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So schön kann ein Neuanfang sein: Settlement von Oleksandr Nevskiy ist äußerst hübsch anzuschauen. Darin bauen wir eine Siedlung und erkunden die Wildnis, in der es vor Monstern nur so wimmelt. Ob das Spiel noch mehr zu bieten hat als hübsches Spielmaterial, erfahrt ihr hier.

In der phantastischen Welt von Settlement sind große Teile der Wildnis noch vom Menschen unberührt. Doch gerade diese unbebauten Landschaften locken mit wertvollen Bodenschätzen, die wir brauchen, um unsere Siedlung zu errichten. Jedoch warten dort auch Monster, die sich uns in den Weg stellen. Wo lässt sich Settlement nieder – auf dem Brettspieltisch oder im staubigen Regalfach?

Spielablauf

Im Rahmen von Settlement wollen wir eine florierende Siedlung aufbauen: Dazu gilt es, die Wildnis zu erkunden, dort Ressourcen zu sammeln und damit Gebäude zu errichten, die uns bei der Verarbeitung der Rohstoffe behilflich sind. Ziel des Spiels ist es, wie so oft, die meisten Siegpunkte anzusammeln. Diese erhalten wir durch Held*innen, die wir gegen Ressourcen in unsere Siedlung einladen können.

Der Aufbau ist dank übersichtlichem Spielmaterial schnell erledigt.
Der Aufbau ist dank übersichtlichem Spielmaterial schnell erledigt.

Settlement ist ein Worker Placement– und Engine Building-Spiel, bei dem sich die Spielenden gegenseitig bei der Auswahl der Aktionen nicht in die Quere kommen. Allerdings können einige davon nur einmal pro Runde genutzt werden, während andere den Einsatz mehrerer Meeple auf einmal erfordern. Wir müssen also Ressourcen, Aktionen und Meeple geschickt verwalten, um innerhalb von sechs Runden die meisten Siegpunkte anzusammeln.

Jede Runde umfasst dabei mehrere Züge – die Spielenden führen reihum jeweils eine Aktion aus, solange sie noch Meeple zur Verfügung haben. Sind all unsere Meeple verbraucht, müssen wir passen und dürfen erst in der nächsten Runde weiterspielen. Unverbrauchte einfache Ressourcen (Holz, Stein, Lehm) müssen wir zwischen den Runden abgeben – diese sollten wir also zuvor sinnvoll eingesetzt oder gegen seltene Ressourcen (Goldmünzen, Kristalle) eingetauscht haben.

Siedlung ausbauen und Gebäude aktivieren

Die Standardaktionen können mehrfach ausgeführt werden, kosten aber teilweise mehrere Meeple.
Die Standardaktionen können mehrfach ausgeführt werden, kosten aber teilweise mehrere Meeple.

Für einen Meeple können wir ein Gebäude bauen, indem wir uns am Markttableau bedienen und eines der Gebäudeplättchen auf unser Spieltableau in der Siedlung platzieren. Dazu müssen wir jedoch auch die Kosten des Gebäudes in Form von Ressourcen bezahlen. Wie wir das Gebäude platzieren, will gut überlegt sein, da hier der Engine-Building-Aspekt ins Spiel kommt: Mit der Aktion „Siedlungsreihe aktivieren“ benutzen wir stets eine ganze Reihe von bis zu drei Gebäuden. Haben wir sie zuvor strategisch platziert, können wir mächtige Kombinationen ausführen.

Dabei gibt es ganz unterschiedliche Gebäude – manche erzeugen Ressourcen, während wir in anderen diese Ressourcen umwandeln können. Manche Gebäude bringen einmalig nutzbare weiße Meeple und andere ermöglichen uns sogar, zusätzliche Siegpunkte zu sammeln.

Landschaften erkunden und Ressourcen sammeln

Beim Erkunden einer Landschaft ziehen wir ein verdecktes Landschaftsplättchen vom Stapel und legen es in ein freies Feld in der Wildnis unseres Spieltableaus. Landschaften sind dabei in drei Stufen eingeteilt, wobei die höheren Stufen teurer und gefährlicher sind, aber auch wertvollere Ressourcen liefern.

Landschaften höherer Stufen kosten mehr Meeple, bringen aber auch wertvollere Ressourcen.
Landschaften höherer Stufen kosten mehr Meeple, bringen aber auch wertvollere Ressourcen.

Erkunden wir neue Landschaften, kann es außerdem sein, dass Monster darin auftauchen. Das hängt von der aktuellen Held*innen-Auslage ab: Ist das auf dem Landschaftsplättchen abgedruckte Monstersymbol auch auf mindestens einer ausliegenden Held*innenkarte zu finden, muss ein entsprechender Monster-Meeple auf das Plättchen gesetzt werden. Um das Landschaftsplättchen zu nutzen, ist es erforderlich, zuvor das Monster darauf zu beseitigen. Dazu müssen wir, je nach Monsterart, unterschiedlich viele Meeple bei der „Monster bekämpfen“-Aktion einsetzen. Dadurch wird aber auch nicht nur das Landschaftsplättchen frei, darüber hinaus erhalten wir eine Belohnung in Form von seltenen Ressourcen.

Haben wir einige Landschaftsplättchen angesammelt und die Monster vertrieben, können wir eine Reihe davon für einen Meeple aktivieren. Dadurch erhalten wir die abgebildete Ressource von jedem Landschaftsplättchen in dieser Reihe. Allerdings muss im Anschluss erneut auf Monster geprüft werden – es kann also sein, dass dadurch neue auftauchen. Dennoch ist diese Aktion von großer Bedeutung, da sie uns Ressourcen liefert, die wir brauchen, um Gebäude zu errichten und Held*innen in unsere Siedlung einzuladen – und dadurch Siegpunkte zu erlangen.

Festungen

Der Nutzen von Landschaftsplättchen ist begrenzt, da wir eine Wildnisreihe nur einmal aktivieren können und dabei gegebenenfalls Monster auftauchen. Festungen können hier Abhilfe schaffen. Für einen Meeple dürfen wir eine auf einem Landschaftsplättchen ohne Monster platzieren. Einmal gebaut, verhindert sie das Auftauchen neuer Monster auf diesem Plättchen. Außerdem bringt die Festung eine neue Aktion mit sich, mit der wir an eine zusätzliche Ressource kommen, die auf dem jeweiligen Landschaftsplättchen abgebildet ist.

Nach einigen Runden sind Gebäude gebaut und Landschaften erkundet.
Nach einigen Runden sind Gebäude gebaut und Landschaften erkundet.

Die Festungen haben darüber hinaus einen weiteren Nutzen: Beim Passen sind wir in der Regel gezwungen, alle einfachen Ressourcen (Holz, Stein und Lehm), abzuwerfen – nur seltene Ressourcen (Goldmünzen und Kristalle) dürfen wir behalten. Festungen dienen jedoch als Lager – für jede Festung dürfen wir eine einfache Ressource mit in die nächste Runde nehmen.

Held*innen einladen

Am Ende eines jeden Zuges können wir uns dazu entscheiden, Held*innen einzuladen. Dazu bezahlen wir die darauf abgebildeten Kosten und legen die gekaufte Karte in unseren Spielbereich. Dies erfordert keine Aktion.

Held*innen bringen Siegpunkte, kosten aber wertvolle Ressourcen.
Held*innen bringen Siegpunkte, kosten aber wertvolle Ressourcen.

Alle Held*innenkarten bringen uns am Ende des Spiels Siegpunkte: Manche geben dabei eine fest vorgegebene Anzahl an Siegpunkten, während andere von unserem Spieltableau abhängen – so gibt es Karten, die jeweils einen Punkt für Gebäude, Landschaftsplättchen oder Festungen geben. Manche Karten bringen uns darüber hinaus auch weiße Meeple, die wir in den kommenden Zügen einmalig einsetzen können.

Artefakte

Ein weiteres Element, das etwas Abwechslung zwischen den Runden bringt, sind Artefakte, die eine Runde lang gewisse Boni bringen. So können wir beispielsweise Ressourcen günstiger gegen andere tauschen, starten eine Runde mit einem zusätzlichen Meeple oder dürfen eine Aktion zweimal ausführen, die ansonsten nur einmalig verfügbar wäre.

Artefakte bringen uns je eine Runde lang besondere Boni.
Artefakte bringen uns je eine Runde lang besondere Boni.

Artefakte werden zu Beginn des Spiels ausgesucht und müssen dann jedes Mal beim Passen gegen eines in der Auslage ausgetauscht werden. Beweisen wir gutes Timing beim Passen, können wir uns also genau das Artefakt schnappen, das wir in der nächsten Runde haben wollen.

Ausstattung

Das Design von Settlement ist äußerst hübsch. Von den Illustrationen auf Schachtel, Plättchen und Karten über die Monster-Meeple hin zu den Ressourcen und Tableaus ist alles nicht nur schön designt, sondern fühlt sich auch hochwertig an.

Das Regelwerk ist kurz und knackig gehalten sowie gut verständlich strukturiert. Symbole sind größtenteils selbsterklärend, auf den letzten beiden Seiten des Regelhefts gibt es aber zusätzlich eine Erläuterung aller Gebäude und Artefakte.

Die harten Fakten:

  • Verlag: IGames, Asmodee
  • Autor*in(nen): Oleksandr Nevskiy
  • Erscheinungsjahr: 2022 (deutsche Version)
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Spieldauer: 60 – 90 Minuten
  • Spieler*innen-Anzahl: 1 2 3 4
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Preis: ca. 50 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Bonus/Downloadcontent

Die Spielanleitung ist bei Asmodee zum Download verfügbar.

Fazit

Settlement will uns in eine phantastische Welt voller unberührter Landstriche und wilder Monster entführen. Im Vordergrund stehen aber letzten Endes doch die Eurogame-Mechaniken Worker Placement und Engine Building. Wir legen Plättchen, erzeugen Ressourcen und geben sie für neue Plättchen oder Siegpunkte wieder ab. Dazwischen vertreiben wir noch Monster-Meeple von unseren Plättchen, um erneut an die Ressourcen zu kommen.

Die Regeln von Settlement sind leicht zu erlernen. Durch ein großes Deck an Held*innenkarten und Artefakte kommt eine gewisse Abwechslung ins Spielerlebnis. Jedes Mal sind andere Ressourcen gefragt und die anzuwendende Strategie ändert sich (nur) leicht durch die Boni, die wir durch die Artefakte erhalten.

Die Landschaftskarten bringen eine weitere zufällige Variable ins Spiel. Das kann aber auch frustrierend sein, da es recht teuer ist, an wertvolle Landschaftsplättchen zu kommen und die Monster dort zu besiegen – und dann ist nicht einmal sichergestellt, dass wir wertvolle Ressourcen erhalten. In der Regel ist die beste Strategie, sich auf den Ausbau der Siedlung zu konzentrieren und sich die besten Gebäude zu schnappen, statt viel zu erkunden. Allerdings hat die Auslage der Held*innenkarten hier eine große Auswirkung: Sind nur schwache Monster zu sehen, sind wir beispielsweise in den Landschaften auf Stufe drei sicher.

Settlement ist ein spaßiges Gateway Game für alle, die auf dem Weg zu Brettspiel-Kenner*innen sind. Als solches ist der Preis jedoch möglicherweise etwas hoch geraten. Ein Merchant’s Cove fällt in eine ähnliche Preiskategorie, bietet aber deutlich mehr Wiederspielwert. Für ein Wonderland’s War mit ähnlich verzahnten Mechaniken nimmt man zwar mehr Scheine in die Hand und investiert wesentlich mehr Zeit in die Erklärung, erhält dafür aber auch weitaus mehr Spieltiefe und landet wahrscheinlich auf einem niedrigeren Pro-Spiel-Preis. Uns hat Settlement ein paar Runden lang viel Spaß bereitet, bei dem aktuellen Preis können wir es jedoch leider nicht uneingeschränkt empfehlen. Von uns erhält Settlement drei von fünf putzigen Monster-Meeplen.

  • Schönes Design und Spielmaterial
  • Leicht zu erlernen
 

  • Siegesstrategie simpel
  • Zu wenig Tiefe für Erfahrene
  • Spielgefühl gleichförmig

 

Artikelbilder: © IGames
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Sabrina Plote
Fotografien: Milanko Doroski
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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