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Tower-Defense-Spiele sind im Kommen. Waren auf der SPIEL ’19 bereits mehr Werke dieser Art als sonst zu finden, schickte auch Pegasus im Mai 2020 ein eigenes an den Start. Bad Bones heißt es und hetzt den Spieler*innen ganz traditionell untote Horden auf den Hals. Wie das genau abläuft? Seht selbst.

Gerade noch sitzen wir mit den Liebsten im gemütlichen Burgzimmer zum Tee, als die Wachen Alarm schlagen. Die Untoten kommen! Skelette erheben sich aus den Friedhöfen und durchstreifen die Wälder auf der Suche nach unseren Reichen, welche wir in mühseliger Kleinstarbeit aufgebaut haben. Sie bringen Chaos und Zerstörung und werden immer zahlreicher, bis die Festung sowie das Dorf von den Horden überrannt wird.

Schnell stellen wir fest: Unsere Nachbar*innen helfen uns nicht. Im Gegenteil – jede*r ist sich selbst die*der Nächste und so beginnt die Schlacht im Chaos und mit durcheinanderwirbelnden Haufen von Knochen. Das Ziel ist stets klar vor Augen: Wir müssen länger überleben als die anderen und so viele Untote auf die Friedhöfe der Nachbar*innen umlenken wie nur irgend möglich. „Zu den Waffen!“

Spielablauf

Bad Bones ist ein wohl typischer Vertreter der Tower-Defense-Spiele. Bis zu sechs Spielende verteidigen mit ihren Held*innen das eigene Reich, welches von immer mehr Untoten angegriffen wird. Sobald eine*r von uns alle Häuser oder die letzte Ebene des Turms verliert, endet das Spiel, und es wird geschaut, wer sich in der Schlacht am besten geschlagen hat.

Anders als bei bereits vorher erschienenen Publikationen im Bereich des Tower-Defense-Brettspiels, wie zum Beispiel Last Bastion oder Village Attacks, ist dieses Spiel kompetitiv. Es gibt allerdings ein spezielles Erweiterungsmodul, welches das Spiel kooperativ macht. Doch dazu später mehr.

Das Grundspiel ist recht simpel und ziemlich schnell begriffen. Es beginnt damit, dass wir den Skelettpool zusammenstellen, eine Spielhilfe mit einem Übersichtsmarker in die Tischmitte legen und schließlich das eigene Reich aufbauen.

Neben einer von sechs gleichen Charakterfiguren erhalten alle noch einen Spielplan mit Turmebenen, Häuser, den Friedhof sowie die Fallen. Nun folgen die ersten Skelette, welche je nach Farbe und Ausrichtung in unsere Wälder platziert werden. Am Anfang sind es nur jeweils vier Stück, doch es werden sehr schnell mehr.

 

Der Rundenverlauf

Bad Bones verläuft über mehrere Runden, welche aus je vier Phasen bestehen. Während jeder dieser Phasen spielen alle gleichzeitig. Es gibt also keine feste Spieler*innenreihenfolge.

In Phase I bewegen wir unsere Figur um ein Feld in orthogonale oder diagonale Richtung. In dieser Etappe müssen alle handeln, denn kein Charakter darf stehenbleiben. Skelette, die auf diesem Weg auf dem gleichen Feld wie unsere Figur stehen, werden sofort zerstört. Doch diese untoten Biester stehen früher oder später wieder auf, weswegen sie nicht aus dem Spiel entfernt, sondern in den Pool zurückgelegt werden.

In Phase II dürfen wir jeweils eine Falle platzieren oder eine bereits ausgelöste wiederaufnehmen. Sie dienen dazu, die Skelette aufzuhalten, zu zerstören oder sie auf die Friedhöfe der anderen umzulenken. Ohne den Einsatz der Fallen könnten die Untoten ungehindert unseren Turm oder das Dorf einreißen, und das gilt es schließlich zu verhindern.

Um eine Falle zu platzieren, müssen wir nicht auf demselben oder einem benachbarten Feld stehen. Wir suchen uns einfach eine von ihnen sowie ein passendes Feld aus und legen sie darauf ab. Zu beachten ist nur, dass Fallen nicht auf unserem Turm, einer anderen Falle oder auf Skeletten platziert werden dürfen. Auch die Dörfer und Wälder sollten wir meiden, denn wir wollen ja keine unschuldigen Tiere oder Menschen verletzen. Ein wenig im Voraus zu planen, ist hier sinnvoll, denn die Falle bleibt solange auf dem ausgesuchten Feld liegen, bis sie von den Skeletten ausgelöst wird oder wir sie wiederaufnehmen. Um dies zu tun, muss unsere Figur lediglich auf demselben Feld stehen und sich bewusst dafür entscheiden. Es wird weder eine Falle automatisch aufgenommen noch von unserer Figur selbst ausgelöst.

Wenn wir denken, dass wir derzeit keine weiteren Fallen brauchen und alle dort gut ausliegen, wo wir sie platziert haben, können wir auch passen.

Nun sind die Skelette am Zug. In Phase III bewegen sie sich um genau ein Feld in die Richtung, in welche ihre Spitze zeigt. Kommen sie auf ein Feld mit Richtungspfeilen, werden sie entsprechend gedreht. Verschwinden sie im Wald, tauchen sie auf Friedhöfen der Nachbar*innen wieder auf.

Den Turm und das Dorf zu schützen, ist unser erklärtes Ziel; die Gebäude zu zerstören, ist das der Skelette.
Den Turm und das Dorf zu schützen, ist unser erklärtes Ziel; die Gebäude zu zerstören, ist das der Skelette.

Trifft eines der Skelette auf unser Dorf, wird sofort ein Haus zerstört. Gleiches gilt für die Ebenen des Turms, sollte sich eines der Biester auf dessen Feld bewegen.

Läuft ein Untoter auf ein Feld mit einer Falle, wird diese ausgelöst, und ihr Effekt wird sofort ausgeführt. Befinden sich zu irgendeinem Zeitpunkt Gegner und Held*in auf demselben Feld, werden die Skelette zerstört und kommen in den Vorrat zurück.

In der letzten Phase (IV) werden neue Skelette platziert. Wir alle ziehen je drei von ihnen aus dem Beutel und legen sie auf unseren Friedhof. Anschließend werden alle dort liegenden Untoten anhand von Farbe und Ausrichtung in unsere Wälder platziert.

Eine neue Runde kann beginnen.

Das Spielende

Das Spiel endet, wenn mindestens eines der Dörfer oder ein Turm vollständig zerstört ist, nach der dritten Phase.

Alle Spieler*innen, deren Dorf oder Turm dem Erdboden gleichgemacht wurde, haben verloren und scheiden aus dem Spiel aus.

Nun wird geschaut, wer noch übrig ist, und die Punktewertung beginnt.

Es gibt je einen Punkt pro sichtbarem Stern auf Fallen im Vorrat sowie auf dem Spielplan und den intakten Häusern im Dorf sowie vier Punkte pro übrige Ebene des Turms.

Wer die meisten Punkte hat, gewinnt. Bei Gleichstand zählt der höchste Turm. Gibt es erneut keine*n klare*n Sieger*in, teilen sich die Verbliebenen den Sieg.

Besonderes

Um in dem ganzen Gewusel den Überblick zu behalten und zu wissen, welches Skelett wir bereits bewegt haben, bedient sich das Spiel einer besonderen Mechanik. Sowohl die Skelette als auch der Phasenmarker haben zwei Seiten, eine schwarze und eine weiße.

Sobald dieser Marker auf der Spielhilfe von Phase II auf Phase III bewegt wird, wird er auf die andere Seite gedreht. Bewegen wir ein Skelett wird geprüft, ob es mit der richtigen Seite nach oben liegt. Wenn dem nicht so ist, wird es nach der Bewegung umgedreht. So liegen beispielsweise nach der dritten Phase alle Skelette sowie der Marker auf der weißen Seite, in der nächsten Runde dann auf der schwarzen usw. Dies ist in unseren Augen eine elegante Mechanik, um die einzelnen Aktivierungen der Skelette nachzuvollziehen.

Eine zweite Besonderheit, die allerdings mittlerweile bei vielen Mehrspieler*innen-Spielen zu finden ist, ist der Solo-Modus. Auch Bad Bones ist mit ein paar Anpassungen im Aufbau und dem Spielverlauf alleine spielbar. Es gibt sogar die „Heldenhafte Solo-Variante“, mit der wir uns das Spiel noch etwas schwerer machen können.

Sobald der Marker von Phase II auf Phase III springt, wechselt er die Farbe, und die Skelette werden nach der Bewegung an diese angepasst.
Sobald der Marker von Phase II auf Phase III springt, wechselt er die Farbe, und die Skelette werden nach der Bewegung an diese angepasst.

Die Erweiterung

Im Grundspiel sind bereits einige Möglichkeiten enthalten, das Spiel zu erweitern. Diese kommen anhand einer zweiten, gleich langen Anleitung daher und liefern so drei neue Varianten, Bad Bones zu spielen.

Das Erweiterungsmodul I: Änderungen im Spielaufbau

Mit diesem Modul kommen ein paar Neuerungen ins Spiel, nämlich neue Fallen und Waffen sowie eine einmalige Marktphase. Anstatt beim Spielaufbau allen den gleichen Pool an Fallen auszuhändigen, bekommen alle 20 Goldtaler, mit denen in der Marktphase geshoppt werden kann. Diese Phase tritt einmalig vor Beginn der ersten Runde auf. Auf dem Markt werden je nach Spieler*innenzahl verschiedene Waffen und Fallen zum Kauf angeboten. Wir dürfen aber jeweils nur eine Waffe besitzen. Einsetzen können wir diese, wenn wir in unserem Zug mindestens drei Skelette getötet haben. Was genau die neuen Fallen und Waffen machen, steht ausführlich und anhand von Beispielen in der Anleitung beschrieben.

Während der Marktphase gibt es nun zum ersten Mal eine Spieler*innenreihenfolge. Jede Person darf sich, wenn er oder sie am Zug ist, einen Gegenstand kaufen oder passen.

Haben so alle das vorhandene Gold ausgegeben oder gepasst, startet das Spiel wie gewohnt mit der ersten Phase.

Acht verschiedene Waffen bringen zusätzliche Aktionen ins Spiel.
Acht verschiedene Waffen bringen zusätzliche Aktionen ins Spiel.

Das Erweiterungsmodul II: Der Kooperative Modus

Als Alternative zu dem kompetitiven Modus können wir hiermit gemeinsam gegen die Horden der Untoten antreten. Die grundsätzlichen Regeln bleiben erhalten, allerdings gibt es ein paar Änderungen im Aufbau, dem Verlauf und dem Spielziel. Wir haben nun jeweils vier Türme mit nur einer Ebene auf unseren Spielplänen. Diese werden so angeordnet, dass in der Mitte eine freie Fläche bleibt, auf der wir unsere Stadt errichten. Diese sowie die Türme gilt es, zu verteidigen. Eine weitere Änderung tritt mit dem gemeinsamen Fallenpool auf. Hatten vorher alle eigene Fallen zur freien Verfügung, müssen wir uns nun absprechen, bevor wir uns Fallen nehmen und platzieren.

Es ist möglich, die neuen Fallen und Waffen aus dem Erweiterungsmodul I im kooperativen Modus zu nutzen. Hierzu gibt es weitere Anweisungen in der Anleitung.

Der Spielplan ist doppelseitig bedruckt. Links ist der Spielplan für den kooperativen Modus, rechts der für den kompetitiven.
Der Spielplan ist doppelseitig bedruckt. Links ist der Spielplan für den kooperativen Modus, rechts der für den kompetitiven.

Das Erweiterungsmodul III: Der Anführer-Modus

Die Anführer sind mit einem orangenen Rand gekennzeichnet und haben besondere Fähigkeiten.
Die Anführer sind mit einem orangenen Rand gekennzeichnet und haben besondere Fähigkeiten.

Mit diesem Modus machen wir uns das Spiel deutlich schwerer und kniffliger. Die Anführer der Skelette haben Spezialfähigkeiten und peppen so den Verlauf ordentlich auf. Es gibt beispielsweise den Abrissexperten, welcher gleich zwei Ebenen des Turmes oder zwei Häuser zerstört anstatt nur wie üblich eins. Ein weiterer Anführer ist der Totenbeschwörer, der auf dem Friedhof sofort drei weitere Untote erweckt. Es gibt aber auch einen Anführer, der uns ein Lächeln ins Gesicht zauberte: der Menschenfreund. Er baut zerstörte Ebenen oder Dörfer wieder auf, anstatt sie zu zerstören.

Die Anleitungen

Ein Grundspiel plus Erweiterungen auf zwei Anleitungen aufgeteilt.
Ein Grundspiel plus Erweiterungen auf zwei Anleitungen aufgeteilt.

Bad Bones hat zwei Anleitungen, eine zum Grundspiel und eine für die Erweiterungen. Beide sind sehr entspannt zu lesen, haben viele Beispiele und hier und da einen Witz, anstatt allzu ernst zu sein. Dies können beispielsweise ein im Haufen voll Gold, Fallen und Waffen liegendes Plüscheinhorn oder ein Skelett mit einer Blume im Kopf und ein Peace-Zeichen in der Hand sein oder witzige Sprüche oder Ausrufe sowie Zitate aus bekannten Filmen, welche immer wieder eingestreut werden.

Die Regeln sind sehr simpel und gut zu verstehen. Mit jeweils nur acht Seiten inklusive vieler Bilder und Abständen zwischen den verschiedenen Bereichen sind sie zudem sehr kurz und bündig. Einem Neuling dieses Spiel zu erklären, dauert (je nach Erfahrenheitsstand) zwischen zehn und zwanzig Minuten.

Das Spielmaterial

Dieses Tower-Defense-Spiel ist eines der wenigen Spiele, das komplett ohne Karten auskommt. Selbst die Waffen sind ohne großes Drumherum auf dickem Karton gedruckt. Alle Materialien, bis auf die Charakterfiguren und die Turmelemente, sind aus dem gleichen, dicken Karton und lassen sich einfach ausstanzen. Die Turmelemente sind aus stabilem Kunststoff und lassen sich gut übereinanderstapeln. Lediglich die Figuren sind nicht ganz so hochwertig. Aus etwas dünnerem Kunststoff und in einer gewöhnungsbedürftigen Farbe (schweinchenrosa) wirken sie neben den anderen Materialien etwas weniger wertvoll.

Im Spiel enthalten sind zudem ein Stoffbeutel für die Skelette sowie Plastikbeutel mit Verschluss. So lässt sich das Material gut sortieren und verstauen.

 

Die harten Fakten:

  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Autor(en): David Flies
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Sprache: Deutsch
  • Spieldauer: 30 – 45 min
  • Spieleranzahl: (1) (2) 3 4 5 6
  • Alter: 8+
  • Preis: 40 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Bonus/Downloadcontent

Auf der Seite von Pegasus Spiele können alle Inhalte zum Spiel sowie Bilder kostenlos heruntergeladen werden.

Fazit

Bad Bones ist im Vergleich zu anderen Vertretern seiner Art recht simpel gehalten. Es gibt keine großen Besonderheiten wie beispielsweise eine Geschichte, verschiedene Charaktere oder gar schöne Artworks. Auch der Strategiefaktor, welcher zumeist sehr wichtig bei solcherlei Spielen ist, fällt hier eher gering aus, da beim Ziehen der Skelette und deren Anordnung doch der Zufall überwiegt. Dies führt dazu, dass größere Planung eher fehl am Platz bis unnötig ist.

Allerdings ist es trotz oder gerade wegen aller Einfachheit ein schönes Spiel, welches für ein, zwei oder auch drei Runden hintereinander viel Spaß und Witz mit sich bringt. Es ist zwar nichts für lange Abende, aber eine schöne Alternative zu umfangreicheren Spielen und gut für Zwischendurch oder als Einleitung eines größeren Spieleabends. Die Erweiterungs-Möglichkeiten bringen Abwechslung ins Spiel und erhöhen zusätzlich die Schwierigkeit und den Spaß. Dabei sind die Regeln jederzeit einfach, gut zu verstehen und schnell erklärt. Es ist erfrischend, sich nicht entscheiden zu müssen, welchen Charakter man verkörpern möchte, um sich dann zu Gemüte zu führen, was diese Figur alles kann. Das Einfach-los-Spielen hat uns gut gefallen.

Wir würden dazu raten, dieses Spiel mit mindestens vier Spieler*innen anzugehen, da es mit weniger an Witz und Möglichkeiten einbüßt. Die kooperative Variante ist ein schöner Zusatz, aber nicht unbedingt nötig.

Alles in allem ein schönes, seichtes Spiel, welches ideal für unerfahrenere Spieler*innen, Familien mit Kindern oder diejenigen ist, die gerne in etwas größeren Gruppen mehrere Spiele an einem Abend ausprobieren möchten. Uns gefällt zudem die Idee, ein Tower-Defense-Spiel im kompetitiven Stil am Tisch und nicht am PC spielen zu können. Ein bisschen mehr Strategie und etwas weniger Zufall wären allerdings wünschenswert gewesen.

Titelbild: © Pegasus Spiele
Fotografien: © Mareike Rathmann
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Saskia Harendt
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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