme Panels und skizzenartigen Zeichenstil. Besonders die ausdrucksstarke Mimik verhilft der durch ihre Charaktere getriebenen Handlung zur Entfaltung der Wirkungskraft. Gegen Ende des Bandes liefern intensive Actionszenen ein weiteres optisches Highlight.

Die harten Fakten

  • Verlag: Cross Cult
  • Autor*in: Rick Remender
  • Zeichner*innen: Wes Craig, Jordan Boyd
  • Seitenanzahl: 128
  • Preis: 16,80 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Deadly Class Bd. 6: Nicht das Ende

Der sechste Band von Deadly Class setzt die Handlung nahtlos fort. Der Fokus liegt abermals auf den neuen Schüler*innen, die in Karussell so liebevoll eingeführt worden sind. Jedoch merkt man an mehreren Stellen, dass ihre Geschichte mit der aus den ersten Bänden bald zusammenfließen wird. Eine Enthüllung aus Karussell wird direkt zu Beginn abermals aufgegriffen und beeinflusst die Entwicklung der Handlung maßgeblich.

Nicht das Ende ist im Vergleich zu den beiden Bänden zuvor etwas ruhiger gestaltet und verfügt nur über vereinzelte Action-Szenen. Diese Entscheidung ist förderlich für die Weiterentwicklung der Charaktere. Besonders Saya steht abermals im Vordergrund und Leser*innen erfahren mehr über ihre Vergangenheit und Motivation zur Aufnahme an der Akademie der tödlichen Künste. Die junge Yakuza ist in den ersten Bänden eine mysteriöse Gestalt gewesen, sodass Hintergrundinformationen zu ihr willkommen sind. Dennoch rauben diese Enthüllung der Figur nicht die ursprüngliche Faszination.

Die Handlung ist trotz des langsameren Erzähltempos an keiner Stelle langweilig. Interessante Charakterinteraktionen finden sich auf jeder Seite und man merkt alsbald, das der nächste Konflikt aufzieht. Die Machtposition der Sieger*innen der Abschlussprüfung schwindet, hauptsächlich aufgrund interner Streitigkeiten. Die Enthüllung aus Karussell lässt erahnen, dass es spätestens im nächsten Band hoch hergehen wird. Nicht das Ende versteht es die Spannung geschickt zu halten und endet in einem fiesen Cliffhanger. Manchmal kann man Rick Remender verfluchen, dass er so packende Geschichten liefert. Aber wie der Titel schon besagt, ist diese Graphic Novel nicht das Ende.

Festzuhalten ist übrigens, dass Nicht das Ende der wahrscheinlich optimistischste Band der Reihe ist. Liebe, Vergebung und Freundschaft dominieren deutlich vor Verrat, Hass und Rache. Natürlich driftet die Handlung nicht in eine klischeehafte rosarote Welt ab, in der am Ende alles gut wird – es handelt sich immer noch um Deadly Class. Allerdings dürfte bei Leser*innen stellenweise ein kurzes Lächeln aufkommen, wenn man den Charakteren die seltenen Momente des Glücks gönnt.

Zum Zeichenstil gibt es für den sechsten Band nichts hinzuzufügen. Kolorierung, Mimik, Gestik und Panelaufteilung machen die Lektüre ebenso zu einem Vergnügen wie die packende Handlung.

Die harten Fakten

  • Verlag: Cross Cult
  • Autor*in: Rick Remender
  • Zeichner*innen: Wes Craig, Jordan Boyd
  • Seitenanzahl: 136
  • Preis: 16,80 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Abschließendes Fazit

Deadly Class gehört zu jeden Reihen, die konstant brillieren und damit eine uneingeschränkte Kaufempfehlung erhalten. Dem kreativen Team gelingt es, nach den dramatischen Ereignissen des vierten Bandes, die Handlung atmosphärisch und kreativ fortzuführen und in Windeseile neue, interessante Charaktere zu etablieren. Wie in den Vorgängern sorgen stimmungsvolle Interaktionen, brachiale Action und glaubwürdige Eskalationen für einen fulminanten Spannungsbogen. Autor Rick Remender findet dabei eine gesunde Balance zwischen ruhigen Szenen (die aufgrund von Intrigen und den zwielichtigen Charakteren oftmals gar nicht so ruhig sind) und explosiven Auseinandersetzungen. Dies zeigt sich besonders bei Karussell, wohingegen Nicht das Ende generell etwas ruhiger ist und auf einen turbulenten siebten Band vorbereitet.

Die Zeichnungen und Kolorierung sind gewohnt exzellent. Der unverkennbare Stil von Deadly Class wirkt auf den ersten Blick simpel und detailarm, bis man all die Facetten und den Tiefgang bei der Darstellung der Akteure erkennt. Die limitierte Farbpalette erlaubt ein atmosphärisches Spiel mit Kontrasten, durch welche besonders wichtige und actionreiche Momente zur Geltung kommen. Im ersten Band habe ich diesen Stil noch als potenziell abschreckend empfunden, doch mittlerweile möchte ich ihn nicht mehr missen.

Der größte Kritikpunkt an Deadly Class ist, dass wir auf den nächsten Band warten müssen. Dieser trägt den Titel Blutige Liebe und erscheint voraussichtlich Januar 2021. Genug Zeit für alle die ersten sechs Bände nachzuholen, die sie aus irgendeinem Grund bisher verpasst haben.

Artikelbild: @ Cross Cult
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Sabrina Plote
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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