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Ob Neverwinter Nights 2 oder Fallout: New Vegas: Obsidian Entertainment ist eine bekannte Größe, wenn es um Rollenspiele geht. Im Jahr 2015 entführte das Studio Isometrie-Fans erstmals in die Fantasy-Spielwelt Eora. Pillars of Eternity bringt herausfordernde Kämpfe, tiefgründige Dialoge und umwerfende Geschichten mit sich.


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Im Jahr 2012 startete Obsidian Entertainment die Kickstarter-Kampagne für Pillars of Eternity, damals noch als Project Eternity bezeichnet. Unterstützer*innen rund um den Globus investierten mehr als 4 Millionen USD und machten dieses Projekt zu einer der erfolgreichsten Videospiel-Kickstarter-Kampagnen. Das fertige Spiel erschien 2015 und beglückte Fans klassischer Rollenspiele wie Baldur‘s Gate und Icewind Dale mit einem Gefühl purer Nostalgie. Der Titel ist für PC, PlayStation 4, Xbox One und Nintendo Switch erhältlich. Das Spiel wurde von

Paradox Interactive beziehungsweise Versus Evil (Switch-Version) veröffentlicht.

Der zweite Teil, Pillars of Eternity II: Deadfire, erschien 2018 und schließt sich an die Handlung vom ersten Teil an. Er ist für PC, PlayStation 4 und Xbox One erhältlich. Eine Veröffentlichung für die Nintendo Switch ist geplant. Versus Evil fungiert hier als Publisher.

Die Spielreihe erfreut sich aufgrund der immersiven Handlung, unzähligen Dialogen und lebendigen Charakteren großer Beliebtheit. Vor allem Rollenspiel-Fans kommen auf ihre Kosten. In diesem Artikel werden sowohl die Spielwelt als auch die beiden Teile der Reihe vorgestellt.

Genre und Spielwelt

Pillars of Eternity und Pillars of Eternity II: Deadfire sind isometrische Rollenspiele in einem mittelalterlichen Fantasy-Setting mit Renaissance-Anleihen. Die Spielwelt trägt den Namen Eora. Sie ist in verschiedene Regionen wie beispielsweise den Östlichen Abschnitt, in welchem der erste Teil der Reihe spielt, oder der Todesfeuer-Archipel, der im zweiten Teil besucht wird, aufgeteilt. Es existieren sowohl Götter als auch das Konzept von Wiedergeburt. Seelen folgen einem Kreislauf, dem sogenannten Rad, und werden – ohne Erinnerung an ihr bisheriges Leben – wiedergeboren.

Es können verschiedene Gegenden erkundet werden (Pillars of Eternity © Obsidian Entertainment/Paradox Interactive).

Die Götter können nicht nur direkten Einfluss auf das Leben der Bewohner*innen von Eora nehmen, sie sind auch fehlbar. Ihre Schwächen und fragwürdigen Entscheidungen haben die Geschichte geprägt und Spuren hinterlassen – und tun es auch weiterhin.

Charakteristika und Spielmechaniken

In beiden Teilen der Spielreihe erstellen sich Spieler*innen einen eigenen Charakter. Hierbei können sie aus sechs verschiedenen Rassen wählen, die jeweils über mehrere Variationen verfügen. Neben „typischen“ Fantasy-Figuren wie Elfen und Zwerge gibt es beispielsweise die mysteriösen Gottähnlichen oder die kleinen, pelzohrigen Orlaner. Es gibt elf Klassen, die im zweiten Teil der Reihe noch Unterklassen und die Möglichkeit, zwei Klassen zu kombinieren, aufweisen. Eora kann beispielsweise als nahkämpferischer Paladin oder aber mysteriöses Medium, das sich der Gedankenbeeinflussung bedient, erkundet werden. Interessanterweise gibt die Klassenauswahl nicht vor, welche Waffen ein Charakter führen kann. Mit dem Festlegen der Kultur, der der Charakter entstammt, wird nicht nur seine Persönlichkeit abgerundet, er erhält auch noch einige Modifikationen.

Waffenfertigkeiten können klassenunabhängig gewählt werden (Pillars of Eternity II: Deadfire © Obsidian Entertainment/Versus Evil).

Schließlich können Punkte auf insgesamt sechs Attribute verteilt werden. Diese sind sowohl für den Kampf als auch die Auswahl verschiedener Dialogoptionen interessant. Des Weiteren gibt es eine Auswahl von Fähigkeiten, auf die alle Klassen zugreifen können, und eine Auswahl, die klassenspezifischer Natur ist.

Verbunden mit einem Angebot verfügbarer Begleiter*innen, die im Laufe des Abenteuers rekrutiert werden können, kann ein individueller Spielstil geschaffen werden. Sowohl Kämpfe als auch Dialoge und andere Herausforderungen können auf unterschiedliche Art und Weise angegangen werden. Diese Flexibilität sorgt zum einen für einen erhöhten Wiederspielwert und schafft zum anderen Raum für individuelle Spielstile. Dabei kann es aufgrund verschiedener Werte und Fähigkeiten durchaus auch mal kompliziert werden. Fans von Pen-and-Paper-Rollenspielen sind hier klar im Vorteil.

Der Charakterbogen von Xoti, einer potenziellen Begleiterin in Pillars of Eternity II (© Obsidian Entertainment/Versus Evil).

Neben dem detaillierten Fähigkeiten- und Kampfsystem glänzt Pillars of Eternity durch eine Vielzahl von Dialogzeilen und Antwortmöglichkeiten, die Rollenspieler*innen das Herz aufgehen lassen. Darüber hinaus weiß die erzählte Geschichte durch ihren Tiefgang, aber auch ihre Verstrickungen zu begeistern. Besonders gelungen sind die Begleitcharaktere, die unterwegs eingesammelt werden können. Sie sind liebevoll geschrieben und bringen spannende Gefährt*innenquests mit sich.

Lediglich Lesemuffel werden keine Freude mit der hier vorgestellten Videospielreihe haben: Pillars of Eternity lebt vom geschriebenen Wort – und davon gibt es viel(e). Wer sich darauf einlassen kann, wird mit Geschichten belohnt, die beklemmend und furchtbar, gruselig und manchmal sogar amüsant sind. Begleitet wird das Spielerlebnis von einem wunderbar stimmigen Soundtrack.

Wer bin ich? Einige Dialoge definieren den gespielten Charakter und seine Vergangenheit (Pillars of Eternity © Obsidian Entertainment/Paradox Interactive).

Vom Dyrwald ins Todesfeuer-Archipel

Pillars of Eternity und Pillars of Eternity II können unabhängig voneinander gespielt und genossen werden. Allerdings ist es eine belohnende Erfahrung, den gleichen Charakter über beide Teile hinweg zu spielen. So können beispielsweise einige Gefährt*innen aus dem ersten Teil auch im zweiten rekrutiert werden. Auch erinnern sich andere Personen an die – sowohl guten als auch schlechten – Taten des gespielten Charakters. Aus zwei großartigen Geschichten entsteht somit ein einziges Epos.

Pillars of Eternity

Am Anfang von Pillars of Eternity ist der Hauptcharakter Teil einer Karawane, die nach Goldtal, einem Dorf im Dyrwald, reist. Hier möchte er sich ein neues Leben aufbauen. Die Gründe dafür können unterschiedlicher Natur sein; sie können in einem frühen Dialog mit einem Begleitcharakter diskutiert werden – sind aber per se nicht relevant. Leider sorgt eine Erkrankung des soeben erstellten Charakters dafür, dass die Karawane im Schatten fremdartiger, grüner Säulen zum Stehen kommt. Eben noch ist das einzige Ziel der Spielenden, ein linderndes Kraut zu finden, dann jedoch überschlagen sich die Ereignisse: Die ruhende Karawane wird attackiert und ein magischer Sturm zieht auf. Wenig später wird der Hauptcharakter Augenzeuge eines seltsamen Rituals, in dessen Zentrum eine Maschine einer früheren Zivilisation steht.

Ein Anfang wie in einem guten Fantasy-Roman (Pillars of Eternity © Obsidian Entertainment/Paradox Interactive).

Von den Ereignissen gezeichnet und verändert findet die Hauptfigur ihren Weg nach Goldtal. Doch hier warten nur weitere düstere Überraschungen auf sie: Sie erfährt, dass diese Region unter Hohlgeburten leidet. Hierbei handelt es sich um Neugeborene, die ohne eine Seele auf die Welt kommen und somit den Kreislauf von Leben und Sterben stören. Gleichzeitig begegnet sie neuen Fähigkeiten und ebenso vertrauten wie auch fremdartigen Erinnerungen in ihrem Inneren. Eine Reise voller menschlicher und seelischer Abgründe beginnt und nimmt alsbald epische Ausmaße an.

Für Pillars of Eternity sind zwei Erweiterungen erschienen: The White March I und The White March II. Sie warten mit einem ebenso dynamischen wie auch gefährlichen Ausflug in die Weißmark auf. Darüber hinaus wurde als Vorgeschmack auf Pillars of Eternity II ein kostenloses Add-On mit Outfits und Waffen aus dem Todesfeuer-Archipel veröffentlicht.

Pillars of Eternity II: Deadfire

Der zweite Teil der Pillars of Eternity-Reihe spielt fünf Jahre nach dem ersten. Er baut auf den Geschehnissen im Dyrwald und den umliegenden Regionen auf und gestattet es Spieler*innen, ihre Speicherstände zu importieren. Das bedeutet, dass der eigene Charakter weitergespielt werden kann und die Konsequenzen getroffener Entscheidungen weitergetragen werden.

Anlegen mal anders: Ankunft auf der ersten Insel im Spiel (Pillars of Eternity II: Deadfire © Obsidian Entertainment/Versus Evil).

Als ein totgeglaubter Gott eine Schneise der Verwüstung hinter sich herzieht und die eigene Seele auf dem Spiel steht, bricht die Hauptfigur ins piratenverseuchte Todesfeuer-Archipel auf. Dies bringt einen erfrischenden Wechsel der Szenerie mit sich und bietet Raum für neue Elemente wie beispielsweise das Managen eines eigenen Schiffs und Schiffskämpfe. Pillars of Eternity II ist weniger düster als der erste Teil und bringt einige Modernisierungen wie detaillierte Charaktervorschau und der Möglichkeit, zwischen Echtzeit-Kämpfen mit Pause-Option, wie Spieler*innen es aus dem ersten Teil kennen, und dem rundenbasierten Kampf zu wählen.

Für Pillars of Eternity II erschienenen insgesamt drei Erweiterungen, namentlich Beast of Winter, Seeker, Slayer, Survivor und The Fogotten Sanctum. Darüber hinaus wurden mehrere kostenlose Inhalte wie beispielsweise das Rum Runner’s Pack oder das Critical Role Pack, welches Inhalte aus der beliebten Vox Machina-Kampagne des gleichnamigen Formats enthält, veröffentlicht.

Und dann war da noch Avowed

Während des Xbox-Game-Showcase-Livestreams 2020 wurden Pillars of Eternity-Fans überrascht: Obsidian Entertainment kündigte Avowed an, ein First-Person-Rollenspiel, in welchem es zurück nach Eora geht. Der seinerzeit veröffentlichte Trailer verrät, dass es sich bei Avowed nicht um einen isometrischen Titel handelt. Stattdessen erinnern die ersten Eindrücke stilistisch an bekannte Rollenspielgrößen wie Skyrim oder Outer Worlds. Letzteres stammt ebenfalls aus den Hause Obsidian. Avowed präsentiert sich, ganz im Stil bisheriger Ausflüge in die Spielwelt Eora, düster und mysteriös.

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Einen offiziellen Veröffentlichungstermin gibt es noch nicht; die Online-Fachpresse vermutet, dass der Titel Ende 2022 oder Anfang 2023 erscheinen wird.

Für Leseratten und Rollenspiel-Fans

Obsidian Entertainment erzählt gute Geschichten – und das nicht erst seit Pillars of Eternity. Die Spielreihe begeistert allerdings ganz besonders mit einer tiefgründigen, verstrickten Handlung, etlichen Dialog-Zeilen, die dem gespielten Charakter Persönlichkeit geben, und einem herausfordernden Kampfsystem. Wer sich auf viel Lesestoff und ein wenig Werte-Rechnerei in klassischer Rollenspiel-Manier einlassen kann, wird mit einer atemberaubenden Handlung belohnt, die es an kämpferischen Herausforderungen nicht mangeln lässt. Eora wartet!

 

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Titelbild: © Pillars of Eternity: Obsidian Entertainment/Paradox Interactive
Pillars of Eternity II: Deadfire: Obsidian Entertainment/Versus Evil
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Saskia Harendt
Screenshots: Yola Tödt

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